Название: Gottes Weg mit den Menschen
Автор: Jin Man Chung
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: Forschung zur Bibel
isbn: 9783429063139
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Carlston unterstreicht die Gründung der Kirche durch Jesus. Ihre Autorität erhält sie durch das Vorbild Jesu (humility and service). Ihre Aktivitäten werden durch den fortdauernden Beistand dessen garantiert, der die Menschen beruft und sendet (Mt 1,23; 18,20; 28,16-20). Diese Gegenwart sei für Matthäus „Christological; it is also ecclesiological, in that it provides a bond among the disciples and gives meaning as well as authority to their mission“105. Nach Carlston sind Christologie und Ekklesiologie untrennbar miteinander verbunden. „Matthew’s ecclesiology is Christologically determined“106, wie er seine Untersuchung im Schlusssatz zusammenfasst.
Auswertung: Wie Christologie und Ekklesiologie im Matthäusevangelium zusammenhängen, beleuchtet Carlston im Horizont der Heilsgeschichte. Die Jesusgeschichte steht in geschichtlich-kontinuierlicher Verbindung mit der Gottesgeschichte Israels. Daran anschließend entfaltet die Kirche die Heilsgeschichte weiter, insofern sie von der Beziehung zu Jesus bestimmt ist. Ohne Christologie kann es keine Ekklesiologie geben. Die Ekklesiologie des Matthäus wird durch seine Christologie geführt und begründet. Die Bindung der Kirche an Jesus wird auf der geschichtlichen Ebene gezeigt, aber deren Bedeutung ist schon theologisch. Trotz dieser großen Bedeutsamkeit der Christologie zeigt Carlstons Untersuchung eine äußerst starke Konzentration auf die Ekklesiologie. Die relativ unzureichende Darstellung der christologischen Begründung der Kirche scheint eine Nacharbeit107 nötig zu haben. Offenbar hat die matthäische Christologie einen Bezug zur alttestamentlichen Theologie des Volkes Gottes. Aber ihre Beziehung zur Ekklesiologie sollte nicht nur in heilsgeschichtlicher Hinsicht – gleichsam rückwärtsgewandt – entfaltet werden, sondern von der Grundkonzeption der Jüngerschaft her, wie sie von Jesus grundgelegt wurde und transparent ist in die Zukunft der Kirche hinein durch die Sendung der Jünger für alle Zeiten.
Ergebnis und Ausblick
Die Aufarbeitung der Forschungsergebnisse bestätigt den Eindruck, dass Christologie und Ekklesiologie für die theologische Konzeption des Matthäusevangeliums in Abhängigkeit zueinander stehen. In den letzten zwei Jahrzenten aber findet sich keine Arbeit mehr, die diese Zusammenhänge thematisiert. Die meisten Untersuchungen zeigen vielmehr ein größeres Interesse an der ekklesiologischen Konzeption (mit Ausnahme von Strecker). Die Frage nach dem Kirchenverständnis steht im Mittelpunkt der Untersuchungen. Christologie dient eher dazu, die dargestellten Kirchenbilder zu beleuchten und zu begründen. Christologie und Ekklesiologie liegen (nach Strecker, Künzel und Carlston) auf der historischen Ebene, die heilsgeschichtlich zu aktualisieren sei. Beide werden durch die Reflexion der alttestamentlichen Gottesgeschichte geschichtlich-kontinuierlich miteinander verbunden. Die Jesusgeschichte ist allerdings nicht als bloße Historie zu verstehen (wie bei Strecker). Sie hat vielmehr einen bleibenden Gegenwartsbezug, weil sie durch die Sendung der Jünger in der Zeit der Kirche weiterwirkt. Den ekklesial transparenten Jüngerbegriff arbeiten Künzel und Carlston heraus, anders als Strecker, der die „Jünger“ als historische Gestalten bestimmt, die der unwiederholbaren Vergangenheit zugehören.
Das Defizit in der bisherigen Forschung wird mit der vorliegenden Studie gedeckt. Die Christologie dient bei Matthäus nicht nur der Begründung der Ekklesiologie, sondern sie entfaltet eine hohe Eigenständigkeit, was auch im Vergleich mit Markus und Lukas deutlich wird. Dass Matthäus auch ein ekklesiologisch relevantes Konzept enthält, ist unverkennbar. Seine Ekklesiologie basiert aber auf der Grundlage der Christologie. Christologie und Ekklesiologie sind so miteinander verbunden, dass der Gesamtentwurf des Evangeliums herausgearbeitet werden kann: Der Weg Gottes mit den Menschen, von dem Matthäus erzählt, wird durch den Weg Jesu mit den Jüngern sichtbar. Dieser setzt sich fort, wenn die Jünger den Weg der Nachfolge gehen. Gottes Zuwendung zu den Menschen durch die Sendung Jesu ist programmatisch auf Israel konzentriert (Mt 15,24; vgl. 10,5f.). Sie zeigt aber die universale Öffnung für alle Völker zu allen Zeiten, indem die Beistandsverheißung Gottes sich mit dem erhöhten Herrn erfüllt und durch die nachösterliche Mission weitergetragen wird (Mt 28,16-20). Die Zusage des Immanuel (Mt 1,23; 28,20) bildet den literarischen Rahmen der erzählten Geschichte Jesu. Sie geht aber über die Zeit Jesu hinaus und eröffnet den geschichtlichen Horizont, in dem die Heilsgegenwart Gottes durch die Sendung Jesu und seiner Jünger zu den Menschen weiterwirkt. Die Jesusgeschichte erfüllt also die Verheißungsgeschichte Gottes an Israel, die durch das Wirken der Propheten vorbereitet wurde, und entfaltet sich zugleich in die Zeit der Kirche hinein. Die historisch verankerte Geschichte Jesu wird transparent durch die Sendung der Jünger zu allen Völkern: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.“ (Mt 28,19).
1.3 Die Anlage der Untersuchung
1.3.1 Zur Methode
Die vorliegende Arbeit fragt nach dem Verhältnis zwischen Jesus und seinen Jüngern im Matthäusevangelium, wodurch gleichzeitig Gottes Heilsweg zu den Menschen grundgelegt ist. Wie Jesus sich in seiner Einheit mit dem Vater seinen Jüngern zuwendet, ist eine Grundfrage der Christologie, Soteriologie und Ekklesiologie, die nicht schon durch die Analyse von Hoheitstiteln beantwortet ist, sondern eine Analyse der vom Evangelisten erzählten Beziehung erfordert. Die konvergierende Frage, wie die Jünger sich zu Jesus und durch ihn zum himmlischen Vater verhalten, damit sie den Menschen das „Evangelium des Himmelreichs“ (Mt 4,23; 9,35; vgl. Mt 10,7) verkünden können und dadurch ihre eigene Gottesbeziehung sowie ihr eigenes Handeln grundlegend bestimmen, bindet die Ekklesiologie und Ethik an die Christologie. Wiederum liefern nicht schon die wenigen Stellen, an denen Matthäus den Begriff ἐκκλησία (Mt 16,18; 18,17) einbringt, den Schlüssel dafür, sondern die durchaus komplexen Beziehungen der Jünger zu Jesus, wie sie vom Evangelisten erzählt werden.
Diese Untersuchung basiert darauf, dass der Evangelist Matthäus eine Geschichte Jesu „erzählt“: Das Matthäusevangelium ist – wie auch die anderen Evangelien – gattungsmäßig als eine zusammenhängende Erzählung zu verstehen, welche einen Spannungsbogen aufweist, in dem sie über einen Höhepunkt am Ende zu einer Lösung kommt (plot). Aufgrund der kontinuierlichen Entfaltung der gesamten Erzählung kann das Evangelium von Anfang bis zum Ende lückenlos gelesen werden.108 Die zweigliedrige Gesamtstruktur, die die vorliegende Studie zeigt (Jesus auf dem Weg der Gerechtigkeit – die Jünger auf dem Weg der Nachfolge), beruht auf der Kommunikationsebene des erzählten Evangeliums und zeichnet die enge Verbundenheit Jesu mit seinen Jüngern nach. Bei der Analyse von einzelnen Textabschnitten helfen die narratologischen Verfahren. Die narrative Analyse hat die Aufgabe, einerseits die Inhalte der Erzählung mit den erzählten Ereignissen, den handelnden Personen und ihren Situationen zu betrachten (story), andererseits darzulegen, „wie der Erzählinhalt dem Leser präsentiert wird und wie der Leser in seinem Urteil über den Inhalt gelenkt wird“109 (discourse). Aus dieser textimmanenten Analyse auf der Inhalts- und Ausdrucksebene ergibt sich die Kernaussage, deren Deutung aber durch andere methodische Reflexionen ergänzt wird.
Auf der Ebene der primär synchronisch angelegten Methodenarbeit kommen in Frage die Analysen des Kontextes und der Struktur einer Texteinheit. Diese methodischen Schritte gehen vom vorliegenden Text des Matthäusevangeliums aus, d. h. von der vom Evangelisten (als Endredaktor) gestalteten Endfassung des Textes:
1) Die Kontextanalyse erfasst einzelne auszulegende Texteinheiten als Teile der größeren Gesamtschrift, in die sie integriert und zu größeren Sequenzen verbunden sind. Die Kontextanalyse hat die Aufgabe, den Einzeltext vom Kontext abzugrenzen und СКАЧАТЬ