Название: DSA 109: Hjaldinger-Saga 3 - Eis
Автор: Daniel Jödemann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Das Schwarze Auge
isbn: 9783963319761
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Der Sturmwind peitschte die See rundum auf. Wellen schlugen gegen die Wegafreki und wiederholt schwappte kaltes Wasser über die Bordwand. Der Wind heulte in Gautaz’ Ohren.
Die Umrisse der Galeeren schälten sich aus den Schwaden hervor, mehrmastige Schiffe mit mächtigen Rammspornen, die Kraken oder Seeschlangen nachempfunden waren. Angetrieben wurden sie von hunderten von Rudern. Sogar drei klobigere Ungetüme mit kolossalen Schaufelrädern waren darunter, neben denen selbst die größten Galeeren winzig erschienen.
»Hier kommen sie!«, schrie Gautaz. »Schilde!« Er trat an den Vordersteven und sah den Schiffen grimmig entgegen.
Die Imperja hatten bestimmt nicht damit gerechnet, dass ihre Gegner sie überhaupt erreichten – ganz sicher nicht geschlossen und kampfbereit. Hunderte von Riemen bewegten sich hastig auf und ab, um die Galeeren in eine bessere Angriffsposition zu bringen.
»Aaaasaaa!«, brüllte Gautaz. Sie sollten wissen, mit wem sie es zu tun hatten. »Aaaasaaa!« Die letzten Nebelschwaden verwehten. »Dort!«, rief er Stainar zu und wies mit der Axt voraus. »Zwischen diesen beiden hindurch! Sie sind so träge wie Gletscher im Firnmond, das gibt uns reichlich Zeit!«
Doch die Sklaven, die die Galeeren antrieben, waren zu gut eingespielt: Langsam, aber immer noch zügig genug drehten sich die schwerfälligen Schiffe und wandten den heraneilenden Drachenschiffen die Seiten zu. Auf den Decks rannten Soldaten umher und bereiteten hastig die Geschütze vor. Die ersten Speere und Brandgeschosse flogen heran und verfehlten sie nur knapp.
Der Sturmwind, der sie vorantrieb, die Odalwik aufpeitschte und in Gautaz’ Ohren heulte und grollte, wurde noch wütender, so als ob er es den Imperja übelnahm, dass sie die Hjaldinger attackierten. Langsam neigten sich die Galeeren, die ihnen – und damit dem Wind – die Breitseiten zugewandt hatten, unter seinem Ansturm. Die nächste Salve ging weit über den Mast der Wegafreki hinweg.
Der Sturm drückte und schob gegen die mächtige Galeere, die sie nun passierten, einen Koloss mit fünf Riemenreihen, die ziellos in der Luft ruderten. Überrascht klammerten sich die Soldaten an die Reling, manch einer rutschte hilflos das Deck hinab und ging über Bord.
Gautaz lachte den Imperja seine Verachtung entgegen, auch wenn ihm der Wind die Laute von den Lippen riss. Stainar lehnte sich mit ganzer Kraft gegen das Ruder. Sie flogen an den Galeeren vorbei.
Der Hersir wandte sich um. Er zählte vier brennende Segel – Ottas, die weniger Glück gehabt hatten. Sie blieben hinter ihnen zurück, eine versank bereits. Doch die Schiffe, die der Wegafreki folgten, darunter die Otta, die Katla und seine Kinder trug, waren noch da.
»Siehst du das, Eilif?« Er reckte dem Himmel seine Axt entgegen. »Siehst du das? Ich schütze diejenigen, die mir anvertraut wurden, so wie ich es dir versprach. Sie können sich auf mich verlassen.«
Ihr Schiffsverband ließ die Galeeren hinter sich zurück, ebenso wie die letzten Ausläufer des widernatürlichen Nebelfelds. Vor ihnen erstreckte sich die offene See, das Immermeer. Glaiwas Strahlen brachen sich auf den Wellen, dahinter wartete der Horizont auf sie.
Das Heulen des Windes ebbte ebenso rasch wieder ab, wie der Sturm aufgezogen war. Es reichte aber aus, um sie anzutreiben, die Schiffe der Hjaldinger jagten zügig über das Meer.
Grinsend sah Gautaz zurück, zu den Galeeren der Imperja. »Um Verfolger müssen wir uns keine Sorgen machen.« Manche waren gegeneinandergestoßen und blockierten sich gegenseitig. Einige hatten die Segel gehisst, konnten den Wind aber nicht einfangen. An Bord einer Schraubengaleere loderten Feuerbrände.
Die Fahrtgemeinschaft der Wegafreki warf sich amüsierte Blicke zu.
»Glaubt nicht, dass es schon geschafft ist.« Gautaz sah wieder nach vorne, zum Horizont. »Es ist ein langer Weg. Sicher erwarten uns auf der Reise weitere Prüfungen. Die Götter wollen, dass wir uns würdig erweisen. Gut, dass ihr unter mir segelt.«
Nein, Triumph oder Befriedigung wollte sich bei ihm nicht einstellen. Nicht einmal ein Anflug von Zufriedenheit.
Er sah immer noch Eilifs Gesicht vor sich. Seine Lippen, die stumme Worte formulierten.
Er würde nie erfahren, was sein Bruder ihm sagen wollte. Umso wichtiger war es, dass er das Versprechen, das er ihm in diesem Moment gegeben hatte, ehrte. »Du bist nicht umsonst gestorben, Eilif«, raunte er. »Die Aasa werden überleben. Ich werde überleben – für uns beide.«
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