Название: Wilde Welt
Автор: Gerstäcker Friedrich
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753135984
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Diese Jagd kann gefährlich werden, wenn auf dem rauhen, keine rasche Bewegung erlaubenden Boden der Jäger dem ungeschlachten Wild gerade in den Weg kommt, oder sich unnöthiger Weise sehr bemerkbar macht. Der Elephant ist nicht sehr ängstlich mit Ausweichen und was er, mit dem Gewicht natürlich, unter den Fuß bekommt, ist rettungslos verloren.
Die Eingeborenen jagen den Elephanten ebenfalls, und zwar mit ihren alten Gewehren, bürschen sich dann aber stets dicht an ihn an. Uebrigens ist es ganz unnöthig, daß die Kugel, mit der ein solches Thier erlegt werden soll, eine eiserne Spitze haben oder überhaupt Spitzkugel sein muß. Auch die runde Kugel schlägt, auf nicht zu große Entfernung, überall durch die Decke und macht jedenfalls eine bessere Wunde als die Spitzkugel, die, meiner Meinung nach, das Schlechteste ist, was ein Jäger auf Wild verschießen kann - wenn er nicht eben ganz ausgezeichnete Hunde bei sich hat. Wo das aber nicht der Fall ist, kann man sich fest darauf verlassen, daß man sehr häufig ein noch so gut geschossenes Wild verlieren wird, weil es mit einer Spitzkugelwunde ganz unverhältnißmäßig wenig schweißt.
Vom Elephanten werden, wie bekannt, die Fangzähne /97/ genommen, und die Eingeborenen schneiden sich noch außerdem zwei runde Stücken Decke aus den beiden Schulterblättern, aus denen sie ihre runden Schilde verfertigen. Aus dem Fleisch scheinen sie sich wenig oder gar nichts zu machen, oder essen es auch vielleicht nur deshalb nicht, weil sie dem noch lebenden Thier nicht nahe genug kommen können, um es, wie es ihnen ihre Religion gebietet, abschlachten oder schächten zu können.
In den Gebirgen selber treffen wir aber auch noch anderes Wild, und zwar vor allem andern die Sassa-Antilope oder afrikanische Gemse - nicht mit dem Gemsbock des Cap zu verwechseln, der ein ganz anderes und viel größeres und stärkeres Wild ist, auch außerdem nicht die geringste Aehnlichkcit mit einer Gemse hat.
Die Sassa-Antilope, ein viel kleineres und schlankeres Thier jedoch wie unsere europäische Gemse, ähnelt dieser, wenn man sie, besonders von Weitem, auf einem spitzen Stein stehen oder in den Felsen herumklettern sieht, außerordentlich. In der Nähe fällt dieser Unterschied aber bedeutend weg, denn in ihren einzelnen Theilen zeigt sie wohl eine Verwandtschaft mit der Gemse, aber weiter nichts. Wie diese, liebt sie jedoch felsiges Gestein zu ihrem Aufenthalt und kommt nie in das flache Land herunter. Sie klettert ebenfalls ganz ausgezeichnet und geht besonders über die schrägen und glatten Granitplatten mit einer Sicherheit, mit der es ihr kein anderes Thier ihres Geschlechts, ihre Base, die Gemse, ausgenommen, gleichthun könnte.
Der Bock trägt ein nicht sehr langes, aber gerades und sehr spitzes Gehörn, ziemlich ähnlich wie die Zwergantilope, nur natürlich etwas größer. Die Geis hat dagegen, unähnlich der europäischen Gemse, nicht auf.
Merkwürdig bröckelig ist das Haar der Sassa, sehr rauh und grob dabei, von heller, fast weißer Farbe, bis oben am Ende, wo es sich dunkelbraun ausschattirt und in eine flache, hellgelbe Spitze ausläuft. Es biegt sich aber gar nicht, sondern knickt bei dem geringsten Versuch dazu ein. Die Farbe der Sassa, wenn sie draußen im Gebirg steht, ist eine braungraue, ähnlich den Granitblöcken, zwischen denen sie sich aufhält. Sie ist ziemlich häufig. /98/
Mit der Sassa bewohnt noch eine prachtvolle andere Antilope die nämlichen Gebirge, und zwar die Kudu-Antilope.
Die Kudu-Antilope ist die stärkste, die uns zu Gesicht gekommen. Nur der Bock hat auf, und zwar ein mächtiges gewundenes Gehörn, das ihm ein ganz imposantes Ansehen giebt. Die Farbe der Kudu-Antilope ist lichtbraun mit an der einen Seite drei, an der andern vier mattweißen schmalen Streifen, die vom Rückgrat nach dem untern Theil des Wanstes hinablaufen. Nur ein einziger Bock wurde von der Expedition angetroffen und erlegt, so viel Thiere desselben Geschlechts auch zu Gesicht und Schuß kamen. Dieser Bock wog, mit dem Aufbruch, sicherlich seine sechshundert Pfund (genau gewogen konnte er natürlich droben nicht werden) und war ein mächtiges Thier von wildem, trotzigem Aussehen. Die Thiere sind aber ebenfalls nicht klein und wenigstens so groß wie ein starkes Altthier in den Tyroler Bergen - bekanntlich die stärksten an Körper in Europa.
Dieser Bock stand einzeln, jedenfalls geht er aber zu gewissen Jahreszeiten mit dem ganzen Rudel zusammen; in dieser Zeit aber, in der wir die Berge durchstreiften, waren in den Rudeln nur Thiere und Kälber, und die Rudel zwar sehr klein, nur höchstens fünf oder sechs Stück, die sich nur sehr schwer ankommen ließen. Es wurden auch nur drei Stück im Ganzen erlegt.
Sauen giebt es ebenfalls in den Gebirgen, und zwar eine ganz wunderliche, rothfuchsige Art mit herunterhängendem Gehör und außerordentlich starkem Gewehr, aber sie sind selten und scheu, und wir waren nicht im Stande, eine davon zu erlegen, auch freilich nicht in der Gegend, wo sie sich am meisten aufhalten sollen.
Ich selber begegnete eines Tages, als ich einen Platz wieder aufsuchte, wo ich am vorigen Tag eine einzelne Sau angetroffen, einem den Hang herabkommenden Honigdachs, der erste, der, wie ich glaube, in Abyssinien geschossen ist. Es war an einer Stelle, wo es sehr viele Frankolinhühner gab, und ich hatte eben die Schrotflinte in der Hand, als ich die dunkle Gestalt über mir ziemlich rasch durch die Felsen gleiten sah. Natürlich wußte ich im ersten Augenblick gar nicht, was es /99/ war, feuerte aber auf etwa achtzig Schritt. Der Dachs drehte jetzt, kam auf etwa dreißig Schritt bei mir vorüber und fiel mit dem zweiten Rohr.
Er war nicht ganz so stark wie unser Dachs, mit ziemlich niedrigen Läufen, schwarz, mit einem sehr breiten weißen Streifen auf dem Rücken und einem ganz durchdringenden fast unerträglichen Moschusgeruch. Jedenfalls ist das Thier hier sehr selten.
An Geflügel giebt es dagegen desto mehr für den Jäger, wenn er eben blos für die Küche sorgen will, denn man geht doch eigentlich nicht nach Afrika, um Hühner zu schießen, und der Knall des Gewehres - wenn er das benachbarte Wild nicht gleich verscheucht - macht es doch jedenfalls aufmerksam und vorsichtig, so daß es sich bei dem geringsten verdächtigen Geräusch in das Dickicht zurückzieht.
Die beiden Hauptarten von Hühnern, die hier vorkommen, sind Frankolin- und Perlhuhn, und von dem ersteren wieder eine Menge Varietäten. Die Jagd auf diese Hühner ist aber keineswegs sehr angenehm, denn sie stehen nicht auf, sondern laufen - sobald sie den Jäger sehen oder ein Schuß fällt - in die Mimosen hinein und darin fort, daß es gewöhnlich zur Unmöglichkeit wird, ihnen darin zu folgen oder sie wieder zu finden.
Die Perlhühner sind bekannt, denn es giebt deren genug in Deutschland zahm. Sie leben in den Bergen besonders in Völkern von zwanzig bis dreißig Stück zusammen.
Trifft man frische Völker an, die noch nicht oder lange nicht gejagt sind, so lassen sie den Schützen ziemlich nahe heran; sind sie aber schon kürzlich beschossen worden, dann ist an Halten kein Gedanke und sie streichen entweder in weitester Entfernung ab, oder laufen zwischen Felsen und Gestrüpp hinein, in dem sie, ohne Hunde, spurlos verschwinden.
Das Frankolinhuhn, ein schönes braunes Huhn, so groß wie das Perlhuhn, macht es genau so, lockt aber häufiger und verräth dadurch eher seinen Aufenthalt. Wenn man diesen Ruf nachahmen könnte, so würde man ohne Zweifel in sehr bequemer Art eine große Anzahl schießen; nun aber muß /100/ man jedes einzelnen wegen in die Dornen und Felsen hineinklettern, und wie oft noch außerdem vergeblich.
Die Zwergantilope hält sich sehr gern zwischen diesen Hühnern auf und wird häufig in ihrer Nähe, oft mitten in einem Volk, angetroffen.
Das Wüstenhuhn kommt hauptsächlich in der Samhara oder den nächsten Thälern vor. Es ist ein ganz reizendes Huhn, das aber eigentlich, besonders im Flug, viel mehr Ähnlichkeit mit der Taube hat. Jedenfalls bildet es vom Huhn zur Taube den Uebergang. Es ist außerdem nicht ganz so groß wie eine СКАЧАТЬ