Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte. Werner Rosenzweig
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Viva la carpa! Als die Mafia den Aischgründer Spiegelkarpfen haben wollte - Werner Rosenzweig страница 7

СКАЧАТЬ zu erledigen, seine ganz persönliche Prüfung. Mehr nicht.

      »Oh, du bist ja noch gar nicht ausgezogen«, ermahnte ihn die nackte Rosi Hinterwimmer enttäuscht, welche in einem riesigen, blubbernden Schaumbad-Berg lag, der sich mal in rot, blau, grün, gelb und weitere Farben verwandelte. »Du musst dich nicht genieren. Komm rein, ich wasch dir den Rücken, und nicht nur den«, lockte sie. Dann sah sie dem Mann, der vor ihr stand, in die blauen Augen, welche sie mit Eiseskälte anstarrten. Er machte nicht die geringsten Anstalten, sich seiner Kleidung zu entledigen. Er starrte sie nur an. Plötzlich begann ihr Herz zu rasen. Ihr inneres Alarmsystem war in Aufruhr. Todesangst schnürte ihr mit einem Schlag die Kehle zu. Ihr Besucher hatte nicht das geringste Interesse, zu ihr in die Wanne zu steigen. »Was ist …? Du bist nicht Rolf … und wir haben uns vorher auch noch nie gesehen …! Was willst du?« Roserl starrte den Fremden mit weitaufgerissenen Augen an. Ihre Pupillen rasten panisch hin und her. Ihre Hände tauchten in einer hektischen Abwehrreaktion aus dem Schaumberg auf. Sie wollte sich aufsetzen. Zu spät. Blitzschnell hielt ihr der Mann den Lauf seiner Pistole an die rechte Schläfe. »Warum?«, flüsterte sie, dann ertönte ein dumpfes Plopp und Rosi Hinterwimmers Kopf wurde von einer unsichtbaren Macht zur Seite gerissen. Das abgefeuerte Geschoss fegte durch ihr Gehirn und schlug in die geflieste Wand. Auf Roserls linker Kopfhälfte klaffte ein blutiger Trichter, aus dem eine rosa-graue teigartige Masse aus Blut, Gehirnflüssigkeit, Knochensplittern, Milliarden von Nervenzellen, Hirnrinde und Rückenmark dem Weg des Geschosses gefolgt waren und nun von dem Fliesenspiegel klebrig und zäh fließend in das blubbernde Badewasser krochen. Roserls Körpersekrete verzauberten das aktuelle Gelb des Badewassers in ein schmieriges Rot. Eine Antwort auf ihre Frage bekam sie nicht mehr. Sie war sofort tot. Langsam, wie in Zeitlupe, rutschte ihr lebloser Körper in das immer noch unstet sprudelnde Wasser und versank darin. Ihr Mörder schaltete die Whirlpool-Anlage ab. Dort, wo Roserls Kopf in das Wasser eingetaucht war, schwammen nun Hunderte kleiner roter Schaumblasen und noch immer rannen von den Fliesen winzige Blutbäche in das nun ruhiger werdende Badewasser. Dem Mörder entfuhr ein leises Seufzen, dann begab er sich wieder nach unten in das Kaminzimmer.

      *

      Während ein eilends herbeigerufener Notarzt sich immer noch um Gerta Brahms kümmerte und auch ein Polizeipsychologe bereit stand, sich ihrer anzunehmen, beugte sich Valentin Rohrmoser, Kriminalhauptkommissar der Mordkommission Regensburg, über die nackte Leiche von Rosi Hinterwimmer. Die Spurensicherung der Kripo hatte das Badewasser abgelassen und ihre Arbeit im obersten Stockwerk des Eh’häusls abgeschlossen. Nun suchten sie auf den restlichen fünf Etagen nach verwertbaren Spuren. Der Rechtsmediziner Dr. Ignaz Bauerreiß stand neben dem Kommissar, dessen buschiger Schnauzer fast die Nase des Opfers berührte. Rohrmoser kniete vor der Badewanne und betrachtete die Leiche aus nächster Nähe. Sein Bauch hing über der viel zu engen Jeans und auch die Knöpfe seines weiß-blau karierten, kurzärmeligen Hemdes drohten demnächst die Fäden, die sie noch hielten, wegzusprengen. Die unbequeme Körperhaltung schien ihn anzustrengen. Über seiner Glatze zog sich ein dünner Schweißfilm. »Eindeutig ein aufgesetzter Kopfschuss«, kommentierte der Rechtsmediziner ungefragt. »Hier, sehen Sie die Schmauchspuren rund um die Einschusswunde? Immer noch gut zu erkennen, obwohl die Leiche im Wasser gelegen war.«

      »Todeszeitpunkt?«, knurrte der Kommissar unter seinem Schnauzbart hervor.

      »Ich schätze zwischen zweiundzwanzig Uhr und Mitternacht«, antwortete Ignaz Bauerreiß. »Noch unverbindlich«, setzte er hinzu. »Genaueres kann ich Ihnen erst nach der Leichenschau sagen. Die Todesursache ist allerdings eindeutig: Der Schuss in die rechte Schläfenregion. Schusskanal, Knochenfragmente und das in der Wand steckende Projektil sprechen eine eindeutige Sprache. Glatter Durchschuss. Die Hirnverletzungen waren absolut tödlich. Die Hirnmassenverschiebung nach links hat zu einer Einklemmung am Hirnstamm geführt und somit zum Verlust lebensnotwendiger Funktionen. Aber wie gesagt, die Autopsie müssen Sie schon noch abwarten, bevor …«

      »Hat scho oaner mit Frau Brahms sprechn könna?«, unterbrach ihn der Kommissar.

      »Nur ganz kurz«. Franziska Schuler, Leiterin der SpuSi, kam die Treppe herauf. »Der Mann der Toten, ein Rolf Hinterwimmer, hätte vor drei Wochen telefonisch das Hotel gebucht, hat sie ausgesagt. Der Übernachtungspreis wurde der Hotelverwaltung per Brief zugestellt. Sehr ungewöhnlich. Ach ja, einen fränkischen Dialekt soll er gehabt haben, vermutet Frau Brahms. Ist sich aber nicht absolut sicher. Könnte auch schwäbisch gewesen sein, meint sie. Sie kennt sich da nicht so genau aus.«

      »Sehr hilfreich. Sonst noch was?«

      »Ja. Die Tote ist gar nicht verheiratet, sondern geht hier in der Seminargasse dem horizontalen Gewerbe nach. Außerdem scheint das Opfer Kokain konsumiert zu haben. Unten im ersten Stock, auf der Glasplatte des Tisches, haben wir Reste von Kokainhydrochlorid gefunden. In ihrer Handtasche befinden sich weitere Tütchen von dem Zeugs«, fuhr Franziska Schuler fort, »aber meine Leute sind mit ihren Untersuchungen noch nicht fertig. In der untersten Etage steht ein reichhaltiges Frühstücksarrangement. Kaffee, O-Saft, Brötchen, Wurst, Käse, gekochte Eier, Joghurt, Früchte und mehr. Alles unangetastet. Hier oben und im Kaminzimmer gibt es jede Menge Fingerabdrücke, aber nur von der Toten. Hinweise auf ihren Mörder haben wir bisher noch nicht, wenn wir davon ausgehen, dass ihr angeblicher Ehemann ein Freier und auch ihr Mörder ist. Wir sind aber noch nicht fertig. Vielleicht finden wir doch noch etwas, was auf den Täter hindeutet.«

      »Sie werdn nix findn«, prophezeite der Hauptkommissar. »Hier woar ein Profi am Werk.«

      »Kann ich jetzt die Leiche abtransportieren lassen?«, quengelte Doktor Bauerreiß, »ich habe noch jede Menge Arbeit vor mir, und außerdem muss ich mir von der Staatsanwaltschaft noch die Freigabe für die Leichenschau einholen.«

      »Hauns scho ab«, merkte der Kripo-Beamte an, »und … Sie habens ja ghört … achtns auf den Kokainnachweis. Wer von Eahna kann mir mehr über die Identität des Opfers derzähln?«

      »Am besten, Sie fragen Polizeimeister Franz Muckerer von der hiesigen Polizeiinspektion«, antwortete Frau Schuler. »Dem ist die Tote nicht unbekannt. Von ihm kommt auch der Hinweis, dass die Tote dem horizontalen Gewerbe nachgeht.«

      »Nachging«, verbesserte Hauptkommissar Rohrmoser, »sie ging dem horizontalen Gewerbe nach. Etz is sie ja mausetot. Und wo find ich den Kollegen Muckerer?«

      »Der steht vor der Haustür und wimmelt die Presse ab.«

      »Warts ihr schon in der Wohnung des Opfers?«, wollte der Regensburger noch wissen.

      »Witzbold!«, antwortete Franziska Schuler, »wir machen erst hier fertig, dann …«

      »Scho guat. Sagts mir Bescheid, wenns ihr dort fertig seids.«

      »Eine Scheißhitz is des«, schimpfte Kunigunde Holzmann, »ich schwitz wie eine Sau«, und nippte an ihrem lauwarmen Kitzmann-Bier. Ihre Gesichtsfarbe hätte einem Truthahn zur Ehre gereicht. Ihr gegenüber saßen auf einer harten Biertischgarnitur Margarethe Bauer und deren Untermieter Dirk Loos. Die drei hatten sich trotz tropischer Hitze von Röttenbach auf den Weg nach Erlangen gemacht, um den Tag der Franken gebührend zu feiern. Nun saßen sie da, auf dem Erlanger Marktplatz, bei glühender Hitze und ärgerten sich, dass sie überhaupt gekommen waren. Zur Feier des Tages hatten sich die beiden Witwen in ihre fränkischen Trachten geschmissen – trotz der hohen Temperaturen. Beide trugen Miederröcke und Schürzen in gedeckten Farbtönen. Oben herum hatten sie sich, der Hitze wegen, kurzärmlige weiße Blusen gegönnt, über welchen sie allerdings, der Tradition wegen, ihre schweren, bunten Schultertücher gelegt hatten. Sie sahen aus wie zwei Krenweiber. Selbst der Sauerländer Dirk Loos musste sich der Tradition beugen. Darauf bestanden die zwei Frauen. Margarethe Bauer hatte von ihrem Reser einen fränkischen Dreispitz und ein buntes Halstuch ausgegraben. In die typische Kniehose hatte der СКАЧАТЬ