Название: Es war einmal ein kleines Mädchen ...
Автор: Brooke Shields
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783854454823
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Didi brachte schließlich meine erste Halbschwester, Marina, zur Welt, als Diana und ich sieben und sechs Jahre alt waren. Stellt euch doch bitte mal vor, wie sehr ich mich darüber freute, nun eine ältere Schwester zu sein und ein Baby zum Spielen zu haben! Ich hätte mir gewünscht, dass Mom noch ein Kind bekommen hätte, aber das war nicht möglich. Ich kann mich noch vage daran erinnern, wie sie ins Krankenhaus musste und sich einer „Frauenoperation“ unterzog. Ich schlug vor, dass wir ein Baby adoptieren könnten: „Hol doch einfach eines aus dem Findelhaus.“ Ich wollte zwar nicht, dass sie mit einem Mann zusammen war, doch wollte ich sehr wohl ein kleines Geschwisterchen. Nun hatte ich endlich eines und Mom war damit vom Haken.
Im Laufe der Jahre fingen Diana und ich an, immer mehr Zeit miteinander zu verbringen und hemmungslos gemeinsam zu lachen. Diana baute auch eine ziemlich enge Bindung zu meiner Mutter auf und Mom stellte uns oft als ihre beiden Töchter vor. Das ist doch mal unkonventionell! Didi schien keine Probleme damit zu haben, dass ihre Erstgeborene Zeit mit der Exfrau ihres Ehemanns verbrachte. Sie erlaubte Diana, sehr viel Kontakt zu uns zu haben und sich oft in unserem vergleichsweise kleinen Apartment in der Seventy-Third Street aufzuhalten. Später durfte sie sogar mit Mom und mir überall auf der Welt herumreisen. Diana und ich wurden zu äußerst innigen Freundinnen und meine Mom liebte uns beide. Alle involvierten Parteien schienen unsere Zweisamkeit zu unterstützen. Zu dritt wurden wir zu einem echten Team, wovon alle profitierten. Diana vertraute meiner Mutter, die sie wiederum aufrichtig liebte. Ich hatte nun eine Vertraute, der ich mein Herz ausschütten konnte. Während der Zeit, die Diana mit meiner Mutter und mir verbrachte, schien es, als würden wir nur Spaß haben und lachen.
Bald zogen Dad und Didi ans nördliche Ende von Long Island, da sie sich ein wunderschönes Haus in einer Gegend namens Meadowspring gekauft hatten. Das Haus war riesig und der Garten groß. Ich teilte mir bei meinen Besuchen das Zimmer mit Diana. Tom und Marina hatten ihr jeweils eigenes Zimmer.
Über die nächsten sieben Jahre hinweg sollten sich kleine Mädchen zur wachsenden Kinderschar hinzugesellen – zuerst war Cristiana und dann noch Olympia „das Baby“.
Manchmal blieb Diana in der City bei Mom und mir. Wir drei fuhren durch die Gegend in unserem silbernen Cabrio, mit offenem Verdeck, und aßen Kirschen oder Pfirsiche vom Obststand. Wir parkten vor Dads Büro, hörten laut Radio und warteten auf meinen Vater, der Diana dann wieder nach Long Island mitnahm. Es erinnerte alles ein wenig an damals, als Mom Dad gerne vor seinem alten Bürogebäude auflauerte. Mittlerweile zielte das Ganze ein wenig mehr darauf ab, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Man stelle sich ein altes, silbernes Cabrio vor, das Verdeck offen, laute Musik und Gelächter darin, das vor einem Bürogebäude voll mit Investmentbankern und Firmenbossen in der Park Avenue parkt.
Manchmal nahm Dad uns beide und manchmal nur Diana mit. Ich verbrachte viele Wochenenden auf Long Island mit Dads Familie und begleitete sie auch in die Frühlingsferien auf die Bahamas. Ich führte zwei völlig unterschiedliche Leben und hatte anscheinend keinerlei Probleme vom einen ins andere und wieder zurück zu wechseln. Bei meinem Dad herrschte Ordnung und Routine und wir alle verhielten uns dementsprechend. Es gab drei Mahlzeiten am Tag, die immer zu ungefähr denselben Tageszeiten serviert wurden. Die Kinder wuschen sich vor dem Essen und aßen oft gemeinsam mit der Nanny. Während der Dinnerpartys speisten die Erwachsenen im Esszimmer und die Kinder in der großen Küche. An Abenden, an denen Dad erst spät von der Arbeit aus Manhattan zurückkehrte, richteten ihm Didi oder die Nanny einen Teller her, den er sich dann später aufwärmen konnte. Es gab nicht viele Überraschungen. Am Ende eines Tages konnte man meinen Dad immer in seinem Arbeitszimmer vorfinden, wo er vor der Glotze saß. Die Schlafenszeit war in Stein gemeißelt und nur spätabendliches Geflüster hielt einen vom Schlafen ab.
Im krassen Kontrast dazu gab es bei meiner Mom keine festen Essenszeiten. Wir aßen oft in chinesischen oder italienischen Restaurants und später als für Kinder üblich. Es gab nur selten einmal ein warmes Frühstück. Stattdessen gingen wir in einen Feinkostladen an der Ecke, um ein Brötchen mit Butter zu essen, Kaffee zu trinken und Zeitungen wie die Daily News und die New York Post zu lesen. Wir lasen uns gegenseitig unsere Horoskope vor und genossen den Geschmack von gesüßter Butter auf dem Brötchen. Es war immer perfekt knusprig außen und weich innen. Mein Kaffee bestand vorrangig aus Milch und Zucker, aber ich liebte es, mit „Das Übliche, bitte!“ bestellen zu können.
So sah unsere Routine aus und wir liebten es. Bei Mom hatte ich nie eine Nanny und nur selten einmal einen Babysitter. Mom und ich gingen gemeinsam ins Kino und zu Vorstellungen abseits des Broadways. Wir blieben lange wach und mitunter wachte ich nicht rechtzeitig auf, um pünktlich in der Schule zu sein.
Aber wenn wieder ein Besuch bei meinem Dad auf dem Programm stand, freute ich mich über die Abwechslung, denn ich liebte es, Zugang zu unterschiedlichen Lebensstilen zu haben. Die Struktur, die die Welt meines Dads mir bot, war eine unglaubliche Entlastung angesichts der abenteuerlichen und bohemehaften Lebensweise, der ich mit meiner Mutter folgte. Gleichermaßen waren der Mangel an Routine und die Spontanität, welche das Leben mit meiner Mom charakterisierten, eine willkommene Atempause vom Alltag unter dem Dach meiner Stiefmutter.
Diese Dualität sollte später jedoch für Komplikationen sorgen. Wo gehörte ich hin? Es war so, als würde ich zwei verschiedene Leben führen. Das Umfeld, das mein Vater bereitstellte, war die Antithese zu jenem, in dem ich mit meiner alleinstehenden Mutter lebte.
Obwohl ich mich stets auf das geordnete Leben, das ich im Hause meines Vater erfuhr, freute und außerdem wusste, wie sehr ich als Familienmitglied akzeptiert war, fühlte ich mich meiner eigenen Mutter jedoch so eng verbunden, dass meine Stiefmutter für mich nie irgendeine Art von Mütterlichkeit symbolisierte. Ich warf einmal Eis in das Hemd unserer englischen Nanny, flüchtete dann und fiel hin, wobei ich mir mein Knie aufschnitt. Ich wurde ins Krankenhaus gebracht und musste definitiv genäht werden. Didi begleitete mich, als ich auf ein Bett gelegt wurde, um diese Prozedur zum ersten Mal in meinem Leben über mich ergehen zu lassen. Sie versuchte mir warmherzig die Hand zu halten, während mich der Arzt zusammenflickte, aber ich wehrte sie ab. Ich hielt mich mit einer Hand an der Seite des Bettes und mit der anderen an einem Büschel Haare auf meinem Hinterkopf fest und sagte trotzig: „Nein, danke. Du bist nicht meine Mutter.“
Ich hatte nichts gegen meine Stiefmutter – nicht im Geringsten – oder dagegen, dass mein Dad wieder geheiratet hatte. Jedoch fühlte ich mich ihr einfach nicht nahe. Ich stellte klar, dass niemand im Universum meine Mutter ersetzen könnte. Und mit allem gebührenden Respekt muss ich sagen, dass Didi das auch nie versuchte. Meine Stiefmutter war komplett das Gegenteil zu meiner Mom. Sie war winzig, systematisch und hatte auch nie einen Hang zum Drama. Sie glaubte an Protokolle und Listen. Sie war sehr penibel und ordnete sogar ihre Gewürze nach dem Alphabet. Ich versuchte alles, um sie aus dem Konzept zu bringen. Es war das Größte für mich herumzuschreien, bis sie in die Küche gerannt kam, in Sorge, ob ich mir wieder wehgetan hätte, nur um sie dann danach zu fragen, ob der Cayenne-Pfeffer nun unter „C“ oder „P“ einzuordnen wäre.
Sie roch immer gut und kümmerte sich selbst um ihre Nägel. Ich konnte oft den Nagellack vom anderen Ende des Flurs riechen und wusste stets, dass sie sich für einen subtilen Farbton entscheiden würde. Ich hingegen achtete darauf, dass meine Nägel schwarz lackiert waren, wenn ich zu Besuch kam. Didi trug immer zahlreiche Armreifen und Halsketten. Bis heute denke ich an Didi, wenn ich das Geklimper von Halsketten höre.
Im Gegensatz dazu war meine Mutter extravagant, unorganisiert und verursachte oft Chaos. Sie war regelmäßig ungestüm, trank und fluchte wie ein Bauarbeiter, sie trug feuerroten Lippenstift СКАЧАТЬ