Brand und Mord. Die Britannien-Saga. Sven R. Kantelhardt
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Название: Brand und Mord. Die Britannien-Saga

Автор: Sven R. Kantelhardt

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862827725

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СКАЧАТЬ Bruder Swæn hatte er schon einmal einen Zahn ausgeschlagen, aber damals war er noch sehr klein gewesen und es hatte sich auch nur um einen Milchzahn gehandelt.

      „Du kommst auf deinen Großvater“, stellte der Vater düster fest. „Vielleicht ist das ein Wink der Schicksalsfrauen, dass nicht Agill, sondern du mit nach Britannien ziehen sollst.“

      Hatte Ordulf richtig gehört? Keine Strafe, sondern im Gegenteil, er durfte mit Hengist ziehen?

      „Aber jetzt musst du erst einmal die Arbeit deines Bruder und die Waffenübungen gleichzeitig hinbekommen. Bevor wir nicht alle Gräben neu ausgehoben haben, geht mir keiner von euch nach Haduloha, ganz egal was eure Mutter sagt.“

      Ordulf hätte seinen Bruder Agill am liebsten umarmt, aber der war natürlich wenig begeistert und außerdem verbot die verletzte Schulter solche Annäherungen.

      Eine alte Magd, die sich auf Kräuter und Heilkunde verstand, half Swæn schließlich, seinem Sohn einen Verband anzulegen, der, um beide Arme geschlungen, am Rücken verknotet wurde. Ganz so, dass er die hängende Schulter an ihrem eigentlichen Platz hielt.

      Für Ordulf wurden es zwei harte Wochen. Vater Swæns Drohungen bezüglich der Gräben waren weniger besorgniserregend, denn sie hatten bereits im Frühjahr die meisten Gräben kontrolliert und Pflanzenreste und Schlick daraus entfernt. Aber es gab auch so noch genug zu tun. Pferdebohnen, Gerste, Hafer, Lein und Leindotter mussten gesät werden. Dazu kam, dass Agill ihn mit Verachtung strafte. Und auch sein ältester Bruder Swæn maulte über Ordulf.

      „Deinetwegen kommen wir noch zu spät und die Keydinger und Haduloher nehmen uns die Plätze weg!“

      Aber das alles machte Ordulf nichts aus. Er durfte mit Hengist nach Britannien!

      Nach der Arbeit übte er verbissen mit den Waffen. Er kämpfte gegen seinen Bruder Swæn, den Vater oder einen der Knechte sooft sie Zeit für ihn erübrigen konnten, auch wenn gerade der älteste Bruder nun keinerlei Nachsicht mehr mit ihm übte und Ordulf manche Beule davon trug. Dann warf er Speere nach immer neuen Zielen. Meist waren es Grasbüschel im Umland und er lief hinter seinen Geschossen her und suchte ein neues Ziel, bis es zu dunkel wurde, um weiter zu machen. Anschließend stand Ordulf oft auf dem Hof und hielt Schild und Speer mit den Armen weit von sich gestreckt, bis sie zu zittern begannen und er erschöpft aufgeben musste.

      Beufleet, Mai 441

      Ceretic

      Schon wieder ging ein Tag zu Ende. Inzwischen bedauerte Ceretic es zutiefst. Die Tage, die ihm zuvor endlos erschienen waren, verstrichen seit seinem ersten Treffen mit Rowena wie im Fluge. Seither war es immer schwieriger geworden, unbemerkt zu bleiben, denn das Lager am Fuße von Hengists Wurt wuchs mit jeder Woche, wenn Krieger aus dem gesamten nördlichen Sachsen herzuströmten. Kein Ort auf dem Hof versprach Ceretic und Rowena völlige Sicherheit vor Entdeckung. So blieben die Begegnungen mit ihr meist auf einen kurzen Händedruck und ein paar innige Worte beschränkt.

      Nach zehn Tagen kehrte dann auch Hengist aus Dithmarschen zurück. Während die bereits versammelten Haduloher täglich in Keilen gegeneinander anstürmten und mit Holzschwertern um sich hieben, hatte er jenseits der Ælf zahlreiches junges Volk für seine Fahrt begeistern können.

      „Sie folgen mir alle“, prahlte Hengist und Ceretic war sich nicht sicher, ob er sich dabei auf den johlenden Haufen der Haduloher oder die jungen Dithmarscher bezog, von denen er gerade berichtet hatte. „Wenn dein König nur genügend Silber hat, werde ich ihm das ganze Land der Pikten unterwerfen!“

      Ceretic war unschlüssig, ob er sich über den raschen Fortgang der Dinge freuen sollte. Einerseits brachte ihn die erfolgreiche Anwerbung der Erfüllung seines Auftrages und der Rettung Britanniens näher. Andererseits raubte ihm der Gedanke an eine Trennung von Rowena fast den Atem. Er hatte seit Hengists Rückkehr keine einzige Gelegenheit mehr gefunden, ein intimes Wort mit ihr zu wechseln.

      Zu Ceretics großer Erleichterung meldete sich Hengist bereits drei Wochen später erneut ab.

      „Ich muss dringend nach Keydingen, um die Ausrüstung des dritten Schiffes zu überprüfen und die Männer dort auf Vordermann zu bringen“, eröffnete er eines Abends. „Wir haben inzwischen viele gute Recken versammelt. Wenn die Werbung weiter so voranschreitet, können wir wie geplant Ende des Monats in See stechen. Immerhin stoßen jetzt noch die ganzen Dithmarschen zu uns. Ihr, Horsa und Ceretic, werdet sie hier in meinem Namen empfangen.“ Bei diesen Worten schnaufte Horsa vernehmlich, aber Hengist sprach ungerührt weiter. „Ich reite Morgen bei Sonnenaufgang nach Keydingen und in drei Wochen rudern wir über die See gen Britannien!“

      Ceretic schluckte. Drei Wochen nur noch! Die nahende Abreise legte sich wie ein düsterer Schatten auf sein Gemüt. Er musste Rowena unbedingt vorher unter vier Augen sprechen, koste es, was es wolle.

      Die ganze folgende Nacht lag er wach auf seinem Lager und wälzte sich von einer auf die andere Seite. Er sann darüber nach, wie er sie nur einige Stunden für sich allein haben könnte. Doch schließlich war es Gutha, die kleine rothaarige Magd, die sich einmal mehr als treue und listige Botin erwies.

      „Heute Abend wird Rowena zum Waschplatz kommen“, raunte sie ihm am Morgen nach Hengists Abreise zu, während sie seine Morgensuppe schöpfte.

      Vor Aufregung schlug Ceretics Herz ganz wild. Vielleicht war das die letzte Gelegenheit, sich Rowena zu erklären.

      Gegen Mittag erbat er von Horsa wieder ein Pferd für einen Ausritt. Inzwischen vertraute ihm Horsa ein ganz ordentliches Tier an. Einen braunen Wallach von vierzehn Jahren, ein wenig träge, aber ausgezeichnet zugeritten. Horsa suchte ihn selbst heraus und sah gemeinsam mit Ceretic zu, wie ein Knecht das Fell bürstete, die Hufe auskratzte und schließlich Sattel und Zaumzeug anlegte.

      „Mir scheint, du hast große Fortschritte im Reiten gemacht und das ganz ohne Lehrer“, bemerkte Horsa schmunzelnd.

      Ceretic lief rot an. Hatte Horsa ihn durchschaut oder plauderte er nur höflich? „Ich bin früher mehr geritten und komme langsam wieder rein“, antwortete er knapp.

      Horsa ließ es dabei bewenden und hielt die Steigschlaufe auf der Gegenseite fest, als Ceretic diesmal nach sächsischer Art aufstieg.

      „Fall nicht runter – du musst uns noch nach Britannien führen“, gab Horsa dem Britannier augenzwinkernd mit auf den Weg.

      Ceretic schluckte seinen Stolz herunter und antwortete nicht. Das bevorstehende Treffen mit Rowena hatte ihm ohnehin den Mund ausgetrocknet.

      Er lenkte sein Ross im Schritt von der Wurt. Wie beim vorigen Mal folgte er dem Beufleet nach Süden, aber diesmal überquerte er das Fleet bereits vor dem Moor. Die Erfahrung vom vorherigen Mal wollte er nicht wiederholen. Besorgt blickte er sich in alle Richtungen um. Zu leicht konnte einem der müßigen Krieger sein merkwürdiges Verhalten auffallen. Doch als er schließlich nach gut zwei Stunden die Baumgruppe, an der er sein Pferd schon während des ersten Stelldicheins angebunden hatte, erreichte, war er sich ziemlich sicher, dass ihm niemand gefolgt war. Er wartete dennoch eine Weile in Ruhe ab. Es war ohnehin noch viel zu früh, um sich zu seinem Versteck am Fleet zu begeben. Er versuchte, ein Gedicht für Rowena zu ersinnen, aber die sächsische Sprache war einfach zu ungelenk und seine keltische Muttersprache würde sie nicht verstehen. Schließlich gab er es auf und machte sich an den letzen Abschnitt seines Weges.

      Diesmal folgte er gleich einem schmalen Wasserlauf, von dem er sich zu erinnern meinte, dass er zum Beufleet hinabführte. Die Ufer waren dicht mit Schilf und Rohr gesäumt, sodass er sich nicht um eine Entdeckung sorgen musste. Die letzen Schritte bis СКАЧАТЬ