Die Tote hinter der Nightwood Bar. Katherine V. Forrest
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Название: Die Tote hinter der Nightwood Bar

Автор: Katherine V. Forrest

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783867549868

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СКАЧАТЬ den glatten Metallgriff. Auf einer solchen Oberfläche könnten sich Fingerabdrücke einprägen. An diesem Mord waren möglicherweise mehrere Personen beteiligt gewesen, aber nur eine Person hatte den Schlag ausgeführt. Andererseits war dieser Schläger durch viele Hände gegangen, bevor er zu einer Mordwaffe wurde. Trotzdem, es war nicht hoffnungslos.

      Die beiden Detectives machten sich mehrere Minuten lang Notizen; Kate hielt in allen Einzelheiten Lage und Aussehen des Körpers fest, den Zustand der Kleidung, Größe und Form der Blutlache, den Gerinnungsgrad des Blutes sowie ihren Gesamteindruck.

      Sie näherte sich vorsichtig dem Schläger und blieb in einem zweckmäßigen Abstand vor ihm stehen; Taylor hockte sich breit neben sie. Der blanke Schläger war an einem Ende dunkel befleckt; an den verschmutzten Stellen klebte etwas Dreck.

      Taylor wies mit dem Finger darauf. »Sieht aus, als sei er fallen gelassen worden, vielleicht genau hier – das da könnte die Aufschlagstelle am Boden sein, ein Blutfleck. Dann ist er hierhin gerollt.«

      Kate sah sich den Schläger, den Bus und die Lage der Leiche genau an. »Möglich. Vielleicht wurde er aber auch geworfen. Und ist dann vom Bus abgeprallt und hierher zurück.«

      »Dann müsste es eine Delle im Bus geben – nicht, dass die weiter auffallen würde. Aber das hätte einen höllischen Lärm gemacht, und das hätte jemand hören müssen.«

      »Vielleicht hat das ja jemand.« Aber ihr Instinkt sagte ihr, dass der Mörder den Schläger einfach fallen gelassen hatte und geflohen war. Sie sah sich den Tatort erneut genau an. »Sie muss wie ein Stein hingefallen sein bei einem solchen Schlag. Nach den Blutspuren zu urteilen, hat sie sich kaum bewegt.« Kate holte mit dem Arm aus. »Ich würde sagen, der Mörder stand ungefähr hier.«

      Taylor stand auf. »Angesichts der Wunde links haben wir es mit einem rechtshändigen Schläger zu tun.«

      Sie hätte ihm vergeben, wenn er zur Demonstration nicht ein paarmal mit einem unsichtbaren Schläger ausgeholt hätte, wenn er nicht gegrinst hätte. Fünf Minuten, Taylor konnte Dory Quillin nicht mehr als fünf Minuten ihre Würde lassen. Sie ging hinüber zum Bus und war zu sehr mit ihrer Verachtung beschäftigt, um ihm eine Antwort zu geben.

      Die beiden Detectives spähten durch die offene Tür hinein. Vor dem Rückfenster hing ein Vorhang aus dunkelblauem Stoff mit leuchtend weißen Punkten; der gleiche Stoff trennte auch den Fahrersitz vom übrigen Bus ab. Der Rücksitz war entfernt worden, und über den Boden verstreut lagen Dory Quillins Habseligkeiten: ein zusammengerollter Schlafsack, ein Korbkasten, der wahrscheinlich als Kleiderkiste diente, verschiedene ordentlich zusammengelegte T-Shirts lagen obendrauf. In der hinteren Ecke waren auf einem wackeligen Regal Lebensmittel aufgereiht: Brot, Zwieback, Müsliriegel, Konserven, ein paar Plastikteller und Plastikbecher. Unter dem untersten Regalbrett konnte Kate eine Packung Katzenfutter ausmachen, direkt neben einem winzigen Fernseher, einem kleinen Tischgrill und einem Sack Holzkohle. Einige Dutzend Taschenbücher lagen aufgestapelt neben einem kleinen Metalltisch, der offenbar als Schreibtisch gedient hatte; ein gelber Schreibblock lag umgedreht obenauf. Unmittelbar neben der Tür lag ein Baseballhandschuh gegen die Wand gelehnt.

      »Sieht nicht so aus, als hätte das jemand durchwühlt«, sagte Taylor.

      Kate nickte zustimmend. Sie dachte an ihre eigene Wohnung in Santa Monica – Wohnzimmer, Schlafzimmer, Gästezimmer, ganz zu schweigen vom Badezimmer. Alles in allem so an die fünfundsiebzig Quadratmeter. Dory Quillin hatte in weniger als vier Quadratmetern gelebt.

      »Die Jungs sind jetzt alle da«, verkündete Taylor und wies mit dem Kopf zur Nightwood Bar und der Gruppe, die davor am gelben Absperrband stand. Die beiden Detectives gingen auf demselben Weg, den sie zuvor genommen hatten, zurück und auf das Team zu, das bald mit seiner Arbeit auf dem Gelände beginnen würde.

      Shapiro wies zum Abhang hin und sagte mit ernster Stimme zu Kate: »Ich nehme an, Sie wollen Fotos von jedem Blatt und jedem Baum hier.«

      Kate antwortete dem dürren, bärtigen Fotografen gelassen: »Ich hätte nichts dagegen, wenn sie ein paar Schnappschüsse von den Zuschauern in Ihre Hintergrundaufnahmen einbauen könnten.«

      »Klar doch.« Shapiro zuckte mit den Schultern und grinste, dann stellte er seinen Koffer ab.

      »Tun Sie uns noch einen Gefallen, ja«, sagte Taylor, »versuchen Sie möglichst nicht über das Opfer zu stolpern, bevor der Gerichtsmediziner kommt.«

      Kate nickte Hansen zu. »Ihr Job, Fred.« Sie wusste, er würde den Tatort aufteilen und seine Leute anweisen, das Gelände systematisch und sorgfältig zu durchkämmen, während Shapiro seine Aufnahmen machte. »Wir werden wieder hier sein, wenn Everson …« Zu ihrem Ärger versagte ihr die Stimme.

      Ihr war die Autopsie eingefallen. Sie wandte der Leiche von Dory Quillin den Rücken zu, als könne sie dadurch diese silberblauen Augen aus ihrem Kopf verbannen. Sie würde nicht nur diesen unauslöschlichen Anblick ihres Gesichtes weiter mit sich herumschleppen, sie würde auch das entsetzliche Bild dieses zarten Körpers auf dem Autopsietisch im Gedächtnis behalten … »Wir sind wieder da, wenn Everson sie untersucht«, sagte Kate bestimmt.

      Sie ließ ihr Notizbuch zuschnappen und steckte es in ihre Jackentasche. Sie würde das oberste Prinzip der Polizeiarbeit – Objektivität – nicht verletzen! Sie würde Dory Quillin nicht erlauben, sie gefangen zu nehmen …

      Sie hob ihren Blick und sah, wie Hansen sie anstarrte. Kate sah in seine dunklen Augen und lächelte leicht.

      »Na los, Kate«, sagte Taylor. Er grinste und wies mit dem Daumen zur Nightwood Bar. »Lass uns reingehen und diese unfreundlichen Frauen mit unserem Charme überwältigen.«

      »Teufel noch mal, was ist denn das für ’ne Bar?« murmelte Taylor.

      Kate warf nur einen äußerst flüchtigen Blick auf den großen, für eine Bar ungewöhnlich hellen Raum und enthielt sich jeglichen Kommentars. Weitaus wichtiger war es, ihren Scharfsinn zusammenzuklauben, um die zehn Frauen einzuschätzen, die sich entlang der geschwungenen dunklen Theke versammelt hatten. Die Anwesenheit Taylors erhöhte ihre innere Anspannung noch.

       Wo fängt meine Integrität an, wo hört sie auf? Was ist, wenn mich eine geradeheraus fragt, ob ich lesbisch bin?

      Sie werden nicht fragen. Kate blickte in die Gesichter der Frauen an der Bar. Das brauchen sie gar nicht.

      Sie hatte das Gefühl, nackt dazustehen, ihrer grauen Gabardinehose und Jacke entledigt zu sein, ihrer konservativen Maske, die sie in der Welt der Konventionen unsichtbar machte. Hier drinnen war ihr Innerstes bloßgelegt.

      In jeder der Frauen, die zurückstarrten, erkannte sie Teile ihrer selbst. In der selbstbewussten Haltung der einen Frau, dem stämmigen Körperbau einer anderen, in dem naturbelassenen Grau eines Kurzhaarschnitts, in der praktischen Kleidung, den ungeschminkten Gesichtern, den auf praktische Länge gekürzten Fingernägeln …

      Aus einer tief verwurzelten Gewohnheit heraus registrierte sie, dass zwei der Frauen Schwarze und zwei südamerikanischer Herkunft waren. Drei trugen ähnliche Baseballshorts und Hemden wie Dory Quillin, nur dass diese hier bunt waren. Eine dicke Frau in Rock und Bluse im Hippie-Stil saß mit gekreuzten Beinen da, den Rock über die Knie hochgezogen.

      Die direkten, beobachtenden Blicke der Frauen durchdrangen Kate wie Röntgenstrahlen. Eine stämmige Frau in weißen Shorts, wallendem rosa T-Shirt und goldenem Gehänge an den Ohren lehnte СКАЧАТЬ