Stolz ohne Vorurteil. Jana Zöller
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Название: Stolz ohne Vorurteil

Автор: Jana Zöller

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

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isbn: 9783736504141

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СКАЧАТЬ Nadja, die das Kopftuch ganz bewusst als Zeichen ihrer Religion tragen, gibt es auch viele, die diesen Brauch erstmal gar nicht hinterfragen. Sie machen es, weil man das als Muslima halt so macht, das gehört einfach dazu. Das ist vergleichbar damit, dass viele Christen gar nicht mehr wissen, weshalb Weihnachten gefeiert wird. Sie gehen dann trotzdem in die Kirche, weil man das eben so macht. Ähnliches gilt für die Hochzeit in Weiß oder andere Feiertage: Obwohl vermutlich ein Großteil der Deutschen nicht weiß, was der Hintergrund von Pfingsten oder Fronleichnam ist, schaffen wir diese Feiertage nicht ab. Klar, ein Kopftuch zu tragen, ist eine Entscheidung, die den Alltag und auch das eigene Aussehen verändert. Aber ich finde es erstaunlich, dass sich die Deutschen so sehr über das Tragen von Kopftüchern bei Musliminnen aufregen, aber es niemanden zu stören scheint, dass auch Nonnen Kopfbedeckungen tragen. Bei Letzteren ist das ein Zeichen, um ihre Zugehörigkeit zu einer Ordensgemeinschaft zu signalisieren und deutlich zu machen, dass ihre Individualität nicht so bedeutend ist wie die Gemeinschaft. Eine Nonne würde jeder Deutsche als harmlosen, ja sogar besonders friedlichen Menschen bezeichnen. Eine muslimische Frau mit Kopftuch ist hingegen bedrohlich oder mindestens unterdrückt.

      Es gibt mit Sicherheit zahlreiche unterdrückte Musliminnen, bestimmt auch in Deutschland. Aber sich anzumaßen, aufgrund von Kopftüchern oder getrennt sitzenden Gläubigen in der Moschee ein Urteil darüber fällen zu können, ob türkische Frauen und Männer eine gleichberechtigte Beziehung führen, ist absolut unangemessen. Die meisten türkischstämmigen Frauen in Deutschland sind keine unmündigen Wesen, die sich von ihren Männern unterdrücken lassen. Im Gegenteil: Ich habe schon oft mitbekommen, dass sie es sind, die zu Hause »die Hosen« anhaben. Besonders die hier geborenen Frauen wissen, dass sie in Deutschland auch eine andere Wahl hätten, selbst wenn sie sich manchmal durch familiäre Strukturen unter Druck gesetzt fühlen. Und ganz ehrlich: Wie viel Gleichberechtigung gibt es denn in den christlichen Kirchen? Besonders die katholische ist davon meilenweit entfernt. Tatsächlich saßen vor gar nicht allzu langer Zeit auch hier noch Männer und Frauen getrennt voneinander in der Kirche. Mein Vater hat das noch erlebt.

      Gleichberechtigung ist nicht nur in der deutschen Gesellschaft ein wichtiger und erstrebenswerter Zustand. Und die religiösen Gemeinschaften, egal welcher Ausprägung, müssen sich zwangsläufig damit auseinandersetzen. Das machen sie auch. Aber so wie Rom nicht an einem Tag erbaut wurde, lassen sich diese über Jahrhunderte gewachsenen Strukturen nicht einfach umwerfen. Die Mühlen mahlen langsam, sicher auch zu langsam, aber das hat mehr mit den Strukturen innerhalb der Religionen zu tun als mit dem Glauben an sich.

      Es ist so viel zielführender, sich neben den vorhandenen Unterschieden vor Augen zu führen, wie viele Gemeinsamkeiten es in den Religionen gibt. Denn auch die sind definitiv vorhanden. So wissen viele Christen zum Beispiel nicht, dass Jesus auch im Islam eine wichtige Rolle spielt. Jesus von Nazaret wird im Koran »Isa ibn Maryam«, also der »Sohn der Maria« genannt. Hier wird er als einer der fünf Gesandten Allahs verstanden und ihm werden genau wie in der Bibel besondere Fähigkeiten wie das Heilen von Menschen zugesprochen. Allerdings halten Muslime Jesus nicht für den Sohn Gottes und sie glauben auch nicht daran, dass er gekreuzigt wurde. Für sie ist es ebenso befremdlich, dass »ihr« Prophet im Christentum am Kreuz endet oder dass Christen »seinen Leib essen« wie für Christen, dass Muslime auf Schweinefleisch verzichten und Frauen ein Kopftuch tragen.

      Türkischstämmige Menschen werden sehr schnell mit dem Islam in Verbindung gebracht, dabei ist längst nicht jeder türkischstämmige in Deutschland gläubig. Eine groß angelegte Studie der Uni Münster hat ergeben, dass nur 28 Prozent der Türkischstämmigen regelmäßig eine Moschee besuchen und nur 45 Prozent regelmäßig beten.

      Und selbst unter den Gläubigen ist der Glaube ja bei Weitem nicht alles, was einen türkischstämmigen Menschen ausmacht. Viele von ihnen fühlen sich zwar zwischen der türkischen und deutschen Kultur zerrissen, aber sie wollen auch nicht (zurück) in die Türkei gehen. Und das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass wir hier so einen tollen Sozialstaat haben und angeblich jeder die Hand aufhalten darf, sondern auch damit, dass viele Türkischstämmige Deutschland wegen seiner Kultur und Struktur schätzen. Ob es das Schulsystem und die Bildungschancen sind, die Meinungsfreiheit, die Zuverlässigkeit oder Ordnung. Im Kleingartenverein bei uns um die Ecke hat eine türkische Pächterfamilie einen »englischeren« Rasen als jeder Deutsche. Für das, was ihnen an der deutschen Kultur gefällt, kämpfen Türkischstämmige genauso wie Menschen ohne Migrationshintergrund. Kulturen wachsen doch zusammen, und nur weil die türkische Kultur in Deutschland mit einfließt, ist die deutsche, die über Generationen auch an Menschen mit ursprünglich anderer Herkunft weitergegeben wurde, nicht einfach verschwunden. Wem Deutschland nicht Türkisch genug ist, der geht in der Regel in die Türkei zurück: Im Jahr 2006 wanderten erstmals nach dem Anwerbe­abkommen mehr Menschen von Deutschland in die Türkei aus als umgekehrt.

      Wir sollten uns auch gar nicht wünschen, dass keine Muslime mehr zuwandern. Die »Deutschen« bekommen zu wenige Kinder, und dadurch wird die Gesellschaft immer älter. Nach einer Studie des Institutes Pew Research Center in Washington wird die europäische Population ohne muslimischen Hintergrund im Jahr 2050 von 521 auf 482 Millionen sinken. Das bedeutet: Wenn nicht entweder mehr Menschen zuwandern oder die Deutschen in Zukunft deutlich mehr Kinder bekommen, können wir unser Sozial- und Rentensystem nicht aufrechterhalten. Die Rentenzahlungen sind Gelder, die von allen arbeitenden Steuerpflichtigen eingezahlt werden – also in Deutschland auch von den zahlreichen steuerpflichtigen Menschen mit Migrationshintergrund. Wenn das Verhältnis von Rentnern zur arbeitenden Bevölkerung nicht stimmt, kann auch niemand die Rente bezahlen. Also sind wir darauf angewiesen, dass die deutsche Bevölkerungsentwicklung mindestens stagniert, sonst wird es im Alter eng. Da es unwahrscheinlich ist, dass »deutsche« Frauen auf einmal deutlich mehr als ihre durchschnittlichen anderthalb Kinder bekommen, sollten wir einen Weg finden, alle in Deutschland Lebenden als wichtigen Teil des Systems zu sehen. Es gibt Türkischstämmige, die sich (zu) wenig Mühe geben, sich in bestimmten Punkten an das Land, in dem sie leben, anzupassen. Genauso gibt es Deutsche, die türkischstämmigen Menschen keine Chance geben, sich als gleichwertiger Teil der Gesellschaft zu empfinden. Ohne Dialog geht das nicht. Denn wenn ich das mal überspitze: Ist es so viel besser, wenn eine rechtsradikale Partei die Regierung übernimmt, als wenn Deutschland islamisiert wird? Ich für meinen Teil möchte beides nicht und hoffe darauf, dass mehr für das gegenseitige Verständnis getan wird. Reden hilft – ist so!

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