Название: Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt (Band 1)
Автор: Erhard Heckmann
Издательство: Автор
Жанр: Биология
isbn: 9783961450251
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Als die Spannungen zwischen den 13 amerikanischen Kolonien und England größer wurden und es 1775 zum Krieg kam, stoppte der Import aus dem Mutterland vorübergehend, doch kaufte danach das selbständige Amerika – ein Resultat des Sieges der Kolonien 1783 – wieder Pferde in England. Und die Hengste Medley, Shark, Messenger und Diomed, die vor 1800 ins Land kamen, gaben der Zucht neue Vitalität.
Vorher hatten die Kolonisten englische Pferde vorwiegend durch Virginia importiert, und der erste Vollblüter, der 1730 eintraf, war der 1709 geborene Bulle Rock, ein Sohn von Darley Arabian aus einer Byerly Turk Tochter, der in jungen Jahren in England erfolgreich gelaufen war. Und die Herren Samuel Patton und Samuel Gist legten ihn den Virginia-Züchtern ans Herz, um ihre Zucht zu erbessern. Nach ihm, und vor den Hengsten Janus und Fearnought, wurden 1742 Dabster (1736) und, neun Jahre später, Jolly Roger II (1743) nach Virginia importiert, wobei dieser, der von Godolphin Arabians Sohn Mogul stammte, sehr gut einschlug. Mit den Hengsten kamen auch zahlreiche Stuten ähnlicher Qualität ins Land. Janus war damals in Amerika allerdings ein Außenseiter, denn der wichtigste Test des amerikanischen Rennsports basierte Mitte des 18. Jahrhunderts – und über weitere 100 Jahre – auf vier Meilen-Rennen, die in Stechen entschieden wurden. Doch als Selima rund zwanzig Jahre später ins Land kam, war der „schnelle Einfluss“ von Janus schon wesentlich stärker.
Dennoch war der Unabhängigkeitskrieg in den USA längst vorbei, als die amerikanische Vollblutzucht den Einfluss der wichtigen Importe Medley (1776) und Diomed spürte. Ersterer, ein Schimmel von Gimcrack und 13-facher Sieger, kam als Neunjähriger nach Virginia, und für Diomed, Englands erstem Derbysieger und einer der Gründerhengste in der neuen Heimat, erwiesen sich Medleys Töchter als ausgezeichnete Partnerinnen. In der Heimat galt Englands erster Derbysieger von 1780, trotz guter Partnerinnen, in der Zucht als Versager. Die von fünf auf zehn Guineas gesteigerte Decktaxe war schnell auf zwei gefallen, und seine Nachkommen galten als sehr temperamentvoll. Sir Bunbury verkaufte den Hengst 21-jährig für 50 Guineas nach Virginia an John Hoomes, der ihn für 1.000 Guineas an seinen Landsmann Colonel Miles Seldon weiterreichte. In Amerika wurde Diomed hoch erfolgreich, war noch als 29-jähriger für 50 Dollar ein guter Befruchter und wurde 31 Jahre alt.
Sein bester Nachkomme war der 3x4 auf Herod ingezogene Sir Archy (1805), der in der JOCKEY CLUB BURSE zu Fairfield an Wrangler einen anderen sehr guten Diomed-Sohn schlug, und anschließend im gleichnamigen Rennen zu Petersburg erneut ein gutes Feld deklassierte. Als er anschließend einen anderen absoluten Crack jener Zeit geschlagen hatte, wollte keiner mehr über vier Meilen gegen ihn antreten, sodass ihn sein Besitzer und Trainer, der „Napoleon of the Turf“, William Ransom Johnson, für 5.000 Dollar in die Zucht verkaufte. Der Erfolg des prepotenten Stallions, der 28 Jahre alt wurde, war phänomenal, und einer seiner besten Söhne hieß Henry (1819), dessen Mutter von Diomed stammte, sodass jener 2x2 auf den Derbysieger ingezogen war. Im May 1823 lief Henry auf der Union-Bahn in New York in einem 20.000-Dollar MATCH „SÜD GEGEN NORD“ vor 60.000 Zuschauern gegen den neunjährigen Diomed-Enkel American Eclipse (1814; Duroc), das als ein Vier-Meilen-Stechen ausgeschrieben war. Das erste Rennen gewann Henry sicher, das zweite sein Gegner. Im dritten Stechen waren beide erschöpft, doch behielt das größere Stehvermögen und der Kampfgeist von American Eclipse die Oberhand, der dabei allerdings eine ganze Minute länger brauchte als Henry im ersten Stechen.
Boston (1833; Timoleon), der 3x3 auf Diomed ingezogen war, zählte zu seinen 40 Siegen bei 45 Starts auch dreißig Vier-Meilen-Stechen, galt als der beste Galoppierer seiner Zeit und als Amerikas erstes großes Rennpferd. Dass dieser Hengst -1841 bis 1843 Champion-Beschäler – nicht zum Wallach degradiert wurde, war ein glücklicher Umstand, denn in seinen ersten Trainingsjahren soll der Sir Archie-Enkel so unbändig gewesen sein, dass der Satz „kastrieren, oder noch besser, erschießen …“ überliefert wurde. Auch Bosten war 19 Jahre später zu einem NORD-SÜD-MATCH angetreten, und wieder war die Resonanz zu Long Island im Publikum gewaltig. Doch der Hengst, der bereits deckte und im Rennen mit den Rails kollidierte, musste dabei eine seiner wenigen Niederlagen einstecken. Immerhin war die Siegerin, die für den Süden startende Fashion (1837; Trustee), die beste Rennstute ihrer Zeit, die damals auch den Vier-Meilen-Rekord mit 7:32 ½ Minuten hielt.
Bostons beste Söhne waren Lecomte und Lexington (1850), die beide seinem letzten Jahrgang angehörten. Und beide Hengste waren am 1.4.1854 auch erstmals Gegner, als die beiden Vierjährigen auf der Metairie Rennbahn zu New Orleans in einem Viererfeld antraten, um die Rivalität zu klären. In diesem Viererfeld repräsentierten Lexington Kentucky und Lecomte Mississippi, und Lexington, der sich auf dem schweren Boden wohlfühlte gewann alle Stechen und brachte Lecomte dessen erste Niederlage bei. Eine Woche später bekam Lecomte auf festem Boden seine Revanche und gewann zwei Stechen der Jockey Club Purse. Danach wurde Lexington nie wieder geschlagen, und bei einem Rennen gegen die Uhr mit fliegendem Start und Tempomachern verbesserte Lexington zu Metairie den bestehenden Rekord über vier Meilen um 6.25 Sekunden auf 7:19,75 Minuten. Und dieser hatte zwanzig Jahre Bestand.
Danach bekam Lexington Probleme mit den Augen und war am Ende blind wie sein Vater. Als Ten Broeck 1856 die Reise nach England antrat, verkaufte er Lexington für 15.000 Dollar und erhielt damit den höchsten Preis, der bis dahin jemals für einen amerikanischen Vollblüter gezahlt worden war. Der Boston-Sohn stand in Kentucky auf der Woodburn Farm, wurde 25 Jahre alt und einer der größten Deckhengste aller Zeiten. Von seinen 16 Beschäler-Championaten gewann er 14 in Folge, und in seinem ersten Jahrgang befanden sich mit Norfolk (1861), Asteroid und Kentucky die besten Pferde des Landes. Alle drei stammten aus Glencoe-Müttern, und die ersten beiden blieben ungeschlagen, während sich der 21-fache Sieger Kentucky Norfolk beugen musste. Nach Peter Willet hat Lexington mehr als 600 Fohlen gezeugt, von denen 40% Sieger wurden und 1.159.321 Dollar auf amerikanischen Bahnen gewannen.
Gegen Ende des Jahrhunderts war die amerikanische Zucht mit Bostons Blut und dem seines Urgroßvaters übersättigt, und es bedurfte neuer Importe, die in Form von Leamington, Glencoe, Australien und Eclipse (1855; Orlando) ins Land gekommen waren. Lexington selbst erschien inzwischen bereits in den ersten drei Ahnenreihen von 14 der ersten 20 Kentucky Derby-Sieger, womit die amerikanische Zucht Probleme mit dem Gestütsbuch bekamen, als die Engländer 1913 den „Jersey Act“ etablierten. Als dieser später wieder abgeschafft wurde, erhielt auch Lexington, neben vielen anderen großen Rennpferden, seinen offiziellen Vollblutstatus.
Nach dem Civil-War wandelte sich auch der Rennsport von einer „privaten Angelegenheit“ zu einem öffentlichen Entertainment mit Wetten und Buchmachern, und 1875 wurde das erste Kentucky Derby gelaufen. Die Distanz war allerdings nicht die gleiche wie in England, sondern mit 2.000 Meter um 400 Meter kürzer. Damit waren auch die „Vier Meilen“ Vergangenheit und der moderne Rennsport begann unterwegs zu sein. Und 1879 riskierte der amerikanische Besitzer Pierre Lorillard mit seinem sechsjährigen amerikanischen Wallach Parole (Leamington), der eine Lexington-Tochter zur Mutter hatte, die Reise nach England, um sein Pferd zu testen. Der Wallach gewann beim Frühjahrsmeeting zu Epsom an zwei aufeinander folgenden Tagen sensationell das CITY AND SUBURBAN (gegen Isonomy) und das GREAT METROPOLITAN. Daraufhin schickte der Besitzer im gleichen Herbst einige amerikanische Jährlinge ins Training nach Newmarket. Und unter diesen befand sich auch der Leamington-Sohn Iroquois, dessen Mutter eine Tochter von Australian war, die von Boston stammte. Der junge Hengst gewann vier seiner zwölf Rennen als Zweijähriger, und 1981 auch das Epsom Derby, St. ledger und die Prince of Wales Stakes zu Ascot. Damit war der amerikanische Vollblüter auch auf der Bühne der Welt angekommen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg wuchs die amerikanische Zucht gewaltig an. Waren es 1945 für Amerika allein noch 5.819 registrierte Fohlen, so wurden 1975 bereits 27.569 gezählt. 1973, als es im Staat New York nur noch 115 Neugeborene gab, wurde ein Bonussystem ins Leben gerufen, dass 25% auf die gewonnenen Preisgelder, und weitere 15% an die Besitzer von Deckhengsten im Staat ausschüttete. Und weil führende Besitzer deswegen ihre Zucht von Kentucky, Florida und Kalifornien teils oder komplett nach New York verlegten, stieg dort die Geburtenrate innerhalb von fünf Jahren auf 600% an. Andere Staaten, auch in Europa, folgten bald diesem Beispiel und etablierten ähnliche Prämien. Auch Verluste СКАЧАТЬ