Название: Die Tote hinter der Nightwood Bar
Автор: Katherine V. Forrest
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783867549868
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»Die kenne ich nicht. Sie war hier, nicht auf dem Platz. Sie ist in letzter Zeit oft hier gewesen, aber noch nicht lange genug, um sie zu den Stammgästen zu zählen.«
»Seit wann kommt sie hierher?«
»Vielleicht zwei Wochen.«
Kate sah die Frau interessiert an. »Und die anderen Frauen gehören alle zur Stammkundschaft?«
Maggie nickte. »Die einen kommen häufiger als die anderen, aber ich sehe sie alle mehrmals die Woche.«
»Sind Sie sicher«, sagte Taylor, »dass Sie diese Frau vor zwei Wochen zum ersten Mal gesehen haben?«
»Bestimmt. Ich würde mich an sie erinnern. Wer nicht?«
Die Frau trug eine erdfarbene Hose und ein riesiges, formloses, beigefarbenes Hemd; sie hörte Patton zu und wandte Kate ihr Profil zu. Ihre großen Augen waren mandelförmig, ihre Stirn hoch; ihr dunkles Haar war unter einer engsitzenden beigefarbenen Kappe aus glitzerndem Material zusammengesteckt. Die kleinen Lippen waren voll, die hohen Wangenknochen weich; ihr Teint hatte den kräftigen, tief bronzenen Ton, der mischblütige Herkunft verriet. Sie erinnerte Kate an Statuen von altägyptischen Königinnen.
»Exotisch«, war Taylors Kommentar zu Maggie. »Wissen Sie irgendetwas über sie?«
»Als sie die zweite Woche kam, hat Audie sie angesprochen. Audie ist eine Seele von Mensch … Na jedenfalls, alles was Audie sagte, war, lass gut sein, Liebes, so schlimm kann’s doch nicht sein – irgend so was. Ihre Freundlichkeit wurde mit einem Blick belohnt, der sie in den Boden stampfte. Ich nenne sie ›Lady Eiszapfen‹.«
Kate sah sich amüsiert Lady Eiszapfen an, die einen Stuhl entfernt von Kendall saß und müde und gelangweilt aussah.
»Liebeskummer«, sagte Maggie. »Der einzige Grund, aus dem eine Frau wie sie hierherkommt. Wenn du eine Freundin hast oder wenn du keine hast und das okay findest, dann hast du es nicht nötig, jeden Abend in der Woche stundenlang in einer Frauenbar zu sitzen.«
Taylor sagte: »Ihre Nachbarn – das Motel, die Geschäfte am Hang, was sagen die zu der Bar? Haben Sie manchmal Krach mit ihnen?«
Gute Frage, dachte Kate. Ein systematisches Durchkämmen der Nachbarschaft könnte auf einige gute Spuren führen …
Maggie schüttelte den Kopf. »Zuerst ja. Sie sind auch jetzt noch nicht unbedingt begeistert von uns. Aber der Laden ist nicht zu laut, selbst am Samstag nicht. Klar, wir haben eine Musikbox, aber laute Musik oder laute Frauen lasse ich hier nicht zu.« Sie sah Kate scharf an. »Glauben Sie, jemand hätte das getan, weil er … Meinen Sie, dass eine Gang hier raufgekommen ist und das getan hat … einfach so?«
»Das wissen wir nicht, Maggie«, sagte Kate ernst. »Wir haben noch nicht einmal eine Theorie. Die meisten Mordfälle lösen wir, weil die meisten Menschen von Leuten ermordet werden, die sie kennen. Aber blinde Gewaltlust ist nicht auszuschließen – ein Problem, das überall zunimmt.«
Maggies dunkle Augen waren auf Kate gerichtet. »Ich bin jetzt seit gut vier Jahren hier. Ich wollte, dass diese Bar ein guter, ruhiger Ort ist. Ich habe nie inseriert, mich stets nur auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen. Ich habe jedes Aufsehen vermieden, brauchte nie die Polizei zu holen, hatte kein einziges Mal Probleme. Na ja«, verbesserte sie sich, »jedenfalls keine Probleme, die wir nicht selbst lösen konnten. Alle, die hierherkommen, wollen, dass der Laden hier etwas Besonderes bleibt, ohne Ärger mit der Polizei. Wir hatten die Dinge stets unter Kontrolle …« Maggie trank ihren Kaffee aus. »Öffentliches Aufsehen«, zischte sie. »Jetzt werden die Verrückten mitkriegen, dass es uns gibt …«
Die öffentliche Aufmerksamkeit, das wusste Kate, würde in diesem Fall aus ein paar Zeilen in der Times, vielleicht einem Absatz im Herald Examiner bestehen – das Leben, das hier ausgelöscht worden war, war nicht wichtig genug für mehr. »Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht – ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Würden Sie mich bitte mit meinem Kollegen einen Augenblick allein lassen? Wir möchten dann mit Patton sprechen.«
»Sicher.« Maggie stand auf und stopfte ihr T-Shirt zurück in die Hose. »Die schweren Fälle zuerst, stimmt’s?«
»Stimmt«, antwortete Kate lächelnd.
Kate ging davon aus, dass es angesichts von Pattons Aggressivität strategisch am besten war, sie zuerst zu vernehmen; sollte es nicht gelingen, sie in eine kooperative Zeugin zu verwandeln, dann würden sie sie entlassen, sie aus dem Lokal raushaben. Hansen und seine Leute hatten die Führerscheinnummern und die gesetzlichen Namen der Frauen zusammengetragen, egal wie sie sich selbst nannten, und ihre Adressen. Falls sie und Taylor auf Informationen stoßen würden, die eine weitere Befragung nötig machten, würden sie Patton schon finden …
Als Maggie zur Bar zurückkehrte, folgten ihr Kates Augen abschätzend. »Was hältst du von ihr?«, fragte Taylor.
»Sie ist vorsichtig, verschwiegen, zu bedacht auf das, was sie uns sagt. Wir werden bei ihr wohl nur Zentimeter um Zentimeter vorankommen, vielleicht bei allen Frauen hier. Was meinst du?«
»Ich? Ich finde, diese Bar, das alles hier ist ziemlich merkwürdig, Kate. An so einem abgelegenen Ort … Man geht in eine Bar, um was zu trinken, sich mit anderen zu unterhalten, und verdammt noch mal nicht, um Schach zu spielen oder den Playboy zu lesen.«
Kate lachte, da sie wusste, dass Taylor eine Würdigung seiner geistreichen Bemerkung erwartete. Sie wusste, er würde nie verstehen, dass sie diese Bar als richtig, natürlich und in jeder Hinsicht angenehm empfand. Er wäre nie fähig zu verstehen, wie erleichternd es war, der klaustrophobischen Welt der Heterosexualität zu entkommen und an einen abgeschlossenen, privaten Ort zu gelangen, an dem es nur andere lesbische Frauen gab …
Taylor fuhr fort: »Ich glaube, was unser Barkeeper Maggie da im Sinn hat, ist gar nicht so falsch. Ein oder zwei Rowdys haben sich hier oben herumgetrieben und Dory aus lauter Jux und Tollerei den Kopf eingeschlagen.«
Kate zuckte mit den Schultern; ihr war diese Möglichkeit ebenso verhasst wie die geringe Wahrscheinlichkeit, bei solchen Fällen je die Mörder dingfest zu machen. »Kann sein, kann aber auch nicht sein«, räumte sie ein. »Wir sollten jetzt mit der netten kleinen Patton reden.«
Als Taylor ihren Namen rief, fuhr Patton herum und starrte sie an; ihr Körper wurde ganz starr.
»Wollen wir wetten«, sagte Taylor zu Kate, »sie kommt nicht her.«
»Um die Chance zu verpassen, uns zu verhöhnen? Die kommt bestimmt.«
Patton löste eine Pilotenbrille von ihrer Hemdtasche, an der sie sie festgeklemmt hatte, setzte sie auf, nahm eine Zigarette aus dem Aschenbecher auf der Bar und steckte sie sich in den Mund. Sie vergrub beide Hände in den Hosentaschen, glitt vom Barhocker und schlenderte gemächlich herüber. Sie stieß den vierten Stuhl an Kates Tisch zur Seite und schob mit demselben Fuß den anderen Stuhl genau zwischen Kate und Taylor. Ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen, ließ sie sich auf dem Stuhl nieder und legte den rechten Fuß auf das linke Knie. Von ihrem Mundwinkel stieg der Zigarettenqualm auf, und sie betrachtete Kate durch ihre Spiegelbrille.
Ohne sich mit Vorreden aufzuhalten, fragte Kate sie: »Was können Sie uns über die junge Frau sagen, die tot da draußen liegt?«
»Nichts.« Die Asche fiel auf das Vorderteil СКАЧАТЬ