Название: Himmel und Hölle
Автор: Alexandre Dumas
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783966511971
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»Ihr sollt ihn haben.«
»Mehr verlange ich nicht. Ich mache bei Geschäften nie viele Umstände. Topp!« sagte er und reichte dem Nachbar Mathieu die Hand.
»Topp!« entgegnete dieser, indem er einschlug.
»Abgemacht!« setzte Vater Kleine hinzu. »Wenn ich einmal mein Wort gegeben habe, nehme ich es nicht zurück.«
»Das glaube ich wohl,« antwortete Nachbar Mathieu mit schlauem Blick.
Madelaine aber dankte ihm mit einem Blick, denn sie hatte wohl erkannt, dass er alles ihretwegen getan.
Von diesem Augenblicke an brauchte Madelaine nicht mehr zu graben und zu eggen und konnte sich ganz dem Hause und ihrem Kinde widmen.
Vater Kleine aber war nun wirklich Haus- und Gutsbesitzer, denn er hatte sein Häuschen mit dem Stalle, er hatte Feld, einen Esel und einen Ochsen, eine Egge und einen Pflug. Das Feld war fruchtbar und Vater Kleine ging so stolz umher wie ein großer Gutsbesitzer. Einige Ursache dazu hatte er auch, denn fast jedes Jahr kaufte er noch Feld an, bis er endlich acht Morgen besaß.
Dieses Feld liebte er über alles, mehr als er seine Frau geliebt hatte, mehr als er seine Schwiegertochter liebte — da er Madelaine ja dem Felde fast aufgeopfert hätte — und doch liebt er Madelainen sehr.
Alle Lage war er auf seinem Felde, denn das Feld ist dankbar; je mehr man sich mit ihm beschäftigt, um so reichlicher trägt es; alle Lage war er da, von früh bis zum Abend, in der Nacht wenigstens in Gedanken, denn er träumte davon, er sah mit geschlossenen Augen, wo die schönsten Ähren waren, wo der Klee am dichtesten stand. Bemerkte er im Winter einen übersehenen Stein, ein Büschel Unkraut, so nahm er sich vor: morgen will ich den Stein und das Unkraut fortschaffen. Und so ging es alle Tage, alle Nächte.
Kam der Sonntag, auf den die armen Arbeiter in den Städten so sehnlich warten, der Tag, an welchem selbst Gott, die Quelle aller Kraft wie aller Güte, ausruhte, damit die Menschen einen Ruhetag hätten, so sagte Vater Kleine Abende nach dem Essen:
»Na, Madelaine, morgen will ich einmal recht ausruhen.«
»Daran tut Ihr wohl, Vater, antwortete Madelaine lächelnd.
Der andere Tag, der Sonntag kam, die Glocken läuteten und sprachen: Heute ist der Ruhetag, der Tag Gottes, der Tag des Herrn. Freut Euch, Ihr Armen und Vernachlässigten, vergesst die Mühsal, die Ihr gestern gehabt habt, vergesst die, welche Ihr morgen haben werdet; legt Eure besten Kleider an und ruht aus zwischen der verrichteten und der kommenden Arbeit.«
Während Madelaine auf den Glockenruf mit dem Gebetbuche in der Hand in die Kirche ging, in welcher ihr Sohn bei der Messe diente, zog der Vater Kleine allerdings seinen besten Rock, den braunen, den Traurock an, die kurzen Hosen und die blauwollenen Strümpfe im Sommer, die grauen wollenen im Winter. Dann stand er einige Augenblicke auf der Schwelle seines Hauses, als sei er unentschlossen, was er tue. Viele, die vorübergingen, redeten ihn an und sagten:
»Vater Kleine, wollt Ihr mit Regel schieben? Wollen wir einen Schoppen trinken?«
Aber auf alle solche verführerische Aufforderungen antwortete er kopfschüttelnd:
»Ich habe keine Zeit.«
»Und warum hatte er keine Zeit?
Es ist Sonntag, Ruhetag; er musste einen Spaziergang machen, bloß einen Spaziergang, einen kleiner Besuch? Wem? — Seinem lieben Felde.
Allerdings ging er an diesem Tage nicht den geraden Weg wie an den Wochentagen; er ging bisweilen sogar am entgegengesetzten Ende durch das Dorf hinaus, und machte wohl einen Umweg von einer Viertelstunde. Das wirkliche Ziel seines Ganges aber war immer sein Feld. Wenn er auch sagte: »Wahrhaftig, heute gebe ich nicht auf das Feld, ich bin ja alle Tage dort,« Jeder hätte ihm antworten können: »Ja, Klein-Vater, eben weil ihr alle Tage auf das Feld geht, werdet Ihr auch heute dahin wandern.«
Aber am Sonntage arbeitet er doch nicht auf dem Felde? Gewiss geht er nur hin, um es zu sehen, um es wenigsten mit den Füßen zu berühren. Da liegt leider ein Stein. Der verdammte Stein! Er bückt sich, hebt ihn auf und wirft ihn hinweg. Und da ist ein ganzer Busch Unkraut gewachsen; das kann er unmöglich stehen lassen. Er bückt sich und reißt es heraus. Eine Stunde, zwei, drei Stunden sieht und sucht er umher, dann hört er Mittag schlagen, und ein Uhr ist Essenszeit. Nun muss er das Feld verlassen, um nicht Madelaine warten zu lassen. Er hat fast eine halbe Stunde weit zu gehen und er bringt eine ganze zu. Es wird ihm so schwer, sich von seinem Felde zu trennen. Kaum ist er zehn Schritte weit gegangen, so bleibt er stehen, dreht sich um und schlägt die Arme übereinander. Er blickt anfangs lächelnd umher, dann ernst, endlich betrübt; lange schaut er dies Fleckchen Erde an, dass so klein ist im Vergleich mit den umher liegenden großen Flächen und doch sein ganzes Leben in Anspruch nimmt.
Es schlägt halb auf dem spitzen Kirchturm, er muss nun nach Hause gehen. Er macht sich auf, aber nach dreißig Schritten bleibt er wiederum stehen und blickt sein Feld mit einem innigeren, leidenschaftlicheren Blicke an, als je seine Braut von ihm erhielt. Seufzend schreitet er weiter, als wisse er nicht, ob er wohl sein geliebtes Feld am andern Tage da wieder finde, wo er es gelassen.
Eifersüchtige Erde, Du, eifersüchtiger als irgendein Weib oder eine Geliebte, so willst Du geliebt sein und nur für die bist Du fruchtbar, die sich Dir ganz und stets hingeben!
So war es fast stets ein Uhr, auch wohl drüber, wenn Vater Kleine vor den beiden Häuschen am Wege ankam. Aber nicht auf das zur Linken richtete sich sein Blick, wie man doch hätte vermuten sollen. Und auf der Türschwelle zur Rechten standen denn auch fast jedes Mal, auf ihn wartend, zwei Frauen, ein Mädchen und ein Knabe, ein Kind und ein Hund. Ja, den Vater Kleine erwartete diese ganze Gruppe, denn sobald er herankam, riefen Alle: Da ist er!« Die beiden Frauen blieben auf der Schwelle stehen, die drei Kinder stiegen auf die Bank, der Hund setzte sich hin und wedelte mit dem Schweife, der einem Löwenschweife glich.
Kam Vater Kleine vor das Haus, das oben an der Böschung des Weges stand, so ging er nicht hinauf, sondern blieb stehen, nahm den Hut ab und sagte:
»Gott grüß' Euch miteinander, Frau Marie, kleine Marie und Peter! Komm, Madelaine.«
Er nickte darauf nochmals, bedeckte seinen kahlen Scheitel mit dem dreieckigen Hute und ging nach dem Häuschen gegenüber.
»Kommt!« sagte ihrerseits Madelaine zu dem Knaben und der Knabe wiederum rief dem Hunde zu: »Komm, Bernhard!«
Waren sie alle drüben an der Tür des anderen Häuschens angekommen, so drehten sie sich noch einmal um, der Frau, den Mädchen und dem Kinde in der Tür des andern Häuschens zuzulächeln, und alle, die sprechen konnten, riefen: »Abends!«
Man kennt nun den Vater Kleine so ziemlich, auch Madelaine etwas; nun müssen wir den Leser mit der Frau Marie, der kleinen Marie, Peter, dem Blöden, und dem Hunde bekannt machen.
IV. Es wird darin gesagt, wer und was Frau Marie ist, Mariechen, Peter, Ehrlich und Bernhard, auch ein paar Worte von der schwarzen Kuh
Frau Marie war die Frau des Schulmeisters und wohnte, wie man bereits weiß, dem Vater Kleine gerade gegenüber.
Eines Tages kam sie mit ihrem kleinen Mädchen von drei Monaten in das Häuschen СКАЧАТЬ