Название: Post für Dich aus Amora!
Автор: Birgit Cremer
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783957442079
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An den Wochenenden dagegen blieb die Küche daheim kalt. Unser Lieblings-Italiener hat uns dann regelmäßig mit kulinarischen Köstlichkeiten, z.B. Thunfischsalat als Vorspeise und Tiramisu als Nachtisch, verwöhnt. Schade, dass Alfonso vor drei Jahren seine Trattoria zugemacht hat, nachdem seine Frau bei Nacht und Nebel mit einem Jüngeren abgedampft ist.
Nach einem genussvollen Mahl stürzten wir uns dann ins Nachtleben. Damals kannten wir jede Bar und Musikkneipe in und um München. Wir waren überall bekannt wie die bunten Hunde und kamen oft erst zum Frühstück nach Hause.
Mit der Zeit hat das wilde Leben seinen Reiz verloren. Wir hatten langsam den Wunsch, aus unserer intimen Zweisamkeit eine kleine Familie zu machen. Haustiere waren dabei von Anfang an wegen deiner Allergie, aber auch mangels »Tiersitter« in der Urlaubszeit, kein Thema.
Kurz und gut, nach ein paar Monaten war ich schwanger und unsere Freude darüber riesig. Liebenswerterweise, vielleicht auch aus Neugier, hast du mich zum Arzt begleitet. Während des Ultraschalls hat er dann plötzlich ausgerufen: »Das sind ja zwei! Sie bekommen Zwillinge!«
Er wollte dir eben noch das Bild erklären, als du mit einem leisen Seufzer ohnmächtig vom Stuhl gerutscht bist. Unter Mithilfe seiner Assistentin hat er dich auf die nächste Liege verfrachtet und dir einen kalten Waschlappen auf die Stirn gedrückt. Langsam hast du dich vom Schreck deiner doppelten Vaterschaft wieder erholt. Ich als Frau hab das eher praktisch gesehen, eine Schwangerschaft und gleich zwei Babys – am besten Nick und Nora junior –, das war doch mehr als perfekt! Seit der Geburt von Lukas und Leoni im April 1988 war Familie Marchant komplett. Die beiden Wonneproppen haben uns ganz schön auf Trab gehalten. In den ersten Wochen sind wir nur mit Sonnenbrille außer Haus gegangen. Die tiefen Augenringe, entstanden durch permanenten Schlafentzug, waren nicht so vorteilhaft. Glücklicherweise hattest du von deinem Chef Sonderurlaub bekommen, um mich tatkräftig zu unterstützen. Hilfe bekamen wir auch von Tante Hella, die, auch wenn sie keine eigenen Kinder hat, eine liebevolle mütterliche Art ausstrahlte. Sie ist öfter aus Köln angereist und hat für ein paar Tage unseren verlotterten Haushalt in Schuss gebracht. Meine ehemalige Studienkollegin Heike ist so manches Mal als Babysitter eingesprungen, wenn ich mit meinen Kräften am Ende war und Entspannung nötig hatte oder wir gemeinsam wenigstens eine Stunde allein zum Essen gehen wollten.
Die Taufe fand selbstverständlich in Marienfelde statt.
Als Paten hatten wir Tante Hella für Leonie, und meinen Cousin Thomas für Lukas ausgesucht. Thomas war als Kind mein liebster Spielgefährte gewesen und selbst als Erwachsene haben wir immer Telefonkontakt gehalten. Nach der Hochzeit hat er uns ein paar Mal besucht und du fandest ihn wirklich sehr sympathisch.
Auch unsere Eltern und die noch lebenden Großeltern – meine Oma Josephine sowie deine Opa Karl und Oma Inge – waren anlässlich der »feuchten Festlichkeit im Doppelpack« mit von der Partie. Die frischgebackenen Großeltern durften die anschließende Feier mit Übernachtung bezahlen, welche natürlich in dem Hotel stattfand, in dem wir unsere unvergessliche Hochzeitsnacht verbracht hatten.
Pater Anselm und Schwester Maria waren während der Tauffeier auffallend nervös, wahrscheinlich hatten sie noch die Pannen unserer Trauung im Kopf. Die Zeremonie verlief jedoch erstaunlich reibungslos, abgesehen von ein paar Schönheitsfehlern. Deine Tante konnte die Taufkerze nicht ruhig halten, und der Parkettboden der Kapelle sah hinterher wie ein Streuselkuchen aus, übersät mit Wachstropfen.
Thomas bekam auch sein Fett weg. Lukas, der kurz vorher noch sein Fläschchen leer getrunken hatte, hat wohl das ständige Wiegen nicht vertragen. Als sein Patenonkel ihn über das Taufbecken heben wollte, hat er ihm mit einem kräftigen Schwall Milch seinen dunklen Anzug extrem aufgehellt.
Das anschließende Festmahl fiel sehr feucht-fröhlich aus. Unsere Väter hatten es gut gemeint und gleichzeitig mehrere erlesene Flaschen Wein und Champagner bestellt. Weißt du noch, wie sie sich nach einigen Gläsern untergehakt haben und schunkelnd lauthals altbekannte Wein- und Trinklieder zum Besten gaben? Hella ist begeistert aufgesprungen, hat sich den verdutzten Thomas geschnappt und eine kesse Sohle aufs Parkett gelegt. Die Großmütter haben den ganzen Nachmittag und Abend selig verzückt ihre Enkelkinder geschaukelt und sich alte Storys über die Baby- und Kleinkindzeit ihrer eigenen Kinder – also Nick und Nora – erzählt. Wir haben uns köstlich amüsiert und jede Menge Fotos geschossen für unsere zwei Lieblinge.
Inzwischen sind wir wieder allein zu zweit in »Amora«. Unsere Zwillinge sind längst flügge und in die weite bzw. nähere Welt gezogen.
Leonie hat dein künstlerisches Talent geerbt. Sie hat sich schon als kleines Mädchen für Mode interessiert und mit Hingabe ihre Puppen und Barbies angekleidet. Später hat sie auf der alten Nähmaschine meiner Mutter selbstentworfene Kleider für sich selbst und auch für mich genäht.
Das Studium an der Akademie für Mode & Design ist genau das richtige für sie. Wir sind beide fast geplatzt vor Stolz, als wir erfuhren, dass unsere Tochter die Beste ihres Jahrgangs war und somit ein Stipendium fürs Ausland bekam. Ein Jahr darf sie nun in Paris das mondäne Reich der »Haute Couture« kennen lernen.
Hast du eigentlich schon ein passendes Hotel für uns gefunden? Wir wollten Leonie doch zu ihrem Geburtstag im April besuchen. Der Eiffelturm wartet immer noch auf uns. Es wäre schön, wenn Lukas auch mitfahren könnte. Witzigerweise studiert er ausgerechnet Jura, und noch dazu an der gleichen Uni wie ich damals. Er macht es bestimmt besser als seine Mutter, die nach drei Semestern das Handtuch geworfen hat. Ich glaube, es war auch gut für ihn, dass er vor einem Jahr mit zwei Studienkollegen in eine WG nach Giesing gezogen ist. Seitdem ist er viel selbstständiger geworden und jobbt sogar am Wochenende und in den Semesterferien in einem Bistrot, so ähnlich wie du damals.
Ich wundere mich immer, wie er bei all dem Stress noch Zeit für seine Freundin Sandra findet.
Nick, ich hab noch eine gute und eine schlechte Nachricht für dich. Zuerst die schlechte: Am Sonntag ist der erste Advent und somit beginnt, wie alle Jahre wieder, die »staade Zeit«. Das heißt Geschenke-Marathon in einer überfüllten Innenstadt, permanent schnulziges Weihnachtsliedergedudel in allen Kaufhäusern, und Glühwein mit Lebkuchen bis zum Erbrechen. Nun die gute Nachricht: Schon in vier Wochen haben wir das alles überstanden und freuen uns dann auf eine rauschende Silvesterparty.
»Huch«, schon so spät, ich muss mich noch umziehen und stylen. Du bist hoffentlich mit deinem Text über, was war es doch gleich, fertig geworden.
Ich hab jedenfalls einen Mordshunger, heute Mittag gab’s nur einen Joghurt für mich.
Bussi,
deine Nora
Amora, den 29./30.11.2010
Geliebte Nora,
ist das nicht herrlich – das erste Adventswochenende ist schon rum, und dank des vielen Tees mit Rum war es sogar für mich einigermaßen erträglich. Ich frage mich nur, wann ich mir diese lästige Erkältung zugezogen habe – ich tippe mal auf vergangenen Freitag als Ankunftszeitpunkt.
Nein, ich habe da nachmittags nicht mit hochrotem Kopf über einem Text gebrütet, wie du fälschlicherweise vermutetest, sondern ich lag bleich und blutleer auf meinem Sofa, wie von Dracula ausgesaugt.
Am Vormittag hatte ich noch ein Meeting in der Agentur, anschließend stand ein zweistündiges Tennis-Match mit Georg auf dem Programm und danach wurde ich für einen guten Zweck СКАЧАТЬ