Virginia und der ehescheue Graf. Barbara Cartland
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Название: Virginia und der ehescheue Graf

Автор: Barbara Cartland

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

isbn: 9781788674683

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СКАЧАТЬ sein, daß er an diesem Tag so geistesabwesend und schwierig war. Und deshalb hatte selbst der Sieg seines Pferdes ihn nur so wenig erfreuen können!

      Es war Lord Yaxley allerdings schon vor einiger Zeit aufgefallen, daß der Earl sich zu seinem Nachteil verändert hatte. Und Genevieve allein konnte eigentlich daran nicht die Schuld tragen.

      Irgendetwas bedrückte den Freund. Auch sein hoher gesellschaftlicher Rang und sein sprichwörtliches Glück bei allem, was er anpackte, vermochten ihm nicht das innere Gleichgewicht wiederzugeben.

      »Osric ist in Ordnung«, sagte Lord Yaxley halblaut vor sich hin und schloß die Tür des Zimmers hinter sich. »Er langweilt sich. Ihm fehlt die wirkliche Herausforderung. Er braucht einen echten Ansporn, ein Ziel!«

      Der Freund besaß ein sagenhaftes Vermögen. Lag hier vielleicht die Wurzel allen Übels? Er war so reich, daß es einfach nichts gab, was er sich mit Geld nicht kaufen konnte.

      Pferde, Frauen, Immobilien, Kleinodien - für den Earl bedeutete es kein Problem, alles, was er sich wünschte, auch zu besitzen.

      Vielleicht war es der Erfolg im Übermaß, der ihn oft so zynisch und gefühllos erscheinen ließ.

      Inzwischen war es so weit gekommen, daß er sich auch seinen Freunden gegenüber äußerst hart und ablehnend verhielt.

      Die innere Unzufriedenheit spiegelte sich deutlich auf seinen Zügen, die von Tag zu Tag verschlossener wurden.

      Es war fast unmöglich, sich einen Mann vorzustellen, der besser aussah als der Earl. Aber selbst, wenn er einmal lächelte - was immer seltener vorkam - wich der zynische, gelangweilte Ausdruck nicht aus seinem Gesicht.

      Dabei ging im Leben des Earl eigentlich alles nach Wunsch.

      Er erwartete von seinen Dienern und Angestellten äußerste Sorgfalt und Perfektion in der Ausführung ihrer Pflichten. Und es kam höchst selten vor, daß er einmal eine wirkliche Enttäuschung erlebte.

      Das Gleiche galt auch von den Agenten, Verwaltern, Sekretären und Anwälten, die er beschäftigte. Alle diese Leute waren äußerst fähige und qualifizierte Mitarbeiter, auf die er sich hundertprozentig verlassen konnte.

      »Er ist einfach zu reich«, murmelte der Lord, und noch bis in den Schlaf hinein beschäftigte ihn die Frage, wie dem Freund zu helfen sei.

      *

      Am nächsten Tag fuhren die beiden Freunde nach dem morgendlichen Rennen in die Stadt zurück.

      Der Earl lenkte eigenhändig den leichten, vierrädrigen Kutschwagen, der von zwei feurigen Gespannpferden gezogen wurde.

      Der Earl war ein hervorragender Kutschierer, und sie legten die Strecke buchstäblich in Rekordzeit zurück.

      Als sie vor dem Portal des Helstone Hauses in der Piccadilly Street eintrafen, sagte Lord Yaxley: »Sehen wir uns heute Abend zum Dinner? Soweit ich mich erinnere, haben wir beide von den Devonshires eine Einladung bekommen.«

      »So?« Die Stimme des Earl klang gleichgültig. »Falls das der Fall ist, wird mein Sekretär den Termin notiert haben.«

      »Übrigens, da fällt mir ein,« meinte Lord Yaxley, »wirst du während des Derbys in Epsom wieder bei Lady Chevington wohnen?«

      »Ich glaube, ich habe ein Einladung von ihr erhalten«, gab der Earl zur Antwort.

      »Und? Hast du vor, die Einladung anzunehmen?«

      Sekundenlang herrschte Schweigen.

      Der Earl brachte die Pferde zum Stehen, dann sagte er: «Warum nicht? Ihr Haus liegt äußerst bequem, ganz in der Nähe des Rennplatzes, und ihre Partys sind auch akzeptabel.«

      »Dann könnten wir ja zusammen dorthin fahren«, sagte Lord Yaxley. »Würdest du so nett sein, mich mitzunehmen? Natürlich nur, falls du keine anderen Pläne hast.«

      »Es wird mir ein Vergnügen sein, Willoughby.«

      Nachdem die beiden Männer sich voneinander verabschiedet hatten, brachte ein Kutscher des Earl Lord Yaxley zu dessen Wohnung, die nur zwei Straßen vom Helstone-Haus entfernt lag.

      Der Earl schritt durch die Halle und betrat die Bibliothek.

      Einen Augenblick später erschien sein Sekretär, Mr. Grotham, und verneigte sich.

      »Was liegt an, Grotham?« fragte der Earl.

      »Eine große Anzahl von Einladungen, Mylord. Doch damit möchte ich Sie jetzt nicht behelligen. Außerdem kamen einige Briefe. Ich habe sie auf Ihren Schreibtisch gelegt.«

      Der Earl ging zu seinem Schreibtisch und nahm in dem bequemen Ledersessel Platz. Auf der Schreibunterlage fand er vier Kuverts, deren Adressen offensichtlich von weiblicher Hand geschrieben waren.

      Mr. Grotham öffnete niemals ein Schreiben, das seiner Meinung nach eher persönlichen Charakter besaß. Die Jahre im Dienste Seiner Lordschaft hatten die Augen des Sekretärs geschärft. Und es passierte eigentlich nie, daß er die Handschrift einer Dame einmal nicht auf Anhieb erkannte.

      Mit einem Blick sah der Earl, daß drei der Briefe von Lady Genevieve stammten. Die schwungvollen, ein wenig ausufernden Schriftzeichen ließen daran überhaupt keinen Zweifel.

      Während der Earl niederblickte, verengten sich seine Lippen zu einer harten Linie.

      Er war nicht mehr auf die Angelegenheit zurückgekommen, die Lord Yaxley und er in der vergangenen Nacht besprochen hatten. Aber die Empörung, die ihn bei der Auskunft des Freundes ergriffen hatte, war noch nicht abgeklungen.

      Wie konnte Genevieve es versuchen, so fragte er sich, ihn mit dem ältesten und billigsten Trick der Welt einzufangen? Und wie konnte er solch ein Narr sein und auch nur einen Augenblick lang annehmen, daß Genevieve ihm die Wahrheit sagte!

      Als die Affäre mit Lady Genevieve begann, hatte er nicht im mindesten an etwas Ernsthaftes gedacht. Was ihm vorschwebte, war die zwanglose Verbindung zweier aufgeklärter Menschen, die mit den entsprechenden Spielregeln vertraut waren.

      Daß Genevieve sich in ihn verliebt hatte, wie sie unablässig beteuerte, beeindruckte ihn nicht im mindesten. Ärgerlich war nur, daß sie glaubte, ihre Gefühle unbedingt an die große Glocke hängen zu müssen.

      Anfangs hatte der Earl die junge Witwe begehrenswert gefunden. Sie übte eine ungewöhnliche Faszination auf ihn aus. Noch nie in seinem Leben war er einer Frau mit einer solchen Leidenschaft und mit einem solchen Feuer begegnet.

      Sie vermochte es, einem Mann alle Wonnen der Liebe zu schenken. Dafür revanchierte er sich mit Brillanten und Rubinen, führte sie in die exklusivsten Restaurants und beglich widerspruchslos die astronomischen Rechnungen, die ihm von den verschiedenen Modesalons in der Bond Street zugeschickt wurden. Außerdem hatte er ihr eine Kutsche geschenkt, und die Pferde, die sie zogen, riefen den Neid all ihrer Freunde hervor.

      Doch nie nicht einmal einen Moment lang war der Earl auf die Idee gekommen, Lady Genevieve Rodney zu heiraten.

      In seinen Augen war sie der Typ von Frau, der wie er aus eigener Erfahrung wußte einfach nicht imstande war, ein ganzes Leben einem einzigen Mann die Treue zu halten. Weder ihrem Gatten noch ihrem Liebhaber.

      Der СКАЧАТЬ