Название: Der Sichelmond
Автор: Massimo Longo
Издательство: Tektime S.r.l.s.
Жанр: Зарубежное фэнтези
isbn: 9788835428398
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Es war seine Schwester, die ihn wütend anfuhr, weil er sie umgerannt hatte. Gaia bemerkte den jämmerlichen Zustand, in dem sich Helios befand.
Ihr Tonfall wurde ruhiger:
„Wie geht's dir?“
Als Helios ihre Stimme hörte, öffnete er die Arme und hob den Kopf.
Gaia registrierte sein verstörtes Gesicht, das noch blasser als sonst und verschwitzt war. Sie dachte einen Moment darüber nach, dass ihr Bruder gerannt war, was für ihn normalerweise völlig unüblich war. Sie hatte den Eindruck, dass er vor etwas oder jemandem davon lief und half ihm auf die Beine.
„Warum bist du so gerannt?“, fragte sie ihn. „Was hat dich erschreckt?“
Gaia konnte sich nicht erinnern, wann sie ihren Bruder das letzte Mal rennen sehen hatte. Helios antwortete nicht, er wollte nur so schnell wie möglich von dieser Straße weg. Also bog er, ohne ein Wort zu sagen, um die Ecke.
Gaia lief ihm besorgt hinterher.
„Helios!“ rief sie ihm wieder zu.
„Es ist nichts!“, antwortete Helios grob. „ Es ist nichts!“
Gaias Sorge verwandelte sich in Wut über sein Verhalten:
„Nichts, sagst du? Du hast mich gerade umgerannt, und sagst nichts!?“
Helios, der weitere Diskussionen, die seinen bereits erschöpften Körper beanspruchen würden, vermeiden wollte, entschuldigte sich.
„Tut mir leid“, sagte er.
Diese oberflächlichen Ausreden verärgerten Gaia nur noch mehr. Sie ließ ihren Bruder aber trotzdem nicht in diesem besorgniserregenden Zustand zurück.
Am Sonntagmorgen hatten Carlo und Giulia endlich eine Entscheidung getroffen, sie sprachen darüber, während sie das Frühstück zubereiteten und waren ungeduldig, es endlich den Kindern mitzuteilen, die noch schliefen.
„Es war wirklich nett von ihr, uns dieses Angebot zu machen, hoffen wir, dass die Kinder keine Dummheiten anstellen“, sagte Giulia gut gelaunt.
Es war ihr und Carlo schwer gefallen, diese Entscheidung zu treffen, und jetzt, nachdem sie sich entschieden hatten, waren sie in einer seltsamen Hochstimmung.
„Gaia wird begeistert sein“, meinte Carlo. „Du wirst sehen, Helios wird wie immer gleichgültig reagieren“.
„Ich weiß nicht, Gaia hat so viele Freunde im Sommerlager, sie wird enttäuscht sein, nicht hinzufahren. Helios dagegen, hasst es“, erwiderte Giulia.
„Ich halte es nicht länger aus, ich werde sie wecken“, schlug Carlo kategorisch vor und ging in die Zimmer seiner Kinder, um sie zu wecken.
Er gab ihnen nicht mal Zeit, sich das Gesicht zu waschen.
„Eure Mutter und ich haben entschieden, wo ihr euren Sommer verbringen werdet. Freitag ist der letzte Schultag und am Samstagmorgen werdet ihr reisefertig mit einem netten Koffer in der Hand am Bahnhof stehen!“
„Aber das Sommerlager geht es erst in zwei Wochen los!“, meinte Gaia besorgt und schaute zu ihrer Mutter, die das Geschehen im Flur von der Küchentür aus beobachtete.
„Richtig, ihr werdet dieses Jahr nicht ins Sommerlager fahren“, erklärte Giulia, womit sie die Befürchtungen ihrer Tochter bestätigte. „Wir haben gedacht, euch einen Sommer zu bieten, wie wir ihn aus unserer Jugend kennen.“
„Was soll das heißen?“, fragte Gaia, während Helios stumm und mit einem immer düsterer werdenden Gesichtsausdruck dastand.
„Frische Luft und wilde Verfolgungsjagden, schwimmen im Teich und Abende im Dorf“, beantwortete Carlo die Frage seiner Tochter.
Gaia sah, wie ihre Eltern lachten und sich dabei einvernehmlich ansahen und dachte, es sei alles nur ein Scherz.
„Hört auf, euch über uns lustig zu machen. Was ist mit euch los heute Morgen?“
„Niemand macht sich über euch lustig. Tante Ida hat sich angeboten, euch bei sich aufzunehmen“, offenbarte Carlo schließlich seinen Kindern, die ihn ungläubig anstarrten.
„Das ist ein Albtraum, ich gehe wieder schlafen!“, schnaubte Gaia wütend.
„Und ich dachte, du würdest dich darüber freuen“, antwortete ihr Vater.
„Freuen? Ich habe mich bereits mit meinen Freunden verabredet, ich freue mich schon den ganzen Winter darauf, ins Ferienlager zu fahren“.
„Gaia, du wirst auch auf dem Land bei Tante Ida Freunde finden“, versuchte Giulia sie zu trösten.
„Aber wieso? Dort gefällt es mir. Frische Luft und schwimmen im See, das ist alles, was ich brauche“.
„Du brauchst nichts anderes, aber Helios schon, er braucht Tapetenwechsel“, fügte Carlo hinzu.
„Wusste ich es doch, es ist wegen Helios!“, sprang Gaia auf. „Dann schickt ihn doch allein aufs Land zu unserer Tante.“
„Wir wollen nicht, dass er allein fährt“, erwiderte Giulia.
„Ich bin doch nicht sein Babysitter!“
„Aber du bist die große Schwester. Hast du denn gar nichts dazu zu sagen, Helios?“, fragte Carlo.
Helios sagte nicht ein Wort, er zuckte nur mit den Schultern.
Das brachte Gaia zur Weißglut:
„Du sagst nichts? Dir ist ja sowieso alles gleich, sag es Mama und Papa, dass du auch auf dem Land nicht vorhast, irgendetwas zu tun“.
Helios nickte zustimmend mit dem Kopf.
„Hör auf damit, Gaia! Die Entscheidung ist gefallen. Libero, euer Cousin, kommt euch abholen“, beendete Carlo das Gespräch.
Gaia lief enttäuscht und wütend davon.
„Sie wird sich wieder fangen“, sagte Giulia, die die optimistische Lebenseinstellung ihrer Tochter kannte.
Helios schlich in sein Zimmer zurück.
Carlo war verblüfft aber überzeugt, dass die getroffene Entscheidung seit Jahren die beste war.
So kam der nächste Freitag, Carlo holte seinen Neffen vom Bahnsteig ab: Es war schön, ihn wieder in die Arme zu schließen.
Libero war ein fröhlicher Bursche, mit einer einfachen und auf jeden Fall nicht konventionellen Art. Er war groß und schlank aber keineswegs mager, hatte große Hände, die es gewohnt waren, die Arbeiten auf dem Bauernhof zu verrichten, und ein sonnengebräuntes Gesicht, Aus dem die grünen Augen hervorstachen. Das braune Haar war kurzgeschnitten und mit Seitenscheitel gekämmt, wie es nach dem Krieg in Mode war. Er umarmte seinen Onkel kraftvoll und redete auf der ganzen Nachhausefahrt wie ein Wasserfall.
Carlo schaute ihn verwundert an, er erinnerte sich СКАЧАТЬ