Название: Mörderisches Bayreuth
Автор: Werner Rosenzweig
Издательство: Автор
Жанр: Триллеры
isbn: 9783862223695
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„Die größten Umweltsünden der Menschheit“, las Heiko. „Mit so einem interessanten, aber schwierigen Thema?“, setzte er hinzu. „Irgendwann in naher Zukunft bringt sich die Menschheit selbst um. Man müsste die Grünen viel mehr unterstützen.“
„Interessieren Sie sich für Umweltschutz?“, wollte Laila wissen.
„Unbedingt. Es ist die zentrale Frage unserer Zeit, die gelöst werden muss, um nachfolgenden Generationen weiterhin ein Leben auf unserem Planeten zu ermöglichen. Wenn ich lese, dass gerade eine Insel im Mississippi-Delta dabei ist zu verschwinden, weil der Meeresspiegel ansteigt, dann ist es eigentlich schon fünf nach zwölf. Viel zu spät, um erst damit zu beginnen, sich Gedanken um Handlungsoptionen zu machen.“
„Das sehe ich auch so“, antwortete Laila und machte dabei ein besorgtes Gesicht.
„Oh, das steht Ihnen aber gar nicht.“
„Was steht mir nicht?“ Sie verstand seinen Kommentar nicht.
„Dieser sorgenvolle Gesichtsausdruck“, gestand er. „Ein Lächeln steht Ihnen viel, viel besser, macht sie einfach noch hübscher.“
„Sie tragen aber ganz schön dick auf“, tadelte sie ihn, grinste aber dabei. Dann legte sie ihr Buch weg. „Ich habe gehört, dass Sie gestern meinen Bruder Manfred kennengelernt haben?“, wollte sie wissen.
„Nicht ganz. Manfred hat sich gestern meiner … Begleitung vorgestellt. Ich habe heute Ihren Bruder Günther getroffen. Er hat mir übrigens den Tipp gegeben, dass Sie hier draußen im Garten zu finden sind. Obwohl er meinte, dass Sie arbeiten würden, nicht lesen.“
„Auch lesen kann Arbeit sein, ich recherchiere. Aber … Dann haben Sie sich sofort auf die Suche nach mir gemacht? Warum denn?“
„Ich wollte unsere nette Unterhaltung von gestern fortsetzen und habe gehofft, dass Sie heute ein wenig mehr Zeit übrighaben. Wissen Sie, ich finde Sie sehr attraktiv und unterhalte mich gerne mit Ihnen.“ Heiko setzte ein strahlendes Lächeln auf.
Leila sah ihn erst erstaunt an, dann lachte sie verlegen. „Oh, das ist direkt. Aber danke fürs Kompliment.“
Ein paar Sekunden lang suchten beide etwas ungelenk nach einem neuen Gesprächsthema, dann fingen sie gleichzeitig zu sprechen an: „Was –“ „Wie –“
„Bitte, Sie zuerst“, gab Heiko den Gentleman.
„Was wollte denn Günther heute von Ihnen? Und Manfred gestern von Ihrer Begleitung?“
„Ich denke, es läuft auf dasselbe hinaus: Beide wollten meinen beruflichen Rat.“
„So? Was sind Sie denn von Beruf?“
Heiko räusperte sich. „Sagen wir mal so, ich habe meine Augen und Ohren sehr nah an den internationalen Börsen. Ich befasse mich mit allem, was mit Vermögensvermehrung zu tun hat oder mit der Finanzierung von Großprojekten. Finanzanlagen, wenn Sie verstehen?“
Laila nickte zögernd. „Das klingt interessant, aber kompliziert“, antwortete sie.
„Anscheinend ist es das, was Ihre Brüder interessiert. Genaueres wollen Manfred und Günther bei einem gemeinsamen Abendessen besprechen.“
„Aha. Auch mit der stattlichen Dame, die Sie begleitet?“ Laila sah ihn prüfend an.
„Ah, ja, das ist meine Geschäftspartnerin. Sie unterstützt mich gelegentlich bei der Kundenakquise.“ Heiko wurde etwas warm, aber er lächelte das aufflammende schlechte Gewissen weg. War es eine Lüge, wenn man nur ein paar Informationen wegließ? Annalena war ja gelegentlich auch seine Geschäftspartnerin.
Laila verzog keine Miene. „Meine Brüder scheinen ja wirklich von Ihnen und Ihren Diensten angetan zu sein“, bemerkte sie leichthin.
„Scheint so“, lachte Heiko herzhaft auf und schüttelte seine blonde Mähne. „Dabei kochen wir Finanzberater auch nur mit Wasser, wir lassen es so manches Mal nur etwas länger auf dem Herd. Von dem, was Günther – er ist der Küchenchef oder? – heute Morgen angedeutet hat, habe ich den Eindruck, dass sich Ihre Brüder viel mehr erwarten als ich zu leisten imstande bin. Zaubern kann ich auch nicht. Aber das werden wir ja sehen. Sie sind in die Finanzangelegenheiten des Hotels gar nicht eingebunden?“
„Nein.“ Laila nahm wieder ihr Buch zur Hand und tippte darauf. „Meine Interessen liegen auf ganz anderem Gebiet.“
„Gut, dass die Umwelt eine Fürsprecherin wie Sie hat. Dort ist Ihr Engagement sicher besser aufgehoben.“
„Da könnten Sie recht haben, Herr Springer.“ Laila lächelte verschmitzt und zwei kleine Grübchen erschienen auf ihren Wangen.
„Heiko, nennen Sie mich doch Heiko. Herr Springer – das ist viel zu förmlich.“
„Gerne, Heiko. Ich bin Laila. Aber das wissen Sie … das weißt du ja schon. Und ihr, deine Geschäftspartnerin und du, seid extra wegen unserer Festspiele angereist?“
„Ja, wir sind zum ersten Mal hier. Allerdings kein reines Privatvergnügen“, log Heiko zum zweiten Mal. „Wir treffen uns auch mit Geschäftspartnern. Bankmanager.“ Klang das plausibel genug, um Annalenas Hiersein zu erklären? Heiko hoffte es. „Ansonsten versuche ich, auch noch etwas von den kulturellen Besonderheiten der Region mitzubekommen“, wechselte er schnell das Thema. „Was gibt es denn außer dem Festspielhaus, der Eremitage und dem Neuen Schloss im Stadtzentrum sonst noch Sehenswertes in Bayreuth? Oder in der näheren Umgebung?“
„Nun ja, das Markgräfliche Opernhaus ist ja leider gerade geschlossen. Aber außerhalb der Stadt haben wir noch das Fichtelgebirge und die Fränkische Schweiz, zwei beeindruckende Naturlandschaften, die quasi direkt vor unserer Haustür liegen.“
„Fichtelgebirge sagt mir etwas, aber Fränkische Schweiz?“
„Oh, da gibt es Pottenstein mit der Teufelshöhle, die Basilika in Gößweinstein, das Felsendorf Tüchersfeld, die historische Dampfbahn von Ebermannstadt nach Behringersmühle“, zählte Laila auf, „um nur einige wenige Ausflugsziele zu nennen. Alles sehr malerisch.“
„Du machst mich neugierig“, forderte Heiko sie heraus. „Aber ob es so viel Spaß macht, da überall allein hinzufahren? Wahrscheinlich finde ich erst gar nicht hin.“
„Ein paar der schönsten Ecken kann ich dir gerne zeigen“, ging Laila auf das Spiel ein.
„Wann?“
„Wann hast du denn Zeit?“
„Na, heute habe ich Karten für Rheingold und morgen gibt es Die Walküre, aber dann habe ich zwei Tage Pause, bevor es mit Wagner weitergeht.“
„Rheingold und Der Ring des Nibelungen“, warf Laila ein. „Ein ganz schöner Kraftakt, sich gleich alle vier Teile in einem Jahr anzusehen.“
„Du sagst es. Da tun die zwei Pausentage sicher gut. Und wenn du es noch einrichten könntest …“
„Also, wenn es da bei dir gut passt … übermorgen könnte ich schon“, schlug СКАЧАТЬ