Gesammelte Werke. Sinclair Lewis
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121103

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СКАЧАТЬ auf eine bestimmte Person aus seiner schrecklich tugendhaften Herde gewesen war, zu etwas Wirklichem gemacht werden könnte. Mit seinem rührenden, eichhörnchenartigen Eifer sah er zu Elmer herab, und, was er sagte, war so gut wie eine Aufforderung an diesen, zum Teufel zu gehen und damit erledigt zu sein. Doch er besann sich eines Besseren und schloß mit der Bemerkung, daß Gott vielleicht sogar Elmer Gantry eine Gelegenheit geben könnte, wenn Elmer aufhörte zu rauchen, zu fluchen und gewürfelte Anzüge zu tragen. (Wenn er Elmer auch nicht namentlich erwähnte, durch giftige Blicke bezeichnete er ihn ganz genau.)

      Elmer war wütend, dann betont unschuldig, schließlich gelangweilt. Er musterte die Kirche und zählte die Zuhörerschaft – siebenundzwanzig außer Eddie und dessen Frau. (Es stand ganz außer Frage, daß die junge Frau, die im vordersten Kirchenstuhl bewundernd aufblickte, Eddies Ehegemahl war. Sie hatte das erbärmlich verhungerte und hausgeschneiderte Aussehen einer Predigersfrau.) Als die Predigt zu Ende war, empfand Elmer Mitleid mit Eddie. Er sang die Schlußhymne »Er ist die Maienblume« mit schöner, salbungsvoller Anmut, stürzte sich mit Macht auf das jubilierende »Hallelujah« und wartete, um Eddie verzeihend die Hand zu drücken.

      »Nanu, nanu, nanu,« sagten sie beide, und: »Was machst du in der Gegend?« Dann meinte Eddie: »Wart, bis alle gegangen sind – ich muß 'nen guten, schönen Tratsch mit dir haben, alter Junge.«

      Als er mit den Fislingers zu dem einen Block entfernten Pfarrhaus ging und dann bei ihnen im Wohnzimmer saß, wollte Elmer wieder Prediger sein, Eddie seinen Posten wegnehmen und ihn gewandt versehen; aber die deprimierende Armseligkeit von Eddies Leben stieß ihn ab. Seine Hotelschlafzimmer waren schmierig genug, aber doch wenigstens frei von ewig fragenden Pfarrkindern, und mindestens ebenso komfortabel wie dieser Salon mit seiner regenfleckigen Decke, den kahlen Fichtendielen, den ausgesessenen Stühlen und dem beständigen Geruch nach feuchten Lappen. Es waren bereits – zwei Jahre nach Eddies Hochzeit – zwei Babies da, die aussahen, als ob sie nahezu ganz ohne Sünde empfangen worden wären; außerdem war eine Schwägerin mit völlig ausdruckslosem Gesicht da, welche die Kinder während des Gottesdienstes versorgte.

      Elmer wollte rauchen und konnte sich trotz all seiner Übung in den ewigen Mysterien nicht entscheiden, ob es interessanter sein würde, Eddie durch Rauchen zu ärgern, oder ihn durch Enthaltsamkeit zu gewinnen.

      Er rauchte und wünschte, er hätte es nicht getan.

      Eddie bemerkte es, seine schnarrend sprechende Frau bemerkte es, die Schwägerin war starr vor Staunen, und alle drei bemühten sich vorzutäuschen, daß sie es nicht sähen.

      Elmer kam sich bei ihnen groß, weltweise und wohlhabend vor, wie ein Citymakler, der bei einem Bauernvetter zu Besuch ist und sich überlegt, welche seiner Geschichten von goldenen Türmen simpel genug wäre, um geglaubt zu werden.

      Eddie erzählte ihm die Neuigkeiten aus Mizpah. Frank Shallard hatte eine kleine Kirche in einer Stadt, die Catawba hieß und, vom Seminar aus gerechnet, am anderen Ende des Staates Winnemac lag. Wegen seiner Ordinierung hatte es einige Schwierigkeiten gegeben, denn er war sogar bei einer so klaren und erwiesenen Tatsache wie der jungfräulichen Geburt schwankend gewesen. Doch sein Vater und Dekan Tosper hatten sich für ihn verbürgt, und Frank war ordiniert worden. Harry Zenz hatte eine große Kirche in einer westvirginischen Minenstadt. Wallace Umstead, der Turnlehrer, »machte sich fein« in der Y.M.C.A. Professor Bruno Zechlin war tot, der arme Kerl.

      »Was ist denn aus Horace Carp geworden?« erkundigte sich Elmer.

      »Ja, das ist das Merkwürdigste von allem. Horace ist in die Episkopalkirche gegangen, wie er immer schon gesagt hat.«

      »Ja, ja, was du da nicht sagst!«

      »Jawohl, mein Lieber, sein Vater ist ganz kurz nach seiner Ordinierung gestorben, im Handumdrehen war er Anglikaner, hat ein Jahr im Generalseminar absolviert, und jetzt sagen alle, er macht sich recht gut, dabei ist er so natürlich hochkirchlich wie alle Ausgetretenen.«

      »Na, du scheinst's hier ja ganz schön zu haben, Eddie. Nette Kirche.«

      »Na ja, sie ist nicht gerade groß, aber es sind schrecklich gute Leute. Und alles geht ausgezeichnet. Ich hab die Mitgliederzahl nicht so sehr vergrößert, aber ich geb' mir ordentlich Mühe, die, die ich jetzt hab', im Glauben zu stärken, und dann, wenn ich merk', daß jeder von denen ein Inspirationszentrum ist, dann werd' ich so weit sein, mit einer evangelischen Campaign anfangen zu können, und du wirst sehen, daß sich die alte Kirche schneller rausmacht – jawohl, mein Lieber – ganz einfach über Nacht verdoppelt … Wenn sie sich nur nicht so viel Zeit ließen, das Gehalt und die Steuer zu bezahlen … Gute, anständige Leute, richtig gerettet, aber das Geld halten sie doch bißchen fest.«

      »Wenn Sie sehen könnten, wie mein Herd demoliert ist, und wie der Ausguß einen neuen Anstrich braucht«, sagte Mrs. Fislinger – das war ihre Hauptbemerkung an diesem Abend.

      Elmer kam sich wie ein Gefangener vor und glaubte ersticken zu müssen. Er floh. An der Tür hielt Eddie ihn an beiden Händen und bat: »Ach, Elm, ich werd' dich nie aufgeben, bis ich dich zurückgebracht hab'! Ich werd' beten. Ich hab' dich bei der Bekehrung gesehen. Ich weiß, was du kannst!«

      Frische Luft, ein trotziger Trunk Korn, lautes Lachen, ein Eisenbahnzug – an alle dem hatte Elmer nach dieser Dumpfheit Freude. Schon besaß Eddie nicht mehr das fromme Feuer, das er einst in der Y.M.C.A. gezeigt hatte, schon war er alt, behäbig geworden, hatte kein Abenteuer vor sich, wartete auf den Tod.

      Doch Eddie hatte gesagt –

      Zusammenzuckend besann er sich darauf, daß er noch immer Baptistengeistlicher war! Aller Opposition Trospers zum Trotz konnte er predigen. Mit abergläubischem Unbehagen hörte er noch einmal Eddies Beschwörung: »Ich werd' dich nie aufgeben, bis ich dich zurückgebracht hab'.«

      Und – ganz einfach Eddies Kirche zu nehmen und zu zeigen, was er damit anfangen könnte 1 Bei Gott, er würde diese Bauernschädel schon rumkriegen und zum Zahlen bringen!

      Er jagte quer durch den Staat, seine Mutter aufzusuchen.

      Seine Schmach in Mizpah hatte sie, wie sie sagte, fast getötet. Voll banger Hoffnung hörte sie nun sein Versprechen, daß er vielleicht, wenn er die Welt gesehen und sich die Hörner abgelaufen hätte, wieder in den Dienst zurückkehren würde. In frommer Stimmung (die ihn glücklicherweise nicht daran hinderte, sich wichtige Kreditinformationen zu verschaffen, indem er einen Buchhalter betrunken machte) kam er nach Sautersville, Nebraska, einer häßlichen, unternehmenden Industriestadt mit zwanzigtausend Einwohnern. Und in dieser frommen Laune sah er die Plakate einer Evangelistin, einer gewissen Sharon Falconer, einer Prophetin, von der er bereits gehört hatte.

      Vom Hotelsekretär und den Farmern im Gerätemagazin erfuhr er, daß Miss Falconer mit Unterstützung der meisten protestantischen Kirchen in der Stadt in einem Zelt Union-Meetings abhielt; sie versicherten ihm, daß sie schön und beredt sei, daß sie eine stattliche Anzahl von Hilfskräften mit sich führe, daß sie das »Großartigste, was jemals in diesen Flecken gekommen ist«, sei, daß man sie mit Moody, mit Gipsy Smith, mit Sam Jones, J. Wilbur Chapman vergleichen könne, und mit diesem neuen Baseball-Evangelisten, dem Billy Sunday.

      »Das ist Unsinn. Keine Frau kann das Evangelium predigen«, erklärte Elmer als Fachmann.

      Doch er besuchte noch an diesem Abend Miss Falconers Meeting.

      Das Zelt war ungeheuer groß; es mußte dreitausend Leute auf Sitzplätzen fassen, und weitere tausend konnten stehend untergebracht werden. Es war nahezu voll, als Elmer kam und sich majestätisch mit den Ellbogen seinen Weg nach vorn bahnte. An der Frontseite des СКАЧАТЬ