Der Werwolf. Alexis Willibald
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Название: Der Werwolf

Автор: Alexis Willibald

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752933741

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СКАЧАТЬ Ein mattes: „Ach, Ihr seid es!“ entrang sich der gepressten Kehle, und doch schaute jeder noch ängstlich hinter sich, der, ob die feurigen Tiere, der, ob der donnernde Mönch verschwunden sei? Der Morgenhahn krähte draußen, die Gespenster verschwanden; im Augenblick drauf zitterten beide unter den Federn. Aber noch lange hörte man in dem stillen Gemach ein Lispeln der Lippen, nur zuweilen von den zusammenschlagenden Zähnen unterbrochen. Die Lippen murmelten: Misere Domine und Ave Maria, bis auch diese Töne wieder in ein dumpfes Schnarchen übergingen.

      Am Morgen begrüßten sich die Prälaten nur stumm, es schien, als mieden sich ihre Blicke; keiner erwähnte der Gespenster der Nacht.

      Viertes Kapitel

      Was bleibt von uns?

      Herr Hieronymus pflegte noch ein Zwiegespräch mit der Wirtin, während die Rosse draußen schon zum Abritt stampften. Das in Seelenruhe genossene Frühstück schien wieder über das Gesicht des Prälaten den Strahl des Wohlbehagens ausgegossen zu haben, jene glückliche Ruhe des sichern Bewusstseins, die sich so gern dem andern mitteilt. Aber die gute Frau von Bredow stand mit niedergeschlagenen Augen vor ihm.

      „'s ist alles so anders gekommen; wer hätt's gedacht.“

      „Derohalben keine Sorgen,“ sprach er, mit seinen beringten Fingern auf ihren Arm sanft klopfend. „Sie ist ein Weib, das mit keinem in Frieden leben kann. Bläst sie doch noch jetzt, was man sagt, ihre letzte Lunge aus, wenn die Bauern die Zinshühner an ihr Bett bringen müssen, und fühlt sie selbst unter die Flügel, ob sie fett sind.“

      „Mutter Gottes, in einem Kloster müsste doch auch im Heidentum Friede sein!“

      „Liebe Frau von Bredow, wo Frauen zusammen sind, und kein Mann drunter ist niemals Friede. Doch wenn Frau Mechtild das Zeitliche gesegnet, was über kurz geschehen muss, dann können wir, mit Gott und uns, wohl darauf rechnen, dass unsere Agnes – keine böse Äbtissin mehr über sich haben wird.“

      „Ach, ich hätte sie so gern bei mir. Weiß immer nicht, ob ich mir nicht ein Gewissen draus machen soll, dass ich sie hab' dahin geschickt! Nun hätten wir's doch nicht nötig gehabt, und ist ein so gut' Kind, ein Kind ist sie zwar nicht mehr, aber keinem Menschen tut sie nichts zuleide, und allen möchte sie Gutes tun, darum kommt sie ja immer mit der bissigen Frau zusammen, möchte allen Armen Almosen geben und die kleinen Kinder, die sie ins Kloster zieht und unterrichtet! Und, weiß Gott, die fettesten Gänse schicke ich ihr ja zu Martini, besonders seit mein Mann tot ist, denn Gänse aß er gar zu gern, und jeden Fasttag von den braunen Rosinenkuchen, kann's wohl ohne Ruhmredigkeit sagen, zehn' Meilen in der Runde spricht man davon. Ob denn die Frau kein Herz im Leibe hat, ist eine Christin und eine Äbtissin, und wenn meine Agnes nur ein Stück fortschenkt, an die armen Würmer, die sie wie ihre Mutter lieb haben“.

      „Künftig mag sie alle Kuchen in tausend Stücke zerschneiden und alle tausend Stücke unter die Kleinen austeilen,“

      „Und wozu muss das arme Ding nun im Kloster sein! Es mag wohl eine Sünde sein, dass ich so was fragen tue, aber hochwürdigster Herr Bischof, wir sind allzumal Sünder vor dem Herrn, und fromm sein, und Gutes tun, und die Kranken besuchen, und die Kinder lehren, das könnte sie doch auch bei uns. Das denk ich so manchmal. Ja du lieber Himmel! Und der Hans Jochem, wann ich daran denke, da rührt sich's mir im Leibe.“

      „Der Herr wird in seiner Weisheit auch einen Platz für ihn finden. Mein Bruder, der Abt, hat ihn, wie Euch wohl bekannt, mit nach Wittenberg genommen, wo wir ihn zurückließen. Da kann er disputieren.“

      „Ja, ja, da kann er disputieren.“

      „Da findet er seinen Mann, und es schadet auch nichts, wenn er in seiner Weise den Mönch ein wenig hart durchschüttelt. Da ist er weit von uns, da lassen wir ihn und kümmern uns weiter nicht; wie denn überhaupt, meine liebe Frau von Bredow, der Schöpfer es weislich so eingerichtet hat, dass wir uns nicht um alles kümmern sollen. Der Menschen sind so viele. Hat jeder sein Päckchen zu tragen, nicht wahr? Wozu will er sich um das Pack anderer kümmern.“

      Der gute Prälat hatte wohl nicht daran gedacht, dass er der guten Frau durch diese Reden keinen Trost bereite. Es kam ihr feucht über die Augen, und sie nannte mit einem tiefen Seufzer und einem Blick gen Himmel den Namen ihres Gottfried.

      „Gott hat ihn abgerufen, als seine Zeit um war“, sagte der Bischof.

      „Das gewiss, Hochwürdigster, aber wenn Ihr wüsstet“.

      Entweder wusste der Bischof, oder verspürte keine Lust, es zu hören.

      „Woran ist denn eigentlich der liebe Herr Gottfried gestorben; ich meine, was die Doktoren als Ursache angaben?“ setzte er schnell hinzu.

      „Ach, hochwürdigster Herr, wenn man's recht nimmt, er ist eigentlich am Denken gestorben. Das war zu viel für ihn; er war drauf nicht zugekommen in seinen jungen Jahren, und nun sollte es mit einem Male losgehen, als der Leib alt war und die Glieder steif. Götz, sagte ich, wozu quälst Du Dich? Der liebe Gott hat die Menschen unterschiedlich gemacht, die einen zum Arbeiten, die anderen zum Denken, und wieder andere zum Nichtstun, 's ist so, also muss es Gottes Wille so sein. Erst wollt' er's abstreiten, dann musst er's doch zugeben. Aber nun könnt Ihr's glauben, nun quält' er sich zu denken, warum's so sei? Und wenn er da so saß, sein ehrliches Gesicht in beiden Händen und die Ellenbogen auf dem Tische, stundenlang saß er, und Bier und Wein wollten ihm nicht schmecken, und dann kam Hans Jochem zu und fuhr mit den hageren Armen aus den weiten Ärmeln, und stöhnte und rollte die Augen und schrie, dass die Tauben vom Dach flatterten. Manches Mal, mit Permiss zu sagen, ob er schon ein geistlich Kleid anhatte, hab' ich ihn beim Arm genommen und zur Thür 'raus geführt, und manches Mal war's auch meinem Götz recht lieb; denn er meinte, Jochem schütte zu viel Gedanken mit einem Mal aus, und da möchte was verloren gehen.“

      Der Bischof machte eine Bewegung mit dem Finger nach der Stirn, Frau Brigitte verstand die Frage, die er nur halb aussprach.

      „Dass Gott mich bewahre, Herr Bischof, und meinen seligen Gottfried in Ehren, es waren alles klare christliche Gedanken, nur wie gesagt, es war zu viel mit einem Male, darum konnte er sie nicht klein kriegen. Warum Gott so viele Menschen zum Nichtstun geschaffen hätte, das konnte er nicht aus den Gliedern 'rauskriegen; das quälte ihn auf die Letzt noch.“

      „Der liebe Mann! Gott wird ihm seinen guten Willen schon anrechnen.“

      „Ist auch in der Hoffnung von dannen gegangen, als ein gläubiger Christ. Aber, wenn er auf alle die zu sprechen und rechnen kam, die nichts täten und doch lebten, da rief er: Gott beschert's über Nacht. Da lag's manches Mal auf ihm wie 'ne Wolke, und ließ sich Bücher aus dem Kloster bringen, darin verzeichnet und abgeschildert stehen alle die Nonnen und Mönche in ihren Habitern, die auf der Welt sind, und dann rechnete er Zahlen zusammen, und da schlug er einmal übers andere die Hände übern Kopf und rief: Die tun alle nichts und leben doch. Wovon leben sie denn? Und wenn dann der Knecht Ruprecht antwortete: Von dem, was die anderen arbeiten und schaffen, da schlug er wieder die Hände zusammen.“

      Der Bischof strich über sein Kinn: „Es ist nicht abzustreiten, dass es eine hübsche Anzahl, vielleicht zu viel Bettelmönche gibt; indessen, was ist zu viel, was zu wenig vor dem Auge des Herrn? Können wir sagen: Es sind zu viel Sandkörner am Meer, zu viel Blätter im Walde?“

      „Ach, er meinte auch nicht die Mönche allein, auch die Thumbherren und Kreuzherren und Kapitulare und Kaplane und Pfarrherren, die alle vom Müßiggang lebten, sagte er.“

      „Vielleicht waren ihm auch zu viel Bischöfe?“

      „Ach, Hochwürdigster! СКАЧАТЬ