Die Schamanin. Hans-Peter Vogt
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Название: Die Schamanin

Автор: Hans-Peter Vogt

Издательство: Автор

Жанр: Современная зарубежная литература

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isbn: 9783942652728

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СКАЧАТЬ zuvor.

      Plötzlich steigen heftige Blasen auf, sie hören ein Gurgeln, und Solveig schießt plötzlich aus dem Wasser, hängt sich im Sprung das Kind über die Schulter, das jetzt schreit, dann taucht sie wieder unter, um kurz darauf schnell an Land zu waten.

      Sie legt das Kind auf eines der Felle, und macht Wiederbelebungsversuche. Sie drückt auf die Brust. Sie beatmete es durch den Mund, dann kommt ein Schwall Wasser aus der Lunge und noch einer und das Kind beginnt zu husten.

      „Decken und ein Feuer“, befiehlt Solveig, „schnell.“

      Dann setzt sie die Wiederbelebung fort.

      Das Kind spuckt erneut Wasser, dann schlägt es die Augen auf. Die Männer stehen schon mit Tüchern und Decken bereit. Solveig lässt das Kind warm einpacken und trocknet den Kopf.

      Sie verfällt in ihre „Weltsprache“, die der Vater des Jungen schon aus früheren Begegnungen kennt.

      Das Kind atmet jetzt normal. Solveig will ihren Rucksack, sie richtet den Jungen etwas auf und gibt dem Jungen etwas von dem Tee, den sie gebraut hatte.

      Der Junge hat die Augen offen. Er schluckt den Tee und dann sieht er sich in der kleinen Gruppe um.

      „Vater, was machen wir hier?“

      Erdem, der Vater, ist fassungslos vor Überraschung und Glück. Er fällt auf die Knie und schickt ein Stoßgebet zum Himmel.

      Später sitzen sie um dieses Feuer und Solveig hält den Jungen auf ihrem Schoß, eingepackt in Decken, und sie summt fast unmerklich.

      Solveig bleibt noch zwei Wochen an diesem See. Sie badet und schwimmt jeden Tag mit dem Jungen. Sie hilft ihm, seine Beine wieder zu gebrauchen, die nach den Wochen des Liegens an Kraft verloren haben.

      Jeden Tag erhält der Junge jetzt von der frisch gezapften Stutenmilch, er bekommt Tee und Blütenblätter und Beeren, auf denen er kaut. Die Gesichtsfarbe wechselt von einem käsigen Weiß in ein zartes helles Braun mit roten Wangen.

      Solveig setzt sich jeden Tag mit dem Jungen auf ein Pferd und reitet langsam um den See. Später wird das Tempo schneller.

      Sie beginnt mit dem Jungen spielerisch um die Wette zu laufen und mit ihm zu balgen. Sie hebt mit dem Jungen Steine auf und stemmt sie, wie in einem Gewichtshebertraining.

      Nachts spannt sie ihren Energiegürtel und entfacht ihr Feuer aus Energie.

      Dem Jungen geht es von Tag zu Tag besser. Sie fangen Fische. Sie zünden Feuer an. Sie machen Wanderungen zu Fuß.

      Nach zwei Wochen reitet der Junge selbständig auf einem der Pferde mit ihnen zurück, so, als wäre er nie krank gewesen.

      3.

      Der Vater des Kindes hatte bereits einen der Helfer zurückgeschickt, um zu berichten. Als sie jetzt in das schlossartige Anwesen der Familie zurückkehren, werden sie empfangen, wie bei einem Staatsempfang.

      Manal, der Clanführer, würde nie vor einer fremden Person knien. Er begrüßt zunächst sein Enkelkind, dreht es mehrfach um die Achse, und als Abay dem Alten lachend Einhalt gebietet, nimmt der Alte Solveigs Hände, und er senkt minutenlang den Kopf. Das ist seine Form der Hochachtung, während die gesamte Sippe in tiefes Schweigen verfällt.

      Seine Dankbarkeit zeigt er, indem er Solveig versichert, sie könne alles von ihm haben, was er ihr erfüllen könne.

      Solveig hält seine Hände. Er spürt diese Wärme und sie bittet, „lass mich noch drei Wochen hier bleiben. Ich möchte sie mit dem Jungen verbringen und das tun, weshalb ich hierher gekommen bin. Abay kann mir dabei helfen. So habe ich ihn ständig unter Beobachtung.“ Sonst sagt sie nichts. Keine andere Bitte, kein Verlangen nach Geld. Nur die Fürsorge für den Jungen, die Pferde und die Greifvögel. Der Alte ist schwer beeindruckt. In den nächsten Tagen muss er erfahren, dass Solveig das ernst meint, was sie da gesagt hatte: „In unserer Familie gibt es eine lange Tradition“, und sie hatte hinzugefügt. „Freunde helfen Freunden, ohne lange zu fragen. Auch ihr habt in eurem Land so einen Brauch. Wenn ich einmal eure Hilfe brauche, dann werde ich euch darum bitten, aber erst dann. Jetzt aber lasst uns das tun, was wir auch sonst tun. Wir alle haben unsere Arbeit. Wir müssen unsere Familien versorgen.“

      Abay scheint völlig genesen zu sein. Solveig kümmert sich um den Jungen, um die Pferde und die Greifvögel. Sie lässt ihn helfen. Sie beobachtet ihn und leitet ihn an. Sie summt das Kind ein und sie wird zur „Tante“ für den Jungen. Sie ist sich sicher, dass Sie hier Freunde fürs Leben gefunden hat.

      Sie erhält ihr übliches Honorar und darf sich ein paar dieser struppigen Pferde aussuchen, die man ihr „gratis“ nach Peru schicken wird. Sie stellt keine Forderungen.

      Manal hatte sich mit seinen Söhnen beraten. Zum Abschied überreicht er Solveig ein kleines Kästchen. Darin liegt eine Art Siegelring aus Gold.

      „Du hast meinem Enkel das Leben wieder geschenkt. Du hast nicht um einen Gefallen und um Dank gebeten, sondern du hast uns weiter deine Hilfe uneingeschränkt zur Verfügung gestellt. Das ist etwas, was nur wenige Menschen wirklich können. Deshalb wollen wir dir etwas von uns geben, das dir einmal das Leben retten kann, wenn du in Not bist. Nimm es bitte von uns an. Wenn du in unseren Ländern unterwegs bist, dann trage diesen Ring. Er ist seit vielen hundert Jahren ein Zeichen unserer Familie. Er kann dir einmal sehr nützlich sein“, bekräftigt der Alte.

      Solveig dankt und nickt, ohne den wahren Wert zu kennen, aber sie trägt diesen Ring nun regelmäßig, wie um sich immer wieder daran zu erinnern, dass sie eine Aufgabe hat, eine Vision.

      Später sollte Solveig noch erfahren, dass der Ring viel mehr ist, als bloß ein Ring. Er ist das Zeichen einer geheimen Bruderschaft, die Verbindungen in viele Länder hat. Dieser Ring ist etwas Besonderes. Er trägt Zeichen, die Solveig als als einen Führer des Clans auszeichnen und die Inschrift bedeutet in etwa „Mutter der Sippe“. Solveig ist durch diesen Ring zu einer Art Ratgeber geworden, der bei wichtigen Entscheidungen hinzuzuziehen ist.

      Was Solveig zu diesem Zeitpunkt auch nicht wusste, der Ring ist zwar eine Kopie, und es gibt mehrere Träger dieses Rings, aber das Original ist seit fast 1.000 Jahren in der Sippe dieses Clans weitergegeben worden. Solveig hatte die Rolle eines Clanführers erhalten, mehr noch, wie eine Art Königinnenmutter.

      Für den Jungen Abay ist Solveig ab dieser Zeit so etwas wie eine ehrenwerte Tante. Manchmal ruft er sie auf dem Handy an, oder auch über das Tablet. Das sind sehr teure Gespräche, rund um den Globus. Manchmal braucht Abay den Rat von Tante Solveig und Solveig ist stets für Abay da, wenn er sie wirklich braucht.

      Abay ist der Liebling seines Großvaters Manal. Vielleicht war diese Auszeichnung deshalb. Wer will das schon so genau wissen. Zumindest ist es sehr ungewöhnlich, dass ein solcher Ring an Außenstehende gegeben wird. Offenbar hatte Manal in Solveig mehr gesehen, als nur eine Schamanin. Die Zukunft wird zeigen, dass Manal sehr weise gehandelt hatte.

      4.

      Ein Jahr danach fliegt Solveig mit ihrem Onkel Nakoma in das unabhängige Königreich Bhutan, das weit oben, im Himalaya Gebirge liegt. Diesmal geht es weniger um Heilungen, sondern man will dort mit Nakomas Pferden eine neue Züchtung für den blühenden Extremtourismus im Himalayagebirge beginnen.

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