Название: Intuition als Schlüssel deiner Seele
Автор: Martin Zoller
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783905958270
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Wie schön muss es sein, so dachte ich, von spirituellen Menschen umgeben zu sein, die nur das Beste füreinander wollen. Kein Streit, keine Auseinandersetzung oder andere, den menschlichen Makel widerspiegelnde Ausdrucksformen.
Mein erster Bestimmungsort war der Ashram von Sai Baba. Ich wählte diesen Ort, weil ich Visionen über Sai Baba hatte. Im Ashram angekommen, hatte ich gleich das Gefühl, endlich den Ort gefunden zu haben, an dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Ich traf Menschen aus der ganzen Welt, konnte mich in verschiedensten Sprachen ausdrücken und lernte viel über Meditation und Medialität. Alles schien perfekt. Es dauerte aber nicht lange und meine Illusion, den heilen Ort gefunden zu haben, bröckelte ab wie die Farbe an den Wänden eines vor sich hin modernden Hauses. Es fing damit an, dass die Helfer im Ashram, auch Ashram-Gestapo genannt, mir immer wieder verbieten wollten, mit Mädchen im Ashram zu sprechen. Das, so wurde uns erzählt, sei zu unserem Wohle, da wir uns vom anderen Geschlecht nur ablenken ließen.
Mein Einwand, dass wir doch von Gott geschaffen wurden, um miteinander umzugehen und voneinander zu lernen, wurde forsch abgewiesen. Wie so oft bei religiösen Fanatikern oder Machtmenschen, wurde keine logische Erklärung für deren Handeln gegeben. Es war einfach so und damit musste man sich abfinden.
Um mich vom Ego Einzelner nicht beeinflussen zu lassen, konzentrierte ich mich auf die Lehren Sai Babas. Ohne Zweifel sind diese eine sehr gute Brücke, um das Ufer der Selbsterfahrung zu erreichen.
Dort lernte ich den Führer einer südamerikanischen Sai Baba-Gruppe kennen. Sein Wissen und sein Charisma faszinierten mich sofort. Eines Tages erzählte er mir, wie in seinem Land die einzelnen Führer der Sai Baba-Meditationszentren junge Anhängerinnen zum Sex austauschten. Diese seien, wie er mir erzählte, einfach zu begeistern und immer sehr willig. Ganze Farbstreifen rissen von meiner Wand herunter …
Ich lernte auch eine junge deutsche Frau kennen. Obwohl es ja nicht wirklich erlaubt war, sprachen wir miteinander. Wir waren beide dem Ashram gegenüber sehr kritisch eingestellt und daher froh, mit jemandem darüber reden zu können.
Nie zweifelte ich an Sai Baba selber und seinen Lehren. Diese waren und sind für mich sehr wertvolle Schriften. Dennoch war meine Enttäuschung damals sehr groß. Im Ashram roch es nicht nur menschlich, es moderte und stank bis in die höchsten Gefilde.
Schon sehr bald merkte ich, dass mit der jungen Frau etwas nicht in Ordnung war. Ihre Pupillen flatterten stark und ihre Bewegungen waren nervös. Auch erzählte sie mir von einer Stimme in ihrem Kopf, die ihr immer wieder sagte, dass Sai Baba der Teufel sei. Sie gestand mir, dass sie ihren Pass und sämtliches Geld verbrannt hatte. Gott, so war sie überzeugt, kümmert sich jetzt um sie.
Eines Tages, ich meditierte bei Sai Babas täglichem Vortrag, spürte ich plötzlich den Drang, meine Augen zu öffnen. Ich sah mich um und konnte gerade noch erkennen, wie meine deutsche Bekannte von Sai Babas Leibwächter davongetragen wurde. Verwirrt sah ich mich um und fragte den Mann neben mir, was passiert sei. Es herrschte eine große Unruhe auf der Frauenseite, Köpfe bewegten sich hin und her wie die Blätter an einem Baum.
Diese Verrückte, so stotterte mein Sitznachbar nervös, habe eben versucht, Sai Baba anzugreifen. Die anwesenden Leibwächter erkannten die Gefahr und schnappten sich die Attentäterin, noch bevor sie wirklich gefährlich werden konnte. Ich wollte sehen, ob ich der Frau helfen könnte. Ich kannte ihre Situation und konnte mir vorstellen, dass sie Unterstützung gebrauchen könnte.
Außerhalb des Tempels fand ich eine Traube von Menschen. In deren Zentrum einen Tisch und am Tisch die Frau, zwei Polizisten und einige Personen, die im Ashram arbeiteten. Mich durch die Menschenmenge kämpfend, näherte ich mich dem Grüppchen und setzte mich neben die Frau. Sie sah mich erschrocken an und flüsterte mir auf Deutsch ins Ohr, dass ich nichts über sie sagen dürfte. Ich verhandelte mit der Polizei und den Angestellten des Ashrams. Natürlich gab ich keine Informationen über die arme Person preis. Plötzlich drohte mir einer der Ashramleute, dass ich aus dem Ashram geschmissen würde, sollte ich nicht kooperieren. Ich wurde wütend, sogar sehr.
Es sei ja wohl klar, dass ich nichts mit dem Anschlag zu tun hätte. Aus reiner Nächstenliebe der jungen Frau gegenüber sei ich hier, um ihr zu helfen. Es sei doch unglaublich, wie arrogant und falsch gerade die Ashramangestellten sich oft verhalten würden. Würde er mich aus dem Ashram werfen, weil ich jemandem helfe und dessen Wünsche respektiere, so würde ich sehr gerne gehen. Es gäbe noch viele Ashrams, die Nächstenliebe und Verständnis hoffentlich ehrlicher praktizieren als dieser. Nach dieser Ansprache herrschte betroffene Stille. Der Mann entschuldigte sich und ließ mich weiter übersetzen. Die Frau kam ins Gefängnis. Ich gab ihr etwas Geld, besorgte ihr einen Anwalt aus der nächsten Stadt und besuchte sie noch, bis sie abgeschoben wurde.
Ich erlebte viele schöne Momente in diesem Ashram, war aber auch sehr enttäuscht über das Verhalten vieler Menschen dort und sehr froh, als eine Argentinierin und ihre Familie mich fragten, ob ich mit ihnen den Ashram von Sri Aurobindo besuchen wolle.
Peter, ein Cousin meiner Mutter, wohnt in Pondicherry im Ashram von Aurobindo. Auch hatte ich viel über Aurobindo gelesen und wollte mehr über diesen Ort erfahren. Vielleicht, so dachte ich, ist ja dessen Ashram ein wirklich heiliger Ort.
Ich mietete mir dort eine Wohnung und meditierte viel jeden Tag. Täglich besuchte ich das Mandir oder Mausoleum, in dem Sri Aurobindo und die Mutter beerdigt sind. Während einer meiner Meditationen hörte ich eine Stimme, die mir sagte, ich solle meine Augen öffnen. Vor mir standen zwei Geister! Sri Aurobindo und die Mutter sahen auf mich herunter. Ich drehte meinen Kopf, ob andere Leute diese Erscheinung ebenfalls sahen. Aber niemand machte einen erstaunten Eindruck oder sah zu den zwei Geistwesen. Langsam bat mich eine Stimme in meinem Kopf, Papier und Stift aus meiner Tasche zu nehmen. Eine für mich sehr wichtige Nachricht wurde diktiert. Später erzählte mir Peter, dass die zwei sich manchmal zeigten, um an bestimmte Menschen Nachrichten weiterzugeben.
Während eines Gespräches mit Peter und seiner damaligen Frau unterhielten wir uns auch über den Ashram. Vielleicht, so dachte ich mir, wäre dies ein Ort für mich. Sobald wir aber über Sexualität und die Einstellung im Ashram dazu sprachen, wurde mir klar, dass auch dieser Ort nicht wirklich frei war. Also packte ich eines Tages meinen Rucksack und reiste weiter. Mein Ziel war ein Ashram der Hare Krishna. Auf dem Weg dorthin traf ich eine Hare-Krishna-Gruppe und erkannte, noch bevor ich den Ashram erreichte, dass auch das nur in einer weiteren Enttäuschung enden würde.
Da befand ich mich ganz allein im großen Indien auf der Suche nach einem perfekten spirituellen Leben an einem perfekten Ort und erlebte einen Tiefschlag nach dem anderen. Konnte es so schwierig sein, gute und wirklich ehrliche Menschen zu treffen? Menschen, die an einem vernünftigen Ort mit vernünftigen Regeln lebten? Oder hatte ich den Ort bis dahin einfach noch nicht gefunden?
Ich reiste weiter nach Varanasi. Mein Ziel war die Quelle des Ganges. Auch wollte ich den Ort besuchen, an dem Buddha erleuchtet wurde. Vielleicht, so dachte ich mir, finde ich unter Buddhisten den wahren Ort. In Varanasi angekommen, besuchte ich das Gangesufer, um eine der berühmten Totenverbrennungen zu erleben. Ich war fasziniert von dieser pulsierenden Stadt. In meinem Hotel lernte ich einen jungen Engländer kennen. Dieser erzählte mir von Dharamsala und McLeod Ganj. Er verbrachte dort einige Wochen, besuchte Meditationskurse und lernte mit den Mönchen. Der Dalai Lama wohnt dort und mit viel Glück kann man ihm sogar die Hand schütteln.
Ohne lange darüber nachzudenken, änderte ich meine Reisepläne. Ich wollte den Ort kennenlernen, an dem der Dalai Lama lebt. Vielleicht würde ich dort eine СКАЧАТЬ