EMP. Andrea Ross
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Название: EMP

Автор: Andrea Ross

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783967525298

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СКАЧАТЬ überdies das Gespräch zweier Soldaten mitangehört, die sich eifrig darüber austauschten, dass die Bundeswehr zumindest über einzelne puristisch gebaute Jeeps verfügt, die einwandfrei funktionieren. Außerdem gedenkt man offensichtlich ausrangierte Museums-Panzer aus dem zweiten Weltkrieg zu reaktivieren, um die Straßen damit frei zu räumen. Schließlich blockieren überall noch die mitten in der Fahrt liegen gebliebenen Autos, Busse und Lastwagen die Zufahrtswege.

      »Das ist doch schon mal besser als gar nichts!«, brummte Peter und bat Gruppe 3 um ihren Bericht. Klaus holte tief Luft und erzählte, wie er mit seinem Mustang auf verschiedenen Strecken versucht hatte, ohne Blechschaden aus der Stadt zu kommen, zunächst aber ohne Erfolg.

      Viel zu viele aufgegebene Fahrzeuge stehen auf den Straßen herum und verhindern ein Durchkommen. Schweren Herzens musste Klaus deshalb seinen liebevoll restaurierten Mustang über unebene Feldwege holpern lassen, ansonsten hätte er die Mission von vorneherein abbrechen müssen.

      Sie kamen nach einigen Umwegen und Irrfahrten durch den Wald bis nach Kulmbach und erfuhren in unserer Nachbarstadt im Grunde nicht mehr, als wir ohnehin schon wussten: Man geht auch dort von einem EMP aus, hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll und ob nur ein begrenztes Gebiet von den Auswirkungen betroffen ist. Kulmbach hat es jedenfalls auch erwischt.

      »Na schön, dann müssen wir wohl geduldig abwarten, ob Informationen von weiter draußen irgendwann bis hierher durchdringen!«, resignierte Peter.

      »Aber wenigstens habe ich gute Neuigkeiten für euch! Mit der Gruppe 4 habe ich ein paar nützliche Gegenstände aufgetrieben. Ihr müsstet euch nur schnell mit dem Gedanken anfreunden, dass wir künftig aus praktischen Gründen in einer Art Camp leben sollten, wo Privatsphäre nicht mehr allzu groß geschrieben wird!« Peter erklärte uns, dass Klaus morgen mit seinem Mustang eine ganze Menge an Ausrüstungsgegenständen abholen könne. Seine Schwester führe nämlich in Erlangen ein kleines Geschäft für Besucher von Mittelaltermärkten, die sich dort an der historischen Lebensweise orientieren, in einfachen Gewändern herumlaufen und ein paar vorsintflutliche Tage ohne technische Hilfsmittel verbringen wollen. Sie habe einfach alles im Angebot, was man für ein Überleben ohne Strom benötige. Weil ihr Ladengeschäft in Erlangen jedoch sehr klein sei, lagere sie zu unserem Glück vieles hier in Bayreuth in einer geräumigen Garage, welche einem gemeinsamen Freund gehöre.

      »Nun ja, und dort bin ich vorhin zu Fuß mit der Gruppe 4 gewesen. Wir haben das Schloss aufgebrochen und neugierig nachgesehen, was das Lager an Brauchbarem enthält. Ich bin vollkommen sicher, dass meine Schwester hiermit einverstanden wäre, wenn sie davon wüsste. Bis nach Erlangen zu fahren, um sie vorher zu fragen, hätte sie uns sowieso nicht zugemutet. Neuerdings ist das eine halbe Weltreise!

      Was soll ich euch sagen? Früher habe ich jeden belächelt, der freiwillig dieses archaisch anmutende Zeug benutzte; oft erzählte meine Schwester begeistert witzige Anekdoten. Zum Beispiel, wie sie sich während der Mittelalter-Camps im Wald selber Donnerbalken bauten und sich den Hintern mit Blättern säuberten. Ich hielt das für eine amüsante Vorstellung, wie sie da alle aufgereiht sitzen und ihr Geschäftchen erledigen.

      Aber jetzt? Wir sind selber nicht mehr weit von solchen Handlungsweisen entfernt, nicht wahr?«, schmunzelte Peter.

      Klaus meldete sich zu Wort. »Und was genau wäre da morgen abzuholen? Brauche ich den Hänger?«

      »Kann nicht schaden!«, nickte Peter. »Wir holen uns einen riesigen Kochkessel samt dreibeiniger Aufhänge-Vorrichtung, Feuerkörbe, einen Badezuber nebst großen Holzeimern, zerlegbare Zelte und ein paar andere Kleinigkeiten, wie zum Beispiel wärmende Schaffelle.«

      »Zelte und Badezuber? Wozu brauchen wir das denn, wir haben doch alle Wohnungen mit Badewannen? Und selbst wenn wir uns dazu entschließen sollten, hier in einer Gemeinschaft zu leben – ein festes Dach über dem Kopf, Teeküchen und ein bisschen Komfort hätten wir dann auf jeden Fall!«, warf die Vorzimmerdame des Steueramts verwundert ein. »Da müssen wir doch nicht leben wie unzivilisierte Wilde!«

      Peter seufzte; er schätzt es nämlich überhaupt nicht, wenn jemand sich beharrlich weigert, selbst nachzudenken und das Offensichtliche zu erkennen. Er fügte sich ins Unvermeidliche und erklärte dieser und anderen verwöhnten Damen, dass sich die Situation schon bald erheblich zuspitzen werde, wenn der Kampf ums Überleben erst voll in Gang kommt.

      Er kündigte an, dass seiner Ansicht nach die Straßen bereits in Kürze nicht mehr sicher betreten werden können. Dass die Anarchie Einzug halten wird, auch im sonst eher beschaulichen Bayreuth.

      Einzelpersonen, die nicht über passende Ausrüstung verfügen, würden dann die ersten sein, welche in dieser rabiateren Gesellschaft über Bord gehen; daher müsse man vorausschauend planen. Selbstverständlich werde man versuchen, zunächst in festen Gebäuden Quartier zu beziehen. Falls es in der Stadt aber zu gefährlich werde, dann sei es schlauer, sich mitsamt den Zelten in die Wälder zu verfügen. Fast wie Robin Hood!«, fügte er augenzwinkernd hinzu.

      Die Sekretärin sah betreten auf ihre lackierten Fingernägel und schwieg, mühsam die Tränen zurückhaltend. Ich glaube, am heutigen Sonntag haben manche erst begriffen, wie sehr dieser EMP ihr gewohnt behäbiges Leben umgekrempelt hat.

      Auch ich stehe vor einem neuen Problem. Die letzten sechs meiner Teelichter sind fast komplett heruntergebrannt, schon flackern die winzigen Flämmchen im verzweifelten Versuch, nicht im restlichen Wachs zu ersticken. Ich werde morgen früh weiterschreiben müssen, wenn ich meine Augen nicht ruinieren will. Meine beiden dicken Stumpen-Kerzen benötige ich leider für andere Zwecke, zum Beispiel, wenn ich nachts aufstehen muss. Ich hatte nie Angst vor der Dunkelheit, auch als Kind nicht.

      Aber verglichen mit heute erscheint mir der Gedanke an die Nächte vor dem EMP fast unwirklich, weil die Stadt auch nachts voller Licht und Leben gewesen war. Jetzt herrscht tiefste Finsternis, und mit ihr kommen lähmende Ängste hoch, die ich bisher nicht gekannt habe. Deshalb brauche ich die Gewissheit, Kerzen zur Hand zu haben, falls ich mich gar zu sehr ängstige.

      Es ist schon merkwürdig, wie schnell der Mensch sich auf neue Gegebenheiten einstellen kann, wenn er dazu gezwungen ist. Mir kommt mein früheres bequemes Leben jetzt schon wie ein fadenscheinig gewordener Traum vor, wie ein romantisch verklärtes Fatum Morgana.

      Hat sich dieser schicksalsträchtige EMP tatsächlich erst vor wenigen Tagen ereignet? Wir alle haben satt und dekadent in einer höchst fragilen, trügerischen Sicherheit gelebt, und haargenau das wird vielen von uns jetzt zum Verhängnis.

      *

      Bevor ich nachher wieder zum Rathaus hinüberradle, schreibe ich schnell noch kurz die restlichen Ergebnisse des gestrigen Tages auf. Es reicht, wenn ich dort erst nach der Rückkehr von Peter und Klaus eintreffe; vielleicht kann ich dann ein bisschen dabei helfen, die sperrigen mittelalterlichen Gebrauchsgegenstände aus dem Auto zu wuchten und im Foyer des Rathauses einzulagern. Wer hätte jemals daran gedacht, dass sich die Eingangshalle dieser Behörde eines Tages zur Kommandozentrale einer aus Kollegen wild zusammengewürfelten Überlebensgemeinschaft mausern wird?

      Wir können wahrscheinlich sowieso von Glück reden, dass sich die hochdotierten Chefs eher beim Rathaus I in der Innenstadt blicken lassen, um sich ordentlich wichtig zu machen, anstatt hier in der Außenstelle aufzuschlagen. Deshalb kommt uns wenigstens niemand in die Quere, der etwas dagegen haben könnte, dass wir hier campieren oder behördenuntypische Dinge lagern wollen. Ich hoffe, dass dies weiterhin so bleiben wird.

      Zum Frühstück gab es heute eine kleine Dose Champignons, geschnitten, III. Wahl. So steht es auf dem Etikett. Nie hätte ich diese Dinger normalerweise pur gegessen, doch vorhin habe ich sie in Windeseile gierig verputzt, einfach aus der Dose heraus.

      Was СКАЧАТЬ