Team XXZ7 gibt nicht auf. Peter Drescher
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Название: Team XXZ7 gibt nicht auf

Автор: Peter Drescher

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежная деловая литература

Серия:

isbn: 9783961451036

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СКАЧАТЬ gespukt haben soll. Ein Geist sei durch die Gegend gefegt und habe jämmerlich gejault.

      In den Baumkronen raschelt es, Geruch nach Harz und Kiefernnadeln, bei jedem Schritt knistert es. Der Pfad wird immer schmaler, hinter einer Kurve bleibe ich stehen, biege Zweige beiseite und wie von einer unsichtbaren Hand werden Äste fort geschoben. „Okay“, raune ich und krieche durch ein enges Schlupfloch im Heckenwall.

      Der Ort unserer Geheimtreffen ist ein bombiges Versteck – überall wildes Gestrüpp, rechts die birkenbewachsene Anhöhe, links die dichte Kiefernschonung.

      Ich falle neben Jonas auf den Boden. „Es kann losgehen“, sagt Weste, unser Boss. Er rubbelt an seiner spinatgrünen Mütze. Ich drehe meinen Kopf und stelle fest, alle sind da, alle sieben. Der dicke Jonas, die beiden Mädchen Jule und Lea, Rico mit den Sommersprossen. Und Tim, den wir Professor nennen, er ist der beste Schüler der 7c. Wir sitzen rittlings im Halbkreis.

      „Was hast du für Nachrichten? Packe schon aus, Weste.“ Jule boxte in die Luft, ihre roten Haare stehen wirr ab. Typisch Jule, denke ich, immer ran, volle Power.

      Weste schaut uns reihum an. „Ich habe es aus sicherer Quelle: die Lage hat sich enorm verschlimmert, unser Ort soll ausradiert werden.“

      Aus-ra-diert. Ich gucke angestrengt auf den Boden, in Gedanken sehe ich unser Billerbach vor mir. Billerbach hat ein Autohaus und einen runden See fast in der Ortsmitte, auf dem man mit dem Paddelboot fahren kann. Der Schotterweg rechts vom See schlängelt sich bis zur alten Schäferei. Schafe gibt es in Billerbach schon längst nicht mehr. Die Gemeindeverwaltung hat das Gebäude – ein länglicher Feldsteinbau – vor dem völligen Zerfall gerettet, es herrichten lassen und der Jugend übergeben. Die nennt den Ex-Stall nun Club. Ein Schüler aus der zehnten Klasse hat kürzlich ein poppiges Schild an die Tür gepinnt „Geschlossene Gesellschaft“. Und dann gibt es noch die Kurze Straße, die nicht nur kurz ist – vier Häuser –, sondern ‚Sibirien‘ genannt wird, weil sie etwas abgelegen hinter dem Bahnhof liegt.

      Höchstens dreihundert, vierhundert Meter vom Marktplatz entfernt endet urplötzlich die Hauptstraße und das Braunkohlenwerk fängt an. Es breiten sich Fabrikhallen, Lagerplätze, Werkstätten und das in Qualm getauchte Kraftwerk aus. Weiter hinten recken sich zwei hohe Schornsteine, die mich an riesige Stoßzähne erinnern. Aus dem linken Schornstein kommt kein Rauch mehr raus. Das ist total ungewohnt, Billerbach „ohne“ – undenkbar. Seit Ewigkeiten gibt es das Werk, und mein Vater plaudert manchmal, wenn ihm danach ist, vom Cousin seines Vaters. Rudi hieß der, soll ein richtiger – wie nennt das Vater? – na, ein „Lausebengel“ soll er gewesen sein. Wäre mal auf den Kirchturm geklettert und hätte den Kopf aus dem sechseckigen Fenster gesteckt und ganz laut gesungen. Rudi ist mit vierzehn Jahren im Werk in die Lehre gegangen und stand dann in der Fabrik an einer Kohlenpresse. „Ich bin Bergmann, wer ist mehr“, hätte der Rudi oft stolz gesagt.

      Damit Briketts hergestellt und Strom erzeugt werden kann, braucht’s natürlich massenhaft Rohbraunkohle. Die kommt aus der Grube, aus dem Tagebau. Doch der Tagebau ist leer, die Fachleute sagen „ausgekohlt“ dazu. Mein Vater weiß aber Bescheid, er kennt Leute, die behaupten, dass noch Kohle da ist. Sogar unter unserer Schule.

      „Es gibt Pläne“, Weste ist aufgekratzt, er nimmt seine spinatgrüne Mütze vom Kopf, knetet sie, setzt sie wieder auf, „Pläne, nach denen unsere Ecke in einen großen Tagebau verwandelt werden soll.“ Er schießt wie angestochen in die Höhe. „Hallo, das ist Horror.“

      Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn Billerbach, wenn der Wald, die Burg, die dicke Ella plötzlich weg wären. Weg, fort. Nur noch ein tiefes Loch, in dem nach Kohle gegraben wird.

      „Verdammt, wir müssen was tun!“, schreie ich.

      Weste, sein Name lautet Philipp Westhoff, rückt an mich heran. „Eh, Luca, wie sollen wir das anstellen, wie?“

      Ehrlich gesagt – das weiß ich auch nicht. In meinem Hals klemmt ein Kloß, ich kriege kein Wort hervor. Jonas, dem man gar nicht zutraut, dass er so beweglich sein kann, springt auf und rudert mit den Armen umher. „Wisst ihr überhaupt, wer hinter dem Irrsinn steckt? Ich sage es euch“, er schaut von einem zum anderen, „die Chefs des Braunkohlenwerkes sind es, die Häuptlinge. Mit denen müssen wir reden.“

      „Reden, reden, nichts als reden“, knurrt Weste.

      Jonas bohrt mit den Armen Löcher in die Luft. „Wir werden Billerbach retten!“

      „Sollen wir etwa den Herrn Direktor besuchen und artig bitte-bitte machen“, spöttelt die hübsche Lea.

      Ich komme mit ihr gut zurecht, und Weste traut sich nie, zu ihr ein dummes Wort zu sagen. Passt absolut nicht zu ihm. Ich weiß, warum er so zahm ist – weil er Fußballfan ist. Was das mit Lea zu tun hat? Na, Weste verehrt Leas Vater, der nämlich war mal Torschützenkönig der Bezirksliga. In Billerbach eine Größe, wie ein Super-Bayern-Star. Für den Fußball reißt sich Weste ein Bein aus. Oft schlingt er sich einen Schal mit den Aufklebern von Schalke 04, Borussia Dortmund und den FC Billerbach um den Hals, bei den Spielen in der Ehrla-Kampfbahn fehlt er kaum mal.

      „Natürlich werden wir nicht bitte-bitte machen“, unterbreche ich Lea, „wir müssen den Kohlechef zu einem Gespräch zwingen – und den Ort suchen wir aus, wir. Kapiert ihr das?“

      Jonas kugelt herum. „Wie kann man so einen Mann zwingen?“

      Weste kehrt den großen Maxen hervor, schreitet wie ein General auf und ab, besser: er kreist, die Hände auf dem Rücken, umher. Auf einmal wettert er: „Den Kerl schnappen wir uns.“

      Ich gebe ja zu, dass ich Weste bewundere, obwohl mir seine Überheblichkeit manchmal auf die Nerven geht. Und jetzt blickt er mich verschwörerisch an. Gerade mich. Ich merke richtig, wie ich größer und größer werde. „Wie wäre es“, verkündet Weste, er macht eine Kunstpause und legt seine rechte Hand auf meine linke Schulter, „wie wäre es, wenn wir den Direktor entführen würden?“ Weste schnauft auf. „Dann hauen wir auf die Pauke.“

      Jule äfft höhnisch: „Pauke hauen.“

      Weste passt es nicht, dass Jule dazwischen quatscht und zeigt ihr einen Vogel. Ausgerechnet in diesem Augenblick fällt mir die Straße hinterm Wald ein. Auf der stand vorgestern ein Tramper, hat gewinkt und ein Auto hat ihn tatsächlich mitgenommen.

      Ich federe nach oben. „Mir ist eine blendende Idee gekommen. Der Direktor hat doch einen Dienstwagen, so einen schwarzen Schlitten …“

      „Und?“ Weste versteht nicht.

      „Mann, Weste“, trumpfe ich auf, „ich mache einen auf Tramper, werde beim Direktor einsteigen, ihn volllabern und ab geht’s zu unserem auserwählten Ziel.“

      Weste schnappt nach Luft. „Ist ja affenstark.“

      Mein Vorschlag wird einstimmig angenommen.

       2

      ONKEL HELMUT MACHT GERN AUSFLÜGE IN DIE UMGEBUNG. Er nennt sie „Touren auf des Schusters Rappen“. Also Fußmärsche. Vielleicht will er so gegen seine fortschreitende Rundlichkeit angehen. Als er von einem Trip nach Garkenroda zurückgekehrt war, klang seine Stimme irgendwie verrostet. Er habe die fünf Kilometer von uns entfernte Gemeinde kontrolliert, meinte er. Kontrollieren – was hat das zu bedeuten? Jedenfalls hat der Onkel in ein großes kariertes Taschentuch geschnäuzt und gejammert: „Luca, ich sage dir, dort sieht es aus wie nach СКАЧАТЬ