Zuckerrübenmord. Gerd Hans Schmidt
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Название: Zuckerrübenmord

Автор: Gerd Hans Schmidt

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783960085003

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СКАЧАТЬ scho recht, Herr Dr. Ruschka. So bleed bin ich etz a widder net. Des war etz überflüssig.«

      Wo er recht hat, der Herbert, da hat er recht.

      »Geh Herbert, du verstehst dein Handwerk schon und unser Chef weiß das auch zu schätzen, stimmt’s, Herr Dr. Ruschka?«

      »Ja. Und jetzt ist Feierabend, Leute.«

      Ich hatte Ilse noch ein ganz feines Abendessen versprochen vor meinem Dienstantritt. Sie kam heute aber so entnervt von ihrer Mutter zurück, dass ich den Tisch im Restaurant stornieren musste. Ilse war einfach nicht in der passenden Stimmung für ein Gourmetmenü. Stattdessen konnte ich sie überreden, zum Kuchlbauer am Tiergärtnertor zu gehen um Nürnberger Bratwürste zu essen. Das ließ sich auch gut mit einem Spaziergang durch die Nürnberger Altstadt verbinden. Das Lokal ist neben seiner regionalen Küche bekannt für sein Hefeweizen, Kuchlbauers Weiße, ein herber Genuss. Das Gebräu hebt sich lobenswert von vielen anderen fränkischen Bieren ab, die eher etwas süßlicher gebraut sind. Geschmackssache.

      Acht Nürnberger mit Sauerkraut und frischem Schwarzbrot werden uns serviert. Der Chef persönlich begrüßt uns freudig. Wir hatten uns dieses Jahr am Nürnberger Bierfest an seinem Weißbierstand kennengelernt und über die Braukunst unterhalten. Das Nürnberger Bierfest ist alljährlich eine der attraktivsten Veranstaltungen in der Stadt. Im Mai oder Juni, je nachdem, wie Pfingsten fällt, versammeln sich im Burggraben an die 40 fränkische Brauereien mit ihren kleinen Schenken und werben um den Durst der Besucher. Es fehlen auch nicht duftende Essensstände, die die Mägen der Gäste mit fränkischen Spezialitäten versorgen. Jeden Abend, von Mittwoch bis Sonntag, gibt es Livemusik auf vier Bühnen.

      »Meine Mutter wird langsam seltsam«, beginnt Ilse von der Fahrt zu ihrer Mutter zu berichten, »sie möchte nicht mehr alleine wohnen, aber auch nicht mit anderen zusammenziehen. Ich habe den Eindruck, dass sie mir gerne hier in Nürnberg auf die Nerven gehen möchte. Ich habe ihr aber unmissverständlich zu erkennen gegeben, dass das nicht in Frage kommt!«

      »Deine Mutter ist nicht unvermögend, sie könnte sich viel Abwechslung leisten. Reisen, Theaterbesuche, das ganze Programm halt.«

      »Vergiss das ganz schnell. So etwas kostet Geld und das trägt man lieber auf die Bank als sich ein Vergnügen zu gönnen. Kennst sie ja. Aber lass uns über etwas anderes reden. Was steht morgen an?«

      »Supergeheime Geheimveranstaltung!«

      Ich berichte Ilse vom Stand der Dinge.

      »Dieser Professor Dr. Sowieso scheint eine enorm wichtige Person zu sein.«

      »Das dürfte richtig sein. Sein Wohlergehen wird sogar aus dem Ministerium beobachtet. Aber kein Wunder, der sitzt am Geldhahn, der mit der Leitung aus Brüssel verbunden ist. Er entscheidet über die Agrarsubventionen.«

      »Muss er sich da nicht streng an die gesetzlichen Vorschriften und Vergaberichtlinien halten?«

      »Sollte man denken. Ich kenne mich mit diesen Sachen nicht so gut aus. Ich befürchte aber, es ist wie üblich in Deutschland. Man bringt es hier nur zu etwas, also im konkreten Fall zu einem dicken Geldbeutel, wenn man es gut versteht, die Vorschriften zu umgehen, Gesetzeslücken zu finden und Dinge so auszulegen, wie man es gerade braucht. Und Helfer sind natürlich auch gefragt, bei diesem Geschäft. Solche, die letztlich die Anweisungen geben. Du verstehst, was ich meine. Weißt du, warum der deutsche Beamtenapparat so gut verdient und bis ins hohe Alter bestens versorgt wird? Das ist reine Bestechung fürs Regelnbrechen!«

      »Wolff!«

      »Ist doch so, Ilse. Oder wurdest du noch nie bei Ermittlungen von oben zurückgepfiffen? Also nicht hier bei der Mordkommission, sondern früher, bei den Wirtschaftssachen?«

      »Du meinst den Rühl-Fall. Das war eine Sauerei. Wir hatten den wegen seiner illegalen Exporte praktisch kurz vor der Verhaftung, als der Anruf kam. Am nächsten Morgen sollte die Hausdurchsuchung sein. Und dann waren unsere Akten auch noch verschwunden. Angeblich hatte die das LKA angefordert, aber dort wusste keiner was davon, ich habe da jemand sitzen, den ich von der Ausbildung her kenne. Du magst ja recht haben, Wolff.«

      »Also wir fahren morgen zu dieser Behörde, melden uns ohne Dienstgrad an und plaudern mit dem Mann. Ich weiß zwar nicht, was dabei rauskommen soll, weil er ja offenbar niemanden gesehen hat, aber wenn es die Politik beruhigt! Zum Wohl.«

      »Der schöne Minister. Was hat der eigentlich mit Agrarsubventionen zu schaffen?«

      »Frag ihn einfach, wenn du ihn schon so gut kennst. Der schöne Minister, ich lach mich kaputt! Wirt, noch ein Weißbier und einen Pinot Noir!«

      *

      Die EU-Behörde für Agrarsubventionen ist ein riesiger grau-brauner Klotz. Ein sechsstöckiges Zentralgebäude mit großem, säulengestützten Eingangsportal ist eingerahmt von zwei fünfstöckigen Quadern. Unzählige weiß gerahmte Fenster sind in jedem Stockwerk in genau gleichem Abstand eingebaut, ebenso weiße Fensterkreuze teilen die Scheiben. Alles ist genau symmetrisch angeordnet. Der Anblick ist nicht gerade einladend und erinnert an dunklere Zeiten. Der Bau ist eine eher bedrohliche Erscheinung.

      Fast 2000 Menschen arbeiten hier. Überwiegend Beamte im gehobenen und höheren Dienst, nur wenige Angestellte. Verwaltung ist Vertrauenssache und man braucht dazu eine Menge dieser kleinen, gehorsamen Helferlein, die ohne viel zu fragen ihren Dienst tun und dafür reich belohnt werden. Wie im Märchen. Gute Besoldung, beste Sozialleistungen und üppige Renten. Und natürlich unkündbar. Dafür dürfen die aber auch nicht streiken, was sie eh nicht möchten, weil das eher anstrengend ist und sich hier noch niemand zu Grunde gerichtet hat bei der Arbeit. Und spätestens um 15.45 Uhr fliegt der Stift aus der Hand oder was auch immer. Wahrscheinlich täten’s auch 1200 Mitarbeiter, aber das ist sicher reine Spekulation!

      Ich musste mich heute extra in meinen feinen dunklen Anzug zwängen, Ilse trägt ein dunkelblaues Kostüm mit einem Rock bis kurz unter die Knie. Nein, nicht so wie in Zürich, aber schon schick. Wir müssen durch die Metalldetektoren am Eingang, weil wir unsere Ausweise nicht vorzeigen sollen. Waffen haben wir natürlich auch nicht dabei.

      »Herr Schmitt und Frau …«

      »Ja, wir sind bei Professor Dr. Habermüller angemeldet.«

      »Dürfen wir Sie über die Treppe dort in den vierten Stock bitten, der Aufzug ist leider gerade außer Betrieb. Dann bitte dem Schild ›Ost Bau‹ folgen, Zimmer 411, Sie werden erwartet.«

      Die Flure sind genauso grau, langweilig und düster wie der ganze Bau. Tür neben Tür in jeweils gleichem Abstand.

      »Das ist wie im Bienenstock hier, Ilse. Hinter jeder Tür sitzen fleißige kleine Arbeiterchen und hinten kommt der Honig raus!«

      Ilse lacht. Nach etwa sechzig Metern in diesem dunklen Gang stehen wir vor Zimmer 411. Auf dem Schild rechts neben der Tür steht »Vorzimmer Prof. Dr. Habermüller, Abteilungsleiter Sonderfragen«. Interessant und schön ausgedrückt.

      Es begrüßt uns ein großer, schlanker Mann, etwa Mitte vierzig. Der durchtrainierte Körper lässt sich selbst unter dem grauen Anzug nicht verbergen. Der Professor ist, wie man sagt, gut aussehend und wirkt durchaus sympathisch. Sein Händedruck ist fest und verbindlich. Er bietet uns freundlich zwei Stühle an seinem Besprechungstisch an.

      »Ich habe uns jetzt einfach mal Espresso bestellt, ich hoffe, dass ich Ihnen damit eine Freude machen kann.«

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