Название: Artgerechte Partnerhaltung. Das Geheimnis glücklicher und beständiger Liebe
Автор: Andreas Winter
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783863745103
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Anmerkungen
Stichwortregister
Vorwort
von Bernhard Reicher
Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie.
Die schlechte lautet: Menschliches Zusammenleben ist an einem Tiefpunkt angekommen. Wir alle beklagen den zunehmenden Verlust an Sozialkompetenz, Empathie und echtem menschlichen Kontakt in unserer Gesellschaft, haben aber eine fast instinktive Scheu davor, Gefühle zu zeigen. Wir sind top informiert, wollen in der Regel aber gar nicht wissen, wie es den Menschen in unserem Umfeld tatsächlich geht. Wir sind mehr interessiert an Likes als an Wahrhaftigkeit.
Sind wir dabei, die Verbindung zueinander endgültig zu verlieren? Oder haben wir sie überhaupt nie richtig kennengelernt? Ich vermute Letzteres. Schließlich beklagen sich Moralisten seit der Antike über den zunehmenden Verfall von Ethik und verbindlichen Werten. Soweit wir das überblicken können, mangelte es unserer Gesellschaft stets an dauerhaftem Mitgefühl und Vertrauen.
Ich nehme an, dass wir durch jahrhundertelange, kollektive Konditionierung Aufmerksamkeit, Nähe und Liebe als Mangelware empfinden. Wir haben als Gesellschaft unhinterfragt Konzepte zu Beziehungen und Sexualität übernommen, die nicht primär dem Leben dienen, sondern dem Machterhalt von unterdrückenden Systemen.
Immerhin bekommen wir Integralrechnung beigebracht, aber nicht, wie man wertschätzend kommuniziert. Wir lernen Königslisten, aber nichts über Persönlichkeitstypen. Wir üben Gehorsam, aber nicht, wie man die eigenen Bedürfnisse erkennt und mitteilt: „High-Tech im Krieg, Neandertal in der Liebe“, wie es Dieter Duhm formuliert, dessen Wunsch, unsere Intelligenz endlich in den Dienst der Liebe zu stellen, ich mich vollsten Herzens anschließe. Da ist noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, mitunter sogar Pionierarbeit. Und dazu trägt Andreas Winter mit diesem Buch bei – die gute Nachricht lautet nämlich:
Beziehungsfähigkeit kann man lernen.
Und dafür ist es auch nie zu spät.
Allerdings fordert er uns dafür auch auf, uns einer der größten Herausforderungen zu stellen, der wir uns möglicherweise gegenübersehen: verletzlich zu sein und bedingungslos Ja zu uns selbst zu sagen. Echte Selbstliebe ist die Basis für erfüllte Partnerschaften.
Dafür muss der eine oder andere festgefahrene Glaubenssatz schon mal infrage gestellt werden – und das gehört zu den Spezialitäten von Andreas Winter. Dass er dabei gern auch mal provoziert, liegt in der Natur der Sache. Man kann bei einigen Themen auf den folgenden Seiten durchaus anderer Meinung sein als er oder ihm vorwerfen, nur an deren Oberfläche zu bleiben … doch „Artgerechte Partnerhaltung“ will ja auch keine akademische Arbeit sein, in der diese Teilbereiche erschöpfend behandelt werden sollen, sondern ein allgemeinverständlicher Ratgeber für den praktischen Alltag.
Für einen Alltag, der mehr und mehr geprägt sein kann von einem Miteinander, das wir ganz selbstverständlich und tief empfunden als respektvoll, einfühlsam, bestätigend, inspirierend, friedlich und lustvoll erleben – und zwar in jeder gewählten Beziehungsform, sexuellen Orientierung, Spielart und Identität – finden Sie hier wertvolle Anregungen, die Ihnen helfen, sich selbst und andere besser zu verstehen. Und das kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Bernhard Reicher, Philosoph und Coach
Graz im März 2019
Vorwort
des Autors
Jeder Mensch braucht Liebe! Eine glückliche Partnerschaft gilt neben Wohlstand und Gesundheit als wichtige Zutat von Lebensqualität. Doch jeder weiß: Ausgerechnet hier kommt es oft zu großen Schwierigkeiten. Partnerschaftliche Beziehungen, die in Harmonie ein Leben lang halten, sind seltener als Gold. Vorwürfe und Erwartungen vergiften das „Betriebsklima“ zwischen Menschen, die einst gehofft hatten, auf ewig in Liebe zusammenbleiben zu können.
Doch das hat Ursachen! Ich behaupte, die meisten Probleme und Konflikte in Partnerschaften kommen allein dadurch zustande, dass die Partner sich selbst und den anderen nicht gut genug kennen und daher vom anderen etwas erwarten, das dieser gar nicht erfüllen kann. Eine weitere ernste Ursache von großen Schwierigkeiten in Beziehungen sind die eigenen versteckten Verhaltensmuster, mit denen man seine eigene Liebesfähigkeit sabotiert und vor allem: den falschen Partner anzieht. Hinzu kommen noch zahlreiche blockierende Glaubenssätze, veraltete Moralvorstellungen sowie Ängste und Vorbehalte.
Vor rund zehn Jahren schrieb ich ein kleines Büchlein mit dem Titel „Liebe, Sex und Partnerschaft“. In diesem versuchte ich, zu erklären, wie man aus Beziehungen den Stress hinaus- und die Harmonie hineinbringt und diese auch erhält. Nach einigen Jahren stellte sich heraus, dass einige Dinge in diesem Buch noch viel deutlicher und ausführlicher gesagt werden mussten, also schrieb ich es noch einmal neu, und es bekam den Titel „Artgerechte Partnerhaltung – Lieben ohne Stress“.
Nun, wieder einige Jahre später, zeigt sich eine Thematik, die mir zuvor in dem großen Ausmaß nicht bewusst war, die ich aber aufgrund meiner Forschung, Erfahrung und praktischen Arbeit hervorheben möchte. Es geht um ein Thema, das ich bislang in keinem mir bekannten Partnerschaftsbuch gefunden habe: verborgene gesellschaftliche Gründe für unseren oft hilflosen Umgang mit Partnerschaft. Gebrochene Herzen, Scheidungskriege und Einsamkeit sind nämlich ein Milliardenmarkt für Mediziner, Psychologen, Partnervermittler, die Unterhaltungsindustrie und die Kirche. Wer selbstsicher, aufgeklärt, aufgeschlossen und reflektiert ist, der ist ein verlorener Kunde für die Glücksversprecher-Wirtschaft. Nun haben Sie selbst aber sicher ein großes Interesse daran, gesund und glücklich zu sein und entweder mit ihrem Partner in Harmonie zusammenzuleben oder sich friedlich und liebevoll zu trennen, ohne sich einsam zu fühlen. Daher habe ich beschlossen, mein Büchlein erneut etwas umzuarbeiten, zu aktualisieren und Ihnen mit einem neuen Titel zur Verfügung zu stellen. Es geht um das Geheimnis glücklicher und beständiger Liebe!
Andreas Winter
Iserlohn im März 2019
Am Anfang
war der Regen
Mein Vater war gerade 19 Jahre alt, als er meine Mutter zum ersten Mal sah. Sie stand mit einer Freundin im strömenden Sommerregen unter dem Vordach eines kleinen Schuhgeschäfts. Die beiden jungen Frauen kamen gerade aus dem Kino und hatten noch einen weiten Heimweg vor sich. Es war Sonntag. Mein Vater war mit zwei Freunden unterwegs, und ihm war sofort klar: Sie ist es! Sie und keine andere. Seine Freunde sollten die andere Dame nach Hause bringen, er würde sich um „die Blonde“ kümmern. Ein Weg von zehn Kilometern unter seinem Regenschirm wurde für beide eine viel zu kurze Ewigkeit. Höflich untergehakt, mit verlegenen Gesprächen und großer Schüchternheit, in der mein Vater meine 16-jährige Mutter noch siezte, nahm sie vor der Haustür seine Hand und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf den Mund. Mein Vater war wie vom Blitz getroffen, und von ihm aus hätte nun in diesem Augenblick die Welt um ihn herum untergehen können. Ihm war klar: Dieses Mädchen wollte er nie wieder gehen lassen.
Es war ein kleiner elektromagnetischer Ausschlag im Gehirn. Er war auf dem Monitor im Krankenzimmer für jeden gut sichtbar. Ein kleiner Impuls, den meine Mutter aussendete und der die Nulllinie, die schon viel zu lange über den Bildschirm flimmerte, unterbrach, СКАЧАТЬ