Das Abenteuer meiner Jugend. Gerhart Hauptmann
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Название: Das Abenteuer meiner Jugend

Автор: Gerhart Hauptmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Klassiker bei Null Papier

isbn: 9783962818746

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СКАЧАТЬ sol­cher im­pro­vi­sier­ter Fa­mi­li­en­tag, um Os­tern, konn­te köst­lich sein. Tan­te Ju­lie sang im Blau­en Saal, vom Or­ga­nis­ten des Orts be­glei­tet. Nach dem Gar­ten stan­den die Gla­stü­ren of­fen, und mit der er­wärm­ten son­ni­gen Luft drang das Pfei­fen und Schna­bel­klap­pern der Sta­re her­ein. Das buck­li­ge Tänt­chen Au­gus­te war da, On­kel Paul aus Bres­lau, der sei­ne Braut, die Toch­ter ei­nes Ju­we­liers, die dazu noch Gold in der Keh­le hat­te, mit­brach­te. Zwi­schen ih­ren Ko­lo­ra­tu­ren und dem herr­li­chen Alt der Obe­r­amt­män­nin Schu­bert gab es einen Sän­ger­streit. Mein Bru­der Ge­org und sein Freund Wal­de­mar Gold­stein wa­ren da, die den los­ge­bun­de­nen Fe­ri­en­geist von Se­kun­da­nern mit­brach­ten. Selbst mei­ne Mut­ter war auf­ge­räumt. Kal­te Kü­che wur­de her­um­ge­reicht. Ei­gen­hän­dig ent­kork­te mein Va­ter Wein­fla­schen. In­dem sich mir ein be­stimm­ter Os­ter­mor­gen wie­der ent­hüllt, er­in­ne­re ich mich al­ler­dings auch ei­ner bei­na­he un­ap­pe­tit­li­chen Zärt­lich­keit On­kel Pauls ge­gen­über sei­ner Braut, die spä­ter mit Recht all­sei­tig ge­rügt wur­de.

      *

      Ward im Herbst von mei­nem Va­ter und On­kel Gu­stav Wein ab­ge­zo­gen, so muss­te ich wohl be­hilf­lich sein. Es war nicht ganz leicht, vol­le Fla­schen auf dem un­ebe­nen Stein­bo­den des Kel­lers auf­zu­stel­len, die ich dem vor dem Fas­se sit­zen­den On­kel ab­zu­neh­men hat­te. Mein Va­ter ging da­bei ab und zu und mahn­te mich zu Sorg­falt und Ruhe. Ob­gleich ich nicht ohne Ge­schick und mit wah­rem Ver­gnü­gen bei der Sa­che war, pas­sier­te es ein­mal, dass ich oder bes­ser eine der Fla­schen das Gleich­ge­wicht nicht mehr hal­ten konn­te und eine gan­ze Rei­he an­de­rer Fla­schen mit sich riss. Ich wur­de aus­ge­schol­ten und, was die größ­te Stra­fe war, als noch zu dumm und zu klein für ein sol­ches Ge­schäft fort­ge­schickt.

      Un­term Saal wur­den Fla­schen ge­wa­schen. Die Rei­ni­gung ge­sch­ah durch Was­ser und Schrot. In Lö­chern auf lan­gen Bret­tern wur­den dann die Fla­schen, Mün­dung nach un­ten, hin­ge­stellt.

      Ir­gend­wie hat­te das Wein­ab­fül­len auch für uns Kin­der et­was Fest­li­ches, und mit­un­ter ging es, wie durch Zu­fall, auch für die Er­wach­se­nen in et­was der­glei­chen, näm­lich eine Wein­pro­be, aus. Ein­mal hat­ten sich dazu ein Dut­zend Men­schen im Kel­ler und um die Kel­ler­tür zu­sam­men­ge­fun­den. Man trank, wo man ge­ra­de ging und stand, im dämm­ri­gen Vor­flur oder im Rau­me hin­ter der Ein­gangs­tür, wo früh­jahrs der Mann mit den Mu­scheln er­schi­en und wo das ra­sen­de Hünd­chen sein Ende ge­fun­den hat­te. Ein Post­se­kre­tär, ein al­tes Fräu­lein, der Po­li­zei­ver­wal­ter des Or­tes, ein hin­ken­der Pro­ku­rist aus dem In­dus­trie­be­zirk, Dok­tor Straeh­ler, mei­ne Mut­ter und Schwes­ter und die­ser und je­ner aus den ge­bil­de­ten Krei­sen Ober-Salz­brunns wa­ren dar­un­ter. Es scheint, dass mein Va­ter mit viel ei­ge­nem Ver­gnü­gen eine sol­che Ge­le­gen­heit beim Schop­fe nahm.

      Da­mals tru­gen die Post­se­kre­tä­re noch Uni­form und den De­gen an der Sei­te. Der uns­re galt als Ori­gi­nal und mag viel­leicht ein den Ju­gend­freun­den Goe­thes, Merck oder Beh­risch, ver­wand­ter Ty­pus ge­we­sen sein. Ich ver­ges­se nicht, wie er, als end­lich sei­ne Amts­stun­de schlug, den Rem­brandt­hut des al­ten Fräu­leins und Blau­strumpfs auf dem Kopf, mit ge­zo­ge­nem De­gen hin­aus, über den Platz, in die lee­re Eli­sen­hal­le und sei­nem Büro ent­ge­gen stie­fel­te.

      *

      Zwi­schen Weih­nach­ten und Neu­jahr lud mein Va­ter be­freun­de­te Ju­gend Salz­brunns zu ei­ner Ver­an­stal­tung, die er selbst er­fun­den hat­te. Chi­ne­si­sche Lam­pi­ons be­leuch­te­ten in kal­ter Mond­nacht von oben bis un­ten und zu bei­den Sei­ten den Kro­nen­berg. Drei­ßig bis vier­zig Hand­schlit­ten wa­ren zu­sam­men­ge­borgt wor­den und wur­den an eben­so vie­le Paa­re jun­ger Her­ren und Da­men ver­teilt. Auf der Stein­ter­ras­se vor dem Gro­ßen Saal, an der die Schlit­ten, je­der mit ei­nem ver­gnüg­ten Paar, vor­bei­rutsch­ten, wur­den hei­ße Ge­trän­ke, Grog, Glüh­wein, Tee und Kaf­fee, be­reit­ge­hal­ten und an die im­mer lus­ti­ger wer­den­den Rod­ler ge­reicht. Ein Teil der Vor­be­rei­tun­gen zu solch ei­nem Fest, näm­lich das Zu­sam­men­ho­len der Hand­schlit­ten, wur­de uns Kin­dern über­las­sen. Auch das be­rei­cher­te viel­fach mei­nen Vor­stel­lungs­kreis.

      1 sü­ßer, aus Un­garn stam­men­der Des­sert­wein von hell­brau­ner Far­be <<<

      Freu­den, die uns mein Va­ter ma­chen woll­te, lieb­te er durch Über­ra­schung zu stei­gern. Einst wur­den mir – es war im be­gin­nen­den Herbst – al­ler­lei neue Klei­der, Schu­he, Müt­zen und der­glei­chen an­pro­biert. Mein Va­ter sag­te, was mei­ne Mut­ter lä­chelnd be­stä­tig­te, dass ein Kna­be in Bre­men, der ganz ge­nau mei­ne Fi­gur habe, alle die­se schö­nen Ho­sen, Wes­ten, Ja­cken, Müt­zen und Schu­he be­kom­men sol­le. Sein Va­ter habe dar­um ge­be­ten, weil der Zwerg, Meis­ter Leo, der bes­te und bil­ligs­te un­ter den Schnei­dern sei. Als mei­ne Tä­tig­keit im Diens­te des Bre­mer Kauf­mannssöhn­chens be­en­det war, hol­te man mich ei­nes Ta­ges aus der Schu­le. Man sag­te mir hei­ter, dass alle die an­geb­lich für den Bre­mer an­ge­fer­tig­ten Sa­chen mein wä­ren und dass ich so­gleich eine Ba­de­rei­se mit mei­nem Va­ter an­tre­ten wür­de. Das ver­setz­te mich nach mei­ner an­ge­bo­re­nen Art, als ich es ganz be­grif­fen hat­te, in einen klei­nen Kol­ler von Glück­se­lig­keit.

      Die Rei­se fand dann auch wirk­lich statt. Ich durf­te die Schu­le hin­ter mir las­sen, was al­lein schon ein Glück be­deu­te­te. Im Üb­ri­gen wuss­te ich schon von der Rei­se nach Bres­lau, wie durch­weg hei­ter und an­ge­nehm ein sol­ches Un­ter­neh­men in der Ge­sell­schaft des Va­ters sein konn­te. Er sel­ber schi­en bei sol­chen Ge­le­gen­hei­ten ein an­de­rer Mensch ge­wor­den zu sein. Wir fuh­ren bis nach der al­ter­tüm­lich-reiz­vol­len Berg­stadt Hirsch­berg auf der Ei­sen­bahn und von dort nach dem Bade Warm­brunn am Fuße des Rie­sen­ge­bir­ges mit ei­nem wack­li­gen Om­ni­bus, der da­mals noch Jour­na­liè­re ge­nannt wur­de. Mein Va­ter such­te ei­nes rheu­ma­ti­schen Lei­dens we­gen die hei­ßen Quel­len von Warm­brunn auf, und mir wa­ren sie eben­falls ver­ord­net, ob­gleich mein Flech­ten­lei­den nur manch­mal noch auf­fla­cker­te.

      Drei Wo­chen war ich mit mei­nem Va­ter al­lein. Früh, nach dem ge­mein­sa­men Bad, nah­men wir in der Vil­la Jung­nitz, wo wir wohn­ten, das ers­te Früh­stück ein, wo­bei ich nach Her­zens­lust in dick mit But­ter be­stri­che­ne Hörn­chen bei­ßen durf­te. Nach­dem wir uns СКАЧАТЬ