Lebendige Seelsorge 2/2016. Erich Garhammer
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Название: Lebendige Seelsorge 2/2016

Автор: Erich Garhammer

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия: Lebendige Seelsorge

isbn: 9783429062798

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СКАЧАТЬ dem Rahner an zahllosen Stellen seines Werkes sagt, dass da ein „weiseloser“ Gott rede, den kein Name je zu erreichen vermöchte – wie kann es dann aber zu jener primären Resonanz dieses „Wortes“ im Menschenherz kommen, die dann in einer Resonanz zweiter Stufe kategorial in doxologischer oder diskursiver Sprache sich verlautbart?

      Genau dieser Frage geht Richard Schaeffler nach, der sich als einer der ganz wenigen nach Karl Rahner als Philosoph auf die Problematik „Gotteswort in Menschenwort“ eingelassen hat, am umfänglichsten im ersten Band seiner Philosophischen Einübung in die Theologie (vgl. Schaeffler 2004, hier speziell 213-232). Zur Lösung des Problems etabliert er einen doppelten Theorie-Rahmen: Zum einen bettet er die Frage in jenes sprachphilosophische Schema ein, das in der Stoa unter dem Doppelnamen „logos endiathetos“ und „logos prosphorikos“ firmierte und dann seit Augustinus unter dem Doppelbegriff „verbum mentis“ bzw. „verbum internum“ versus „verbum oris“ bzw. „verbum externum“ eine komplexe philosophisch-theologische Wirkungsgeschichte entfaltete, die bis in das Hauptwerk Wahrheit und Methode (vgl. Gadamer Kap. III, 2b) des Agnostikers Hans-Georg Gadamer reicht. Für Schaeffler ist dabei entscheidend, dass es sich auch beim „verbum mentis“ bereits um das Resultat eines responsorischen Aktes handelt, so dass sich dieses nicht einem Selbstgespräch des Bewusstseins verdankt.

      Diese Denkfigur stellt Schaeffler dann ihrerseits zurück in den nochmals größeren Rahmen eines erkenntnismetaphysischen Ansatzes, demgemäß all unser Erfahren aus einem Dialog mit der Wirklichkeit hervorgeht (vgl. dazu besonders als Opus magnum Schaeffler 1995). Dahinter steht Schaefflers Anliegen, den transzendentalen Ansatz Kants – durchaus im Gefälle von dessen eigener, aber unerfüllt gebliebener Intention (vgl. dazu Kant, 550) – zu vergeschichtlichen und damit die Kantischen Kategorien zu dynamisieren. Der Stärke wie der Grenze dieses Unterfangens ist an anderer Stelle nachzugehen (vgl. dazu etwa Schmidt/Wiedenhofer 2010), vor allem der Frage, ob es nicht zwangsläufig auf die schiefe Ebene kulturalistischer Konsequenzen gerät. Hier geht es stattdessen nur darum, zur Kenntnis zu nehmen, dass auf diese Weise in der Tat das Verhältnis des in sich bereits responsorischen „verbum mentis“ zum – auf dieses wiederum responsorisch bezogenen – „verbum oris“, das seinerseits eine Antwort der es vernehmenden Hörerschaft erheischt, konsistent zur Darstellung gebracht wird.

      Der wirklich heiße Kern des ganzen Prozesses aber bleibt dabei ausgespart, wenn Schaeffler (lediglich) schreibt, dass „[…] das Verbum Mentis den Charakter eines dialogischen Wortes haben kann, in welchem es einen zwar nicht akustisch vernehmbaren, gleichwohl aber dem Subjekt gegenüber ,äußeren‘ Anspruch des Wirklichen beantwortet“ (Schaeffler 2004, 221). Warum steht hier „‘äußeren‘“ in Anführungszeichen? Weil der Tangentialpunkt von Transzendenz und Immanenz eine Leerstelle bleibt. Wenn das resonante „verbum mentis“ nicht einem Selbstgespräch des Bewusstseins entstammen soll (was Schaeffler zu Recht ablehnt), aber genauso wenig einem supranaturalistisch-fundamentalistischen „salto mortale (F. H. Jacobi) des Glaubens, bleibt nur ein Weg: das endliche Subjekt so zu denken, dass es in seinem Hervorgang aus dem es gründenden Grund, den wir „Gott“ nennen, in diesen einbegriffen bleibt auf eine Weise, die ihm erlaubt, aus den Ressourcen des Gewahrens seiner selbst von Gott zu sprechen, weil die Signatur seiner Herkunft unauslöschlich seiner Wesensverfassung eingeschrieben ist.

      Bündig gesagt: Das Problem „Gotteswort in Menschenwort“ lässt sich nur im Horizont der Denkform des Panentheismus konsistent beantworten (zum im Gang befindlichen „Panentheistic Turn“ der Theologie vgl. Müller 2010, 9-46; Müller 2015, 97-116; Müller 2016, 89-115; eine Sammlung wichtiger Diskussionen und Kritiken dieses Ansatzes vgl. in Wendel/ Schärtl 2015).

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       LITERATUR

      Balthasar, Hans Urs von, Gott redet als Mensch, in: Verbum Caro. Skizzen zur Theologie I, Einsiedeln 21960, 73-99.

      Buber, Martin, Ich und Du, Heidelberg 81974.

      Gadamer, Hans-Georg, Gesammelte Werke, Bd. 1: Hermeneutik I. Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik, Tübingen 2010.

      Kant, Immanuel, Kant s handschriftlicher Nachlaß, Bd. VIII: Opus Postumum, in: Ders., Kant gesammelte Schriften, hg. v.d. Preußischen Akademie der Wissenschaften, Bd. XXI, Berlin/Leipzig 1936.

      Lehmann, Karl, Karl Rahner. Ein Portrait, in: Rahner, Karl, Frühe spirituelle Texte und Studien. Grundlagen im Orden (Sämtliche Werke, Bd. 1), Freiburg u.a. 2014, XII-LXVII.

      Müller, Klaus, Homiletik. Ein Handbuch für kritische Zeiten, Regensburg 1994.

      Müller, Klaus, Gott – größer als der Monotheismus? Kosmologie, Neurologie und Atheismus als Anamnesen einer verdrängten Denkform, in: Meier-Hamidi, Frank/Müller, Klaus (Hg.), Persönlich und alles zugleich. Theorien der All-Einheit und christliche Gottrede (Ratio fidel 40), Regensburg 2010.

      Müller, Klaus, All-Einheit christlich – eine kleine Provokation mit Folgen, in: Marschler, Thomas/Schärtl, Thomas (Hg.), Eigenschaften Gottes. Ein Gespräch zwischen systematischer Theologie und analytischer Philosophie, Münster 2015.

      Müller, Klaus, Fälliger Stilwechsel. Gedanken zum philosophischen Leitparadigma einer zeitsensiblen Theologie, in: Viertbauer, Klaus/ Schmidinger, Heinrich (Hg.), Glauben denken. Zur philosophischen Durchdringung der Gottrede im 21. Jahrhundert, Darmstadt 2016.

      Rahner, Karl, Hörer des Wortes. Schriften zur Religionsphilosophie und zur Grundlegung der Theologie (Sämtliche Werke, Bd. 4), bearb. v. Albert Raffelt, Solothurn u.a. 1997, 1-281.

      Rahner, Karl, Rede des Ignatius von Loyola an einen Jesuiten von heute, in: Ders., Erneuerung des Ordenslebens. Zeugnis für Kirche und Welt (Sämtliche Werke, Bd. 25), bearb. v. Andreas R. Batlogg, Freiburg u.a. 2008, 299-331.

      Rahner, Karl, Worte ins Schweigen, in: Ders., Der betende Christ. Geistliche Schriften und Studien zur Praxis des Glaubens (Sämtliche Werke, Bd. 7), Freiburg u.a. 2013, 3-38.

      Rahner, Karl, Von der Not und dem Segen des Gebetes, in Ders., Der betende Christ. Geistliche Schriften und Studien zur Praxis des Glaubens (Sämtliche Werke, Bd. 7), Freiburg u.a. 2013, 39-116.

      Rahner, Karl, Kleines Kirchenjahr, in: Ders., Der betende Christ: Geistliche Schriften und Studien zur Praxis des Glaubens (Sämtliche Werke, Bd. 7), Freiburg u.a. 2013, 117-189.

      Schaeffler, Richard, Erfahrung als Dialog mit der Wirklichkeit. Eine Untersuchung zur Logik der Erfahrung, Freiburg/München 1995.

      Schaeffler, Richard, Philosophische Einübung in die Theologie. Erster Band: Zur Methode und zur theologischen Erkenntnislehre (Scientia & religio 1/1), Freiburg/München 2004.

      Schmidt, Thomas M./Wiedenhofer, Siegfried (Hg.), Religiöse Erfahrung. Richard Schaefflers Beitrag zur Religionsphilosophie und Theologie, Freiburg/München 2010.

      Wendel, Saskia/Schärtl, Thomas (Hg.), Gott – Selbst – Bewusstsein. Eine Auseinandersetzung mit der philosophischen Theologie Klaus Müllers, Regensburg 2015.

      Reiner Kunze

       Zerfall

      In meines tauben ohres innenweit

      läutet in der ferne mir ein kirchlein,

      das sich an keine uhrzeit hält

      So weiß ich nie,

      ist`s spät, ist`s früh?

      Das СКАЧАТЬ