Damals wurde ein spannendes Konzept geboren, das heute eine immer größere Gruppe von Enthusiasten begeistert, welches immer schneller und effizienter die Massen erreicht und unsere Gesell-schaft und deren Verwaltung, massiv verändert. Deshalb ist es umso wichtiger, dass man diese Technologie von Grund auf kennt — sonst steht man plötzlich vor vollendeten Tatsachen und wundert sich womöglich, wie man schnell noch auf den abfahrenden Zug, der in Richtung Zukunft fährt, aufspringen kann.
Daten, auf die wir uns blind verlassen können?
Wenn man sich blind auf Daten verlassen kann, dann hat das enorme Konsequenzen und wird unsere Zukunft massiv verändern. Man kann, ohne zu übertreiben, von der vierten industriellen Revolution sprechen — der vertrauensvollen Gesellschaft.
Einer Gesellschaft, in der man sich blind auf ein Angebot verlassen kann, selbst wenn es von einer völlig unbekannten, dritten Person kommt. Eine Gesellschaft, in der man per Handy eine Immobile kaufen kann, ohne dass ein Notar benötigt wird. Eine Gesellschaft, in der man seine Krankenakte dabeihat und jeder Arzt sich zu einhundert Prozent auf die Informationen verlassen kann und damit schneller und sicherer behandeln kann. Diese Art von Gesellschaft.
Im Folgenden wird geschildert, wie das funktioniert und welche technischen Entwicklungen nötig waren, um sicherzustellen, dass Daten immer integer sind und immer die Wahrheit widerspiegeln — ohne Ausnahme. Es wird erklärt, wie diese Systeme aufgebaut sind und warum sie die Wahrheit bereitstellen können. Man erfährt ganz nebenbei auch, unter welchen Umständen sie angreifbar und manipulierbar sind. Selbstverständlich so dargestellt, dass es jeder, auch ohne selbst Softwareprogrammierer zu sein, leicht nachvoll-ziehen kann.
In diesem Buch geht es um Beispiele aus privaten und beruflichen Bereichen, in denen eine vertrauensvolle Applikation, in der die Wahrheit dominiert, Nutzen stiftet und wie diese neuen Anwend-ungen die Zukunft beeinflussen werden. Es wird erläutert, warum es so kommen wird und warum die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten ist. Die Zahnpaste kann eben nicht mehr zurück in die Tube.
Was ist das Geheimnis einer solch vertrauensvollen Anwendung, in der die Wahrheit und nichts als die Wahrheit verzeichnet ist?
Wenn das Problem der Wahrheit, der Integrität der Daten, die Zentralität ist, dann kann die Lösung folglich nur in einer dezentralen Anwendung liegen. Das waren wahrscheinlich auch Nakamotos Gedanken.
Immerhin baute er — vorausgesetzt, es handelt sich um einen Mann — mit Bitcoin eine echte dezentrale Anwendung, in der Daten dezentral auf vielen Computern gleichzeitig aufbewahrt werden. Dieses Netzwerk von einzelnen Computern, die auch jeweils als „Nodes“ (dt. „Knoten“) bezeichnet werden, optimiert sich immer so, dass Ausfälle einzelner Nodes automatisch ausge-glichen werden. Im Ergebnis verfügen jeweils die Mehrheit der Nodes über die Wahrheit. Dadurch wird ein solches Netzwerk zunächst einmal ausfallsicher.
Zusätzlich müssen die Daten eine bestimmte Struktur aufweisen und in bestimmter Art und Weise gespeichert werden, damit nachträgliche Änderungen und Manipulationen unmöglich sind. Durch geschickte Verknüpfung der einzelnen Datensätze in einer Abfolge von Datenblocks, die miteinander verbunden sind, entst-eht eine unveränderbare Aufzeichnung, die immer der unverän-derten Wahrheit entspricht.
Daten, die für alle Zeiten unveränderbar, manipulations- und zensursicher gespeichert werden sollen, müssen auf vielen, vonein-ander völlig unabhängigen Computern (Nodes bzw. Knoten-punkten) gleichzeitig gespeichert sein. Sie müssen zudem so mit-einander verknüpft sein, dass eine nachträgliche Änderung durch einen Manipulator von der Mehrheit der unabhängigen Computer abgelehnt und ignoriert wird.
Hausbesitzer können das nachvollziehen, denn wenn das Grund-buchamt manipuliert werden würde, dann besitzt plötzlich jemand anderes das eigene Grundstück. Das könnte mittels einer bösartigen Kollaboration eines Notars mit einem Mitarbeiter des Grundbuchamtes durchaus bewerkstelligt werden. Es wäre aber nicht mehr möglich, wenn die Grundstücksübertragung im ersten Schritt schon gleichzeitig bei vielen Hundert, unabhängigen Stellen registriert und beurkundet worden wäre. Dann müssten schon Hunderte von Notaren und Grundbuchämtern zusammenarbeiten. Das ist praktisch unmöglich. Zugegeben, so etwas kommt in der Praxis — zumindest in Deutschland — sicher nicht vor. Es besteht jedoch konstant die theoretische Möglichkeit. Dessen sollte man sich immer bewusst sein.
Transaktionen ohne Zeugen
Im Grunde dient die Grundstücksmetapher ja auch nur als Beispiel, dass es theoretisch möglich ist, Informationen zu verändern, wenn nur wenige Beteiligte und Zeugen involviert sind.
Wenn man jemandem 100 Euro in bar gibt und er später behauptet, das Geld nie erhalten zu haben, dann ist das die gleiche Manipulation in einer einfacheren Variante — innerhalb eines zentralen Systems ohne Notar, also ohne Zeugen. Selbst wenn man einen Freund darum bittet, dabei zu sein, wenn man den anderen bezahlt, selbst dann kann man nicht zu einhundert Prozent sicher sein, dass der Freund ein verlässlicher Freund ist und nachher bestätigt, dass man dem anderen die 100 Euro gezahlt hat. Er kann es vergessen haben oder behaupten, er habe es vergessen, weil er von dem anderen bestochen wurde.
Zu diesem Thema gibt es tonnenweise Literatur und viele Wissen-schaftler an Universitäten und anderen Hochschulen rund um die Welt beschäftigen sich mit diesen Zusammenhängen. Die Spiel-theorie ist eine Wissenschaft, die versucht, Systeme zu verstehen, die aufgrund verschiedener Incentives das Verhalten von Menschen, die interagieren, vorherzusagen. Die Spieltheoretiker möchten verstehen, wie viel Geld ein Empfänger, der einem Freund 100 Euro zahlen muss, damit er sich “nicht mehr erinnert” und damit als Zeuge ausfällt. Es gibt in der Theorie immer einen Betrag, der es für beide lukrativ macht, zu manipulieren. Vielleicht nicht gerade bei 100 Euro, aber bei Millionenbeträgen sind das sicher keine seltenen Ausnahmen.
Wenn die Übergabe der 100 Euro nun aber von 1.000 Freunden beobachtet wird und alle 1.000 als Zeugen zur Verfügung stehen, dann wird jeder Richter glauben, dass die 100 Euro bezahlt wurden, auch wenn einer, zehn oder sogar 200 der Zeugen das Gedächtnis verlieren. Deshalb gilt: Je größer die Zahl der Zeugen ist, desto geringer die Gefahr der Manipulation.
Transaktionen mit Zeugen und einem Diktator
Die Grundstückseigentümer in Deutschland können also aufatmen. Auch wenn Grundstücksübertragungen nicht bei allen deutschen Grundbuchämtern parallel verzeichnet werden, ist es unwahr-scheinlich, dass die Eigentumsverhältnisse durch den Notar und das jeweilige Amt manipuliert werden.
Was aber ist mit dem Staat? Der Staat ist in letzter Konsequenz die höchste zentrale Instanz. Ein Grundbuchamt ist auch nur eine staatliche Stelle. Ein Amt. Der Notar ist an die Gesetze gebunden. Droht den Grundbesitzern also doch Ungemach?
Wie in allen zentralen Systemen ist die Gefahr der Manipulation auch innerhalb eines Staats gegeben. In einer funktionierenden Demokratie durch Politiker, die die Gesetze beschließen. Je nach Staat ist das mehr oder weniger einfach oder manipulativ. In Deutschland streitet man sich seit Jahren über die Zahlung der GEZ-Gebühren für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Der Staat, als zentrale Stelle, hat ein System eingeführt, welches jeden zwingt, Geld für etwas zu zahlen, was nicht jeder nutzt. Beispiele für Zentralisierung und dadurch Manipulationen durch den Staat — je nach Budgetlage und Interessen — gibt es zur Genüge, auch wenn man denkt, dass man in СКАЧАТЬ