Das Zeichen der Vier. Sir Arthur Conan Doyle
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Название: Das Zeichen der Vier

Автор: Sir Arthur Conan Doyle

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783963181368

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СКАЧАТЬ Morstan, ist Pondicherry Lodge«, sagte Mr Thaddeus Sholto, während er ihr beim Aussteigen behilflich war.

      5. KAPITEL

       Die Tragödie von Pondicherry Lodge

      Es war schon fast elf Uhr, als wir die vorerst letzte Station unseres nächtlichen Abenteuers erreichten. Wir hatten den feuchten Nebel der großen Stadt hinter uns gelassen, und die Nacht war mild. Ein lauer Wind wehte von Westen her, und über den Himmel zogen gemächlich schwere Wolken, durch die ab und zu der Halbmond blinkte. Es war hell genug, um auf einige Entfernung sehen zu können, trotzdem nahm Thaddeus Sholto eine der Seitenlaternen von der Kutsche herunter, um uns auf unserem Weg besseres Licht zu geben.

      Das Grundstück, auf dem Pondicherry Lodge stand, war ringsum von einer hohen Steinmauer eingefasst, die überdies noch mit Glasscherben besetzt war. Den einzigen Zugang bildete eine schmale, einflüglige, eisenbeschlagene Tür. Unser Führer gab ein eigentümliches Klopfzeichen, das ein wenig an das eines Postboten erinnerte.

      »Wer da?« kam eine schroffe Stimme von innen.

      »Ich bin es, McMurdo. Mein Klopfzeichen sollten Sie allmählich kennen.«

      Man hörte ein mürrisches Brummen und das Rasseln und Klirren von Schlüsseln. Dann schwang der Türflügel langsam zurück, und in der Öffnung erschien ein untersetzter Mann mit stark gewölbter Brust, der mit vorgerecktem Gesicht und misstrauischen Augen in das gelbe Licht unserer Laterne blinzelte.

      »Sind Sie’s, Mr Thaddeus? Aber wer sind die andern? Wegen denen hab ich vom Herrn keine Anweisung.«

      »Wirklich nicht, McMurdo? Das verstehe ich nicht! Ich habe meinem Bruder doch gestern Abend gesagt, dass ich Freunde mitbringen werde.«

      »Er is’ heute den ganzen Tag nich’ aus seinem Zimmer gekommen, Mr Thaddeus, und ich hab keine Anweisung gekriegt. Sie wissen ja, ich muss mich genau an die Vorschriften halten. Sie kann ich reinlassen, aber Ihre Freunde müssen draußen bleiben.«

      Das war ein unerwartetes Hindernis. Thaddeus Sholto blickte sich verwirrt und hilflos um.

      »Das ist nicht recht von Ihnen, McMurdo!« sagte er dann. »Wenn ich für meine Begleiter bürge, sollte Ihnen das reichen. Außerdem haben wir eine junge Dame bei uns. Die können Sie doch unmöglich um diese Zeit auf der offenen Straße stehen lassen.«

      »Tut mir leid, Mr Thaddeus«, entgegnete der Pförtner unerbittlich. »Die Leute da sin’ vielleicht Ihre Freunde, aber deswegen sin’ sie noch lange keine Freunde vom Herrn. Ich krieg mein Geld dafür, dass ich meine Pflicht tu, und die tu ich auch. Ich kenn’ keinen von Ihren Freunden nich’.«

      »Oh doch, mich kennen Sie, McMurdo«, rief Holmes leutselig. »Sie können mich doch kaum vergessen haben. Wer war denn der Amateur, der an Ihrem Benefizabend vor vier Jahren in Alison’s Rooms mit Ihnen über drei Runden gegangen ist?«

      »Mr Sherlock Holmes! Das darf ja nich’ wahr sein!« röhrte der Preisboxer begeistert. »Himmelherrgott noch mal, dass ich Sie nich’ erkannt hab! Wenn Sie bloß nich’ so still dagestanden wär’n, sondern vorgetreten wär’n und mir ’n Cross an’n Kiefer gehauen hätten, dann hätt’ ich Sie gleich erkannt, keine Frage! Schade, Sie sin’ auch so einer, der sein Talent verplempert, jawoll! Sie hätten’s weit gebracht, wenn Sie bei uns eingestiegen wär’n.«

      »Sie sehen, Watson, wenn alles andere fehlschlagen sollte, dann steht mir immer noch eine Amateurlaufbahn offen«, sagte Holmes lachend. »Unser Freund wird uns nun gewiss nicht länger hier draußen in der Kälte stehen lassen.«

      »Komm’ Sie rein, Sir, komm’ Sie rein, und Ihre Freunde auch!« rief er. »Tut mir leid, Mr Thaddeus, aber ich hab strenge Anweisungen. Muss mir immer erst ganz sicher sein wegen Ihren Freunden, bevor ich sie reinlasse.«

      Innerhalb der Mauer wand sich ein Kiesweg durch einen verwilderten Garten zu einem großen, klotzartigen Haus, einem quadratischen, nüchternen Gebäude, das ganz in Dunkelheit getaucht war. Lediglich eine Ecke des Hauses war vom Mondlicht erhellt, das auf einem Mansardenfenster spielte. Die enorme Größe des Hauses, seine Düsterkeit und Totenstille ließen mich erschaudern. Auch Thaddeus Sholto schien sich unbehaglich zu fühlen, denn die Laterne bebte und klirrte in seiner Hand.

      »Ich werde nicht klug daraus«, sagte er. »Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich habe Bartholomew klar und deutlich gesagt, dass wir kommen würden, aber in seinem Zimmer ist kein Licht. Ich weiß nicht, was das bedeuten soll.«

      »Lässt er das Gelände immer so streng bewachen?« fragte Holmes.

      »Ja, diese Gewohnheit hat er von meinem Vater übernommen. Er war sein Lieblingssohn, wissen Sie, und manchmal glaube ich, der Vater hat ihm mehr anvertraut, als er mir je erzählt hat. Da oben, wo das Mondlicht hinfällt, ist Bartholomews Fenster. Es wirkt hell, aber ich glaube, das Licht kommt nicht von innen.«

      »Ganz richtig«, sagte Holmes, »aber ich sehe einen Lichtschein in dem kleinen Fenster neben der Tür.«

      »Ach ja, das ist die Stube der Haushälterin, der alten Mrs Bernstone. Sie kann uns sicherlich sagen, was los ist. Würde es Ihnen etwas ausmachen, einen Augenblick hier zu warten? Wenn wir ohne Vorwarnung bei ihr hereinplatzen, würde sie einen argen Schreck kriegen. Aber – pst! was war das?«

      Er hielt die Laterne in die Höhe, aber seine Hand zitterte dermaßen, dass die Lichtkreise flimmernd um uns herum tanzten. Miss Morstan griff nach meinem Handgelenk, und wir standen mit klopfenden Herzen da und lauschten angestrengt. Aus dem großen, schwarzen Haus erklang durch die Stille der Nacht ein jammervoller Klagelaut – das hohe, abgerissene Weinen einer verängstigten Frau.

      »Das muss Mrs Bernstone sein«, sagte Sholto. »Sie ist die einzige Frau im Haus. Warten Sie hier. Ich bin gleich zurück.«

      Er lief zur Tür und gab sein Klopfzeichen. Wir sahen, wie eine hochgewachsene alte Frau ihm öffnete und bei seinem Anblick in freudigem Erschrecken zurücktaumelte.

      »Oh, Mr Thaddeus, Sir, ich bin so froh, dass Sie hier sind! Wie froh bin ich, dass Sie hier sind, Mr Thaddeus, Sir!«

      Wir hörten ihre wiederholten Freudenbezeugungen, bis die Tür sich schloss und ihre Stimme zu einem gedämpften, monotonen Murmeln hinabsank.

      Unser Führer hatte uns die Laterne dagelassen. Holmes führte sie langsam im Kreis herum und musterte aufmerksam das Haus und die großen Haufen von Schutt und aufgeworfenem Erdreich, die das Grundstück bedeckten. Miss Morstan und ich standen nebeneinander, ihre Hand lag in der meinen. Es ist etwas Wundersames, Unbegreifliches um die Liebe. Hier standen wir beide, die wir uns an diesem Tag zum ersten Mal begegnet waren, zwischen denen kein Blick, geschweige denn ein Wort der Zuneigung gewechselt worden war, und doch – in der Stunde der Sorge suchten sich unsere Hände unwillkürlich. Später habe ich oft mit Verwunderung daran gedacht, aber jetzt schien es mir die natürlichste Sache der Welt zu sein, dass ich mich ihr zuwandte, und auch sie hat mir später oft erzählt, dass ihr innerstes Gefühl sie instinktiv bei mir Trost und Schutz suchen ließ. So standen wir Hand in Hand wie zwei Kinder, und in unseren Herzen war Frieden trotz all des Düsteren, das uns umgab.

      »Was für ein sonderbarer Ort!« rief sie umherblickend.

      »Ja, es sieht aus, als seien sämtliche Maulwürfe Englands auf das Grundstück losgelassen worden«, antwortete ich. »So etwas Ähnliches habe ich einmal an einem Berghang bei Ballarat gesehen, wo Goldgräber am Werk gewesen waren.«

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