Название: Predigten durch ein Jahr
Автор: Martin Luther
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753184319
isbn:
«Wahrlich, wahrlich, die sage dir, es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.»
Hier spricht unser Heiland ein Urteil gegen die erste Geburt, daß diese fleischlich und voller Sünden ist, und zum Reich Gottes nicht gehört. Als wollte er sagen: du fragt, ob du von deiner Mutter anders geboren werden müßtest. Wenn du tausendmal anders von deiner Mutter geboren würdest, so wärest du und bliebest der alte Nikodemus. Von Fleisch denn nichts denn Fleisch geboren werden. Darum gehört zu dieser Wiedergeburt nicht Vater und Mutter, wie beide Fleisch und voll Sünden sind; sondern es gehört dazu Wasser und Geist. Wer also wieder geboren ist, der ist ein neuer Mensch und wird in das Reich Gottes kommen.
Dieses werde ohne Zweifel den Nikodemus ein sehr lächerlicher Handel gewesen sein, er wird gedacht haben: nun, soll es meint Vernunft und Wille, und auch das Gesetz und Mosel nicht können, und das Wasser vermag es: was ist dies für eine Meinung? Hier wird der gute Mann so irre, daß er nicht weiß, was er sagen soll, wohl muß frei bekennen, daß er kein Mord versteht, obwohl er Mose und die Zehn Gebote sehr gut versteht, deswegen meint er auch er sei ein großer Lehrer.
Laßt uns nun die Worte fleißig merken und den Handel gut zusammen fassen. Beschlossen ist es, gute Werke sollen wir tun, und uns im Gehorsam des Gesetzes üben; aber dadurch sehen wir das Reich Gottes nicht. Wollen wir es aber sehen, so müssen nicht unsere Werke, sondern es muß ein anderer und neuer Mensch werden. Dieses geschieht nicht durch die leibliche Geburt, sondern durch Wasser und Geist; dieses sind die rechten Vater und Mutter zu dieser neuen Frucht
Das Wasser nun ist anderes nichts, als die heilige Taufe. Denn also spricht Christus, Markus im 16. Kapitel, Vers 16: «wer glaubt rund getauft wird, der wird selig.» Nun aber hat das Wasser solche reine Kraft nicht von Natur aus. Denn Wasser ist Wasser, das ist, ein Element und Kreatur, die für sich selbst das Herz nicht rühren rund nicht ändern kann, oder die Sünden ab waschen kann. Kleider, und was Unflat an der Haut ist, kann man mit Wasser reinigen und säubern; aber die Seele läßt sich durch Wasser nicht rühren noch reinigen. Das Wasser aber, wovon der Herr hier spricht und wir dazu Taufwasser sagen, ist nicht ein bloßes, natürlich es Wasser; sondern es ist ein Wasser, da Gottes Worte, Befehl und Verheißung drin ist. Da kommen zwei Dinge zusammen, Wasser und Wort, rund werden so ineinander gefügt, daß man keines vom anderen Abschneiden kann. Tust du das Wort vom Wasser, so hast du keine Taufe; tust du das Wasser vom Wort, so hast du auch keine Taufe. Wenn aber Wasser und Worte zusammen bleiben, da ist dann ein solches Wasser, in welchem der heilige Geist ist, und durch dasselbe wirst du zum Reich Gottes wieder geboren, das ist, dir deine Sünde vergeben und dich selig machen will.
Darum sollen wir diesen Spruch fleißig merken, hauptsächlich gegen das blinde Volk der Wiedertäufer, welche die Kindertaufe für untüchtig und unfruchtbar achten. Aber wie kann diese Taufe untüchtig sein, so du hier hörst, daß Christus das Wasser dazu auch wird, daß es zur Wiedergeburt durch die Mitwirkung des heiligen Geistes helfen soll? So nun die Kinder bedürfen, daß sie wieder geboren werden, und sonst das Reich Gottes nicht sehen können: warum wollte man doch ihnen die Taufe verweigern? Oder es dafür halten, als sollte solches Wasser, so in Gottes Worte gefaßt und mit Gottes Wort verbunden ist, ihnen zur Wiedergeburt nicht hilfreich sein? Ist es nicht wahr, daß die Worte Christi uns dahin dringen, wer wieder geboren werden will, der muß durch das Wasser wieder geboren werden? Also, obwohl das Wasser ohne den heiligen Geist nichts schafft, so will dennoch der heilige Geist seine Wirkung ohne daß Wasser in uns nicht haben.
Deswegen ist es ein schrecklicher großer Irrtum, daß an etlichen Orten etliche Prediger die Kinder ohne Wasser gekauft haben. Denn soll die Taufe richtig sein und der Mensch zur Wiedergeburt kommen, so muß nicht allein Wort, nicht allein Geist, sondern auch Wasser dabei sein. Denn so hat es Christus hier geordnet, und dieser Ordnung soll niemand brechen.
Das Wassertaufen sieht man mit den Augen, aber die Wirkung der Wiedergeburt, welche der heilige Geist durch solches taufen dem Herzen anrichtet, sieht man nicht. Auf das man aber um solcher heimlicher, unsichtbarer Wirkung Willen des heiligen Geistes das äußerliche, schlechte, unansehnliche Wassertaufen nicht verachte, darum spricht der Herr zu Nikodemus weiter: «Laß dich’s nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: ihr müßt von neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein sausen wohl; aber du weißt nicht, von wo er kommt, und wohin er fährt. Also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.»
Dieses sind sehr einfältige Worte, wie auch das Werk einfältig und schlecht ist. Denn es hat kein besonderes Ansehen bei unserer Vernunft. Daß man ein Kind, oder einen alten Menschen herbringt, und bekennt, es liege wegen der Sünden unter des Teufels Banden, und kann sich selbst davon nicht freimachen, und soll doch in solcher hoher, großer Not mehr nicht tun, denn das man im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes ein wenig ins Wasser tauche oder mit Wasser begieße. Aber, spricht Christus, verachte Jahr niemand um solches schlechten Aussehens willen dieses Werk. Denn der heilige Geist führt sein Werk heimlich; da gehört der Glaube zu, der die Worte faßt, und nicht daran zweifelt, es sei also, wie die Worte hier lauten. Denn mit den Augen wirst du es nie sehen, verstehen noch fassen können. Eben wie es mit dem Wind auch ist: den Wind hörst du sausen; aber das durch ihn so solltest fassen, daß du sagen könntest: hier fängt er an, da hörte auf, das ist nicht möglich. Also geht es hier auch zu. Das äußerliche Werk mit dem Wasser sieht man, und hört das Worte klingen oder sausen, daß es geschehe in Namen Jesu, zur Abwaschung der Sünden. Wer an das Wort sich nicht halten, und den Geist und seine Wirkung anders fassen oder suchen will, der wird fehlen. Denn soll er aus dem Geist geboren werden, so gehört mehr nicht dazu, denn das wer sich taufen läßt mit Wasser, und auf das sausen (das ist, auf das Wort) merke auf dasselbe und mit Glauben annehme; so wird er zu dem Reich Gottes wieder geboren, und durch nichts anderes.
Wo sind nun die lästerlichen Rotten und Schwärmer, die mehr nicht können, denn vom Geist schreien und rühmen? Aber der ist der böse Geist, der Teufel selbst, der sie leibhaftig besessen hat, weil sie Taufe, Sakrament, Wort, die uns Christus selbst teuer erworben hat, als unnötige, unnütze Dinge zur Seligkeit, verworfen haben. Gott Strafe den Lästergeist. (Rotten und Schwärmer sind die Wiedertäufer) Also lehrt aber Christus hier nicht, sondern weißt uns auf die heilige Taufe und sausen, das ist, auf das Wort; und warnt, wo wir uns am Wasser und sausen nicht genügen lassen können so werden wir nichts vom heiligen Geist behalten und nie zu einer neuen Geburt kommen. Deswegen laßt uns unsere Taufe und das Wort als unseren höchsten Schatz befohlen sein, da wir gewiß wissen, wenn wir dabei bleiben, daß wir zum Reich Gottes wieder geboren sind.
Das ist nun die Lehre, wie man zur Wiedergeburt, das ist, zum Reich Gottes, kommen soll; eine neue, unerhörte Predigt in der Welt, aber die allein gewiß und richtig ist, und uns nicht belügt. Dagegen sind aber alle anderen Lehren falsch und belügen uns, sie haben vor der Welt einen großen Schein. Es hatte auch das Leben der Pharisäer und das Judentum, sowie das ganze Papsttum mit den Mönchen, dieses ist auch ein besonderer Schmuck und großer Schein, wenn Menschen sich fein züchtig, ehrbar und nach den zehn Geboten halten: aber durch dieses alles wird man nicht wieder geboren. Allein das Wasser und der Geist muß es tun, welcher doch sich nicht anders sehen oder merken lassen will, denn wie der Wind durch sein Sausen. Wer das Sausen annimmt, das ist, wer dem Wort glaubt und getauft wird, der ist wieder geboren und wird selig.
Aber Nikodemus steckt so tief in seinen Gedanken vom Gesetz und von guten Werken, daß er diese Predigt nicht fassen und verstehen kann. Wie wir ja bei den Katholiken auch sehen, die es richtig meinen und auch nicht böse sind, aber das liegt ihnen im Wege, daß sie denken, soll unser Tun denn nichts sein? Soll es den Gott nicht gefallen, daß wir so viel beten, fasten, Tag und Nacht ihm dienen, so ein strenges Leben führen? Darum fährt Christus den Nikodemus auch härter an, Walter unseren Heiland nicht Glauben und auch nicht weisen lassen will, so spricht er: Bist du ein Meister in Israel, und weißt das nicht?
Als СКАЧАТЬ