Das Aha!-Handbuch der Aphorismen und Sprüche Therapie, Beratung und Hängematte. Bernhard Trenkle
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Aha!-Handbuch der Aphorismen und Sprüche Therapie, Beratung und Hängematte - Bernhard Trenkle страница 5

СКАЧАТЬ

      Was sind Aphorismen?

      Schaut man im Wörterbuch nach, findet man dort Definitionen wie „prägnanter Sinnspruch“. Das Wort kommt aus dem Griechischen und hatte dort die Bedeutung: „Abgrenzung, Unterscheidung, Lehrsatz“. Hippokrates hatte in Aphorismen das ganze damalige medizinische Wissen über Krankheiten und Therapie zusammengefasst. Die Idee war, das Wissen so in prägnante Sätze zu fassen, dass es leicht im Gedächtnis haften bleibt. Das wurde über die Jahrhunderte immer wieder getan, und 1709 hat ein holländischer Medizinprofessor, Jakob Boerhave, letztmalig versucht, alles medizinische Wissen in Aphorismen zusammenzufassen. Später wurde diese Methode dann auch für andere Gebiete wie Jura, Philosophie und Kunst übernommen.

      Heute werden Aphorismen vielfältig genutzt, um Themen von Interesse humorvoll, geistreich, satirisch bis hin zu bissig zu kommentieren. Die Hoffnung des Aphoristikers dabei ist, Sätze so prägnant zu formulieren, dass sie im Gedächtnis bleiben und Langzeitwirkung entfalten.

      Viele Aphoristiker haben auch Aphorismen zum Thema Aphorismen geschrieben. Der Sprichwortforscher Wolfgang Mieder hat dazu 2002 eine überragende Sammlung mit rund 750 Aphorismen publiziert.3

      Die Aphorismen im folgenden kleinen Theorieteil sind weitgehend dieser Sammlung von Mieder entnommen. Dort finden sich auch die bibliographische Angaben zu diesen Sprüchen. Überhaupt, wer Grundlegendes über Aphorismen, Sprichwörter und auch über die Aphoristiker erfahren möchte, sollte sich an die Schriften von Wolfgang Mieder halten. Zum Thema Sprichwörter ist im deutschsprachigen Bereich Lutz Röhrich aus Freiburg eine Autorität.

      Im Folgenden nun einige Überlegungen zum Verhältnis von Sprichwörtern, Aphorismen und Witzen zu Psychotherapie und Beratung.

      Gerhard Uhlenbruck formuliert:

       Sprichwörter kann man auch als psychotherapeutischen Teil einer Erfahrungsheilkunde betrachten.

      Und:

       Ein Aphorismus ist psychologische Philosophie in einem Satz.

      Der aus der ehemaligen Tschechoslowakei stammende Aphoristiker Gabriel Laub sagt:

       Es gibt gute politologische, soziologische oder psychologische Bücher, die auf 600 Seiten fast so viel sagen wie ein Witz.

      Ich muss wohl kaum erwähnen, dass mich dieser Aphorismus als Witzbuchautor besonders freut.

      Gabriel Laub schreibt:

       Der Aphorismus hat vor jeder anderen Literaturgattung den Vorteil, dass man ihn nicht weglegt, bevor man ihn nicht zu Ende gelesen hat.

      Milton Erickson betrachtete es als einen seiner wichtigen Beiträge zur Technik einer neuen Hypnose, Sprachformen entwickelt zu haben, die die früheren ständigen Wiederholungen der Suggestionen überflüssig machten.

      John F. Kennedy musste seinen berühmten Satz

       Ich bin ein Berliner

      nicht wiederholen. Einmal gesagt, blieb er im Gedächtnis und entfaltet emotionale Wirkungen noch Jahrzehnte später.

      Gerhard Uhlenbruck definiert:

       Ein Aphorismus ist der Versuch, über eine Sache einmal in einem Satz das letzte Wort zu sprechen.

      Einige wenige Sprüche in diesem Buch tauchen mehrfach auf. Das ist Absicht.

      Dazu könnte man zuallererst eine alte Sufi-Weisheit anmerken:

       Durch Wiederholung gewinnst du mehr, als du glaubst.

      Schon rund 50 v. Chr. hat Horaz dazu gesagt:

       Zum zehnten Mal wiederholt, wird es gefallen.

      Vom englischen Filmregisseur Peter Greenaway stammt die poetische Aussage:

       Es ist schön, immer mit derselben Frau zu schlafen und immer Erdbeeren im Juni zu essen. Einige unserer wichtigsten Lebenserfahrungen basieren auf Wiederholung.

      Ich habe versucht, mich in diesem Buch nicht zu oft zu wiederholen, sondern habe mich eher an F. Bondy gehalten:

       Es ist besser, sich oft zu widersprechen, als sich oft zu wiederholen.

      Dass dabei große Kunst herauskam, glaube ich eher nicht.

      Zarko Petan jedenfalls meint:

       Die Kunst ist die Wiederholung dessen, was noch niemand gemacht hat.

      Zusammengefasst: Ich wollte bei den wenigen sich wiederholenden Sprüchen demonstrieren, wie sie in unterschiedlichen Situationen eingesetzt werden können.

      Gabriel Laub sagt:

       Traum des Aphoristikers: dass seine Aphorismen noch hundert Jahre später auf Zensurschwierigkeiten stoßen.

      Nach einer für mich sehr überraschenden Intervention, als ich vor ca. 20 Jahren mit einem eigenen Problem eine Therapeutin aufsuchte, ging mir durch den Kopf:

       Eine gute therapeutische Intervention ist eine, die man nicht mehr loswird, selbst wenn man wollte.

      Viele therapeutische Interventionen, die ich später von bekannten Therapeuten sah, schienen diese Wirkung zu haben. Die Provokationen eines Frank Farrelly oder die Sätze und Setzungen von Bert Hellinger während seiner Aufstellungsarbeit waren oft so überraschend, dass Klienten wie Seminarteilnehmer unvergessliche Eindrücke mitnahmen.

      Uhlenbruck schreibt dazu:

       Manche Aphorismen führen die Dinge ad absurdum, sodass einem das Lachen wie ein Kloß im Halse stecken bleibt, den man erst einmal verdauen muss.

      Martin Kessel spricht vom „Radius des Alarms“, den Gebilde aphoristischer Art auslösen können.

       Bei Gebilden aphoristischer Art, auch bei Sprüchen, Epigrammen, Glossen und Essays, handelt es sich nicht in erster Linie um Wahrheit, auch nicht um halbe, schiefe oder auf den Kopf gestellte Wahrheit, es handelt sich um Erfahrung, Erleuchtung, Einfall, Laune, Witz, es handelt sich darum, den Nerv einer Sache zu treffen, wodurch die Vorstellungskraft alarmiert wird. Je besser die Treffsicherheit, umso größer der Radius des Alarms. 4

      Ähnliches könnte man auch für manche Typen therapeutischer Interventionen formulieren.

      Michael Augustin fügt zu solchen СКАЧАТЬ