Название: Drug trail - Spur der Drogen
Автор: Matthias Kluger
Издательство: Автор
Жанр: Публицистика: прочее
isbn: 9783969405406
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„Dessen bin ich mir nicht so sicher“, antwortete jener Mann, der auf den Namen Eagle hörte, mit sonorer Stimme.
„Sitzen Sie im Senat oder ich?“ Die Frage des Senators klang genervt.
Mr. Eagle umschloss den Hörer noch fester, sodass das Weiße seiner Knöchel hervortrat. „Vergessen Sie nie, was Sie uns zu verdanken haben, Senator Coleman. Lassen Sie Ihre Beziehungen spielen. Sie verdienen Unsummen durch uns. Wie geht es im Übrigen Ihrer Tochter auf der Privatschule?“
Am anderen Ende wurde es ruhig. Die Drohung war angekommen. „Lassen Sie meine Familie aus dem Spiel!“
„Sie müssen handeln, Senator, und zwar schnell. Das Team um Bob Thompson rüstet sich bereits für die Legalisierung. Sollte es so weit kommen, verlieren wir über Nacht unsere Einnahmequellen. Das wird aber nicht passieren. Und Sie, Senator, sorgen dafür! Wenn nicht, regeln wir es auf unsere Weise.“
„Was wollen Sie damit andeuten?“
Es wurde still in der Leitung. Nach unendlichen zwanzig Sekunden erhielt Senator Coleman eine Antwort: „Peng, peng, peng“, flüsterte Mr. Eagle und legte auf.
Müde, doch konzentriert zog Verteidigungsminister Ashton Brown den Gürtel des weißen Bademantels enger, während er sich in seinem Lederstuhl aufrichtete. Auf dem Arbeitstisch vor ihm lagen diverse Hängeakten sowie etliche Fotos, die er wiederholt eingehend betrachtete. Die Farbfotos zeigten Schnappschüsse von drei Personen. Zwei davon waren ihm bestens bekannt. William Baker und dessen Sohn Robert. Das Gesicht des dritten Individuums war ihm neu. Es zeigte einen blonden Mann, Mitte/Ende zwanzig, der direkt neben Robert Baker vor dem Washington Dulles International Airport stand und diesem zum Verwechseln ähnlich sah. Dann griff Ashton Brown zu einer der Hängemappen und legte das Foto hinein. Auf der Mappe war ein Name notiert: Philipp Baker.
Habe ich Ihr Wort?
Zwar hatte er über die Jahre schon zigfach darüber berichtet, ganze Rubriken über Entscheidungen, die in diesem Raum getroffen wurden, gefüllt, doch betreten hatte er jenes Heiligtum noch nie. Als er die Einladung auf seinem Schreibtisch liegen sah, traf ihn diese wie ein Vorschlaghammer. Der Präsident selbst hatte sie unterzeichnet und ihn, Oliver Konecki, um ein Treffen gebeten. Er müsste lügen, würde er behaupten, an diesem Morgen nicht ein Grundrauschen an Nervosität zu verspüren.
Frisch geduscht und glatt rasiert durchwühlte er seinen Kleiderschrank nach einem ungetragenen weißen Hemd. Das erste, was ihm in die Finger fiel, bestand nicht den Geruchstest. Ebenso das zweite, das er aus dem Schrank zog. Beide Kleidungsstücke landeten auf einem Berg Schmutzwäsche neben seinem Bett. Das dritte Hemd musste – etwas aufgebügelt – als tragbar eingestuft werden, denn ihm gingen die Alternativen aus. Eine grauschwarz gestreifte Krawatte rundete das Bild mit seinem schwarzen Jackett, das er lässig über der Bluejeans trug, farblich perfekt ab.
Am Weißen Haus angekommen entging Oliver nicht die aufgebrachte Menschenmenge, die mit Plakaten und Megaphonen gegen die derzeitige Drogenpolitik demonstrierte. Bestens durch Sicherheitskräfte abgeschirmt, ließ man sie nun schon seit Monaten gewähren. Ihn freute und faszinierte zugleich das Durchhaltevermögen dieser Menschen.
Dann, Punkt 11:30 Uhr, durchschritt er den Körperscanner des Weißen Hauses und wurde von einem Sicherheitsbeamten abgetastet, bevor eine nette, etwas mollige Dunkelhaarige ihn direkt ins Oval Office geleitete.
„Zum ersten Mal hier?“, erkundigte sich der weibliche Scout, schnellen Schrittes vorangehend.
„Yep“, antwortete Oliver knapp.
Die Dunkelhaarige überflog die Einladung, die Oliver ihr zuvor gereicht hatte, auf ihrem vor die massige Brust gepressten Klemmbrett, ohne deswegen an Geschwindigkeit einzubüßen. „Oliver Konecki. Richtig?“, rief sie im Laufschritt nach hinten.
„Der bin ich“, lächelte Oliver und hastete der Dame hinterher.
Abrupt blieb sie stehen. „Etwa der Oliver Konecki von der Washington Post?“
„Ganz recht“, bestätigte Oliver und wäre fast auf seine Begleitung aufgelaufen.
„Na, da haben Sie ja für mächtigen Wirbel gesorgt. Scharf auf den Pulitzer, was?“
„Zufall, Ms.?“
„Smith“, lächelte die Mollige.
Olivers Blick fiel auf das Namensschild, das neben der Tür hing, vor der sie zum Stehen gekommen waren. Darauf las er „Vice President of the United States“ und noch immer stand darunter der Name „Logan Winston“.
„Ja, tragisch, nicht?“, seufzte die mollige Ms. Smith, als sie bemerkte, wie Oliver das Schild betrachtete. „Ganz unter uns, Mr. Konecki: Hätten Sie nicht aufgedeckt, dass unser Vice an diesen vergifteten Drogen gestorben ist – früher oder später hätte sein Herz sowieso nicht mehr mitgespielt. Logan Winston hat Tag und Nacht geackert, müssen Sie wissen. Er war ein guter Mann, aber auf seine Gesundheit hat er nicht geachtet. Ich zum Beispiel esse jeden Morgen ein gesundes Müsli, viel Obst und bevor ich hier meinen Job antrete, ist Morgengymnastik angesagt. Das hält jung, wenn Sie verstehen.“
„Sicher“, bestätigte Oliver, während er beim Betrachten ihrer ausladenden Figur insgeheim grübelte, wie viele Hamburger sie ihm verschwieg.
Ms. Smith stampfte wieder los. „Wir sind gleich da, Mr. Konecki. Zweimal links ums Eck und schon sind wir am Oval.“
Angekommen klopfte sie an der Tür neben dem Oval Office, die mit President’s Secy beschriftet war, und trat, ohne auf eine Antwort zu warten, ein.
„Ich bring dir den Besuch, Jenny. Mr. Konecki von der Washington Post.“
Eine schlanke Rothaarige mit elegantem, eng anliegendem Kostüm stand auf und trat lächelnd mit ausgestreckter Hand auf Oliver zu. „Herzlich willkommen, Mr. Konecki. Der Präsident wartet bereits auf Sie.“ Während sie sich zur Begrüßung die Hände schüttelten, fuhr die Vorzimmerdame fort: „Ich bin Jenny und sollten Sie irgendetwas brauchen, geben Sie mir einfach Bescheid. Wenn Sie hier bitte kurz warten würden. Ich gebe dem Präsidenten Bescheid, dass Sie da sind.“
„Ich mach mich dann mal aus dem Staub“, tönte sogleich Ms. Smith aus dem Hintergrund. „Machen Sie’s gut, Mr. Konecki.“ Dann schloss sich die Tür des Sekretariats.
In dem Moment, da Jenny den Knopf der Sprechanlage drücken wollte, öffnete sich die Tür zum Oval Office. Heraus trat Bob Thompson. „Ach, Jenny, dieser Konecki von der Washington …“ Jennys Augen weiteten sich und schweiften zur gegenüberliegenden Seite des Zimmers. Sofort setzte Bob Thompson ein einnehmendes Lächeln auf. „Mr. Konecki?“
„Mr. President. Es ist mir eine Ehre …“
„Lassen wir die Formalitäten“, schmunzelte Bob Thompson. „Kommen Sie, wir haben einiges zu bereden.“
Es ist kleiner, als ich es mir vorgestellt habe, befand Oliver, als er das Oval betrat.
„Setzen Sie sich, Mr. Konecki.“ Der Präsident wies ihn zur hellen Couch. Fast gleichzeitig nahm auch Bob Thompson gegenüber von Oliver Platz und schlug die Beine übereinander. „Irgendetwas zu trinken?“
„Im Moment nicht, vielen Dank.“
„Auch СКАЧАТЬ