Название: Das Finanzkapital
Автор: Joseph Murray Patrick
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежная публицистика
isbn: 9783929211757
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Für ein Geld in diesem anspruchsvollen Sinn sorgt der Urheber und Garant aller Verbindlichkeit in der Konkurrenzgesellschaft, der staatliche Gewaltmonopolist. Der sorgt dafür gleich so, dass er die bedarfsgerechte Schöpfung von Kredit und Kreditgeld politökonomisch voll ins Recht setzt.4)
c) Konkurrenz und Einheit der Geschäftswelt im Kredit
Mit ihrer Tätigkeit als universeller Gläubiger und Schuldner der Geschäftswelt und als Stifter und Sachwalter der gesellschaftlichen Zahlungsfähigkeit stellen die Banken zwischen den Unternehmen, die sich auf dem Markt als Konkurrenten begegnen, ein Verhältnis positiver allseitiger Abhängigkeit her. Indem sie die kapitalistische Potenz des Geldes, egal wem es gehört, zum Wachstumsmittel machen, über dessen Zuteilung sie Regie führen, verwickeln sie die Geldbesitzer, denen es um nichts als ihre eigene kontinuierliche Bereicherung geht, in eine wechselseitige Abhängigkeit der gehobenen Art: Sie lassen deren Eigentum an der Profitmacherei ihrer Konkurrenten mitwirken, stellen es insoweit in den Dienst am allgemeinen Geschäftserfolg; umgekehrt bedienen kapitalistische Unternehmer mittelbar mit ihren Profiten die Gewinnansprüche der Konkurrenten, mit deren Geld sie wirtschaften. Um sich erfolgreich zu bereichern, brauchen die Geschäftemacher den Erfolg der Konkurrenz, gegen den sie mit ihren eigenen und geliehenen Erfolgsmitteln vorgehen. So umfassend besorgen die Banken diese paradoxe wechselseitige Indienstnahme der kapitalistischen Eigentümer, dass im Endeffekt alle mit ihrem Bereicherungsinteresse in das Bemühen aller um Kapitalwachstum involviert sind und jede einzelne Unternehmung mit ihren Konkurrenzanstrengungen vom allgemeinen Geschäftsgang und dieser vom Erfolg der konkurrierenden einzelnen Unternehmungen abhängt. Das Interesse am eigenen Geschäftserfolg nötigt die Kapitalisten zu einem Klasseninteresse an Wachstum überhaupt.
Bestand hat dieser paradoxe Kollektivismus des Privateigentums, weil er gar nicht wirklich zwischen den voneinander abhängig gemachten Konkurrenten zustande kommt, sondern durch das Geschäftsinteresse der Kreditinstitute, die mit der zweiseitigen Inanspruchnahme des kapitalistischen Kommerzes, der Ausnutzung von Geldmangel und Geldüberfluss, ihre eigene Bereicherung betreiben. Mit ihrem Eigeninteresse treten sie zwischen die Konkurrenten; sie ‚vermitteln‘ das Zusammenwirken der geldbesitzenden Klasse, indem sie alle Geldbesitzer mit ihren komplementären Bedürfnissen von sich abhängig machen. Sie zentralisieren die Verfügung über das Geld der Gesellschaft bei sich; sie monopolisieren die Potenz des Geldreichtums, als Profitquelle zu wirken, indem sie Kredit stiften; die Ergebnisse der kreditierten Geschäftstätigkeit nehmen sie für sich, nämlich für ihre wachsende Macht zur Kreditstiftung in Beschlag. Das materielle Klasseninteresse der Kapitalisten an Wachstum existiert real in eben dieser Macht des Kreditgewerbes, die Geschäftswelt mit ihren Konkurrenzanstrengungen um den Kredit konkurrieren zu lassen, für dessen Schöpfung es sich jeglichen Geldbesitz verfügbar macht; sein Wachstumsinteresse stiftet die Symbiose der konkurrierenden Macher der Marktwirtschaft.
Die Ausübung dieser Macht hat freilich ihre eigenen Tücken, der geschäftsmäßige Umgang damit folglich seine eigene Logik.
a) Das Risiko
Das Funktionieren der Finanzbranche beruht darauf, dass sich ihre Kredite wirklich als Geldkapital bewähren, also durch Reichtum vermehrende Geschäfte bestätigt werden, und dass ihre Zahlungsmittel durch solche Geschäfte ‚gedeckt‘ sind, also bezifferte Geldmacht darstellen, statt diese nur durch Ausübung ihrer Funktionen zu fingieren; dass also die Kapitalverwertung auch stattfindet, die im Rechtsverhältnis zwischen Bank und ‚Realwirtschaft‘ nicht nur beabsichtigt, sondern veranschlagt ist, als wäre sie schon eingetreten: als Forderung, die die Verbindlichkeiten des Kreditinstituts rechtfertigt; als Aktivposten in der Vermögensbilanz, der für die Zahlungsmittel bürgt, mit denen das Gewerbe die Geschäftswelt ausstattet und das Publikum einkaufen lässt.
Dem Finanzgewerbe selbst ist dabei seine Abhängigkeit von der Unternehmenswelt vertraut, die sich unter Einsatz geliehenen Geldes mit den Fährnissen des Marktes herumschlägt. Bankleute wissen, dass sie bei aller Sorgfalt im Abschätzen von Risiken und bei allem Einfluss auf den Verlauf der Konkurrenz nie verbürgen können, wofür sie sich ihren Kunden gegenüber haftbar machen, nämlich dass die finanzierten Geschäfte auch gelingen. Und sie stellen sich – wie alle Artisten im marktwirtschaftlichen Zirkus –, geleitet von ihrem praktischen Interesse, der Herausforderung, die ihrem Unternehmen aus diesem grundsätzlichen Widerspruch ihrer Schuldenwirtschaft erwächst.
Den Beweis, dass die von ihm veranstaltete Geld- und Kreditschöpfung sich in wachstumswirksamer Anwendung von Geldkapital niederschlägt, vermag zwar kein Finanzinstitut anzutreten. Umso eifriger jedoch ist ein jedes darauf aus zu vermeiden, dass es zum Opfer seiner Spekulation wird, und bemüht, aller Welt die Verlässlichkeit seiner Rechnungen zu demonstrieren. Die Geld- und Kreditschöpfung, die erst einmal schlicht das eine Ziel hat, Umsatz und Gewinn zu steigern, hat deshalb für die Schöpfer eine Konsequenz, der sie nicht ausweichen können: Sie kommen nicht umhin, bei der Ausdehnung ihres Geschäftsvolumens Selbstkontrolle zu üben. Im ausgiebigen Gebrauch ihrer Freiheit, eigene und fremde Schulden als Geldkapital zu behandeln, nämlich als ihnen zu Gebote stehende Geldquellen zu verwenden, dürfen sie eine Grenze nicht überschreiten: Der gedeihliche Verkehr mit den Partnern schließt die pünktliche Pflichterfüllung ein, die in der Leistung fälliger Zahlungen besteht. Die Macht der Bank hängt davon ab, dass sie in ihrer Eigenschaft als Schuldner besteht; also jederzeit liquide ist.
Das will organisiert sein.
b) Die notwendige Inszenierung von Sicherheit:
Liquiditätsmanagement und ‚Interbankenmarkt‘
Wenn die Banken die Zahlungsströme, die sie mit ihrer Kreditvergabe auslösen, per Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten untereinander managen, einen verbleibenden Saldo als Plus oder Minus auf Konten verbuchen, die sie beieinander – oder bei einer dritten Zahlungsstelle – unterhalten, auch dafür im Übrigen Zinsen zahlen bzw. kassieren, dann verlassen sie sich darauf, dass jedes Institut für die Zahlungsversprechen, mit denen es seinen Kredit in Umlauf bringt, einstehen kann und zuverlässig einsteht. Ihre Mitwirkung im Kreislauf der Kreditschöpfung und Kreditgeldzirkulation beruht auf einem Vertrauensverhältnis, das in der Branche üblich, zwischen Konkurrenten aber alles andere als selbstverständlich ist. Die Anerkennung als verlässlicher Partner muss sich ein jedes Geldhaus bei seinen Branchenkollegen verdienen und permanent rechtfertigen: durch unbedingte Zuverlässigkeit bei der Bedienung seiner Zahlungspflichten.
Die geschäftliche Routine, mit der die Banken ihren Zahlungsverkehr miteinander abwickeln, ist deswegen stets auch ein Beweisverfahren: Damit keine Liquiditätslücken entstehen und trotzdem entstehende Lücken den Charakter zeitweiliger, überschaubarer, rasch wieder ausgeglichener Verzögerungen aufweisen, müssen Forderungen und Verpflichtungen nach Summen und Fristen sachgerecht gemanagt werden. Zwecks Nachweis ihrer Vertrauenswürdigkeit, auf der ihre Teilhabe am Geschäftsgang der Branche beruht, sortieren die Banken ihre eigenen Geldanlagen und Zahlungsforderungen nach Graden der Leichtigkeit, mit der sich damit bei Bedarf eigene Verbindlichkeiten begleichen lassen; sie sorgen für einen anforderungsgerechten Auf- und Abbau unterschiedlich liquider Vermögenstitel; sie arrangieren mit deren Verkauf oder Beleihung oder vermittels Kreditabkommen untereinander die sichere Refinanzierung eingegangener Zahlungspflichten.
Dieses Liquiditätsmanagement beweist zwar nie, was der Natur der Sache nach gar nicht zu beweisen ist, nämlich dass die in Umlauf gebrachten Kredite samt СКАЧАТЬ