Der Bastard, mein Herz und ich. Nancy Salchow
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Название: Der Bastard, mein Herz und ich

Автор: Nancy Salchow

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742799272

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СКАЧАТЬ aufrichtig und voller Wärme.

      Er legt seine Hände seitlich an meine Schultern, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen.

      „Auf Sie habe ich gewartet“, sagt er.

      „Auf mich?“

      Er nickt. „Sie sprachen vom Einfangen der abendlichen Atmosphäre auf der Hotelterrasse. Und hier vergeht kein Sommerabend, an dem nicht getanzt wird. Und genau deshalb“, er nimmt mir meine Kameratasche ab und stellt sie auf einen unbesetzten Stuhl, „ist es wichtig, dass Sie diese Atmosphäre am eigenen Leib spüren, um wirklich wahrheitsgetreu darüber schreiben zu können.“

      Ehe ich etwas entgegnen kann, spüre ich seine Hand an meiner Taille und meine Finger in seinen.

      Mit achtsamen Schritten beginnt er, mit mir zu tanzen. Langsam und bedächtig, aber äußerst sicher in seinen Bewegungen führt er mich durch den Rhythmus der Musik.

      „Glauben Sie mir“, beginne ich unsicher, „ich bin wirklich eine ganz grauenvolle Tänzerin.“

      „Blödsinn. Sie machen das wunderbar.“

      Unser Tanz ist vielmehr ein Wiegen. Sanft und besonnen, als würden wir nur dastehen und einander umarmen.

      Ich spüre seine warme Wange an meiner, während mein Blick ungewollt zu seinem offenen Hemdkragen wandert.

       Was tue ich hier eigentlich? Ich will einen Artikel schreiben und Fotos machen – und nicht tanzen.

      „Herr Teschner“, ich löse mich aus seiner Berührung, „eigentlich wollte ich …“

      Doch er zieht mich sanft, aber mit Nachdruck, wieder an sich heran.

      „Noch ist das Lied nicht zu Ende“, sagt er. „Nur noch ein paar Takte. Sie müssen mir versprechen, die Augen zu schließen und sich ganz auf die Atmosphäre einzulassen. Ich möchte wirklich, dass sie diesen Ort so kennenlernen, wie es auch die Gäste tun.“

      „Aber ich …“

      „Tun Sie mir den Gefallen?“

       Nur noch ein paar Schritte. Nur noch ein paar Klänge.

      Sein Gesicht ist so nah neben meinem, dass ich einen Hauch von Rotwein in seinem Atem wahrnehme.

      Ich sträube mich innerlich dagegen, trotzdem spüre ich, wie mich der Rhythmus gefangen nimmt. Nicht nur der Rhythmus der Musik, nein, vielmehr ist es der Rhythmus zwischen uns beiden, der mich nicht loslässt.

      Nur unterschwellig nehme ich das Rauschen des Meeres in der Ferne wahr, das so vertraut ist und doch in diesem Moment etwas seltsam Geheimnisvolles in sich trägt. Fast so, als wäre es darum bemüht, dem Augenblick eine mystische Note zu geben.

       Kämpf dagegen an, Sina. Du hast keine Zeit für Melancholie.

      „Ich wollte Sie eigentlich fragen“, beginne ich schließlich, „ob ich eines der Zimmer – am besten Ihr schönstes – bei Sonnenuntergang fotografieren dürfte. Das abendliche Ostseepanorama, das von drinnen durch das Fenster zu sehen ist, Sie wissen schon. Es geht ja nicht nur um Sie, sondern auch um das Hotel in meinem Artikel.“

      „Sicher. Was auch immer Sie wollen.”

      Doch während er das sagt, macht er keinerlei Anstalten, mit dem Tanzen aufzuhören. Nichts scheint ihm wichtiger zu sein, als sich hier und jetzt zu genau diesem Lied zu bewegen.

      „Und was, wenn ich Sie bitten würde, dass wir das jetzt erledigen?”, frage ich über seine Schulter hinweg.

      „Das Lied ist zu kitschig, ich weiß.”

      „Das meinte ich nicht.”

      Er bleibt stehen. „Was ist es dann?”

      „Nichts. Ich würde einfach nur wahnsinnig gern meine Arbeit erledigen, Herr Teschner. Immerhin bin ich ja deswegen hier.”

      Seufzend lässt er die Arme sinken. „Dann hoffe ich, dass es Ihnen trotzdem gelingen wird, die Atmosphäre des Hotels zu spüren und auch zu übermitteln.”

      „Keine Sorge, das schaffe ich auch ohne Bryan Adams.”

      Kapitel 5

      Es ist der perfekte Ausblick. Perfekt für frisch vermählte Brautpaare, für die diese Suite eigentlich bestimmt ist. Und perfekt für ein Foto.

      Die hauchdünnen Vorhänge, die an den Seiten des wandbreiten Fensters zurückgebunden sind, lassen das zarte Violett der untergehenden Sonne nur erahnen, doch durch das freigelegte Fensterglas in der Mitte bietet sich mir ein unverstellter Blick auf das Meer.

      „Es ist einfach ...”, ich lasse meine Hand mit der Kamera sinken, „... wunderschön.”

      „Was habe ich Ihnen gesagt?”

      Er schließt die Tür hinter mir und kommt zu mir ans Fenster.

      „Von hier aus hat man die beste Sicht auf das Meer”, sagt er. „Frei und unverstellt.”

      „Sie haben nicht zu viel versprochen.” Ich hebe meine Kamera und beginne zu fotografieren.

      „Genau deshalb ist dies hier auch die Hochzeitssuite”, antwortet er. „Nirgends kommt die besondere Atmosphäre der Umgebung so zur Geltung wie hier.”

      Während ich meine Fotos schieße, ist der Stolz in seiner Stimme nicht zu überhören. Fast so, als wäre er höchstpersönlich für den Sonnenuntergang verantwortlich.

      „Deswegen wird dieses Hotel wohl auch immer mein liebstes bleiben“, sagt er. „Hier hat alles angefangen. Hier ist die Wurzel von allem.“

      Er steht mit den Händen in den Hosentaschen vor dem Fenster, während sein Blick in die Ferne wandert.

      Durch die Linse ist es mir möglich, ihn unauffällig zu beobachten.

      Da ist er wieder, der abenteuerlustige Junge, den ich in jedem seiner Züge erkennen kann. Aber wie passt dieser Junge zu dem erfolgreichen Geschäftsmann, der sich so gewählt ausdrückt? Und warum gibt mir seine Persönlichkeit solche Rätsel auf?

      Nur das übliche Interesse an dem Objekt des Artikels, das wird es sein. Und wenn nun mal dieser Mann Thema des Artikels ist, ist es eben auch er, der mich beschäftigt.

      Richtig?

      „Was sehen Sie, wenn Sie durch die Linse schauen?“, fragt er plötzlich.

      „Wie bitte?“

      „Na ja, wenn Sie fotografieren, die Ostsee, das Hotel, mich – was sehen Sie da?“

      Ich packe die Kamera wieder ein, während ich über seine Worte nachdenke.

      „Ich weiß nicht genau, ob es eine Antwort auf diese Frage gibt“, sage ich.

      „Es gibt auf jede Frage eine СКАЧАТЬ