Die Tote hinter der Nightwood Bar. Katherine V. Forrest
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Название: Die Tote hinter der Nightwood Bar

Автор: Katherine V. Forrest

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783867549868

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СКАЧАТЬ können sie vom Mars kommen. Warum müssen die alle immer so bescheuert sein, herrgottverdammtnochmal!«

      »Jede verfolgte Minderheit«, dozierte Hansen, als zitiere er aus einer Abhandlung, »neigt dazu, sich gegenüber den Symbolen ihrer Verfolgung feindlich zu verhalten.«

      »Ach Scheiße«, knurrte Taylor.

      Kate grinste ihn an. Es war, wenn auch auf unverschämte Weise, rasch und klar ausgesprochen worden, was das für Frauen waren, und sie war froh darüber. An Hansen gewandt sagte sie: »Aber die Besitzerin der Bar hat mit Ihnen gesprochen?«

      Hansen sah auf seine Aufzeichnungen. »Magda Schaeffer.« Er buchstabierte den Namen. »Das habe ich von ihrem Gewerbeschein, nicht von ihr. Sie wurde etwas kooperativer, als ich ihr zu verstehen gab, dass es durchaus Anlass gäbe, ihr was anzuhängen.« Hansens Gesicht nahm wieder grimmigere Züge an. »Von wegen Alkoholausschank an Minderjährige. Kate, das Opfer, also wenn die einundzwanzig ist, dann bin ich …«

      »Gefälschter Ausweis«, sagte Taylor gelangweilt. »Wetten, dass wir so was bei ihr finden? Gibt es sonst noch was? Wo hat sie gewohnt?«

      »Exakt hier.« Hansen zeigte auf den Bus. »Die Schaeffer sagt, dass sie ihn meistens hier abgestellt hat oder am Strand.«

      Kate sah sich das ramponierte Gefährt genauer an. »Wir werden ihn beschlagnahmen. Eltern? Verwandte?«

      »Eltern – in West Hollywood, meint die Schaeffer. Die anderen Frauen hier behaupten, sie hätten das Opfer nur flüchtig gekannt. Das ist bislang alles.«

      Kate sah zum Casbah Motel hinüber, dessen L-förmiger Grundriss die vierte Seite des Platzes bildete; sie blickte zu den blinden Vierecken der mit beigefarbenen Vorhängen verhangenen Fenster hoch und wies dorthin. »Wen haben Sie dort eingesetzt, Fred?«

      »Davis und Ploski.«

      »Nehmen Sie jeden verfügbaren Polizisten, den Sie entbehren können. Ich bin sicher, die lassen eine Durchsuchung zu. Sie sollen jeden, den sie finden können, befragen. Ein Motel und Sonntagabend – da reisen die Leute ab. Holen Sie sich ihre Adressen. Und vergessen Sie auf keinen Fall die Zulassung jedes einzelnen Wagens hier auf dem Parkplatz und unten in der La Brea Avenue festzustellen. Und die Gästeeintragungen vom Motel, die können wir auch brauchen.« Zu Taylor sagte sie: »Fangen wir an, bevor die vom Labor sich auf alles stürzen.«

      Sie malte rasch eine Skizze von dem Rechteck in ihr Notizbuch, markierte die Position von Müllcontainer, Bus und Leiche. Dann notierte sie ihre und Taylors Ankunftszeit, 19.30 Uhr, und das Datum, 16. Juni 1985, und die ungefähre Temperatur, 23 Grad.

      Kate und Taylor gingen an den Schaulustigen vorbei, die vor ihnen zurückwichen, als hätten sie Angst, sich anzustecken, und folgten dem gelben Band bis zum anderen Ende des Rechtecks. Kate betrat es zuerst, Taylor wartete auf ihr Zeichen. Sie bewegte sich in gerader Linie vorsichtig auf den VW-Bus zu und studierte bei jedem Schritt sorgfältig den Boden.

      Der Parkplatz war ungewöhnlich sauber. Ein paar Fetzen Einwickelpapier vom Imbissstand klebten am Zaun, aber das meiste war vom Hang herabgeweht worden – Blätter, Tannennadeln, kleine Zweige, die die Windböen zu Mustern zusammengeweht hatten. Sie bückte sich mehrfach, um die Zigarettenstummel und Streichhölzer zu begutachten, die auf dem Asphalt festklebten und ihrem verrotteten Aussehen nach bereits mehrere Tage alt waren. Der oder die Mörder hatten irgendwo ihre Unterschrift hinterlassen – alle Mörder taten das; allerdings, dachte Kate, würde sie die kaum hier draußen frei herumliegend finden.

      Als ihr Blick ein paar Flecken folgte, die wie gewöhnliche Ölspuren auf Asphalt aussahen, blieb er plötzlich an einem Paar starrer, silberblauer Augen hängen.

      Dory Quillins Gesicht war bleich wie Wachs, umrahmt von weißblondem, feinem Haar, das sich leicht im Abendwind bewegte. Das zart geformte Gesicht, der kleine, sanfte Mund erinnerten Kate an die zerbrechliche Vollkommenheit kindlicher Gesichtszüge. Aber es waren die weit aufgerissenen silberblauen Augen, die Kate gefangen nahmen; sie starrten zu ihr hoch, flehentlich und voller Bestürzung.

      Kate riss sich von dem Anblick los. Sie fasste sich wieder, sagte sich, dass Gesichtszüge im Augenblick des Todes in jeder Form erstarren konnten, und führte die Untersuchung der Ölflecken zu Ende. Sie achtete sorgfältig darauf, wohin sie ihre Füße setzte – ein notwendiges Vorgehen zur Spurensicherung und Sammlung von Beweismaterial –, dann blieb sie vor der Leiche stehen.

      Die weiße Kleidung bestand aus einem Baseballtrikot mit einem schwarzen Streifen entlang der Hosennähte; das Oberteil trug vorne keinerlei Beschriftung. Beide Arme waren ausgestreckt, die Beine angewinkelt, wobei die Spikes fest im Boden steckten; es sah aus, als wäre Dory Quillins letzte Tat der Versuch gewesen, sich aufzurichten und nach ihrem Mörder zu greifen. So, mit ausgestreckten Armen und diesem ungläubigen Ausdruck in ihrem Gesicht, war sie dann gestorben …

      Ein Kind, hatte Hansen in seiner unbeholfenen, unfreiwilligen Trauer gesagt. Die weiße Kleidung fügte ihrer Jugend und Schönheit das Symbol der Unschuld hinzu. Und ihre ausdrucksvollen Augen sagten Kate, dass sie den an ihr begangenen Verrat nicht begreifen konnte.

      In vorsichtigem Abstand ließ sich Kate auf ein Knie nieder. Dory Quillins Gesicht war zu drei viertel sichtbar, die Wunde an der linken Kopfseite war zum Teil verdeckt, aber die dunkle Lache unterhalb der zum Boden geneigten Stirnhälfte wies nur allzu deutlich auf sie hin. Kate brauchte nicht alles von der Wunde zu sehen, um zu wissen, wie sie aussah – die geschwollenen Ränder, das mit Blut vollgesogene, schwarze Gewebe drumherum.

      Kate zwang sich dazu, den Körper zu untersuchen; alles in ihr drängte danach, sich vorzubeugen und diese ungläubigen silberblauen Augen zu schließen. Am Körper befanden sich, soweit sichtbar, keine weiteren Prellungen, und das Baseballtrikot war unbeschädigt; offensichtlich war gegen Dory Quillin keine zusätzliche Gewalt ausgeübt worden. Sie trug eine Digitaluhr mit Plastikarmband am Arm – höchstens ein paar Dollar wert, schätzte Kate – und einen Ring am kleinen Finger. Da beide Handflächen nach oben zeigten, konnte Kate nicht erkennen, ob der Ring einen wertvollen Stein hatte. Die kurze Halskette war aus Gold. Kiefer und Nacken, wo die Leichenstarre gewöhnlich als Erstes einsetzte, waren noch weich und biegsam. Die Hautoberfläche war zu wenig sichtbar, um verräterische bläuliche oder rötliche Stellen auszumachen, aber eine Leichenblässe schien unwahrscheinlich.

      Hansen hatte recht – der Mord war erst vor kurzem passiert. Der Mörder dieser Kindfrau konnte nicht allzu weit entfernt sein. Vielleicht war er sogar hier, mitten in der Menge begierig starrender Gesichter auf der anderen Seite des Parkplatzes. Während sie die Gesichter studierte und in ihr Gedächtnis eingrub, gab sie Taylor ein Zeichen, zu ihr herüberzukommen. Sie würde Shapiro, der jeden Moment auftauchen musste, anweisen, einige Aufnahmen von ihnen zu machen, wenn er die Umgebung fotografierte.

      Sie sah, wie Taylor ihrem Weg folgte, seine großen, plumpen Füße vorsichtig platzierte und das Gelände, das sie bereits untersucht hatte, pflichtgemäß einer zweiten Prüfung unterzog. Dann beobachtete sie ihn dabei, wie er auf Dory Quillin hinabsah, und wie er seine wulstigen Lippen aus- und einstülpte. Normalerweise fühlte sie sich von Taylors Galgenhumor angesichts des Todes nicht übermäßig abgestoßen; er lenkte ab, milderte etwas die Grausamkeit und Anspannung. Hätte er jedoch jetzt einen seiner schaurigen Witze zum Besten gegeben, sie hätte ihn, so schwor sie sich, für immer gehasst.

      Er sah wortlos zu ihr auf, und in seinen milden braunen Augen spiegelte sich Trauer wider.

      Leise sagte sie: »Wir sollen alle Gottes Kinder sein. Sie zumindest sieht aus wie eins.«

      »Wir sind alle Gottes Arschlöcher«, sagte er knurrend. »Sonst würden wir nicht solche СКАЧАТЬ