Drug trail - Spur der Drogen. Matthias Kluger
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Название: Drug trail - Spur der Drogen

Автор: Matthias Kluger

Издательство: Автор

Жанр: Публицистика: прочее

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isbn: 9783969405406

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СКАЧАТЬ – Agenten – klar, das sind Agenten. Und zwar welche von ganz oben. Oberagenten sozusagen, direkt aus dem Weißen Haus. Und die haben dich jetzt am Sack, Rodrigo. Weil du ein so dermaßen großes Arschloch bist.

      Der Van vollführte eine spitze Linkskurve, die Rodrigo von einer Seite zur anderen schaukeln ließ. Dabei bemerkte er, dass links von ihm die Tür war und rechts von ihm einer der „Oberagenten“.

      Okay, Rodrigo. Aus der Sache kommst du nur wieder raus, wenn du alles zugibst. Ja, du hattest Koks zu Hause. Ja, aus der Jacke des … Halt, das darfst du auf keinen Fall zugeben. Niemals. Rodrigo, reiß dich zusammen, verdammt. Das Koks hast du gekauft, irgendwo. Nur nicht aus der Jacke dieses verfickten Jacketts. Mit Catalinas Tod hast du nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Du hast sie in die Klinik gebracht. Und woher willst du eigentlich wissen, dass sie dich nach dem Koks fragen? Aber warum sonst wäre ich hier, wenn nicht wegen des Stoffs? Egal, wenn sie dich fragen, Rodrigo, ermahnte er sich selbst, wenn sie dich fragen, dann hattest du Koks in der Wohnung. Scheiße, ja, das Päckchen war offen, sicher finden sie Reste dieser verfickten Droge auf dem Teppich oder dem Tisch. Also Koks, ja, aus der Jacke dieses Logan Winston – niemals, nein, nein, nicht aus dem Jackett. Wenn du das zugibst, Rodrigo, bist du echt am Arsch. Irgendwoher von der Straße hast du es. Ein Junkie bist du, nichts weiter als ein Junkie, der Stoff auf der Straße gekauft hat. Auf der Straße, auf der Straße.

      Immer wieder murmelte er in seinen Gedanken diesen Satz. Bis der Van zum Stehen kam und sie ihn aus dem Wagen zogen.

      Die Hinrichtung

      Durch den von Ulrich am Lieferwagen angebrachten Peilsender erlangte das Syndikat die erforderliche Gewissheit.

      Paolo Fucari hatte bereits den Verdacht gehegt, doch nun lagen handfeste Beweise vor. Er musste handeln. Durch Geschick, Härte sowie einen messerscharfen Verstand hatte er es innerhalb der Hierarchie der Organisation weit gebracht. Doch wer letztendlich die Fäden des Syndikats in Händen hielt, war auch ihm unbekannt.

      Das Einzige, was ihn daher interessierte, war sein Anteil am Kuchen des Geschäfts, der direkt am Marktanteil und Umsatz des Syndikats gemessen wurde. Über siebzig Prozent der über die Grenze von Mexiko ins Land eingeschleusten Drogen gingen durch die Hände seines Syndikats und verhalfen der Mafia zu satten Gewinnen – jener Organisation, die zu Beginn der siebziger Jahre von Sizilien aus amerikanisches Gebiet erobert hatte: der Cosa Nostra. Er selbst schätzte das Volumen für dieses Jahr auf umgerechnet 120 Milliarden Dollar. Und das nur mit Drogen. Fast genauso viel Umsatz erzielte das Syndikat mit Spielcasinos, Prostitution, Menschenhandel – um nur einige der Geschäftsfelder zu benennen. Nicht zu vergessen der Waffenschmuggel. So belieferte seine Organisation ein halbes Dutzend der mexikanischen Drogenkartelle mit jeglicher Art von Handfeuerwaffen, Maschinenpistolen bis hin zu Panzerfäusten.

      Die Kartelle Mexikos, die das Syndikat mit ausreichend Drogen versorgten, hatten alle Hände voll zu tun, den Binnenmarkt und die sich laufend ändernden Routen für Schmuggelware in die USA aufrechtzuerhalten und zu verteidigen.

      Das Sinaloa-Kartell war zur mächtigsten Organisation in Mexico aufgestiegen. Weitere Kartelle wie das Golf-Kartell, das Juárez-Kartell, das Tijuana-Kartell sowie das Beltrán-Leyva-Kartell, La Familia Michoacana und Los Zetas kämpften bis aufs Blut um ihre Machterhaltung im Drogenhandel. Folglich bekriegten sich die Kartelle untereinander, während sie sich gleichzeitig Anfeindungen weiterer Konfliktparteien wie der mexikanischen Polizei, dem Militär und auch den Bürgermilizen des Landes ausgesetzt sahen. Ein blutiger Krieg, der Unmengen an Waffen und Munition verschlang und jährlich Tausende, vielfach auch Unbeteiligte, das Leben kostete.

      Paolo Fucari hatte gehofft, dass sein rigoroses Vorgehen – die Exekution seiner eigenen Führungskraft Vicente – den Widersachern Zeichen genug gewesen sei. Doch der erneute Versuch, am Syndikat vorbei Vicentes Nachfolger Enrico zu beliefern, zeigte, wie effektlos seine Message gewesen war.

      Der weißhaarige Mann atmete schwerfällig, während er auf dem schmuckvollen Orientteppich seines Arbeitszimmers kniete. Zwei dünne Schläuche klemmten in seinen Nasenlöchern und versorgten die mit COPD diagnostizierte, chronisch erkrankte Lunge mit Sauerstoff.

      Zwölf Söldner des Syndikats hatten zuvor das Villenanwesen regelrecht überrannt und diejenigen Wachposten des Weißhaarigen eliminiert, die nicht freiwillig ihre Waffen niedergelegt hatten.

      Mit der stoischen Ruhe, die Ulrich auszeichnete, klappte er ein Stativ gegenüber dem Weißhaarigen auf, fixierte das Objektiv der Kamera auf den Alten und drückte den Knopf mit dem roten Symbol für die Aufnahme.

      Abermals wurde der Weißhaarige von einem Hustenanfall geschüttelt, wäre fast vornübergekippt, hätte Ulrich ihn nicht nach hinten gezerrt. Die Hände am Rücken gefesselt, den Kopf auf die Brust gesackt, harrte der Alte, ohne zu jammern, auf sein Ende.

      Ulrich stellte sich hinter sein Opfer, ergriff einen Baseballschläger, holte aus und schlug mit aller Kraft auf den Kopf des Alten. Die Wucht des Aufpralls ließ die Schädeldecke wie die Schale einer Walnuss auseinanderplatzen. Erstaunlicherweise fiel der Alte nicht zur Seite. Nach wie vor kniete er, während sich sein weißes Haar durch eine dunkelrote Masse verklebte.

      Der zweite kraftvolle Hieb besiegelte das Ende des Alten. Dagobert, wie er sich gern genannt hatte, war hingerichtet.

      Der Schwur

      Es stank nach fauligem Obst und Urin. Seinem Urin. Vorsichtig versuchte er sich aufzurichten, sackte allerdings des stechenden Schmerzes in seiner rechten Hand wegen in sich zusammen. Erneut stützte Rodrigo Ramirez sich ab, dieses Mal mit der linken Hand, an der, im Gegensatz zur rechten, noch alle fünf Finger vorhanden waren.

      Kaum auf den Beinen, versank sein Fuß inmitten der schwarzen, nassen Müllbeutel, was ihn umknicken und auf die Knie fallen ließ. Schweißverklebtes Haar verfing sich in seinen Wimpern, hinderte ihn, die verschwollenen Augen ganz zu öffnen. Blinzelnd nahm Rodrigo nur schemenhaft die Umgebung wahr.

      Abermals rappelte er sich zittrig auf, stolperte ein paar Schritte, bis er seitlich Halt an der kalten Steinmauer fand. Nachdem er seine schweißnassen Haarsträhnen mit dem Unterarm aus dem Gesicht gewischt hatte, erkannte er im Mondlicht Reifenspuren im Schnee, die der Van auf der schmalen Zufahrt zum Hinterhof hinterlassen hatte.

      Humpelnd tastete er sich an der Mauer den Zufahrtsweg entlang, während sein hektischer Atem kleine Nebelschwaden ausstieß. Als er aus dem Hinterhof hinaustrat, fand er sich an einer kleinen, nur spärlich beleuchteten Seitenstraße wieder. Da stand er nun und obgleich die Wunde des fehlenden Mittelfingers höllisch schmerzte, erfüllte ihn ein bis dahin nicht gekanntes Glücksgefühl. Er hatte überlebt. Tatsächlich hatten sie ihn am Leben gelassen, trotz der Drohungen, trotz der Misshandlungen und der Verstümmelung. Er lebte, sog die kalte Winterluft tief in seine Lungen und stolperte durch den vom Mond hellblau schimmernden Schnee. Nichts hatte er, Rodrigo, verraten, immer nur heulend wiederholt, was für ein Abschaum er selbst doch sei, ein Junkie, der jeden verdienten Cent in Scheißdrogen investierte.

      Vornübergebeugt, beide Hände auf die Oberschenkel gestützt, verharrte er einige Minuten – während die Bilder der vergangenen Tage wie ein Stummfilm auf seiner Netzhaut flimmerten: Sie hatten ihn verhört, tagelang, geschlagen, verstümmelt, als plötzlich einer seiner Peiniger telefonierte. Nachdem das Gespräch geendet hatte, gab dieser den beiden anderen Anzugträgern ein knappes Zeichen. Abermals stülpten sie ihm die nach Chemikalien stinkende Kapuze über den Kopf und erneut wurde er in einen Van geladen, jenen, in dem er – vor wie vielen Tagen eigentlich? – verschleppt worden war. Wo brachten sie ihn jetzt hin? Würde er am Leben bleiben? Jeden Moment rechnete Rodrigo damit, dass man ihn aus dem Wagen warf, um ihn dann mit einem kurzen Schuss in den Hinterkopf zu exekutieren. Als der Van СКАЧАТЬ