Andy Warhol – Basiswissen #08. Bert Alexander Petzold
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Название: Andy Warhol – Basiswissen #08

Автор: Bert Alexander Petzold

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия: Basiswissen

isbn: 9783985870080

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СКАЧАТЬ machte, wurde „Pop“ genannt.

      Pop-Kunst wollte dabei aber nicht die Natur abbilden, sondern durch die Abbildungen selbst den abgebildeten Gegenständen Existenz geben. Objekte des täglichen Lebens oder Bilder aus der schnelllebigen Medienwelt wurden zu Kunstwerken – und so als Symbole der Konsum- und Mediengesellschaft verewigt. Die Rolle des Künstlers war dabei stets eine distanzierte, „dandyhafte“, teils amüsiert, teils ironisch, aber immer die eines Beobachters, und kein Künstler dieser Zeit verkörperte so deutlich die Essenz der Pop-Kunst wie Andy Warhol. Dabei steht seine Laufbahn – vom Kind armer Einwanderer in Pittsburgh zum weltberühmten Künstler in New York – auch für den „amerikanischen Traum“, das Ideal des sozialen und wirtschaftlichen Aufstiegs aus eigener Kraft.

      Andy Warhol – eigentlich Andrew Warhola – kam am 6. August 1928 als drittes Kind von Ondrej und Julia Warhola in Pittsburgh, Pennsylvania zur Welt. Seine Eltern hatten russinische Wurzeln. Sie waren Einwanderer aus Osteuropa, aus dem Gebiet der heutigen Slowakei, und sein Vater arbeitete für den Unterhalt der Familie in einem Kohlebergwerk. Er hatte wohl nur wenig Zeit für seine drei Söhne.

      Als 1929 die Börsenkurse einbrachen, begann die „Great Depression“, eine harte Zeit besonders für die ärmeren Arbeiter in den Vereinigten Staaten. Warhol erinnerte sich später daran, dass es eine Zeit des Hungers und der Armut für seine Familie war. Essen war knapp. Suppe wurde aus Salz, Pfeffer und etwas Ketchup gekocht.

      Ab 1934 besuchte Andrew die Grundschule. Er war ein schüchternes Kind, geplagt von Krankheiten – darunter auch eine Pigmentstörung der Haut und verschiedene Allergien. Drei Sommer hintereinander erlitt er Nervenzusammenbrüche, die ihn monatelang ans Bett fesselten. So entwickelte er schon früh seine Vorliebe für Comics und Comic-Helden und machte seine ersten Versuche im Zeichnen. Auch das Kino wurde zu einer seiner Leidenschaften. Durch seine vielen Krankheiten entwickelte er eine enge Bindung zu seiner Mutter Julia, die ebenfalls zeichnete. Viele seiner frühen Bilder sind stark von ihrem Stil beeinflusst.

      Am 15. Mai 1942, Andrew war erst 13 Jahre alt, starb sein Vater.

      Auf der Highschool fiel Andrews Lehrern bald seine Begabung für das Zeichnen auf, er wurde mit einem Kunstpreis ausgezeichnet und bekam die Möglichkeit, an kostenlosen Kunstkursen am „Carnegie Museum of Art“ teilzunehmen. Nach seinem Highschool-Abschluss schrieb er sich am „Carnegie Institute of Technology“ in Pittsburgh ein, um Malerei und Design zu studieren. Ein Stipendium finanzierte ihm die Studiengebühren, doch für seinen Lebensunterhalt musste er selbst aufkommen. Dafür arbeitete er unter anderem in einem Kaufhaus, wo er für 50 Cent pro Stunde Modemagazine durchblätterte, um nach neuen „Ideen“ zu suchen. Er selbst sagte später über diese Arbeit, dass er auf diesem Weg nicht ein einziges Mal eine gute Idee gefunden habe.

      Andrews Grafiken aus dieser Zeit zeigen vor allem den Alltag und die sozialen Verhältnisse in Andrews Umgebung: enge Straßen, heruntergekommene Häuser, arbeitende und abgearbeitete Menschen. Derartige Skizzen zeigen nicht nur sein technisches Geschick für das Medium, sondern auch eine gute Beobachtungsgabe.

      Aber Andrew kam natürlich auch in seinem Studium in Kontakt mit neuen Motiven. So belegte er zusammen mit Philip Pearlstein, einem Freund, den er während des Studiums kennengelernt hatte, ein Seminar, das Werbegrafiken und Abbildungen der Konsum- und Warenwelt thematisierte. Eine der Aufgaben dort war es, aus einer Menge von Produkten ein einzelnes auszuwählen, welches in der Darstellung symbolisch für alle anderen stehen konnte. Dieses Konzept, die Abbildung eines einzigen Objektes als Symbol und Veranschaulichung für größere soziale oder mediale Zusammenhänge zu verwenden, kann durch das gesamte spätere Werk Andy Warhols nachverfolgt werden.

       2. Werbegrafiker in New York (1949–1956)

      Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hatte New York als neues Finanzzentrum internationale Prominenz erlangt. Stetige Zuwanderung, der Bau des Hauptsitzes der Vereinten Nationen, der beginnende Bauboom in Manhattan, der das Viertel in ein modernes Panorama aus Glas und Stahl verwandelte – New York war eine faszinierende Stadt, vor allem für junge kreative Köpfe wie Andrew, die in den 1940er- und 1950er-Jahren aus allen Landesteilen dorthin strömten.

      Nachdem Andrew und Philip New York schon während ihres Studiums 1947 besucht hatten, beschlossen sie nach ihrem Abschluss, im Sommer 1949, gemeinsam in die Metropole zu ziehen. New York war nicht nur Amerikas literarisches und künstlerisches Zentrum, sondern auch die Hochburg der Werbung. So ist es wenig verwunderlich, dass Andrew zunächst versuchte, in der Werbe- und Modebranche Fuß zu fassen. Er überzeugte Tina Frederics, die künstlerische Leiterin des Modemagazins Glamour, seine Illustrationen als Teil einer Titel-Story zu veröffentlichen, und die Frauenzeitschrift Mademoiselle veröffentlichte im Februar 1950 ebenfalls einige Zeichnungen. Sie waren jetzt zum ersten Mal mit „Andy Warhol“ signiert. Andrew Warhola hatte seinen Künstlernamen gefunden.

      Warhol nahm die verschiedensten Grafikarbeiten an, vor allem Illustrationen für Magazine und Werbeanzeigen. Er arbeitete auch als Designer für einen Schuhproduzenten. Oft verbrachte er den ganzen Tag damit, die Stadt auf der Suche nach Aufträgen zu durchstreifen, und hatte erst abends Zeit, mit dem eigentlichen Zeichnen zu beginnen. Dabei machte er sich seine äußere Erscheinung, seine Blässe und Schüchternheit, zu Nutze und gab sich ganz als bedürftiger Künstler. Doch von Anfang an orientierte er sich auch an den Regeln des Marktes. Er war stets darauf bedacht, durch seine Ideen tatsächlich Gewinn zu machen.

      Im Jahr 1950 zog Warhol zunächst in eine Wohngemeinschaft in der Upper-Westside, in der Hoffnung, unter seinen neuen Mitbewohnern auch neue Freunde zu finden, doch stellte er nach kurzer Zeit fest, dass es sich eher um eine Zweckgemeinschaft handelte, und noch im gleichen Jahr zog er in sein erstes eigenes Apartment auf der Ostseite Manhattans. In dieser Zeit kaufte er sich auch seinen ersten Fernseher, der laut Warhol den ganzen Tag lief – hauptsächlich, wie er sagte, um ihn abzulenken, wenn ihm andere von ihren Problemen erzählten.

      Trotz seiner Unsicherheit in sozialen Situationen traf er im Laufe der 1950er-Jahre viele Freunde, die ihn seine ganze Karriere lang begleiten sollten, unter anderem Edward Wallowitch, Billy Name und Ted Carey.

      Die erste Ausstellung von Warhols Arbeiten fand 1952 in der „Hugo Gallery“ statt. Da die Ausstellungssaison in New York zu diesem Zeitpunkt aber bereits vorbei war, fand die Ausstellung, in der Warhol Zeichnungen basierend auf den Erzählungen Truman Capotes zeigte, wenig Beachtung durch Kritiker.

      Auffällig war schon zu diesem Zeitpunkt Warhols wachsendes Interesse für verschiedene mechanische Reproduktionsverfahren und – damit einhergehend – seine progressive Einstellung dem künstlerischen Original gegenüber. Durch das Anfertigen von Druckschablonen konnte er das gleiche Motiv immer wieder drucken. Dabei bestand für Warhol kein Unterschied zwischen Original und Druck und schon gar kein Unterschied zwischen einem ersten und allen folgenden Drucken. Er widersetzte sich der damaligen Konvention, Drucke durch eine laufende Nummerierung als Teil einer Serie zu kennzeichnen, und behandelte jeden Druck wie ein Originalwerk.

      Bereits 1955 konnte Warhol sich einen Assistenten leisten. Nathan Gluck – zu diesem Zeitpunkt bereits ein verhältnismäßig bekannter Künstler in New York – begann für Warhol, an den von ihm eingeholten Aufträgen zu arbeiten, dabei half zwischenzeitlich auch Warhols Mutter Julia, die seit 1952 mit ihrem Sohn zusammen wohnte. Warhol selbst kümmerte sich derweil darum, weitere Aufträge zu sichern, was ihm zunehmend leicht viel, da ihn die Redakteure und künstlerischen Leiter der Magazine und Werbeindustrie als offenen und kritikfähigen Grafiker schätzten.

      Diese Art der kollaborativen Produktion sollte typisch für Warhols späteres Schaffen werden. Schon früh ließ er Freunde und Bekannte bei „Ausmal-Partys“ seine eigenen Bilder fertig malen. Für ihn sparte dieses Vorgehen Zeit, da er sich auf die eigentliche Skizze und СКАЧАТЬ