Название: Das schwarze Korps
Автор: Dominique Manotti
Издательство: Автор
Жанр: Современная зарубежная литература
isbn: 9783867549806
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Loiseau antwortet: »Der kleine Poncin hatte uns den Tipp gegeben, dass da ein großer Fang mit Goldmünzen zu machen wäre.«
»Und ihr habt von selbst die Initiative ergriffen? Das kaufe ich euch nicht ab. Wer hat euch dorthin geschickt?«
Loiseau schweigt.
»Wer?«
Immer noch nichts. Deslauriers zieht seinen Revolver aus dem Holster, das er praktisch im Rücken trägt, drückt ihn Falicon ins Genick und schießt. Die drei Männer zucken zusammen, stehen starr, Kopf geradeaus, Blicke aus den Augenwinkeln. Der Körper sackt zusammen, schlagartig geschrumpft in zu weiten Kleidern. Langsam bildet sich eine Blutlache bis hin zum Teppich. Deslauriers wirft die Geschosshülse aus, lädt nach.
»Ich frage noch einmal. Wer?«
Martin öffnet den Mund.
»Nicht du, Martin. Ich will’s von Loiseau hören.«
Ein Zittern überläuft Loiseau. »Das ist eine Aktion von Lafont. Er hat nicht mehr viele Männer in der Rue Lauriston, fast alle haben sich der Nordafrikanischen Brigade angeschlossen, um die Terroristen außerhalb von Paris zu bekämpfen. Also wendet er sich an uns.«
Lafont, Chef der Carlingue, der wichtigsten Gruppe französischer Gestapohelfer. Ein gefährlicher Rivale. Mein Revier sichern, meine Autorität gegenüber meinen Männern wiederherstellen, aber Vorsicht. Lafont ist mächtig.
»Und du hast eingewilligt, ohne mit mir zu sprechen?«
»Lafont hat Geheimhaltung verlangt. Wir sollten das Gold und den Alten mitnehmen und das Ganze bis acht Uhr früh erledigt haben. Danach sollten wir einfach wieder herkommen.«
Deslauriers deutet mit der Revolvermündung auf die Säckchen auf dem Schreibtisch. »Dafür?«
Loiseau zuckt die Achseln. »Es sollten mindestens fünftausend Goldmünzen dort sein.«
Deslauriers begibt sich hinter den Schreibtisch, setzt sich in einen hohen Lehnsessel, legt seine Waffe vor sich hin, sieht die drei mit gewohntem Unmut an. »Das Gold behalte ich. Damit ist eure Scharte ausgewetzt. Ihr bekommt eure Prämien für den Engländer, wenn er denn Engländer ist, ihr bekommt sogar die von Falicon. Der Alte gehört mir, und zwar nur mir. Für euch gibt es ihn nicht mehr.« Mit Nachdruck: »Es hat ihn nie gegeben. Ihr zwei schafft euren Kollegen raus, der wird bald unangenehm riechen, und ihr nehmt euch das Mädchen vor. Sie muss etwas über den blinden Passagier in der Avenue Henri-Martin wissen. Der Einzige, der in dieser Angelegenheit für unsere Behörde von Interesse ist, damit das ganz klar ist. Jetzt seid ihr dran. Loiseau, du bleibst hier, ich habe mit dir zu reden.«
Stumm und mit ausweichenden Blicken verlassen die beiden Männer mit dem Leichnam den Raum. Loiseau steht reglos da und wartet.
»Jetzt, wo deine Männer weg sind, sag mir, was du bei Benezet zu suchen hattest.« Nichts geschieht. Deslauriers spielt mit seinem Revolver. »Verkauf mich nicht für dumm.«
»Gemälde. Jemand hatte bei Lafont vierzehn impressionistische Gemälde bestellt, die sich bei dem Alten befanden. Wir sollten ihn und seine Haushälterin wegen illegalem Goldbesitz einbuchten, und Lafont kam und hat die Bilder geholt.«
»Prämie?«
»Eine Million.«
»Und deinen Männern hast du nichts davon gesagt. Eine Million für dich und ein bisschen Klimpergeld für sie. Bei dieser Arbeitsweise wirst du irgendwann hinterrücks abgeknallt.«
Loiseau zieht es vor zu schweigen, blickt unverwandt auf die Blutlache, die inzwischen die Teppichfransen erreicht hat.
»Immerhin habe ich dir Falicon vom Hals geschafft, das gibt dir einen Aufschub. Sieh nach, wie weit sie mit dem Mädchen sind.«
Allein. Er schließt seine Tür ab, öffnet die Klappläden, lehnt sich aus dem Fenster und blickt auf die Straße hinab. Als er sich nach draußen beugt, fällt sein Blick auf die Kastanien in der Avenue Foch, nie waren sie so schön. Dieser Benezet. Ein alter Bekannter, vor dem Krieg einer meiner besten Kunden im Perroquet bleu. Spielt den senilen Alten, der mich nicht wiedererkennt. Persönlich befreundet mit der Hälfte des kollaborierenden Unternehmertums, mit drei Vierteln der Männer der Laval-Regierung und ganz sicher mit Bauer, auch wenn er das mir gegenüber nie erwähnt hat. Und er schreit nicht Zeter und Mordio, als man ihn verhaftet … Er verhält sich unauffällig, hat was zu verbergen. Verwalter einiger amerikanischer Vermögen in Frankreich … Und die Amerikaner heute … Lafont schickt meine Leute zu ihm. Um mich zu belasten und meine Geschäfte an sich zu reißen? Denkbar.
Auf der Straße radeln zwei hübsche Mädchen vorbei. Hinter der Tür Schritte und gedämpfte Stimmen, die Bittsteller drängen sich allmählich im Flur. Das wird den ganzen Tag so bleiben. Keine Zeit, der Sache nachzugehen. Deslauriers schließt die Fensterläden wieder. Was den Engländer betrifft, erzähle ich Bauer, dass seine Festnahme ein Zufall war. Routinekontrolle in leerstehenden Wohnungen. Benezet ist unter falschem Namen eingelocht, jetzt heißt es abwarten.
Mike Owen zuckt zusammen. Im Nebenzimmer ist eine Tür zugeschlagen. Gepolter, unverständliche Worte, herrischer Ton. Ein Zischen, ein scharfer Knall. Owen zerrt an seinen Handschellen. Eine Peitsche, das sind Peitschenhiebe. Noch ein Hieb. Langgezogenes, leises Heulen. Laute Männerstimmen, immer noch unverständlich. Ein Hagel von Peitschenhieben, das Heulen hält an. Wieder ein Hieb, jemand stößt einen Schrei aus. Gepolter, prügeln die sich? Dann schlägt ein Mann unter Keuchen und schrillem Quieken rhythmisch zu. Das Heulen wird lauter, schwillt explosionsartig an, bricht dann jäh am höchsten Punkt ab. Ein Mann wimmert, schluchzt. Gepolter, dann gehen die Männer hinaus in den Flur, reden durcheinander. Mit seinem ganzen Gewicht beugt sich Owen nach vorn, hängt sich schwer in seine gespannten Handschellen, spürt einen stechenden Schmerz bis hoch in die Schultern schießen, zerrt stärker, schleichender Schwindel, und sackt bewusstlos zusammen.
Deslauriers öffnet einen der Metallspinde und streicht sich vor einem mannshohen Spiegel an der Türinnenseite das Haar glatt, steckt den Revolver zurück, knöpft das Jackett zu, überprüft den korrekten Sitz von Anzug und Krawattenknoten, runzelt die Stirn, als er den Todesschrei hört. Noch ein Fehler von Loiseau. Der mir in diesem Fall gelegen kommt, keine Spuren bezüglich Benezets Verschwinden. Ich werde mit ihm abrechnen müssen. Ein andermal. Er schließt den Spind wieder und tritt hinaus in den schwach erleuchteten Flur, wo an der Wand die Bittsteller des Tages auf Bänken sitzen und auf ihn warten.
Die erste, Geneviève Fath, hinreißend in einem weißen Kleid mit roten Blumen, Bolero mit Puffärmeln in einem dunkleren Rot, auf dem blonden, zum Chignon hochgesteckten Haar ein weißes, schräg in die Stirn gezogenes Hütchen mit Schleier aus besticktem Tüll, steht auf, tritt hastig ein Stück zurück, um Loiseau vorbeizulassen, blutbespritzter nackter Oberkörper, Jacke über die Schultern gehängt, am ganzen Körper zitternd, verstörter Blick, gestützt von seinen beiden Männern. Die Gruppe stürmt ins Badezimmer. Geneviève Fath betritt Deslauriers’ Büro, der ihr die Hand küsst, ehe er ihr einen Stuhl heranschiebt. Sie setzt sich seitlich darauf, schlägt die seidenbestrumpften Beine übereinander, um nicht mit der blutgetränkten Teppichstelle in Berührung zu kommen, streift ihre weißen Handschuhe ab und befördert gekonnt ihren Schleier auf die Hutkrempe.
»René, ich brauche dich.«
Breites Lächeln. »Sonst wärst du nicht hier. Dies ist kein vergnüglicher Ort.«
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