Die magische Schwelle. Kai Pannen
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Название: Die magische Schwelle

Автор: Kai Pannen

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783864295478

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СКАЧАТЬ hat sich an meiner Modelleisenbahn vergriffen?«, schnaubte Johann.

      Flo wischte so heftig auf der Tischplatte herum, als wolle er ein Loch hineinreiben.

      »Wieso, was ist denn mit deiner Eisenbahn?«, fragte Tanja.

      »Die sieht aus, als hätten sich Godzilla und King Kong den ultimativen Kampf darauf geliefert.«

      ›Gute Idee eigentlich‹, dachte Flo und überlegte, wo er seine Godzillafigur hingetan hatte.

      »Warst du das, Flo?«, fragte Johann.

      Heidi grinste Flo von der Seite an.

      »Die Anlage kaputt machen? Wieso sollte ich so etwas tun? Ich bin doch kein Kleinkind«, krächzte er.

      »Na ja, da kann man geteilter Ansicht sein«, stichelte seine Schwester.

      »Wer soll denn sonst da oben gewesen sein? Du etwa, Heidi?«

      »Ich spiel doch nicht mit einer Eisenbahn!«, rief sie empört.

      »Also, Flo, was hast du dir dabei gedacht?«

      »Er hat doch gesagt, dass er es nicht war«, verteidigte Tanja ihren Sohn.

      Johann grummelte und nahm eine Tafel Schokolade aus dem Küchenschrank. Das tat er öfter, wie man an seinem beachtlichen Körperumfang gut erkennen konnte. Als wolle er all seinen Unmut an ihr auslassen, brach er die Tafel grob in Stücke und steckte sich einen Riegel in den Mund.

      »Ich schätze, es war Pietzke. Vorhin hab ich ihn aus dem Zimmer kommen sehen«, behauptete Heidi.

      Flo dankte seiner Schwester innerlich dafür, dass sie ihm mit dieser kleinen Notlüge aus der Patsche half.

      »Hat bestimmt mal wieder eine Maus über die Anlage gejagt.«

      »So geht das nicht weiter. Ich werde die Anlage abbauen und verkaufen. Endgültig! Bevor der Rest auch noch zu Bruch geht«, brummte Johann.

      Flos Magen krampfte sich zusammen, als er das hörte. »Papa, wieso das denn?! Ich dachte, ich würde sie einmal erben!«

      »Hm«, war Johanns einzige Reaktion.

      »Genau, warum überlässt du sie nicht lieber Flo, bevor sie nur sinnlos herumsteht?«, fragte Tanja.

      »Weil sie dann am Ende so zerschrottet ist, dass ich sie auch gleich in die Tonne hauen kann. Es ist eine empfindliche Modellbau-Anlage, keine Carrera-Bahn!«

      Flo war sauer und vor allem enttäuscht. Es war immer dasselbe mit seinem Vater und ihm. Er traute ihm einfach nichts zu.

      »Wollen wir nicht zusammen was spielen?«, schlug Heidi vor, um die Stimmung zu retten. »Wie wärs mit ’ner Runde Mensch ärgere dich nicht

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       DER SCHRITT ÜBER DIE SCHWELLE

      Im Deutschunterricht nahmen sie gerade Gullivers Reisen durch und mussten als Hausaufgabe das erste Kapitel daraus lesen. Flo las gerne. Er lag auf seinem Bett und war tief in das Buch versunken. Gedankenverloren kraulte er seinen verschlissenen Teddy, alte Angewohnheit. Coole Jungs taten so was natürlich längst nicht mehr, aber wer sollte es schon erfahren?

      Spielten coole Jungs in seinem Alter eigentlich noch Auto-Verfolgungsjagden? Oder mit Modelleisenbahnen? War das noch normal?

      Immerhin gab es eine Menge Erwachsener, die sich für Modelleisenbahnen begeisterten. Dann hieß es halt nicht mehr spielen, sondern einem Hobby nachgehen. Sein Vater war auch kein Kind mehr gewesen, als er die Eisenbahnanlage ausgebaut hatte. Aber das war lange vor Flos Geburt gewesen. Wann hatte Flo zum letzten Mal gesehen, dass sich Johann mit seinem Hobby beschäftigt hatte? Er interessierte sich eigentlich schon lange nicht mehr für die Anlage. Das war natürlich keine Freigabe dafür, sie so zu verwüsten.

      Flo klappte das Buch zu. Er musste die kleine Welt wieder in Ordnung bringen, alles wieder so herrichten, wie es vor dem großen Zugunglück gewesen war.

      ›Dann merkt Papa natürlich erst recht, dass jemand in der Kleinen Freiheit war‹, überlegte Flo. ›Aber andererseits freut er sich vielleicht auch, wenn alles wieder heile ist. Und ich kann ihm beweisen, dass ich alt genug für die Modelleisenbahn bin.‹

      Als Erstes setzte er die verunglückten Züge zurück auf die Schienen und stellte die umgefallenen Bäume in Reih und Glied an den Straßenrand. Die kleinen Plastikfiguren positionierte er an ihrem angestammten Platz und dem bedauernswerten Herrn Müller setzte er mit einem Tröpfchen Kleber den Arm wieder an. Im Handumdrehen sah die Anlage wie vorher aus, als habe es nie ein großes Zugunglück gegeben.

      Flo betrachtete sein Werk und war ein bisschen stolz auf sich. Jetzt, da alles wieder in Ordnung war, konnte er doch noch ein bisschen mit der Anlage spielen?

      »Ich bin auch vorsichtig«, murmelte sein Spieltrieb.

      »Das gibt nur wieder Ärger. Letztes Mal wollte ich doch auch vorsichtig sein«, mahnte ihn sein schlechtes Gewissen.

      »Ach, krieg dich wieder ein, ich schalte auch keinen Strom ein.«

      Um auf der Eisenbahnanlage nichts unnötig anzurühren, womöglich gar kaputt zu machen, nahm Flo das kleine Chevrolet-Modellauto aus dem Regal. Es war ein genaues Abbild ihres Oldtimers, der draußen unter dem Carport stand. Sein Vater hatte ihn irgendwann mal in dessen Kofferraum gefunden. Vom Maßstab her war das Modell zwar etwas zu groß für die Eisenbahnanlage, aber das störte Flo nicht weiter. Er schob den Wagen über die dicht bevölkerte Straße zwischen Konzertbühne und Fußballstadion und achtete darauf, kein Figürchen zu überfahren. Auf der breiten Landstraße gab er dem Chevi einen etwas zu kräftigen Schwung, sodass er in der nächsten Kurve auf der Wiese mit dem Bauern landete, der gerade seine Kühe melkte.

      »Nichts passiert, alles in Ordnung!«, rief Flo, als säße er selbst im Wagen.

      »Es ist doch immer das Gleiche mit dir, du Rowdy. Kannst du dich denn nicht einmal beherrschen?«, schimpfte der Bauer.

      »Tut mir leid. Aber ich werde von einem Riesen verfolgt …«, entschuldigte sich Flo.

      Das war eigentlich eine gute Idee, sich von einem Menschenberg, so groß wie Gulliver in Liliput, verfolgen zu lassen. »Aber lieber nicht auf der empfindlichen Modelleisenbahn«, mahnte das schlechte Gewissen.

      »Hast recht. Ich spiele besser im echten Chevrolet weiter«, sagte der Spieltrieb.

      In der Küche versorgte Flo sich mit ein paar Keksen und sah durchs Wohnzimmerfenster Heidi und Gianna in ihre Handys vertieft auf der Terrasse sitzen. Die Verfolgungsjagd musste kurz warten. Erst musste er sie mit einer kleinen Erfrischung in die Wirklichkeit zurückbefördern. Und so füllte er seine Wasserpistole, die er schnell aus seinem Zimmer holte.

      Vorfreudig kichernd schlich er zur Haustür hinaus und öffnete sicherheitshalber schon mal die Fahrertür des Chevrolets. Vorsichtig blickte er um die Hausecke auf die Terrasse. СКАЧАТЬ