Sinclair Lewis: Die großen Romane . Sinclair Lewis
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Название: Sinclair Lewis: Die großen Romane

Автор: Sinclair Lewis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4066338121196

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СКАЧАТЬ schon genug in unseren Kirchen und Sonntagsschulen haben?«

      Frau Leonard Warren rief, ein wenig unsachlich und sehr unbeherrscht: »Aber da hört sich doch alles auf! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß unter uns jemand ist, der denkt, wir könnten je genug von der Bibel haben! Ich meine, wenn das Große Alte Buch jetzt schon zweitausend Jahre den Angriffen der Ungläubigen standgehalten hat, ist es wert, daß wir ihm wenigstens etwas Beachtung schenken!«

      »Oh, ich wollte nicht sagen –« bat Carola. Darüber, was sie eigentlich wollte, konnte sie kaum besonders klar werden. »Aber ich möchte: statt daß wir uns entweder auf die Bibel oder auf die Anekdoten über die Perücken Bruder Adams beschränken, die der ›Bildung in tausend Worten‹ das Wichtigste an der Innendekoration zu sein scheinen, könnten wir einige von den wirklich interessanten Ideen studieren, die es heute überall gibt – Chemie oder Anthropologie oder Arbeiterfragen – die Sachen, die so viel zu bedeuten haben.«

      Alles räusperte sich höflich.

      Die Frau Vorsitzende fragte: »Steht noch etwas zur Diskussion? Will jemand etwas zur Annahme des Vorschlags Vida Sherwins sagen – Innendekoration und Porzellan durchzunehmen?«

      Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen.

      »Schachmatt!« murmelte Carola, als sie ihre Hand aufhob.

      Hatte sie wirklich geglaubt, sie könnte den Samen des Liberalismus in diese kahle Mauer von Mittelmäßigkeit pflanzen? Wie hatte sie sich zu der Torheit verleiten lassen können, überhaupt etwas in eine Mauer pflanzen zu wollen, die so glatt war, so schön in der Sonne glänzte und die zufriedenen Schläfer hinter ihr so beglückte?

      Elftes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      1

      Eine Woche wirklichen Frühlings, eine seltene süße Maiwoche, ein Augenblick der Ruhe zwischen dem Fluch des Winters und der Mühsal des Sommers. Täglich wanderte Carola aus der Stadt in das funkelnde Land, das von Leben strahlte.

      Eine verzauberte Stunde, in der sie Jugend und Schönheitsglauben wiedergewann.

      Sie war nach Norden gegangen, ans Ufer des Regenpfeifersees. Im dicken Gras zu beiden Seiten des Weges, das hart und stachlich von vielen Bränden war, standen kanariengelbe Butterblumen und Osterblumen mit strahlend roten Blüten und grünen, pelzigen Stengeln. Die Zweige der Purpurweiden waren rot und glatt wie der Lack einer Sakischale.

      Sie lief am kiesigen Strand, lächelte Kindern zu, die Blumen in Körbchen sammelten, und steckte sich eine Handvoll der weichen Osterblumen in den Ausschnitt ihrer weißen Bluse. In einer Au am See wuchsen so viel Kreuzkrautblüten und indianische Tabakstauden, daß sie dalag wie ein seltener alter Perserteppich in zartem Gelb, Rosa und köstlichem Grün. Das derbe Gras unter ihren Füßen knirschte angenehm. Sanfte Lüfte wehten vom sonnenbeschienenen See herein, und kleine Wellchen spritzten ans wiesenbekränzte Ufer. Sie sprang über einen kleinen Wasserlauf, der ganz von Weidenknospen bedeckt war, und kam zu einem lieblichen Gehölz aus Birken, Pappeln und wilden Pflaumenbäumen.

      Sie ging wieder auf die Prärie hinaus, die sich unter Wolken mit scharfen Rändern weithin dehnte. Über einem Bruch jagten Beutelstare eine Krähe in der Luft. Auf einem Hügel sah sie die Silhouette eines Mannes, der hinter seiner Egge einherging. Sein Pferd bog den Hals und arbeitete friedlich.

      Ein kleiner Weg brachte sie auf die Straße, die zur Stadt zurückführte. Büschel von Löwenzahn leuchteten im wilden Gras am Weg. Wasser schoß durch einen Betongraben, der neben der Chaussee einherlief. In gesunder Müdigkeit stapfte sie dahin.

      Ein Mann in einem ratternden Ford kam an ihr vorbei, rief: »Soll ich Sie mitnehmen, Frau Kennicott.«

      »Danke schön. Es ist sehr lieb von Ihnen, aber mir macht das Gehen Freude.«

      »Großartiger Tag, weiß Gott. Ich hab' Weizen gesehen, der muß fünf Zoll hoch sein. Na, auf Wiedersehen.«

      Sie hatte keine Ahnung, wer das war, aber sein Gruß tat ihr wohl. Dieser Landmann schenkte ihr eine Kameradschaft, die sie – durch eigene oder anderer Schuld – bei den Ehefrauen und Kaufherren der Stadt nie hatte finden können.

      Eine halbe Meile vor der Stadt, in einer Senkung zwischen Haselnußsträuchern und einem Bach, entdeckte sie ein Wanderlager: ein Verdeckwagen, ein Zelt, einige angepflockte Pferde. Ein breitschultriger Mann hockte auf seinen Absätzen und hielt eine Bratpfanne über ein Lagerfeuer. Er blickte zu ihr hinüber. Es war Miles Bjornstam.

      »Nanu, nanu, was machen Sie hier draußen?« brüllte er. »Kommen Sie, essen Sie'n Stück Speck mit uns! Pete! He, Pete!«

      Ein zerzauster Mensch kam hinter dem Verdeckwagen hervor.

      »Pete, das ist die einzige wirklich anständige Frau in meiner vertrottelten Stadt. Kommen Sie, kriechen Sie rein und setzen Sie sich auf ein paar Minuten, Frau Kennicott. Ich drück' mich für den ganzen Sommer.«

      Der rote Schwede stand taumelnd auf, rieb sich die steifgewordenen Knie, ging zum Drahtzaun hinüber und hielt die Stränge für sie auseinander. Ohne es zu wissen, lächelte sie ihm beim Durchsteigen zu. Ihr Kleid blieb an einer Spitze hängen. Sorgfältig löste er es los.

      Neben diesem Mann im blauen Flanellhemd, den weiten Khakihosen, mit den ungleichen Hosenträgern und dem schäbigen Filzhut war sie ganz klein und zierlich.

      Der mürrische Pete rückte einen umgekehrten Eimer für sie zurecht. Darauf saß sie, die Ellbogen auf den Knien. »Wohin gehen Sie«, fragte sie.

      »Ich gehe für den ganzen Sommer weg, Pferde handeln.« Bjornstam lachte leise. Sein roter Schnurrbart funkelte in der Sonne. »Wir sind richtige Tramps und öffentliche Wohltäter. So 'ne Wanderung mach' ich immer wieder mal. Wir sind Roßtäuscher, wir kaufen die Gäule von einem Farmer und verkaufen sie an andere. Wir sind ehrlich – sehr oft. Wir haben's wunderschön. Wir lagern an der Straße. Ich wollt' Ihnen schon immer mal Adieu sagen, bevor ich abhau', aber – Hören Sie, kommen Sie doch mit uns mit.«

      »Ich würd' es gern tun.«

      »Während Sie mit Frau Lym Cass Kindereien treiben, wandern Pete und ich quer durch Dakota und durch die Bad Lands ins Hügelland, und wenn der Herbst kommt, werden wir vielleicht irgendeinen Paß im Dickhorngebirge übersteigen und im Schneesturm Lager machen, 'ne viertel Meile schnurgerade über einem See. Dann, am Morgen werden wir schön warm in unseren Decken liegen und durch die Fichten zu einem Adler hinaufschauen. Wie würd' Ihnen das gefallen? He? 'n Adler schwebt und schwebt den ganzen Tag – großer weiter Himmel –«

      »Nicht! Oder ich komme mit Ihnen, und dann gibt's einen kleinen Skandal, fürchte ich. Vielleicht mach' ich's einmal. Adieu.«

      Ihre Hand verschwand in seinem abgeschabten Lederhandschuh. Als sie auf die Straße kam, winkte sie ihm zu. Sie war jetzt ernster geworden, und sie war allein.

      Aber der Weizen und das Gras waren im Sonnenuntergang glatter Samt, die Präriewolken waren bräunlich golden; und glücklich bog sie in die Hauptstraße ein.

      2

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