Название: SELBST-geführte Psychotherapie
Автор: Uta Sonneborn
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783867813747
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Körperpsychotherapeutische Methoden vereint mit achtsamer Wahrnehmung des Körpers unterstützen die Erinnerungskraft stark. Während in den 70er-Jahren in den Therapien oftmals noch heftig »gepushed« wurde, sodass Klienten z.T. von szenisch gespeicherten traumatischen Erinnerungen katastrophal überflutet wurden, geht heute die körperorientierte Traumatherapie ausgesprochen achtsam und eher den Prozess verlangsamend vor, dem Tempo der Klient*innen folgend, um so der Weisheit und den Botschaften des Körpers besser lauschen zu können. Durch die behutsame, einfühlende psychotherapeutische Begleitung können die Klienten das Erlebte mitsamt ihren szenischen Erinnerungen und Gefühlen im Damals durcharbeiten. Sie können durch Externalisierungstechniken diese Prozesse auch emotional dimmen. Die Klient*innen bekommen eine Beobachterposition im Hier und Jetzt, wodurch die Selbstwahrnehmung und Selbstregulierung gefördert werden. Sie helfen, den Dreiklang der Traumatherapie – Stabilisierung, Konfrontierung und Integration – zu befördern.
Die introspektive Wahrnehmung in der Gestaltpsychotherapie übt innere »awareness«, also intensive Selbstwahrnehmung in einem Zustand von geistiger Wachheit und Bewusstheit im Moment, ein Zustand ähnlich der Achtsamkeit. Sie ist in der Lage, die Ebenen ihrer Wahrnehmung zu wechseln. So kann sie die feine Wahrnehmung zuerst nach innen auf sich selbst, auf das Erleben des jeweiligen Augenblicks im Hier und Jetzt und auf den Kontext und die Umgebung richten. (John O. Stevens)
Mit der achtsamkeitsbasierten Wahrnehmungsschulung wie sie Thich Nhat Hanh lehrt oder die mittlerweile weltweit verbreitete MBSR-Methode – Mindfulness-Based-Stress-Reduction – nach Jon Kabat Zinn wurden Strukturen feiner Selbstwahrnehmungsmöglichkeiten geschaffen. Das Erlernen eines achtsamkeitsbasierten Selbstmitgefühls schult die Empathie-Fähigkeit für sich selbst und für andere – eine Voraussetzung für emotionale Intelligenz und emotionale und psychosoziale Kompetenz.
Achtsamkeit meint reine Wahrnehmung ohne Bewertung. Durch Achtsamkeitstraining können neuronale Aktivitäten angeregt werden, die andauernde positive Veränderungen im Gehirn verursachen, wie neuropsychologische Forschungsergebnisse zeigen. Dass der Körper bei allem, was wir erleben, mitreagiert, haben Körpertherapeuten schon immer intuitiv vorausgesetzt. Bewiesen ist es durch Antonio Damasio, der unter anderem erforscht hat, dass jedes Erleben mit Körperreaktionen verbunden ist. Diese sind bereits eine halbe Sekunde vorausgegangen, bevor das Ereignis überhaupt in unser Bewusstsein vordringen konnte. Unser Körper ist also in allem einen Tick schneller als unser Bewusstsein. Jeder Gedanke, jedes Gefühl, jedes Erlebnis geht mit körperlichen Reaktionen einher.
So erscheinen mir die auf diesen Prinzipien aufgebauten achtsamkeitsgeleiteten humanistischen Psychotherapien natürlich und heilsam. Den Körper nicht in eine Therapie mit einzubeziehen erschiene mir genauso fremd, wie seinen Verstand nicht zu benutzen. Es bedarf Körper, Seele, Geist und Verstand von Klient*in und Therapeut*in, um sich der Komplexität eines menschlichen Wesens halbwegs anzunähern. Das tiefere Wissen eines Menschen um sich selbst sollte mit in die Therapie einbezogen werden. Die Psychotherapeut*innen können mit den Theorien und der Haltung der humanistisch-psychotherapeutischen Therapien unter der Einbeziehung des Körpers dazu beizutragen, auf all die Verletzungen, Narben, Konflikte und Erkrankungen von Klient*innen, Patient*innen und sich selbst heilsam zu wirken sowie die Ressourcen zu fördern.
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Psychotherapeutische Grundhaltung und Ideen
Humanistische Psychotherapien beinhalten Grundideen von Empathie, Authentizität und Stimmigkeit.
Den Klient*innen wird ein Raum für Selbstwahrnehmung, Selbstexploration durch die Therapeut*innen gegeben, in achtsamer, nicht wertender, akzeptierender Atmosphäre.
Es wird von der inneren Weisheit der Klientinnen und Klienten, von der Kreativität und der Eigenverantwortung eines jeden Menschen ausgegangen.
Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch Ressourcen und Resilienzfaktoren hat und es eine Salutogenese gibt.
Es wird von einer Körper-Seele-Geist-Einheit ausgegangen sowie von einer organismischen Selbstregulation.
Von Martin Buber stammt die Grundidee der existenziellen authentischen Begegnung im Jetzt von zwei Menschen, der Ich-Du-Begegnung, eines dialogischen Prinzips, eines gleichberechtigten Kontaktes.
Therapeut*in und Klient*in treten in einen dialogischen interpersonellen Kontakt.
Die Klient*innen können auch mit sich in eine intrapersonelle Interaktion zwischen ihren Ich-Zuständen oder zwischen unterschiedlichen Persönlichkeitsanteilen treten.
Es wird von einer Vielfältigkeit und Vielschichtigkeit der Persönlichkeit ausgegangen.
Die Denkweise ist ganzheitlich und systemisch.
Es besteht die Annahme der Sinnhaftigkeit von Symptomen und von Zusammenhängen mit der erlebten Geschichte.
Die Haltung der Therapeut*in den Klient*innen gegenüber
Die Haltung gegenüber den Klient*innen ist offen, neugierig, interessiert, achtsam, authentisch, empathisch, zuversichtlich, Vertrauen vermittelnd, verbunden, stimmig, gelassen und ruhig, nicht wertend und unparteiisch. Den Klient*innen wird mit Respekt und Wertschätzung begegnet. Die Therapeut*innen arbeiten auf Augenhöhe mit den Klienten. Sie sollten nicht besserwisserisch sein. Sie folgen den Klient*innen und eilen ihnen nicht voraus. Es besteht zwischen Arzt/Therapeut*in und Patient/Klient*in eine professionelle Beziehung, die gleichermaßen abstinent wie professionell empathisch und von Menschenliebe geprägt ist. Sie respektiert und akzeptiert stets die eigenen und die Grenzen des Gegenübers. Sie ist frei von jeglicher persönlicher Vorteilsnahme, emotionaler, körperlicher oder gar sexueller Grenzverletzung.
In einer nicht angestrengten Atmosphäre mit der nicht bewertenden und präsenten Gegenwart der Therapeut*innen erfahren die Klient*innen Raum für ihre Selbstwahrnehmung und Selbstreflexion. Hier können sie ihre Problematik, ihre Konflikte, ihre Verletzungen, ihre sie traumatisierenden Erlebnisse bearbeiten. Sie lernen, sich und ihre Geschichte anzunehmen, zu akzeptieren, sie auch emotional und im Kontext ihrer Sozialisation zu verstehen und jetzt von früher zu unterscheiden. Blockierte und unterdrückte Gefühle können sie in sich erleben, erkennen und verstehen.
So können sie sich finden und zu dem Menschen entwickeln, der sie werden können, freier, natürlicher. Sie lernen wieder auf ihren Körper und auf sich selbst zu vertrauen.
Die Klient*innen machen korrigierende Erfahrungen in der Therapie durch die Person der Therapeut*innen. Die achtsame Schulung der Wahrnehmung für alles, was im Körper oder in der Umgebung vor sich geht, ist ein wesentlicher Baustein in den körperorientierten humanistischen Therapieverfahren. Achtsamkeit und Gewahrsein können geübt werden. Durch die neuronale Plastizität des Gehirns entstehen so neue neuronale Netzwerke, die Veränderungen nachhaltig machen können.
Die Haltung der Therapeut*innen sich selbst gegenüber
Die empathische, respektvolle, wertschätzende, jedoch nicht wertende Haltung gegenüber den Klient*innen gilt genauso auch für die Therapeut*innen sich selbst gegenüber.
Ihr mentaler und ihr physischer Resonanzboden СКАЧАТЬ