Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ ihr Liebstes, Pferde, zum

       Opfer dar. Durch Hohenrätiens Alpentalschluchten

       stürzt sich der Rhein mit jugendlichem Ungestüm, frei

       und ungebunden, umwohnt von einem freien Bergvolke,

       das in Vorzeittagen hartlastende, schwerdrückende

       Fesseln brach. Da zwang ein Kastellan auf der Bärenburg

       die Bauern, mit den Schweinen aus einem Trog

       zu essen, ein anderer zu Fardün trieb ihnen weidende

       Herden in die Saat, andere übten noch andere Frevel.

       Da traten Hohenrätiens Männer zusammen, Alte mit

       grauen Bärten, und hielten Rat im Nachtgraun unter

       den grauen Alpen. Auf einer felsenumwallten Wiese

       ohnfern Tovanosa will man noch Nägel in den Felsenritzen

       erblicken, an welche die Grauen, die Dorfältesten,

       ihre Brotsäcke hingen. Und dann tagten sie in

       Bruns vor der St. Annenkapelle unter dem freien

       Himmel, unter der großen Linde, nach der Väter Sitte,

       und beschwuren den Bund, der dem alten Lande den

       neuen Namen gab, den Namen Graubünden, und daß

       der Bund solle bestehen, solange Grund und Grat

       steht. Davon gehen im Bündnerlande noch alte Lieder.

       – Kaiser Maximilian nannte scherzweise den

       Rheinstrom die lange Pfaffengasse, wegen der zahlreichen

       und hochberühmten Bistümer und Hochstifte an

       seinen Ufern, und nannte Chur das oberste Stift, Konstanz

       das größte, Basel das lustigste, Straßburg das

       edelste, Speier das andächtigste, Worms das ärmste,

       Mainz das würdigste und Köln das reichste.

       2. Des Schweizervolkes Ursprung

       In alten Zeiten, bevor noch das Schweizerland bevölkert

       und bebaut war, saß ein starkes und zahlreiches

       Volk in Ost- und Westfriesland und im Lande Schweden,

       und kam über dieses Volk große Hungersnot und

       leidiger Mangel. Da beschlossen die Gemeinden, weil

       der Menschen bei ihnen zu viel, daß von Monat zu

       Monat eine Schar auswandern sollte, und sollte die

       das Los bestimmen. Wen es treffe, der müsse fort bei

       Strafe Leibes und Lebens, ob hoch oder niedrig, und

       mit Weib und Kindern. Als dies immer noch nicht

       fruchtete und dem Mangel steuerte, so ward fernerweit

       beschlossen, daß jede Woche der zehnte Mann ausgeloset

       werden und hinwegziehen solle. So geschah es,

       und zogen an die sechstausend Schweden fort und

       zwölfhundert Friesen mit ihnen, und ernannten sich

       Führer. Deren Namen waren Suiter, Swey und Josius,

       noch andere Restius, Rumo und Ladislaus. Sie fuhren

       auf Schiffen den Rhein hinauf und hatten unterwegs

       manchen Kampf zu bestehen; endlich kamen sie in ein

       Land, das hieß das Brochen- oder Brockengebirg (wie

       es auch im Harzwald einen Brockenberg hat), allda

       bescherte ihnen Gott Wonne und Weide, und sie bauten

       sich an und verteilten sich in das Land, wirkten

       und schafften. Ein Teil zog ins Brünig (Bruneck), ein

       anderer an die Aar. Ein Teil Schweden, die aus der

       Stadt Hasle (gehört jetzt dem Dänen) stammten, die

       erbauten Hasli und wohnten darin unter ihrem Führer

       Hasius. Restius erbaute die Burg Resty bei Meiringen

       und wohnte allda, Swey und Suiter gaben der Schweiz

       und dem Volke den Gesamtnamen. Auch das Bernerland

       gewannen sie, waren ein treu und gehorsam

       Volk, trugen zwilchne Kleider, nährten sich von

       Fleisch, Milch und Käse, denn des Obstes war damals

       noch nicht viel im Lande. Sie waren starke Leute, wie

       die Riesen, voll Kraft, und Wälder auszureuten war

       ihnen so leicht wie einem Fiedler sein Geigenbogen.

       Davon gehen noch alte Lieder, die sagen aus, wie

       ihrer ein Teil unter dem Führer Ladislaus und Suiter

       gen Rom gezogen und dem römischen Kaiser tapfer

       beigestanden gegen hereingebrochenes Heidenvolk,

       und wie beide Führer vom Kaiser Feldzeichen empfangen,

       Adler und Bären, ein rotes Kreuz, und auf der

       Krone des Aaren ein weißes, und haben dann diese

       Zeichen nach der neuen Heimat getragen. Immer noch

       erzählen sich auf ihren Bergen die Alpenhirten, wie

       die Vorfahren im Lande gezogen und wie die Berge

       eher bewohnt gewesen als die Täler. Erst ein späteres

       jüngeres Geschlecht habe die Talgründe bebaut, wie

       das auch in andern Bergländern geschehen ist.

       3. Sankt Gallus

       Schon in frühen Zeiten drang das Christentum in das

       rätische Gebirge. Ein britischer Königssohn, Ludius

       mit Namen, soll über Meer gekommen sein und diesem

       Lande zuerst das Evangelium gepredigt haben.

       Nach ihm heißt noch ein Gebirgspfad zwischen Graubünden

       und der Herrschaft Vaduz (Fürstentum Liechtenstein)

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