Название: Die andere Meinung
Автор: Dieter Rakete
Издательство: Bookwire
Жанр: Социология
isbn: 9783738025422
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Käßmann
11.08.2014
Jesus, Gandhi, Mandela, Käßmann: Diese Reihe hätte Margot gern, vergisst dabei aber jegliche historischen Hintergründe. Käßmann sollte ihre Theorie der uneingeschränkten Gewaltfreiheit einmal den Kriegs- und Gewaltopfern der Gegenwart zur Wahl stellen: Friedensdiskussionen oder militärische Hilfe. Die Wahl dürfte eindeutig ausfallen. Sie selber mag gewaltfrei leben. Sie begeht aber eine Kompetenzüberschreitung, wenn sie diese heroische Lebensform von der Politik verlangt. Weh mir, wenn ich jemals von Margots Friedensgesäusel beschützt werden müsste.
Maßvolle Intoleranz
11.08.2014
Die Methode, mit maßloser Toleranz Hasspredigern und Gewalttätern entgegen zu kommen, ist gescheitert. Deshalb versuche man es einmal mit maßvoller Intoleranz. Der Vorschlag, ausländische Verbrecher bereits auszuweisen, wenn sie „nur“ zu mindestens einem Jahr Gefängnis verurteilt wurden, scheint mir vernünftig zu sein. Weshalb die SPD laut Stegner - das ist der Mann mit den sauertöpfischen Mundwinkeln - es bei drei Jahren belassen will, bleibt unbegründet. Denn dieses Verfahren hat überhaupt keine Wirkung gezeigt.
Deutsche Hilfe
12.08.2014
Die deutsche Regierung will im Irak humanitäre Hilfe leisten. Sie will sich aber militärisch nicht beteiligen. Was wird aus dieser „humanitären“ Hilfe, wenn der IS alle Jesiden und Christen abgeschlachtet hat? Das könnte, zynisch gesagt, sehr billig werden.
Ausrüstung
13.08.2014
500 Kurden, die ein Flüchtlingslager verteidigen wollten, und die mit deutschen Helmen, deutschen Schutzwesten, mit deutschen Blutkonserven und mit wortreichem Trost unserer deutschen Verteidigungsministerin ausgerüstet waren, sollen von 5 IS-Kämpfern mit Kalaschnikows in die Flucht geschlagen worden sein.
Schlangenlinien
16.08.2014
Es gibt eine UN-Doktrin, die eine „Schutzverantwortung der internationalen Staatengemeinschaft“ vorsieht, falls der betroffene Nationalstaat den Schutz der Bevölkerung nicht mehr gewährleisten kann. Kannte die deutsche Regierung diese UN-Doktrin nicht bei ihren Diskussionen, ob sie den unterlegenen Gegnern der IS Waffen liefern solle oder nicht. Sie drückt sich doch sonst gern unter Berufung auf „kein UN-Mandat“ vor unangenehmen militärischen Entscheidungen. FrankWalter Steinmeier ist bereit „bis an die Grenze des politisch und rechtlich Machbaren“ zu gehen. Dabei suggeriert er, dass diese Grenze unwandelbar sei, obwohl sie von Menschen gemacht ist. Und Ursula von der Leyen begründet wortreich und mit schauspielerisch ernstem Mienenspiel, weshalb Deutschland nur Schutzwesten und Helme in den Nordirak liefern dürfe, obwohl militärische Güter z.B. auch nach SaudiArabien und Katar exportiert werden. Kurze Zeit später argumentiert sie ebenfalls wortreich und mit schauspielerisch ernstem Mienenspiel (oder war es doch ihr freundlich-undefinierbares Lächeln), weshalb auch militärische Mittel in Erwägung gezogen werden. Wörtlich erklärt sie mit einem hochmütigen „nur“ im Satz: „Wenn sich ein Völkermord n u r mit deutschen Waffen verhindern lässt, dann müssen wir helfen“.
Pazifistische Schamlosigkeit
18.08.2014
In einem Kommentar zum Irak-Krieg wird gesagt, dass Deutschland auf dem Wege sei, „seine pazifistische Unschuld“ zu verlieren. Ich möchte wissen, welche Gefühle die vielen amerikanischen Eltern, deren Kinder ohne „pazifistische Unschuld“ in humanitär basierten Militäreinsätzen ihr Leben verloren, bei so einer kaputten Einschätzung hegen. Deutschland verliert endlich einmal nicht etwa seine „pazifistische Unschuld“, sondern seine pazifistische Schamlosigkeit. Hoffentlich!
Welterklärung
18.08.2014
In verschiedenen Medien wird der verstorbene Peter Scholl-Latour als „Welterklärer“ verherrlicht. Das scheint mir ein wenig hoch gegriffen. Allerdings besaß er ein bewundernswertes Detailwissen, zum Beispiel hat er einmal einen Angriff der Amerikaner in Afghanistan als verfehlt bezeichnet, weil der Stammesführer Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi al Gossarah gerade Geburtstag hatte. Schlichtere Gemüter würden das als „namedropping“ bezeichnen.
Widersprüche
23.08.2024
Hilfe, was soll ich nun glauben!
Viele Kommentatoren geben im Syrischen Bürgerkrieg dem „Westen“ die Schuld, dass radikale Terroristen wie der Islamische Staat so stark geworden sind. Der „Westen“ hätte die gemäßigten Kräfte früher unterstützen müssen, und die Amerikaner hätten Raketen gegen Assads Truppen einsetzen sollen. Andere Kommentatoren sehen den früheren Ministerpräsidenten des Irak al-Maliki in der Verantwortung, weil er einseitig die Schiiten in der Regierung bevorzugt hat.
Viele Kommentatoren geben George W. Bush und seinen Beratern die Schuld, dass jetzt im Irak ein fürchterliches Chaos herrscht. Wahrscheinlich bestand der Fehler wohl tatsächlich darin, dass er Saddams Armee in die Arbeitslosigkeit entließ. Hätte er aber Saddam schonen sollen, um eine teuer erkaufte Stabilität weiterhin zu garantieren. Die Massenvernichtungsmittel sind zwar nicht gefunden worden, aber Saddam hätte sie gewiss angesichts der iranischen Hochrüstung angestrebt. Kann Bush etwas dafür, dass sich radikale Sunniten und radikale Schiiten nach Saddams Terrorregime gegenseitig barbarisch bekämpfen? Hätte er die Unvernunft und die Interessen der Politiker in den Nachbarstaaten Türkei, SaudiArabien, Syrien oder Katar verhindern können?
Viele Kommentatoren, - gerade auch solche in Europa, deren Regierungen in internationalen Konflikten kaum Hilfe leisten und im Ernstfall dauernd die Amerikaner um Unterstützung anflehen -, fordern von Obama ein stärkeres Engagement in den Kriegen und Bürgerkriegen der Gegenwart. Soll er in deren Augen zum geschmähten George W. Bush werden? Meiner Meinung nach haben Obama und seine Berater außenpolitisch und militärisch bisher kaum Fehler gemacht.
Islam
24.08.2014
Zu den Kriegen im Nahen Osten schreiben sehr viele Kommentatoren, dass diese Form des Terrorismus und der Kriegsführung nichts mit dem Islam zu tun habe. Mit welchem Islam? Wenn das richtig ist, dann müssten diese brutalen Gräueltaten auch ohne Koran und mittelalterliche islamische Traditionen, die von Marokko bis Indonesien annähernd gleich sind, möglich sein. Ist das glaubhaft? „Islamisten“ werden in den Medien solche Menschen genannt, die den Islam offenbar zu radikal interpretieren, d. h. aber, dass diese Religion doch zu einem gewissen Prozentsatz ihr Nährboden ist. Genauso СКАЧАТЬ