Gesammelte Werke. Sinclair Lewis
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121103

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СКАЧАТЬ zuhörte.

      Die jungen Männer stahlen sich ins Zimmer ohne anzuklopfen.

      »Ihr Teufel – so hereinzuschleichen, wo wir gar nicht angezogen sind«, kreischte Nellie.

      Jim machte sich an sie heran, nahm ihre rundliche Hand vom Henkel der Steingut-Kaffeekanne und gluckste: »Ja, freut ihr euch denn gar nicht, daß wir da sind?«

      »Ich weiß nicht, ob ich mich freu' oder nicht! Jetzt gib Ruh'! Benimm dich, ja?«

      Elmer fühlte sich selten Jim Lefferts überlegen. Aber jetzt empfand er seine Macht über Frauen – über eine gewisse Art Frauen. Schweigend, voll Verlangen nach Juanita, ihr mit seinen heißen Augen befehlend, sank er auf den augenblicklich orientalischen Diwan, streichelte ihre blasse Hand mit seinen dicken Fingerspitzen und murmelte: »Nanu, du armes Ding, du siehst aber müde aus!«

      »Das bin ich auch, und – ihr hättet heute nachmittag nicht herkommen sollen. Wie ihr das letztemal da wart, hat Tante einen hysterischen Anfall gekriegt.«

      »Hurra das Tantchen! Aber du freust dich doch, daß ich da bin?«

      Sie wollte nicht antworten.

      »Nein?«

      Unverschämte Augen bohrten sich in die ihren, die sich verlegen abwandten, wegsahen und auf der kahlen Wand Sicherheit suchten.

      »Nein?«

      Sie wollte nicht antworten.

      »Juanita! Und ich hab' mich vielleicht was nach dir gesehnt, die ganze Zeit, seit dem letztenmal!« Seine Finger faßten nach ihrem Hals, aber weich. »Freust du dich nicht ein bißchen

      Als sie ihren Kopf umdrehte, sah sie ihn eine Sekunde lang mit einem Blick an, in dem ein verwirrtes Geständnis lag. Sie flüsterte heftig, »Nicht – laß das!« als er ihre Hand nahm, rückte aber näher und lehnte sich an seine Schulter.

      »Du bist so groß und stark«, seufzte sie.

      »Aber, bei Gott, du hast ja keine Ahnung, wie ich dich brauche! Der Rektor, der alte Quarles – Qualle ist gut, weiß Gott, ha, ha, ha! – weißt du noch, was ich dir von ihm erzählt hab'? – er paßt mir auf, weil er glaubt, ich und Jim wären's gewesen, die die Fledermäuse in der Kapelle losgelassen haben. Und dann sind mir diese gottverdammten wöchentlichen Bibelstunden so zum Kotzen – diese ganzen Sachen über die alten heiligen Nußknacker. Und dann denk' ich an dich, und dann, weiß der Kuckuck, wenn du nur auf der anderen Seite vom Ofen in meinem Zimmer dort sitzen könntest, mit deinen feinen kleinen roten Pantoffeln auf dem Nickelgitter – ach, dann war' ich glücklich! Du glaubst doch nicht, daß ich bloß so'n Kaffer bin, was?«

      Jim und Nellie waren jetzt in dem Stadium, in dem man einander anstößt und kreischt, »Ach geh', hör' auf, ja!« während sie über dem Kaffee standen.

      »Hört mal, ihr Mädels, zieht euch was anderes an und kommt mit, wir gehen mit euch essen, und vielleicht tanzen wir dann auch ein bißchen«, schlug Jim vor.

      »Wir können nicht«, sagte Nellie. »Tantchen ist ganz wild, weil wir vorgestern abend so spät von einem Ball nach Haus gekommen sind. Wir müssen zu Haus bleiben, und ihr Jungens müßt euch davonmachen, bevor sie zurück ist.«

      »Ach, so kommt doch!«

      »Nein, wir können nicht!«

      »Ja, sieht ganz danach aus, daß ihr zu Haus bleibt und strickt. Ihr habt euch irgendwen herbestellt und wollt uns jetzt los werden, das ist die ganze Chose.«

      »Gar keine Rede, Mr. James Lefferts, und wenn's so wär', würd' es euch auch nichts weiter angehen!«

      Während Jim und Nellie zankten, legte Elmer seine Hand Juanita um die Schulter und zog sie langsam an sich. Er war felsenfest davon überzeugt, daß sie schön, daß sie herrlich, daß sie das Leben wäre. In der Weichheit ihrer sich rundenden Schulter war der Himmel, und ihr helles Fleisch war lebendige Seide.

      »Komm, gehen wir ins andere Zimmer«, bat er.

      »Oh – nein – nicht jetzt.«

      Er packte ihren Arm.

      »Schön – aber komm erst in einer Minute nach«, flüsterte sie zitternd. Laut, zu den anderen: »Ich geh' mir das Haar richten. Ich schau' ja fürchterlich aus!«

      Sie schlüpfte in das Zimmer nebenan. Ein gewisses reifes Selbstvertrauen verschwand aus Elmers Gesicht, er sah aus wie ein rundgesichtiges, ein wenig erschrockenes großes Baby. Im Bemühen unbekümmert zu erscheinen tappte er im Zimmer herum und staubte eine rosa-goldene Vase mit seinem großen zerknitterten Taschentuch ab. Er war in der Nähe der Verbindungstür.

      Er warf einen Blick auf Jim und Nellie. Sie hielten sich bei den Händen, während der Kaffeetopf munter überkochte. Elmers Herz pochte. Er glitt durch die Tür, schloß sie und wimmerte, wie in Angst:

      »O – Juanita –«

      6

      Elmer und Jim hatten sich entfernt, bevor Nellies Tante zurückgekommen war. Da sie die Mädchen nicht ausführten, aßen sie in Maginnis Lunch Schweinskotelettes, Kaffee und Apfelkuchen.

      Es ist schon erzählt worden, daß Elmer nachher, in der Alten Heimat, zum Philosophen und Weiberfeind wurde, als er bedachte, daß Juanita seiner edelmütigen Aufmerksamkeit nicht wert wäre; es ist eingestanden worden, daß er betrunken und streitsüchtig wurde.

      Während er an Jims Arm durch den Kot auf dem Bürgersteig wankte, während sein Kopf klarer wurde, steigerte sich seine Wut gegen den Hund, der angestachelt werden sollte, seinen guten Freund und Zimmerkameraden zu beschimpfen. Seine Schultern strafften sich, er ballte die Fäuste und begann unter der abendlichen Menge von Arbeitern und Kohlenhäuern nach dem Schurken Ausschau zu halten.

      Sie kamen an die Hauptecke der Stadt. Ein wenig weiter unten, neben der roten Ziegelmauer des Kongreß-Hotels, stand jemand auf einer Kiste und hielt, von einer höhnenden Schar umgeben, eine Rede.

      »Was wollen die denn von dem, der dort redet? Die sollten ihn mir lieber in Ruh' lassen«, rief Elmer frohlockend, schüttelte Jims zurückhaltende Hand ab und raste die Seitenstraße hinunter, in die Menge hinein. Er war in jener glückseligsten aller Situationen, die ein kräftiger junger Mann sich nur wünschen kann – ungerechte Gewalt in gerechter Sache. Er drängte sich durch die Zuhörer, bohrte einem schwachen Mann seinen Ellbogen in den Magen und platzte über dessen glucksende Wehlaute heraus. Dann hielt er ein, unglücklich, zaudernd.

      Der durchgehechelte Redner war der Mensch, den er am meisten verabscheute, Eddie Fislinger, Präsident der Terwillinger-College Y.M.C.A., diese rothaarige Ratte, der sich so gemein seiner Wahl zum Präsidenten widersetzt hatte.

      Mit zwei anderen Senioren, die sich gleichfalls für den Baptistendienst übten, war Eddie nach Cato herübergekommen, um einige Seelen zu retten. Wenn sie auch keine Seelen retteten (und bis jetzt hatten sie, in siebzehn Straßenmeetings, noch keine einzige gerettet), so hatten sie wenigstens ein bequemes Training für ihre künftigen Posten.

      Eddie war ein unerquicklicher und hartnäckiger Redner, der zum Ziel kam, indem er sich an eine Materie klammerte und sie СКАЧАТЬ