Der Werwolf. Alexis Willibald
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Название: Der Werwolf

Автор: Alexis Willibald

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752933741

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СКАЧАТЬ ist und seine Seele im Himmelreich, der noch fortschafft auf dieser Erde. Sieh, des Schreiners Arbeit und gar des Maurers, wie lange lebt's nach ihm fort. Und der Orgelbauer, dessen Stimme schallt noch nach hundert Jahren zu den Menschenkindern, die nichts von ihm wissen.“

      „Und erst der Glockengießer, Gestrenge!“

      „Und wer zuerst die schönen Kirchenlieder sang, davon das Herz sich hebt. Ruprecht ist nicht mit uns aus, wenn der Sargdeckel fällt. Wer rechtschaffen gelebt und gearbeitet hat, der arbeitet noch fort in Kind und Kindeskind; man merkt's nur nicht.“

      „Ich meine“, entgegnete Ruprecht, „der Mensch will's, wie die Bäume tun, die möchten auch immer höher hinauf, aber in der Schrift steht geschrieben, es ist dafür gesorgt, dass sie nicht in den Himmel wachsen. Ich meine nun, der Mensch hat nur das voraus, vor dem grünen Gewächs und vor dem Vieh, dass er denkt, er könnt's anders und besser machen, als es ist. Und das, mein ich, geradewegs vom Bösen. Das ist der Hochmut, dass wir bauen, denn die höchsten Türme stürzen am Ersten ein, wie der von Babylon. Und wenn alle Menschen zusammenblasen mit ihren Lungen, können sie noch nicht fliegen, wie der kleinste Maikäfer. Wir könnten viel lernen noch, sagen sie, wo lernt denn aber einer mir das, was ihm gut ist, und frisst doch kein Hase Kraut, was ihm nicht gut ist. Ja, lernen ist schon gut, aber es sollte eine Kreatur von der anderen lernen, dazu hat sie unser Herrgott so untereinander gewürfelt, die Pflanze von den Steinen, die wollen gar nicht wachsen, die Tiere von den Pflanzen und die Menschen von den Tieren.“

      „Von den Tieren, Ruprecht, Gottes Ebenbild?“

      „Die Vögel haben Nester gebaut, eh' der Mensch sich Wohnungen machte, der Bär kriegte seinen Winterpelz, eh' der Mensch sich Kleider webte. Die Schwalbe hat gewiss eher den Frühling gewittert, ehe denn Adam merkte, dass der Winter vorüber wäre, und er wieder raus muhte zum Graben. Darum ist das mein Sinn, dieweil die Tiere sind bei der alten Satzung blieben, so Gott für sie gemacht, ist auch bei ihnen blieben, dieweil wir vom Weib Geborne nicht bei geblieben sind. Wir schlugen aus der Art, der Teufel steht immer uns zur Linken oder zur Rechten, bei allem, was wir tun und denken, weil er weiß, er braucht uns nur was Goldenes oder Rotes hinzuhalten, so laufen wir nach.“

      Ein Lächeln schwebte um die Lippen der guten Frau und sie hob etwas den Finger: „Als wie die Drosseln nach den roten Ebereschen. Siehst Du, Deine klugen Vögel gehen auch an die Schlingen!“

      Die Burgfrau horchte wie auf ein Geräusch aus der Ferne.

      „War nur ein Pferdewiehern, ein Wolf ist dahinter. Von unseren sind keine draußen. Es ist nicht gut, auf derlei um Mitternacht achten.“

      „Ruprecht entsinnst Du Dich? Christ Jesus, mein Herr und Heiland, steht mir's doch vor Augen wie gestern, als der Lindenberger bei uns einritt. Das stürmte auch, und was kam darauf!“

      „Nichts, was nicht kommen musste.“

      „Nein, nein,“ sprach Frau Brigitte, wie einen Gedanken abwehrend. „Nichts muss kommen, was nicht der Herr schickt, und was er schickt, ist gut. Wär nicht der Lindenberger bei uns eingeritten, dann hätten sie nicht meinen Gottfried nach Berlin geschleppt in Ketten, der Kurfürst wäre nicht bei uns eingekehrt, er hätte nicht Hans Jürgen gesehen und liebgewonnen, er hätte ihn nicht mit sich genommen an seinen Hof, noch wär er jetzt sein Marschall und Eva, ja und meine Eva –“,

      Ein wohlgefällig Lächeln überzog das Antlitz der Alten.

      „Und den Junker Hans Jochem hätte nicht der Teufel geholt!“ fiel der Knecht ein. Es schickte sich wohl nicht für einen Knecht, so zu sprechen.

      „Der Teufel! Wie Du sprichst, Ruprecht! Er ist ja auf dem Wege, ein Heiliger zu werden. Es ist noch kein Bredow ein Heiliger geworden!“ Die gute Frau sprach es nicht zürnend aus. Etwas von Schalkheit mochte doch in der trüben Miene liegen.

      „Es sind viel Heilige gewesen, das ist so meine Meinung,“ sprach der Knecht Ruprecht, „und haben viel getan, die Menschenkinder sind aber darum nicht heilig geworden, noch werden sie's werden. Also war's wohl eine besondere Gattung, wie die Schwäne andere Tiere sind als die Enten. Und als wie eine Bachstelze nicht sollte fliegen wollen und singen wie die Lerche, so ist das zum Exempel gesetzt, dass wir's den Heiligen nicht nachtun sollen. tun's ihnen etwa die nach, an denen es doch wäre, die Mönche und die Domherren und die Prälaten? Wird sich der Abt von Lehnin rösten lassen, wie der heilige Laurentius, oder hat die Äbtissin von Spandow Lust, dass sie sie räderten wie die heilige Katharina? Vom untersten Barfüßler bis zum obersten Erzbischof, da lässt sich keiner auch nur einen kleinen Finger abhauen, und der Papst zum wenigsten. Warum wär's denn da an uns“.

      „Ruprecht, warum wären wir denn auf der Welt?“

      „Hab's auch manchmal so gedacht. Warum muss der Bauer schwitzen im Sonnenstrahl bei der Ernte, dass er umfällt, warum muss der Soldat die Glieder sich zerhacken lassen im Kriege, warum muss man frieren, hungern, dursten, hinten, am Zipperlein sich schleppen, und der Vogel friert nicht, schwitzt nicht und arbeitet nicht“.

      „Das ist Adams Fluch.“

      „Schon gut. Es ist ein Pack auf uns geladen, das müssen wir hier mit schleppen, und jeder trägt seines, der Fürst wie der Bauer, das weiss ich recht gut, und wer seines abschmeißen will, dem wird wohl noch eins, das schwerer ist, aufgepackt. Das weiß ich auch. Und murren hilft so wenig als besser machen wollen. Darum müssen wir's geduldig tragen und im Himmelreich wird es uns abgenommen“.

      „Ich denke, es wird uns schon eher ein bisschen leichter gemacht.“

      „Je älter man wird, so schwerer trägt man“.

      „Nicht alle!“ die Edelfrau schüttelte den Kopf. „Nur wer Böses hinter sich hat, meine ich. Wer auf guten Wegen ging, dem wird die Last immer leichter, ob der Fuß auch schwerer wird und die Kniee wanken. Nicht wahr, Ruprecht?“ – und sie fasste ihn am Arm und sah ihn so herzensgut an – „gutes Tun ist schon gut, wenn einer auch keines Lohnes wird. Der Lohn sitzt in ihm, wie ein Funke, der heraus will, der allimmer noch, wenn's Lämpchen erlöschen möchte, knistert und aufflackt. Trägst Du denn so schwer, Ruprecht; sieh mich an, tragen wir beide so schwer? Und wie wir, so wird's viele geben. Die können getrost der Grube zugehen, der Sargdeckel wird nicht so schwer auf sie niederfallen. Nein, nein, es bleibt schon ein Luftspalt, draus weht es und flüstert's, und sie sehen auch wohl, als selige Geister, wie das fortblüht und wächst, was sie säten. Der hochselige Markgraf, der ruht gewisslich sanft, und wenn der Herrgott ihm erlaubt, die Augen aufzuschlagen, lächelt er wohl bisweilen, wenn er die sichern Straßen sieht und die Räuber verschwunden, und der Friede und die Sicherheit, sind das nicht seine Werke? 's ist der Funke, den er zurückließ und sein Sohn hat's nur ausgeführt. Das sind die guten Werke guter Leute, die haben's besser gemacht als es war, und wenn die Leute gut bleiben, geht das so weiter, und walte Gott, dass, wenn unser Herr sich niederlegt, früh oder spat, dass er aus seinem Sargdeckel auch so hinausschauen kann und sieht, dass alles noch besser ist, als er's gekannt.“

      „Wer's nur wüsste, wer einem sagte, wie's ist,“ sprach der Knecht Ruprecht, den Kopf im Arm. „Als sie die Universität gemacht haben, dazu glaubte ich doch, wäre das: „Was die Pfaffen nicht wissen, müssten die Professoren wissen.“

      „O ja, da sind berühmte Gelehrte, die griechisch wissen, wie unser Herrgott denkt, und was weiß ich, aber für unsereins, klopft da einer an, sie rufen lateinisch herein und setzen uns hebräisch einen Stuhl an die Schwelle, und sonst bleibt's schmutzig und stückig und hoffärtig. Das müsste doch sein, dass mal ein Mönch oder ein Pfaff, oder ein Prälat recht fromm wäre und alles wüsste, und ein christlich Leben führte, an den unsereiner sich halten könnte, und was man ihn fragte über die Seligkeit und das gottgefällige СКАЧАТЬ