Diese Forderung an einen einzigen Menschen, alles zu vereinen, überfordert die Liebe und macht den Menschen zum Gefangenen seines Gefühls. Irgendwann kann er es nicht mehr ertragen. Diese Liebe wird erdrückend.
Die Partner müssen ihre sexuellen Fantasien unterdrücken und trauen sich nicht, Sex außerhalb dieser Instanz zu haben. Das wäre Untreue; wenn man einen liebt, hat man doch nur Lust auf diese Person.
Andere überromantisieren die Liebe. Manche Paare bezeichnen sich mit Kosenamen wie „Hasi, Pupsi...“, manche Partner fangen an, sich gegenseitig „Papa“ und „Mama“ zu nennen, wenn sie Eltern geworden sind. Unbewusst wirken diese Namen sehr effektiv auf den Menschen. Wie kann ich mit jemandem, den ich Mama nenne, schlafen? Wie kann ich mit meiner Mama schlafen? Wie kann ich mit meinem Papa schlafen?
Zu viel lieben und diese Liebe ständig betonen, kann auch die Lust auf Sex töten.
Der Mann singt jeden Tag „Ich liebe dich!“, ruft die Frau jede Stunde im Büro an, er bombardiert sie mit SMS-Liebesgrüßen, ihr Anrufbeantworter steht nicht mehr still, Blumen werden jeden Tag geschickt usw. und wenn sich die Frau darüber beschwert, sagt er nur: „Aber ich liebe dich doch, Schatz, ich bin halt verrückt nach dir!...“ Am Anfang scheint es noch süß zu sein, aber bald wird diese Art nervig, und die Lust auf den Partner verschwindet. Eine Liebe, die so läuft, führt garantiert dazu, dass die Lust irgendwann stirbt.
Liebe kann man austeilen und differenzieren. Liebe ist nicht nur auf einen einzigen Menschen beschränkt. Man kann mehrere Männer und Frauen gleichzeitig lieben. Jede Liebe ist anders. Es gibt immer einen Grund, warum man den einen oder den anderen liebt.
Die westliche Kultur und Denkweise ist sehr religiös geprägt, und die Sprache und Kultur ist voller Egoismus und Beschränkungen. Sex und Liebe reflektieren nur die gesamte Kultur. Die Sexualität (in der Beziehung) ist nach außen sehr eng mit Liebe verbunden. Liebe wiederum fordert ein absolutes Exklusivrecht am Partner, seinen Bedürfnissen, seinem Körper und seiner Sexualität; Liebe bedeutet hier, alles mit dem Partner zu teilen (Freundeskreise, Intimsphäre, Geheimnisse, Hobbys, Meinungen, Sexualität….) und zu Einem zu werden.
In der Bamiliké (Westafrika) Kultur gibt es nur ein Wort für alles folgende: Sympathie, mögen, Liebe und liebhaben, sind vereint in dem einzigem Wort „Liebe“. Somit kann man viele Menschen lieben und mit vielen Menschen Sex haben, ohne das Gefühl zu haben, dass man jemanden betrogen hat.
Ich sage sehr afrikanisch: man kann nicht jeden Tag nur Reis mit Erdnusssoße essen, auch wenn dieses Gericht das Lieblingsgericht ist. Irgendwann kommt eine Sättigung. Um zu wissen, dass Reis mit Erdnusssoße wirklich das Lieblingsgericht ist, sollte man vielleicht Reis mit Tomatensoße oder gar Nudeln oder Kartoffeln essen. Diese Abwechslung macht dann den Reis zu etwas Besonderem. Man freut sich nach zwei Tagen, wenn man wieder Reis mit Erdnusssoße essen darf. Wenn man das nicht tut und nicht die Möglichkeit hat es zu vergleichen, wird man am Ende auch keinen Reis mehr sehen wollen. So ist es auch mit Sex und Liebe.
Wenn diese Vereinigung von Liebe und Sex im Innersten richtig wäre, würden doch nicht so viele Menschen dennoch fremdgehen. Überall in den westlichen Ländern floriert alles, was mit Sex zu tun hat. Der Verbrauch an Spielzeugen (eine Möglichkeit, mit jemand anderem Sex zu haben) ist enorm. Die am häufigsten angeklickten Seiten im Internet sind Sexseiten mit Milliarden Klicks pro Monat. Partnerbörsen und Seitensprungportale, Singletreffs, Sexclubs, Freudenhäuser usw. boomen: das heißt alles, was mit reinem Trieb, mit Sex ohne Gefühl und Liebe zu tun hat.
Wenn wir diesem Trieb in seiner Natürlichkeit nicht erlauben, sich zu entfalten, wird dieser Trieb in uns unsere Lust zerstören.
Fazit
Unsere moderne und christliche geprägte Kultur hat uns gelehrt, dass Sex und Liebe eine Einheit sind. Die Natur des Menschen entdeckt jeden Tag Beweise, dass es überhaupt nicht so ist; aber der Mensch kann sich aus diesen gesellschaftlichen und moralischen Zwängen nicht befreien. Ein Machtkampf entsteht in einem selbst. Besonders bei Frauen ist das deutlich, weil die Männergesellschaft zusätzlich Druck ausübt. Alle diese wechselhaften Gefühle im Menschen und der Druck, alle Liebeselemente in sich vereinen zu müssen, lassen die Lust erschlaffen, genauso wie die Distanzlosigkeit.
1.4. Distanzlosigkeit und zu viel Harmonie
Distanzlosigkeit ist ein weiterer Faktor, der Lust töten kann! Wenn Partner alles teilen wollen und einfach alles vom Anderen wissen wollen, keine kleinen Geheimnisse für sich haben, jeden Tag, jede Minute zusammen sind, alles teilen usw. kann dass das sexuelle Interesse völlig abflauen lassen.
Sie wollen, wie es in der Bibel beschrieben wird, ein einziger Körper, eine einzige Seele werden. In der Bibel steht: „Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und es werden die zwei ein Fleisch sein – so dass sie nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“ (Mat. 19,5+6). Daran sieht man, woher dieses Verhalten besonders in den westlichen Kulturen kommt. Man versteht nun, warum Paare in Europa alles zusammen machen wollen. Als Liebeszeichen oder Beweis dafür, dass Paare zusammenpassen, wird nur anerkannt, dass sie die gleichen Interessen haben, dass der eine zum anderen wird.
Es geht so weit, dass bestimmte Schamgrenzen überschritten werden.
Er sitzt zum Beispiel auf der Toilette und erledigt sein Geschäft, während sie nackt neben ihm steht, mit einer Maske im Gesicht und sich dabei die Beine rasiert! Es gibt überhaupt keine Geheimnisse mehr voreinander und schon nach sechs Monaten der Beziehung gibt es nichts Neues am anderen mehr zu entdecken! Man teilt alle Stimmungen, alle Freunde, jede Minute, das gleiche Bett, auch wenn man sich seit Tagen ständig streitet und sich nicht mehr riechen kann, alle Hobbys werden aufeinander abgestimmt und man zeigt sich ständig nackt voreinander.
Sobald das Telefon klingelt, kommt die Frage „Wer war denn das, Schatz? Was wollte er denn?“
Es gibt keine zwei „Ichs“ mehr, sondern nur noch ein einziges „Wir“: „Wir können heute nicht mit euch ins Kino gehen, wir haben Kopfweh, wir haben Bauchschmerzen, uns ist schlecht...“ Selbst Visitenkarten tragen beide Namen. Dieses Aufgeben der Privat- und Intimsphäre und zu viel räumliche & körperliche Nähe ohne Geheimnisse machen den Partner sehr schnell total uninteressant und töten die Lust.
Zu viel Harmonie schwächt die Lust. Da wo es keine Reibung gibt, kann kein Feuer entstehen. Wenn alles zu harmonisch, bzw. immer nur harmonisch, läuft, lässt die Kraft der Lust nach. Es gibt keine Spannungen und kein Funke springt über. Am Ende ist man wie Bruder und Schwester im Bett.
Fazit
Diese überromantisierte Vorstellung von Liebe, die sich in Distanzlosigkeit in der Beziehung zeigt, führt dazu, dass die Lust am anderen schneller stirbt, als die Liebe wachsen kann.
1.5. Übersexualisierung und Untererotisierung, Banalisierung der Sexualität
Übersexualisierung und Untererotisierung in der Welt, sowie die Tabuisierung von Sex und Erotik können realen, aktiven Sex in der Beziehung töten!
Ständig werden wir im Fernsehen, auf Plakaten und in der Werbung mit Sex und sexuellen СКАЧАТЬ