Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie. Daniel Siegel
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Название: Handbuch der Interpersonellen Neurobiologie

Автор: Daniel Siegel

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783867813372

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СКАЧАТЬ integriert werden. Das Dreieck zeigt drei, einander gegenseitig beeinflussende Facetten einer Wirklichkeit.

      In der Interpersonellen Neurobiologie gibt es in therapeutischen Settings einen Ansatz, der Chaos und Erstarrung als beeinträchtigte Integration im Gehirn und in den Beziehungen versteht. Integration erfordert die Verknüpfung differenzierter Elemente eines Systems – eine beinträchtigte Integration kann also daher stammen, dass ein Aspekt oder beide Aspekte (Differenzierung und Verknüpfung) nicht gut entwickelt sind. Verschiedene Integrationsbereiche* können dann geprüft werden, um zu sehen, ob die Verknüpfung und Differenzierung in diesem Bereich des Lebens nicht gut entwickelt sind. Daraufhin lassen sich klinische Interventionen entwickeln, die auf die Entwicklung dieser Funktionen im Leben von Individuen oder Familien abzielen.

      Die Interpersonelle Neurobiologie beginnt dann mit der Grundlage der Gesundheit: Wir haben alle einen natürlichen Drang nach Integration. Die Hindernisse bei der Integration können eine Kombination aus genetischen, erfahrungsbezogenen oder zufälligen Faktoren sein. Ohne sich auf die Pathologie zu fokussieren, erkennt diese Herangehensweise das jedem Menschen innewohnende Potential an, sich selbst zu „heilen“ und „ganz“ zu werden, indem Blockaden im Bereich seiner Fähigkeit, das Gehirn und die Beziehungen zu integrieren, aufgelöst werden. Die Rolle des Klinikers, Lehrers oder der Eltern besteht also darin, die Entdeckung dieses Potentials für Integration, das in jedem von uns vorhanden ist, zu unterstützen. So können wir zum Erwachen des Geistes beitragen, um im Leben eines Menschen Gesundheit zu fördern.

      Die Anwendung des Dreiecks im Alltag versetzt uns in die Lage zu erkennen, dass unser Geist nicht nur aus neuronalen Mechanismen entsteht, sondern auch aus den Beziehungen, die wir mit anderen Menschen und mit unserem Planeten entwickeln. Das bedeutet, dass wir unseren Geist nicht „besitzen“, sondern eher ein erweitertes Gefühl von Identität haben, das über die Grenze unserer Haut hinausgeht – über eine Definition eines „Selbst*“ hinaus, das sich nur auf unsere körperliche Hülle beschränkt. Wenn man Studien zu Glück, Gesundheit, Langlebigkeit und sogar Weisheit* betrachtet, ist eines der Schlüsselmerkmale, das von allen geteilt wird, Beziehung. Wir können sehen, dass das Dreieck den Beziehungen bei der Formung des Geistes eine ebenso wichtige Rolle einräumt wie den verkörperten Mechanismen des Gehirns. Wenn die Beziehungen integriert sind, entfaltet sich der Geist eines Menschen und der Einzelne ist gesünder, glücklicher, weiser und lebt länger. Nicht schlecht für die Spitze eines Dreiecks!

      Im Herzen des Dreiecks des Wohlbefindens liegt eine vollkommen integrierte Sicht des Energie- und Informationsflusses: die Art und Weise, wie er in Beziehungen geteilt wird, sich durch die verkörperten Mechanismen des Gehirns bewegt und durch den verkörperten und relationalen Prozess des Geistes, dessen Merkmale Selbstorganisation und Emergenz sind, reguliert wird. All dies kann in einem Diagramm gefunden werden: Wir können sozusagen unsere wissenschaftlichen Hüte an die integrierte Natur der wechselseitig verbundenen Punkte des Dreiecks hängen.

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      Gewahrsein

      Worum geht es?

      Gewahrsein* ist ein grundlegender Aspekt der mentalen Erfahrung, durch den wir das Gefühl haben, etwas zu wissen oder uns einer Sache bewusst zu sein. Es gibt verschiedene Facetten des Gewahrseins, einschließlich der subjektiven Qualität der Phänomene, derer wir uns gewahr sind, was manchmal auch als „Qualia“ von etwas bezeichnet wird, wie der Duft einer Rose oder die rote Farbe der Blütenblätter. Wir kennen auch die Erfahrung des Wissens, das Gefühl, dass wir uns einer Sache gewahr sind, das im „Scheinwerferlicht“ unserer Aufmerksamkeit* erscheint. Sie wissen jetzt in diesem Augenblick, dass Sie DIESES Wort lesen, DIESES. Hinzukommt das Objekt, dessen wir uns gewahr sind, der Gegenstand unserer Aufmerksamkeit – in Bezug auf den wir nun ein Empfinden des Wissens, des Sehens, des Gewahrseins haben: unser Empfinden des „Gewussten“. Dies geschieht, wenn wir wissen, dass wir eine Rose riechen; wenn wir wissen, dass wir ihre Blätter berühren, ihren Stiel halten, ihn in die Hände eines geliebten Menschen legen. Und wir wissen aus dem Lächeln des anderen Menschen, dass die daraus resultierenden Tränen, die Umarmung und die Verbundenheit real sind. Gewahrsein ist ein Prozess*, der mindestens drei Aspekte umfasst: ein subjektives Gefühl, ein Wissen und etwas Gewusstes.

      Die Begriffe Gewahrsein und Bewusstsein* werden von vielen Menschen als gleichbedeutend angesehen. Manchmal erweitern Menschen den persönlichen des Wortes Bewusstsein, um einen umfassenderen, gemeinsamen Prozess. Aber selbst bei einer so erweiterten Anwendung kann der Begriff Bewusstsein immer noch als eine Form des geteilten Gewahrseins gesehen werden – etwas, das im Geist* vieler Menschen aktiv ist, ein kulturelles Gewahrsein, ein „kollektives Bewusstsein“. Wenn wir erkennen, dass das Bewusstsein Entscheidung und Veränderung erlaubt, dann kann dieses geteilte Gewahrsein im Zentrum großer Wandlungen in der menschlichen Kultur* stehen. Die direkte Erfahrung eines geteilten Gewahrseins kann konkrete Wirkungen auf Beziehungen* und das Gehirn* haben, wir müssen es nicht durch irgendeine mysteriöse metaphysische Beeinflussung erklären. Auf diese Weise kann die kulturelle Evolution durch einen Wandel im geteilten Gewahrsein entstehen, die in den sehr wichtigen aber oft subtilen Mustern der interpersonellen Kommunikation vermittelt werden, welche ein grundlegender Teil unseres sozial eingebetteten und wechselseitig verbundenen mentalen Lebens sind.

      Gewahrsein und Bewusstsein sind für eine ganze Reihe von Akademikern von großem Interesse, von Neurowissenschaftlern bis hin zu Philosophen, und sie sind ein Thema in der Literatur und Poesie. Die Erfahrung von Musik und Tanz bringt die rhythmische Bewegung des Körpers in Einklang mit unserem inneren subjektiven Gewahrsein. Die grundlegende Natur unserer Beziehungen wird durch das Gewahrsein geformt: Wenn wir mit einem anderen Menschen etwas im Gewahrsein teilen, dann verändert es die Natur dieser Erfahrung. Es verändert auch den Fluss* der Informationsverarbeitung* und erzeugt die Nähe, die wir mit einem anderen Menschen spüren.

      Implikationen: Was bedeutet Gewahrsein für unser Leben?

      Gewahrsein versetzt uns in die Lage, eine Entscheidung zu treffen und es befähigt uns dazu, von einem automatischen Modus* des Seins zu einer aktiven Interaktion mit dem Leben zu wechseln. Aus einer relationalen* Perspektive können wir durch das Gewahrsein die Entwicklung unserer Interaktionen transformieren. Dies wird möglich, weil neue Modi des Energie- und Informationsaustauschs angenommen werden, die alte eingeprägte Muster verändern. Im Gehirn erlaubt die Erfahrung des Gewahrseins, dass sich der Energie- und Informationsfluss* in neuer Weise durch das Nervensystem* bewegen kann. Dadurch können sich beispielsweise nicht-integrierte Zustände* in Richtung integrierter* Zustände verändern. Aus diesem Grund ist es nicht überraschend, dass jede Form der Psychotherapie im Kern auch Gewahrsein beinhaltet.

      Die neuronalen Korrelate des Bewusstseins zeigen, welche Bereiche des Gehirns während der subjektiven Erfahrung* von Gewahrsein aktiviert sind. Diese Idee der Korrelation, der vorübergehenden Verbindung, ist ein wichtiges Konzept, weil wir die Verbindung zwischen der Aktivität des Gehirns und dem mentalen Gewahrsein – genaugenommen jedem mentalen Phänomen – nicht wirklich kennen. Eine Neuronale Korrelation ist eine wissenschaftliche Beschreibung davon, wie die Hirnaktivität gleichzeitig mit der subjektiven mentalen Erfahrung des Denkens, der Wahrnehmung oder des Gewahrseins von etwas zu entstehen scheint. Auf diese Weise können wir sagen, dass eine Reihe von neuronalen Regionen aktiv zu werden scheinen, wenn das Bewusstsein entsteht. Der Hirnstamm* hilft bei der Regulierung* der Zustände des Wachbewusstseins. Der limbische* Bereich und der damit verbundene vordere cinguläre Cortex* hilft uns, Ereignisse zu bewerten und unsere Aufmerksamkeit auszurichten, indem er ein Signal aussendet, dass in Worte gefasst ungefähr so lauten würde: „Pass jetzt auf!“ Der Cortex* fungiert als Mechanismus zur Filterung unserer Wahrnehmung*, er formt die Natur dessen, wessen wir uns gewahr werden. Dabei werden diese Wahrnehmungen mit früheren Erfahrungen ähnlicher Ereignisse und Objekte und dem fortwährenden sensorischen Erleben im Hier und Jetzt verglichen. So trifft der Top-down*-Fluss aus СКАЧАТЬ