Wachtmeister Studer / Вахтмистр Штудер. Книга для чтения на немецком языке. Фридрих Глаузер
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer / Вахтмистр Штудер. Книга для чтения на немецком языке - Фридрих Глаузер страница 11

СКАЧАТЬ sagte Studer und streckte die Beine. Der Stuhl war bequem, er hatte Armstützen. Studer ließ sich gehen und blinzelte in den Garten, auf den jetzt die Sonne schien. Aber der Schein blieb nicht lange, das Grau kam wieder – nur die Tulpen leuchteten unentwegt…

      Studer dachte an seine Unterredung mit dem Untersuchungsrichter. Wieviel Speuz hatte er dort verschwenden müssen! Der Murmann war entschieden vorzuziehen, obwohl er kein rohseidenes Hemd trug…

      – Es sei so still hier, sagte Studer nach einer Weile, worauf Murmann lachte. Er habe eben keinen Lautsprecher wie die andern Gerzensteiner, sagte er. Da lachte auch Studer.

      Und dann schwiegen beide wieder.

      Bis Studer fragte, ob Murmann den Schlumpf für schuldig halte.

      »Chabis!« sagte Murmann nur.

      Und dieses einzige Wort gab dem Fahnderwachtmeister Studer mehr Sicherheit als alle kriminologischen und psychologischen Spitzfindigkeiten, die er bis jetzt gesammelt hatte, um in sich die immerhin mehr gefühlsmäßige Überzeugung der Unschuld des Burschen Schlumpf zu festigen.

      Studer wußte, Murmann war ein schweigsamer Mensch. Es war nicht leicht, ihn zum Reden zu bringen. Ja, die Worte, die man in den alltäglichen, belanglosen Gesprächen tauscht, die saßen bei ihm locker. Aber sobald es sich um wichtigere Dinge handelte, war ein Wort wie beispielsweise: ›Chabis‹ fast ebensoviel wert wie die kräftigen Ausführungen eines Experten.

      – Studer kenne eben noch nicht das Kaff Gerzenstein, sagte Murmann nach einer Weile. Er hatte sich eine Pfeife gestopft und rauchte langsam.

      »Ich bin jetzt bald sechs Jahre hier«, sagte Murmann. »Und ich kenne den Betrieb. Ich kann nichts machen. Ich muß aufpassen. Weischt, Diplomatie!« (Er sagte ›Diplomaziiie‹ und drückte das eine Auge zu.) »Gut, daß du gekommen bist. Ich bin nämlich so…« Er steckte die Arme waagrecht aus, die mächtigen Handgelenke eng aneinandergepreßt, um recht deutlich zu demonstrieren, wie machtlos er sei…

      Dann schwieg er wieder.

      »Weischt«, sagte er nach einer Weile, »der Aeschbacher, der Gemeindepräsident…« und schwieg wieder lange.

      »Aber der alte Ellenberger! …« Und zwinkerte mit dem rechten Auge. »Aber der Cottereau ist verschwunden…« warf Studer ein und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

      »Hab keinen Kummer«, sagte Murmann gemütlich. »Der kommt scho wieder ume…«

      »Jää… aber hast du nicht die Polizeidirektion alarmiert, daß es dann im Radio gekommen ist?«

      »Ich?« fragte Murmann und wies mit dem großen, behaarten Zeigefinger auf seine nackte Brust. »Ich?« Und ob Studer etwa krank sei, daß er so dumme Fragen stelle?? Das habe doch der Ellenberger gemacht, um sich einen Spaß zu leisten! Beromünster, habe der Ellenberger einmal gemeint, sei auch nicht für die Hunde gebaut worden, man müsse den Leuten etwas zu tun geben. Und die vielen Empfänger…

      Studer fand bei sich, daß dieses Gerzenstein ein merkwürdiges Dorf sei, und seine Einwohner waren noch merkwürdiger. Aber er beschloß, den Korporal Murmann nicht länger zu belästigen, übrigens wartete das Essen im ›Bären‹ sicher schon auf ihn. So verabschiedete er sich und versprach, am Abend wiederzukommen. Murmann schien diese Diskretion zu schätzen; denn er meinte beim Abschied: zum Reden habe man immer noch Zeit, und so um die Mittagsstunde, da habe er immer Schlaf. Wenn man jeden Abend die Polizeistunde kontrollieren müsse in allen Beizen, dann habe man tagsüber einen dummen Kopf. Dazu gähnte er ausgiebig.

      So stand Studer wieder auf der asphaltierten Straße. Rechts und links, so weit der Blick reichte: Läden, Läden, Läden.

      Und die Häuser waren nicht stumm…

      Es war Samstagnachmittag.

      Durch die Mauern, durch die geschlossenen Fenster und durch die geöffneten jodelte das Gritli Wenger

      – Es jodelte den Sonntag ein…

      Noch einer, der nicht mehr mitmachen will

      Der Speck war zäh und der Suurchabis schwamm in allzu viel Flüssigem. Die Gaststube war leer. Am Ausschank polierte die Kellnerin Weingläser. Es hatte endgültig aufgehört zu regnen, aber der Himmel war mit einer weißen Schicht überzogen, die blendete. Studer spürte ein unangenehmes Beißen in der Nase: es war wohl ein Schnupfen, der sich meldete. Kein Wunder, wenn der Mai so kalt war. Er kostete den Kaffee. Der war ebenso dünn und lau wie derjenige seiner Frau, wenn sie nächtelang gelesen hatte.

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