Название: Atlan 74: Das Imperium der Gauner
Автор: Kurt Mahr
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Atlan classics
isbn: 9783845339481
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Sonnef nahm allen Mut zusammen.
»Doch, Sie können!«, behauptete er. »Probieren Sie's nur mal aus.«
Eine Sekunde lang herrschte Schweigen. Dann kam von neuem Phoras' Stimme, gefährlich ruhig:
»Wollen Sie mir Vorschriften machen?«
Sonnef entschloss sich, seinen einzigen Trumpf auszuspielen. Bevor er sich auf die Reise nach Satisfy machte, hatte er sich über Phoras von Chatron und seinen Hintergrund eingehend erkundigt. Dabei hatte er ein paar Gerüchte gehört, die auf Wahrheit beruhen mochten oder nicht – jedenfalls befand sich dabei eine Episode, in der Phoras erheblich belastet wurde. Er hatte einen Geschäftspartner, Salisak Throon, betrogen und dann ausgebootet. Throon war seitdem verschwunden, und man munkelte, dass Phoras vor dem Augenblick zitterte, in dem er wieder auftauchte und mit dem auspackte, was er über den Akonen wusste.
»Ich will Ihnen keine Vorschriften machen«, antwortete Sonnef mit fester Stimme. »Ebenso wenig wie ich Ihnen vorschreiben will, wie Sie die Affäre Salisak Throon handhaben sollen.«
Abermals trat eine kurze Stille ein. Dann kam Phoras' Befehl:
»Kommen Sie rein!«
Das Wiesel lächelte der hübschen Akonin triumphierend zu, dann trat er durch eine Tür, die sich unversehens zu seiner Rechten geöffnet hatte. Er kam in einen verschwenderisch ausgestatteten, großen Raum, der von einem riesigen Tisch beherrscht wurde, der in der Mitte des Zimmers auf sechs kunstvoll geschnitzten, säulenartigen Beinen ruhte und von zwölf leger arrangierten Sesseln umgeben war. In einem der Sessel ruhte Phoras von Chatron, eine imposante Gestalt mit der Figur eines olympischen Ringers und einem scharf und kühn geschnittenen Gesicht, das Härte ausdrückte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Sonnef, dass sich noch ein zweiter Mann im Raum befand. Er saß im Hintergrund, und Sonnef erinnerte sich später an nicht mehr, als dass er klein und unscheinbar gewesen sei und langes, strähniges graues Haar bis auf die Schultern hinab trug.
Die Tür schloss sich hinter Sonnef.
»So!«, sagte Phoras von Chatron, und die Art, wie er es sagte, erweckte in Sonnef den Verdacht, dass es nicht klug gewesen sei, seinen vermeintlichen Trumpf auszuspielen.
»So!«, wiederholte der Akone. »Sie haben also Ideen, wie ich den Fall Salisak Throon besser hätte handhaben können.«
»Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Sonnef. »Im Gegenteil: Ich betonte ...«
Er unterbrach sich, als der Akone aufstand und ihm näher kam. Phoras von Chatron war an die zwei Meter groß und damit äußerst muskulös. Gegen ihn war Sonnef ein hilfloser Zwerg.
»Ich will Ihnen was sagen«, grinste der Akone gehässig. »Damit erfahren Sie was, was außer mir und ein paar Vertrauten noch niemand weiß. Ich habe die Affäre Throon mit allerhöchstem Wirkungsgrad gehandhabt. Salisak Throon ist tot!«
Sonnef schluckte.
»Und jetzt kommen wir zu Ihnen«, dröhnte Phoras von Chatron, »einem kleinen Gauner, der glaubt, er könne mich mit halbverdauten Informationen über Salisak Throon erpressen.«
Er stand jetzt unmittelbar vor dem Wiesel und streckte den rechten Arm aus. »Wissen Sie, was ich von solchen Leuten halte und wie ich mit Ihnen verfahre?«, grinste er. »Nein? Sie wissen es nicht? Passen Sie auf.«
Ehe Sonnef sich's versah, hatte der Akone ihn am Kragen gepackt. Wie von Zauberhand bewegt, öffnete sich die Tür, durch die er vor wenigen Augenblicken hereingekommen war, und das Wiesel flog, wie von der Gewalt einer nuklearen Treibladung angetrieben, durch die Öffnung ins Vorzimmer, prallte gegen die Wand und blieb benommen liegen. Hinter sich hörte er das dröhnende Gelächter des Akonen, bis sich die Tür wieder schloss.
Die hübsche Akonin bedachte das hilflose Häufchen Mensch, das ihr fast zu Füßen lag, mit einer Mischung aus Mitleid und Spott. Sonnef, nachdem er die Benommenheit von sich abgeschüttelt hatte, raffte sich auf und verließ ohne ein weiteres Wort die ungastlichen Gefilde.
Unten im Foyer begegnete er Karrel Mottang zum zweiten Mal. Der Wächter schien ihm anzusehen, dass sein Unternehmen nicht erfolgreich gewesen war. Er winkte das Wiesel beiseite.
»Den Herrn und Meister kennen gelernt?«, fragte er halblaut.
Sonnef nickte nur. Die Wut presste ihm die Zähne aufeinander. »Ja – das ist so eine ganz besondere Klasse Mensch. Ich könnte Ihnen da Sachen erzählen ...«
Sonnef wurde hellhörig.
»Über Ihren eigenen Chef?«, fragte er ungläubig.
Mottang zuckte mit den Schultern.
»Was heißt das schon! Loyalität zieht's dorthin, wo das Geld und die Anerkennung sind. Und von beiden ist hier herum wenig zu spüren.«
Sonnefs größte Begabung war, eine verbündete Seele rasch zu erkennen.
»Mir können Sie sich ruhig anvertrauen«, meinte er im Tonfall eines Mannes, dem der jüngere Bruder soeben gestanden hat, dass er sich in Schwierigkeiten befand. »Vielleicht lässt sich sogar was daraus machen.« Seine Augen begannen zu leuchten. »Ich bin Spezialist in solchen Dingen!«
Mottang musterte ihn eine Sekunde lang, dann traf er seinen Entschluss. »Also gut«, sagte er im verhaltenen Tonfall des Verschwörers. »Wir wollen's mal miteinander versuchen?«
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