Название: Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783956178306
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„Der letzte Fleck auf Tannous' Weste ist der Ausraster auf dem Parkplatz vor drei Jahren. Ansonsten ist da leider nichts, Rudi! Und gleichzeitig gilt er als einer der Aufsteiger in Farkas’ Organisation! Wie kann das sein?“
„Wäre doch nicht das erste Mal, dass jemand, der innerhalb des organisierten Verbrechens aufsteigt, sich nicht mehr selbst die Hände schmutzig macht, Harry!“
„Und das im wahrsten Sinn des Worts, denn der Schmauchspurentest war ja negativ...“
„Er könnte natürlich die Waffe irgendwo anders als in seiner Wohnung deponiert und Latexhandschuhe beim Schuss getragen haben – aber das ist doch alles recht weit hergeholt, Harry. Reza Tannous mag ein Gangster sein, aber ich glaube, mit dem Mord an Rademacher hat er nichts zu tun.“
„Das einzige, was ihn im Moment noch mit dem Fall in Verbindung bringt ist Christin Wistanow und die Herkunft ihrer Waffe. Die Rolle, die diese Frau in dem Fall spielt, durchschaue ich ehrlich gesagt noch nicht so recht.“
„Vielleicht sehen wir klarer, wenn wir den Mann auftreiben, der ihr nach Tannous’ Aussage die Waffe verkauft hat.“
„Dann sehen wir auch, wie glaubwürdig Reza Tannous ist!“, meinte ich.
Rudi zuckte mit den Schultern. „Nicht unbedingt! Dieser Kurt Heinrichs wird doch alles abstreiten und es wird schwer sein, ihm irgendetwas zu beweisen.“
„Konzentrieren wir uns auf Gerighauser.“
22
Wir erreichten die im sechsten Stock gelegene Mietwohnung von Ludmilla Gerighauser.
Eine Frau in den Dreißigern öffnete uns. Zwei Jungs im Alter von sieben oder acht Jahren tobten auf dem Flur herum. Die Mittdreißigerin rief ihnen etwa auf Russisch zu, woraufhin sie uns zunächst scheu ansahen und anschließend in einem Nebenraum verschwanden.
„Harry Kubinke, BKA. Dies ist mein Kollege Rudi Meier.“
„BKA?“
„Bundeskriminalamt. Polizei.“
„Ich habe nichts verbrochen! Was wollen Sie hier? Meine Jungs sind noch Kinder und...“
„Einen Moment, wir sind nicht hier, um Sie zu beschuldigen“, versicherte ich ihr. „Wir wollen nur unsere Fragen stellen und etwas abklären. Vielleicht können Sie uns dabei helfen.“
Sie musterte uns misstrauisch. „Helfen?“, fragte sie. „Wie sollte ich ihnen helfen?“
„Dürfen wir hereinkommen?“
„Kann ich mir Ihre Ausweise noch einmal ansehen?“
„Bitte!“
Ich gab ihr meine ID-Card. Sie betrachtete sie eingehend und gab sie mir anschließend zurück. „In Ordnung, kommen Sie ins Wohnzimmer. Aber beklagen Sie sich nicht darüber, dass hier nicht aufgeräumt ist! Das sind die Jungs gewesen!“
Wir folgten ihr ins Wohnzimmer. Abgesehen von ein paar Spielsachen, die auf dem Boden lagen, herrschte keineswegs Chaos. Die beiden Jungs spielten dort mit Autos und Action-Puppen.
Es sprach mich einer der beiden an. Auf Russisch.
Ich verstand natürlich nichts.
„Es sind nicht meine Jungs, sondern die Söhne meiner Cousine Eugenia, die gerade aus Russland hier angekommen ist. Die Jungs sprechen deshalb auch nur Russisch, aber das wird sich rasch ändern sobald sie in der Schule. Solange Eugenia einen Job sucht, lässt sie die Kinder bei mir. Ich habe mir extra Urlaub genommen.“
„Sie haben viel Familiensinn.“
„Man muss sich gegenseitig unterstützen – gerade wenn jemand neu in diese Stadt kommt. Für mich war es damals auch nicht einfach. Aber mein Großcousin Ede hat auf mich aufgepasst.“
„Ede Gerighauser?“
„Ja. Seine Eltern waren auch schon hier in Berlin. Russlanddeutsche.“
Ich holte ein Foto von Ede Gerighauser hervor, um mich zu vergewissern. „Wir sprechen von diesem Mann hier, ja?“
Sie sah sich das Foto an, bei dem erkennbar war, dass es bei einer Verhaftung aufgenommen worden war. Ihr Blick wurde ernst.
Einer der Jungs quengelte auf Russisch.
„Du kannst gleich was trinken“, murmelte Ludmilla Gerighauser und dabei bemerkte sie nicht einmal, dass sie Deutsch sprach und der Junge sie gar nicht verstehen konnte. Sie ließ sich in einen der Wohnzimmersessel fallen.
Ihr Gesicht wirke kreideweiß.
„Was hat er getan? Warum wurde er verhaftet?“
„Das Bild ist schon älter und er wurde damals wegen eines Drogendelikts festgenommen. Im Augenblick suchen wir ihn als Zeugen in einem Mordfall.“
„Mord? Was hat Ede damit zu tun?“
„Ich sagte, wir suchen ihn als Zeugen, um mit ihm zu sprechen“, wiederholte ich, als ich merkte, dass meine Gesprächspartnerin mich offenbar missverstanden hatte.
Sie schluckte.
„Am zwölften dieses Monats um halb drei Uhr in der Nacht hat jemand von Ihrem Telefon aus in eine Polizeidienststelle angerufen. War Ede zu dieser Zeit hier bei Ihnen?“
„Ja. Ich habe aber von dem Anruf nichts bemerkt. Warum er ausgerechnet mitten in der Nacht die Polizei verständigt hat, weiß ich nicht.“
„Wir nehmen an, dass er sich mit Kommissar Thorben Rademacher treffen wollte.“
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