Название: Der gefesselte Dionysos
Автор: Patrik Knothe
Издательство: Автор
Жанр: Любовное фэнтези
isbn: 9783957442086
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Die blonde Frau packte schließlich seinen Arm um ihn zur Besinnung zu bringen. Das war es jedoch nicht was ihn aus seiner Trance erwachen ließ, sondern nur einen Augenblick davor der laute Schrei von Xenia. Sie kam gerade mit Tüten vollbeladen aus dem Supermarkt und hätte sie beinahe wieder fallen lassen als sie sah was ihr Sohn mitten in der Fußgängerzone veranstaltete.
Eben jener Schrei ließ auch zum ersten Mal den Schlagzeuger aufhorchen, der daraufhin einen Blick aus dem Schaufenster warf und abrupt aus dem Takt fiel.
„Warum hast du mich vorhin so angeschrien, Mama? Ich hab doch nichts Verbotenes gemacht“, fragte Dionysos später im Auto nachdem er lange geschwiegen hatte.
„Nein, es ist nicht verboten. Aber manche Dinge soll man einfach nicht tun. Und das gehört dazu! Man darf sich vor anderen Leuten nicht so aufführen, sonst respektieren sie einen nicht mehr.“ Xenia war sich durchaus bewusst, dass ihr Sohn nichts schlimmes getan hatte und doch wollte sie ihn davor bewahren, sich nochmal öffentlich so aufzuführen. Sie dachte an sich selbst. Sie kannte die Menschen …
„Wieso nicht?“
„Du hast doch gesehen wie sie dich ausgelacht haben; das willst du doch nicht, oder?“
Er schwieg den Rest der Fahrt. Zu Hause angekommen warf er seine neuen Sachen aufs Bett und spielte bis zum Abendessen Gitarre …
Mit einem Lächeln auf den Lippen strich er über die Saiten. „Aus welchem Grund klappte es heute nicht sich mit der Musik abzulenken, so wie damals vor dem Geschäft; ja einfach so in die Musik hinein zu gleiten und sich zu verlieren?“, fragte er sich schließlich immer noch auf dem Bett liegend. Etwas noch kraftvolleres hatte sich seiner bemächtigt …
VII
In den nächsten beiden Tagen schafften es Dionysos, Apollon und Sophia tatsächlich das Baumhaus fertig zu bauen und sie alle freuten sich auf einen langen, heißen Sommer den sie in den kühlen Wipfeln des Waldes verbringen konnten.
Das einzige was noch fehlte war die Tür. Petros hatte zu Hause in der Garage die Scharniere angebracht und alles was noch getan werden musste war das fertige Teil einzuhängen.
Dionysos kam sich blöd vor als er die schwere Tür schleppend hinter Sophia und dem im Erklären nie müde werdenden Apollon her lief (warum hatte er sich nur freiwillig als Träger gemeldet und jede Hilfe abgelehnt?).
Am Baumhaus angekommen ging er schnurstracks tiefer in Wald ohne seine beiden Begleiter zu beachten. Er musste dringend seine Blase entleeren und war außerdem verwirrt von den ganzen Gefühlen, die in den letzten paar Minuten wie ein Hagelschwarm auf ihn einprasselten.
Sollte er sich nicht für Apollon freuen? Und wenn er sein Freund war, wieso hatte er dann das Bedürfnis den nächstbesten Stock zu packen und ihn ein paar Mal auf dessen Schädel niedersausen zu lassen. Sophia würde dann einfach vergessen, dass es ihn gegeben hat und sie wären zu zweit glücklich bis ans Ende aller Tage …
Ach, alles nur Hirngespinste! Es kommt wie es kommen muss. Wenn sie sich lieben wollen, dann sollen sie sich lieben! Aber wieso hatte er dann das Gefühl, dass er viel mehr für Sophia empfand als Apollon? Wieso war das ungerecht? Wieso hatte er das Gefühl, dass es Apollon lediglich darum ging auch sie überall zu berühren und dann damit vor den Klassenkameraden anzugeben?
Und der schlimmste Gedanke war die Möglichkeit, dass ihr das überhaupt nichts ausmachte …, dass sie vielleicht genau das wollte; dass er sie nie davon überzeugen konnte, dass seine Gefühle richtiger waren als Apollons … was auch immer das bedeuten sollte.
Dionysos hatte jedoch keine Zeit, seine Gedanken zu ordnen denn ein lautes Brüllen ließ ihn aufschrecken.
„SO! HAB ICH EUCH ERWISCHT!!!“ Die Stimme kam ihm schrecklich bekannt vor. Sie kam vom Baumhaus. Rasch machte er seine Hose zu und rannte zurück.
„Hab doch gewusst, dass ihr hier irgend n Unsinn macht … unseren schönen Wald verschandeln, ihr kleines Gesindel! Na warte, euch werd ich helfen …“
„NEIN!“, hörte er Apollon rufen.
Dionysos konnte schon von weitem den grünen Anglerhut und die massige Gestalt von Orthos erkennen. Er stand gegenüber von Apollon und beide hatten ein Ende ihrer neuen Tür in den Händen.
„Lass los, du kleiner Drecksack oder ich mach’ dir Beine!!“
„Die haben wir ganz neu gebaut!“, krächzte Apollon und sah seinen Gegenüber mit einer Mischung aus Angst und Verwirrung an.
Orthos Gesicht war rot angelaufen und von Wut verzerrt. Er schnaubte mit seiner von Pusteln besetzten Säufernase und stieß Apollon die Tür mit voller Wucht in den Magen.
„WAS? Du hast sie wohl nicht alle! Mach gefälligst was ein Erwachsener dir sagt“, schrie er während Apollon stöhnend zu Boden ging. Sophia stand wie festgefroren mit der Säge in der Hand da. An ihren vor Schreck geweiteten Augen liefen stumme Tränen hinab.
„Ich sollt zur Polizei gehen ihr kleinen Dreckskerle! Wo ist der andere? Der Schwarzhaarige! WO??“
Viele andere Menschen in seinem Alter hätten sich wohl versteckt und wären nie auf die Idee gekommen es zu einem Kampf kommen zu lassen; nicht so jedoch Dionysos.
Eine nie gekannte Welle des Zorns überkam ihn. Er rannte immer noch; genau auf Orthos zu. Sicher würde er gegen ihn verlieren, Schläge bekommen, doch in diesem Moment war ihm alles egal.
Orthos, der immer noch dabei war Apollon anzuschreien sah zu spät, dass jemand im Sprint auf ihn zu kam.
„DA! Du kleiner …“, bekam er gerade noch hinaus als ein Knie ihn mit voller Wucht auf die Brust traf. Dionysos hatte eigentlich auf sein Gesicht gezielt doch der Sprung war nicht hoch genug. Orthos fiel um und stieß ein Brüllen aus während Dionysos im Purzelbaum über ihn hinüber rollte und im nächsten Gebüsch landete.
Bevor er sich jedoch wieder fassen konnte, zog ihn eine kräftige Hand an den Haaren nach oben.
Ein Schrei entfuhr ihm als Orthos ihn aufrichtete und ein stechender Schmerz durch seinen linken Knöchel fuhr. Beinahe wäre er wieder umgefallen, aber die Pranke die seine Haare umklammerte hielt ihn oben. Orthos’ Gesicht war nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt. Sein Hut war ihm vom Kopf gefallen und offenbarte die Glatze, auf der nur noch ein paar wenige, dunkle, fettige Strähnen zu sehen waren.
„So … Mit euch muss man also andere Seiten aufziehen, wie?“, flüsterte er keuchend und Dionysos roch seinen ekelhaften Atem.
„Lass ihn in Ruhe“, kam es in zitternden Lauten von Sophia.
„Schnauze, blödes Gör, sonst komm ich gleich zu dir!“ Er wandte sich wieder Dionysos zu, der einen erneuten Schrei ausstieß. Das Brennen im Knöchel wurde unerträglich. Er kippte zur Seite doch Orthos’ Faust hielt ihn oben.
„Wird Zeit, dass euch mal jemand Manieren beibringt. СКАЧАТЬ