Gesammelte Werke. Sinclair Lewis
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121103

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СКАЧАТЬ stimmt«, meinte Elmer Gantry. »Wißt Ihr, ich hatte – im vorigen Sommer hab' ich in Grauten, Kansas, ein Meeting abgehalten, und da war ein Riesenlümmel, der immer wieder störte, und da bin ich ganz einfach von der Tribüne hinuntergesprungen und auf ihn zugegangen, und er sagt, ›Sagen Sie, Pfarrer‹ sagt er, ›können Sie uns erklären, was der Allmächtige will, daß wir wegen der Prohibition tun sollen, wo er doch Paulus gesagt hat, er soll bißchen Wein für seinen Magen nehmen?‹ ›Ich weiß nicht, ob ich das kann‹, sag' ich, ›aber Sie müssen sich dran erinnern, daß er uns auch befohlen hat, Teufel auszutreiben!‹ und dann hab' ich den Viechskerl von seinem Sitz weggestoßen und ihn am Ohr hinausgeschleift, und wißt Ihr, die ganze Menge – na ja, so schrecklich viel waren grade nicht da, aber die haben was über ihn gelacht! Jawohl. Und wenn man ein starker Kerl ist, macht das Eindruck auf die ganze Gemeinde, auf die Männer genau so wie auf die Weiber. Bestimmt gibt's mehr als einen hochfeinen Prediger, der seine Kanzel nur gekriegt hat, weil die Diakone gespült haben, daß er sie versohlen kann. Natürlich Beten und alles das ist ja ganz richtig, aber praktisch muß man sein! Wir sind hier, um Gutes zu tun, aber zuerst muß man sehen, daß man einen Posten kriegt, wo man Gutes tun kann.«

      »Du bist ja ganz geschäftlich!« protestierte Eddie Fislinger, und Frank Shallard: »Du lieber Himmel, Gantry, ist das alles, was Ihnen die Religion zu sagen hat?«

      »Außerdem«, sagte Horace Carp, »ist das ein großer Irrtum. Nicht bloß die rohe Kraft wirkt auf Frauen – auf Gemeinden. Vielmehr eine schöne Stimme. Ich beneid' Sie nicht um Ihre Größe, Elmer – übrigens, Sie werden dick werden –«

      »Einen Dreck werd' ich!«

      »– aber was könnt' ich mit Ihrer Stimme anfangen! Alle würden sie heulen! Ich würd' ihnen Gedichte von der Kanzel vorlesen!«

      Horace Carp war der einzige Hochkirchler im Seminar. Er war ein junger Mann, der ein wenig an einen Wasserhund erinnerte, der Heiligenbilder, Weihrauch und einen langen Streifen Scharlachbrokat in seinem Zimmer versteckt hielt und eine Hausjoppe aus purpurrotem Samt trug. Er raste ununterbrochen vor Wut darüber, daß sein Vater, ein frommer Groß-Installateur, ihm gedroht hatte, ihn davonzujagen, wenn er in ein anglikanisches Seminar statt in eine Baptistenfestung ginge.

      »Ja, Sie würden ihnen wahrscheinlich Gedichte vorlesen!« sagte Elmer. »Das ist das Malheur mit euch schwülstigen Burschen. Ihr glaubt, ihr könnt die Leute mit 'nem Haufen Gedichte und mit Festivitäten kriegen. Womit man die Leute kriegt und festhält und jeden Sonntag in ihre Kirchenstühle bekommt, das ist das richtige Evangelium – und's kann keinem was schaden, wenn man ihn mit der guten altmodischen Hölle erschreckt und so zum Anständigsein zwingt!«

      »Freilich – vorausgesetzt, daß man sie dazu anhält, auch den Körper gut in Form zu halten«, stimmte Wallace Umstead zu. »Na, ich will nicht als Prof reden – mir ist es ja nur recht, daß ich noch immer einer von den Jungs sein kann – aber ihr werdet morgen früh keine übermäßigen Pferdekräfte bei euerem Beten entwickeln, wenn ihr nicht eueren Schlaf habt. Und ich bin auch bißchen fertig. G'Nacht!«

      Als die Tür wieder zu war, gähnte Harry Zenz, der Bilderstürmer des Seminars: »Wallace ist so ziemlich das blödsinnigste Exemplar, das mir in meiner großen geistlichen Praxis unter die Augen gekommen ist. Gott sei Dank, er ist gegangen! Jetzt können wir natürlich sein und Schweinereien reden!«

      »Und doch«, beklagte sich Frank Shallard, »reden Sie ihm immer zu, er soll bleiben und von seinen Lieblingsübungen erzählen! Reden Sie nie die Wahrheit, Harry?«

      »Niemals leichtfertig. Aber, Sie Idiot, ich brauch' doch Wallace, damit er zum Dekan rennt und ihm sagt, was für ein eifriger Arbeiter im Weinberg ich bin. Frank, Sie sind ein armes unschuldiges Schäfchen. Ich hab' Sie im Verdacht, daß Sie wirklich was von dem Dreck glauben, der uns hier gelehrt wird. Und doch sind Sie ein Mann, der einigermaßen belesen ist. Sie sind außer mir der einzige Mensch im Mizpah, der einen Satz von Huxley zu würdigen wüßte. Himmel, was tun Sie mir leid, wenn Sie mal im Dienst sind! Natürlich, Fislinger da ist ein Kramladenkommis, Elmer ein Bezirkspolitiker, Horace ist ein Tanzmeister –«

      Er wurde unter einem Sturzbach von Protesten ertränkt, die nicht allzu scherzhaft und freundlich klangen.

      Harry Zenz war älter als die anderen, mindestens zweiunddreißig. Er war beleibt, fast völlig kahl, und saß gern still; außerdem konnte er unglaublich stupid aussehen. Er war ein Mann mit schlecht geordnetem, aber erstaunlichem Wissen; und in der zehn Meilen von Mizpah entfernten Kirche, in der er seit zwei Jahren regelmäßig Dienst machte, hielt man ihn für einen Mann von humorloser Gelehrtheit und blutloser Frömmigkeit. Er war kompletter, freudiger Atheist, das gestand er aber nur Elmer Gantry und Horace Carp ein. Elmer hielt ihn für eine Art Jim Lefferts, doch er unterschied sich von Jim wie Schweinefett von einem Kristall. Er verbarg seinen lachenden Atheismus – Jim strich den seinen heraus; er verachtete Weiber – Jim hatte ein illusionsloses Mitleid für die Juanita Klauzels der Welt; er hatte Verstand – Jim hatte nur flüchtige Zynismen.

      Zenz unterbrach ihre Proteste:

      »Ihr seid also ein Haufen Erasmusse! Ihr solltet doch Bescheid wissen. Und es liegt gar keine Heuchelei in dem, was wir lehren und predigen! Wir sind eine besonders auserlesene Gruppe von Parzivalen – schön für das Auge, dem Ohr wohlgefällig und überströmend von Kenntnissen dessen, was Gott am letzten Mittwoch vormittag um neun Uhr sechzehn dem Heiligen Geist unter vier Augen gesagt hat. Wir alle brennen nur darauf, hinauszugehen und die köstliche Baptistenlehre zu predigen: ›Laß dich untertauchen, oder tauch unter.‹ Wir sind Prachtkerle. Wir geben's zu. Und die Leute sitzen wirklich da und hören uns an, und ersticken nicht dran! Ich nehm' an, sie sind von unserer Unverschämtheit auf den Kopf geschlagen! Und wir müssen unverschämt sein, sonst würden wir's nie wieder wagen, auf einer Kanzel zu stehen. Wir würden quittieren und Gott bitten, er möge uns vergeben, daß wir uns dort hingestellt und vorgegeben haben, Gott zu vertreten und erklären zu können, wovon wir selber sagen, daß es unerklärliche Wunder wären! Aber trotzdem behaupt' ich, daß es noch immer Geistliche gibt, die nicht einmal unsere Heiligkeit haben. Wie kommt es, daß die Geistlichkeit so sehr Sexualverbrechen frönt?«

      »Das ist nicht wahr!« von Eddie Fislinger.

      »Reden Sie nicht so!« bat Don Pickens. Don war Franks Zimmerkamerad, ein zarter Junge, so sanft, so gefühlvoll, daß sogar dieser rasende Löwe der Rechtschaffenheit, Dekan Trosper, sich veranlaßt sah, ihn zu verschonen.

      Harry Zenz klopfte ihm auf den Arm. »Ach, Sie, Don – Sie werden immer ein Mönch sein. Aber wenn Sie's nicht glauben, Fislinger, so sehen Sie sich doch die Statistik der fünftausend und mehr Verbrechen an, die von Geistlichen begangen worden sind – das heißt, von denen, die erwischt worden sind – seit den achtziger Jahren begangen worden sind, und achten Sie auf den Prozentsatz der Sexualvergehen – Notzucht, Blutschande, Bigamie, Verführung junger Mädchen – oh, ein entzückendes Register!«

      Elmer gähnte: »Ach Gott, mir wird Euer Jammern und Streiten und Diskutieren wirklich schon über. Es ist doch alles ganz einfach – vielleicht sind wir Prediger nicht vollkommen; wir geben auch gar nicht vor es zu sein; aber wir tun doch recht viel Gutes.«

      »Das stimmt«, sagte Eddie. »Aber vielleicht ist's wahr, daß – die Fallstricke des Geschlechts sind so fürchterlich, daß sogar Verkünder des Evangeliums darin gefangen werden. Und die ganz einfache Lösung ist Selbstbeherrschung – man muß es nur ins Gebet und in gute, schwere Andachtsübungen aufnehmen.«

      »Ach freilich, Eddie, ganz sicher; Sie werden den jungen Männern in Ihrer Kirche eine großartige Hilfe sein«, schnurrte Harry Zenz.

      Frank Shallard dachte unglücklich nach. »Warum werden wir denn eigentlich überhaupt СКАЧАТЬ